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Neues aus dem Horrorhaus
Joa, Frieden. Gern!
Was Familien angeht, kann ich bestätigen, dass sie oftmals feste Rollen grade für die Jüngeren einrichten, die überhaupt nicht nachvollziehbar sind. Ich nehme an, alles beruht auf Dingen, die man getan hat, bevor man drei Jahre alt wurde. Und natürlich auf der Ähnlichkeit mit Tante Else, die ja damals auch... 🙄
Hast du eigentlich mal versucht, deine Schwester zu bitten, sich einen Platz zu überlegen für die Dinge, die sie behalten will?
@Miranda
Schwester, give me five! Genau so ist es! Meine Mutter hat mir Fehler vorgeworfen, die ich als Kleinkind schon begangen habe.
U.a. hat mir meine Tante Folgendes erzählt: Wir waren zu dritt spazieren, meine Mutter, meine Tante und ich. Meine Mutter kam auf die glorreiche Idee, was auszuprobieren, bzw. mich auf die Probe zu stellen. Beide sind vorausgegangen, haben sich umgedreht und beide haben mich gerufen. Na, zu wem läuft das kleine Mädchen? Ich bin zu meiner Tante gelaufen. Daraufhin hat mir meine Mutter ständig hasserfüllt vorgeworfen, ich würde die Tante lieber mögen als sie. Genauso wie ihre Mutter damals schon. Immer hieß es, ich sei genau wie ihre Mutter. Der ganze Hass, den sie immer für ihre Mutter gehegt hatte, hat sie nun über mich ausgeschüttet. Ich hätte die tollste Tochter der Welt sein können, es hätte nichts mehr gut machen können.
Heute zu weiß ich, dass meine Mutter eine Borderlinerin ist. Borderliner brauchen immer einen Feind, den sie hassen und bekämpfen können, jemanden, der an ihrem versauten Leben schuld ist. Das war in ihrer Jugend ihre Mutter. Als sie heiratetet, versuchte sie, ihrem Mann diese Rolle zuzuschieben, aber der schlug dann einfach zu, damit sie die Klappe hält. Also musste ein wehrloserer Feind her, und das war ich dann. Mit mir konnte sie alles machen, was sie wollte und mich aus vollem Herzen hassen.
Zum Glück bin ich nicht ganz dumm und habe schon als Kind verstanden, dass das nichts mit mir zu tun hat. Meine Mutter hasste so gut wie alle Menschen. Nur mich hasste sie besonders, aber ich war halt auch so schön greifbar und wehrlos.
Jepp, neulich habe ich meine Schwester mal wieder gedrängt, sich zu entscheiden zwischen (a) Garage, (b) bezahltem Lager und (c) ihrem Keller. Das hätte ich mir eigentlich schenken können. Hätte sie (a) oder (b) gewählt, hätte ich das notfalls auch alleine umgesetzt. Sie staunt immer wieder neu über meine Tatkraft und Effizienz, während sie selbst Kleinigkeiten nicht hinkriegt. Ich habe schon gestoppt. Wenn sie die Verantwortung für etwas übernimmt, braucht sie genau drei Monate, bis sie es erledigt. Ich glaube, sie muss sich erst allmählich an den Gedanken gewöhnen, dass sie das tun soll. Ich machs einfach und fertig. Wenn sie z.B. (b) gewählt hätte, hätte ich einfach einen Raum gemietet, einen Mietwagen und Fahrer und dann hätten wir den Kram an einem Samstagnachmittag dort gehabt. Aber natürlich will sie (c). Wenn ich sie nach einem Zeitplan frage, wird sie aggressiv, verzweifelt, höhnisch, so dass klar wird, sie wird niemals ihren Keller aufräumen und ihr Zeug mitnehmen.
Ich habe jetzt mir was Neues ausgedacht, das funktionieren könnte. Die Frage "Wie bekomme ich diesen Messie dazu, den ganzen Kram auf ein Mal mitzunehmen?" ist vermutlich falsch gestellt. Zwischendurch hat sie ja immer mal wieder eine Kleinigkeit mitgenommen, was ja schonmal vielversprechend ist. Aber nun hat ihr Freund es ihr wieder verboten. Die beiden wohnen ja jetzt schon auf einer Müllhalde.
Ich werde ihr ihren Kram nach und nach vorbei bringen. Gestern habe ich ihr einen Umschlag mit drei Zeitschriften in den Briefkasten geworfen. In meinem Wohnzimmer lagert nämlich ein Stapel von 20-30 Handarbeitszeitschriften aus den 80ern. Die wollte sie mitnehmen und durchblättern, Kochrezepte raussuchen und den Rest wegwerfen. Sie hat auch mal zwei mitgenommen. Das letzte Mal, als ich sie drängte, agt sie, sie dürfe nicht, weil ihr Freund es ihr verboten hat. Also habe ich ihr die ersten drei einfach vorbei gebracht. Dazu ein Brief, in dem ich ankündige, dass ich sie wegwerfe, wenn sie sie bis Ende Februar nicht geholt hat. Die Dinger haben keinen finanziellen Wert, das wird ja wohl möglich sein.
Als nächstes werde ich mit den Büchern weitermachen. Ich bringe ihr dann jede Woche ein Buch vorbei oder auch ein T-Shirt? Es ist wohl nicht verboten, jemandem sein Eigentum in den Briefkasten zu werfen! In meinem Wohnzimmer sind ca. 300 Bücher, die ich gerne gespendet hätte, weil sie unverkäuflich sind, aber sie will sie alle noch lesen. Hat allerdings noch keine davon mitgenommen, obwohl wir sie im Mai oder so durchgesprochen haben. Ich will endlich mal meine eigenen Bücher im Wohnzimmer unterstellen, die stecken alle noch in Umzugskartons!!
Heute war ich in der Mittagspause kurz auf dem Dachboden und habe ein wenig gekramt. Ich musste sowieso hin, um die Pflanzen zu gießen, die dort überwintern. Man glaubt es nicht. Als meine Schwester bei meinen Eltern auszog, nahm sie so gut wie gar nichts mit, außer ihre Kleidung. Ud meine Eltern haben den ganzen Kram unsortiert in Kartons gepackt und auf de Dachboden gestellt. Dort steht das Zeug immer noch. Das ist schon 25 Jahre her! Ich habe u.a. 25 Jahre alten Kaugummi gefunden.
Das ist so ein Widerspruch beim Messie, den ich echt nicht kapiere. Man will alles mögliche haben und behalten, aber man will es gar nicht benutzen. Man sammelte hunderte von Büchern, liest sie aber gar nicht. Und wenn man umzieht, ist es auch nicht wichtig, sie mitzunehmen.
Also, mir sind Dinge einerseits so unwichtig, dass ich mich leicht davon trennen kann. Andererseits sind die wenigen Dinge, die ich besitze, mir so wichtig, dass ich sie bei mir haben will. Meine Schwester hat z.B. nicht verstanden, warum ich meine eigenen Sachen mitbringen will, wenn ich ins Haus einziehe. Es ist doch alles da, was ich brauche. Ähm?? Ich will aber mein eigenes Geschirr benutzen, meine eigenen Handtücher und so weiter! Das ist mir wichtig. Mit mir und meinen Sachen verbindet mich eine gemeinsame Geschichte. Diese Teile haben alle etwas zu bedeuten. Warum sollte ich sie wegwerfen und stattdessen in einem Haus wohnen, das komplett meine Eltern eingerichtet haben? Die haben doch einen ganz anderen Stil. Allein das Muster auf den Tellern finde ich zum Weglaufen!
Naja, also, dass sie den Kaugummi zusammen mit dem Kram meiner Schwester auf den Dachboden verfrachtet haben, finde ich jetzt auch irgendwie seltsam. Man hätte vielleicht doch ein wenig sortieren können??
Hallo @Anna1111,
autsch, das ist ja wirklich eine Horrorfamilie!
Was den Kram angeht, ist mir eingefallen, dass im Waschsalon ein Aushang ist: Man solle bitte nicht böse sein, wenn man seine Wäsche nicht abholt würde sie nach einem Jahr gespendet. Ich glaube, das ist das übliche Verfahren. Sogar das Fundbüro versteigert alles, was nach einer Frist nicht abgeholt wird. Das ist selbstverständlich *keine* Rechtsberatung, sondern nur meine Erfahrung, was in anderen Kontexten passiert mit Dingen, die nicht abgeholt werden.
Die Methode, die Dinge einzeln in den Briefschlitz zu schieben, ist natürlich witzig und eine legitime Notwehr, aber reichlich langwierig.
Könnte man eine Ansage machen, dass sie sich die Dinge *raussuchen* soll, die sie behalten will, und der Rest kommt weg?
@Miranda
Ich glaube, rechtlich ist der Unterschied, dass man bei Fundsachen nicht weiß, wem sie gehören. Leider weiß ich es. Abgesehen von dem Erbe, das wir noch nicht sortiert haben.
Ja, die Sachen in den Briefkasten zu werfen, das dauert. Ich hatte auf irgendeine Reaktion gehofft, aber bisher kam kine. Muss am Samstag mal nachhaken. Eventuell hat auch ihr Freund, der vor ihr von der Arbeit kommt, den ganzen Kram weggeworfen. Dann weiß sie noch nichts von ihrem Glück.
Anwälte sind ja anscheinend dazu da, alles noch komplizierter zu machen. Meiner hat mir gesagt, dass wenn ich ihr etwas schriftlich gebe, ein Einschreiben nicht mal genügt. Ich bekomme dann zwar einen Rückschein, auf dem steht, dass ihr ein Brief ausgehändigt wurde, aber sie kann immer noch behaupten, da habe etwas anderes drin gestanden. Puh! Ich müsste also verbindliche Schreiben durch das Amt zustellen lassen.
Darum probe ich jetzt erstmal mit etwas, das nicht viel Wert hat.
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