Als ich in das Haus einzog, nahm ich mir vor, dass ich jeden Tag drei Dinge aus dem Haus schaffe. Das habe ich bisher immer gut hinbekommen, meistens waren es eher fünf. Allerdings, wenn ich sehe, wie viel Kram da lagert, ist das einfach zu wenig. Ich wollte das gerne noch schaffen, bevor ich sterbe.
Ich habe mich darum gefragt, was passiert, wenn ich mir vornehme, jeden Tag eine Kiste voll Zeug rauszuschaffen? Ich dachte an die Größe eines Umzugskartons. Ziemlich viel. Vorgestern hatte ich die Idee und habe da auch tatsächlich sogar zwei Kisten voll rausgeschafft. Heute nicht ganz eine. Auf die Dauer ist dieses Tempo nicht zu halten, aber ich denke, ich schaffe mehr, wenn ich mir höhere Ziele gebe. Drei Teile, das ist wenig, wenn man bedenkt, wie viel Schrott hier noch herumliegt.
Am Freitag fahre ich mal wieder in die Stadt, und dort steht ein Tauschregal. Dort werde ich wieder einiges hinbringen können. Unter anderem einige Dinge, die sich bei Ebay seit einem Jahr nicht verkauft haben, auch nicht für 1 Euro. Und tschüß!
Das Entrümpeln ist sehr aufwändig durch die Blockade meiner Schwester, aber sie kann mich nur ausbremsen, nicht aufhalten!

Am Freitag wird endlich auch das Türschloss getauscht. Dann hat meine Schwester keinen Schlüssel mehr für mein Haus. Ich glaube nicht, dass sie hier ein und aus geht, wenn ich nicht da bin. Wegen Home Office bin ich sowieso ständig hier. Aber sie könnte es tun. Das fühlt sich nicht OK an, da sie mir ja nicht gut will. Sie würde mir auch keinen Schlüssel für ihre Wohnung geben.
Jedenfalls hoffe ich, dass der Handwerker wirklich kommt. Bisher waren ja meine Versuche des Schlosstauschs erfolglos gewesen, da war echt der Wurm drin.

Bücher... Nachdem ich für die Zeitschriften, Lebensmittel und Kleidung meiner Eltern eine Strategie habe, kann ich mir über die nächsten Punkte Gedanken machen: Bücher! Hunderte von Büchern lagern in diesem Haus, die meine Schwester behalten und angeblich noch lesen will. Sie hat aber bisher kein einziges mitgenommen, so dass klar ist, das mit dem Lesen ist nur ein Vorwand. Was aber bezweckt sie wirklich mit den Büchern? Aus meiner Sicht ist offensichtlich, dass sie damit ihr Revier markiert. In dem Zimmer, in dem sie früher gewohnt hatte, stand noch ihre ganze Reihe von Karl-May-Büchern, die sie nie mitgenommen hatte. Als ich vorschlug, sie könne sie mal mitnehmen, erklärte sie mir ganz fröhlich, die könnten doch da stehen bleiben und ich könne sie ja dann auch gerne lesen. Ich will die aber nicht lesen. Ich brauche das Zimmer als Arbeitszimmer und den Platz im Regal für meine eigenen Sachen. Ich packte darum Karl May in eine Kiste und steckte ihn in einen der Schränke, in denen ihre Sachen lagern. Eigentlich hatte es sich so angehört als seien ihr diese Bücher besonders wichtig. Darum wohl hatten unsere Elterrn die nie auf den Dachboden gepackt. Aber obwohl wir noch oft in diesem Zimmer waren, hat sie niemals die Bücher erwähnt oder vermisst. Es ging also NICHT um die Bücher. Es ging darum, hier Platz im Regal zu belegen.
Genauso auch im Wohnzimmer. Dort gibt es einige riesige Schrankwand voll Bücher. Die meisten davon hätten von mir aus weg gekonnt, damit ich Platz habe für meine eigene Büchersammlung. Aber fast alle von den Büchern, die ich wegtun wollte, will sie behalten und angeblich lesen. Da ich keinen Platz habe, um diese Bücher alle in Kisten zu packen und woanders hinzustellen, stehen sie immer noch dort. Ich räume momentan immerhin so viele in Kisten, dass ich meine eigenen Bücher aus den Umzugskartons holen kann. Ich sehe nicht ein, dass diese Schrottbücher Regalplatz belegen, während meine eigenen Bücher eingepackt bleiben.
Mir fiel neulich auf, dass meine Schwester weniger Schwierigkeiten damit hat, sich von Büchern zu trennen, die ich auf dem Dachboden gefunden oder irgendwo hergeschleppt habe. Die also sowieso momentan keinen festen Platz haben. Daraus schlussfolgere ich, dass es meiner Schwester mit ihrem "Ich will die Bücher behalten" vor allem darum geht, ihr Revier zu markieren und zu verhindern, dass sich in diesem Museum etwas ändert. Darum ist es sicher eine gute Strategie, dass ich die Bücher doch in Kartons packe und sehe, wo ich sie vorübergehend hinstelle. Kann gut sein, dass sie an ihnen dann genauso das Interesse verliert wie an ihrem angeblich geliebten Karl May. Beim Packen der ersten Kiste gestern dachte ich bei mir: "Was für Schrottbücher!" Wirklich, die würde man weder auf dem Flohmarkt noch bei Ebay los bekommen, selbst geschenkt nicht.
Ähnlich ist es, fürchte ich, auch bei der Kleidung meiner Eltern. Ich darf sie nicht spenden unter dem Vorwand, dass die doch mal Geld gekostet haben und ich sie darum verkaufen muss. Meine Schwester hat sich aber noch nie für die Einnahmen interessiert oder sich gefreut, wenn ich etwas zu einem besonders guten Preis verkauft habe. Ums Geld geht es ihr offensichtlich eben doch nicht, sondern eher darum, mich auszubremsen.