@Gitta
Ja, das mit dem Opfersein hat meine Schwester schon als Kind perfektioniert und meine Eltern das auch noch gefördert. Wenn sie Ärger mit Lehrern oder anderen Kindern oder mit mir hatte, standen meine Eltern immer auf ihrer Seite. Dann war immer der Lehrer schuld usw.
Umgekehrt war ich immer an allem schuld, was andere mir angetan haben. So hat sich das auch eingespielt, dass ich ihr gegenüber immer den Kürzeren gezogen habe. Wenn es zwei gleiche Geschenke zu vergeben gab und eines hatte einen Kratzer, musste ich das nehmen, denn meine Schwester hätte es niemals akzeptiert, benachteiligt zu werden. Wir wären alle drei vor schlechtem Gewissen nicht mehr froh geworden.

So gesehen ist dieses Opferspielen für sie einfach eine bewährte Strategie. Würde mich nicht wundern, wenn sie das überall sonst auch so machen würde...

@IBI
Meine Familie ist halt alles, was ich habe. Ich habe kaum Freunde und die, die ich habe, die stehen nicht so richtig auf meiner Seite. Ich vertraue ihnen auch nicht mehr als meiner Familie. Es gibt für mich einfach keine besseren zwischenmenschlichen Beziehungen als diese. Und dabei waren mir meine Freundschaften immer sehr wichtig. Trotzdem habe ich kaum welche. Mir fehlt darum der Glaube, dass nachdem ich meine Familie in den Wind geschossen habe, plötzlich ganz tolle Menschen daher kommen, die mich super finden und mit denen ich dann befreundet sein kann. Ganz allein will ich aber auch nicht sein. Es ist wirklich nicht so, dass die Leute in meiner Familie, die mich so achtlos behandeln, mir wichtig sind. Sie sind nur einfach mehr als gar nichts.

Also, das mit den Gutachten und Gerichtsprozessen hätte ich vor fünf Jahren auch schon machen können, damals aber nicht gemacht, weil ich in den Scheiß nicht 10.000 Euro oder mehr investieren wollte. Ich glaube nicht, dass es zum jetzigen Zeitpunkt billiger werden würde. Es wäre eher worst case, wenn ich erst fünf Jahre meines Lebens ca. tausend Arbeitsstunden in die Sache investiere, um sie gütlich zu klären, und am Ende dann nochmal fünf Jahre und 10.000-20.000 Euro in den Gerichtsprozess investiere, den ich ja gerade vermeiden wollte. :-(

Was mich im Nachhinein an der Sache mit den Winterjacken jetzt wirklich irritiert ist, dass sie keinerlei schlechtes Gewissen mehr zeigt. Sie hat sich nicht gewunden, sie hat kein schlechtes Gewissen geheuchelt. Für sie scheint das jetzt abgehakt zu sein. Sie kann für immer und ewig ihre Sachen da liegen lassen. Rein aus dem Bauch heraus schätze ich das jetzt so ein und das hat durchaus eine neue Qualität. Bisher hat sie immer noch ein wenig guten Willen gezeigt, indem sie z.B. einzelne Bücher mitgenommen hat oder versprach, ihren Keller zu entrümpeln um Platz zu schaffen und so weiter. Aber das scheint sie jetzt gar nicht mehr vor zu haben und heuchelt es mir auch nicht mehr vor.

Gestern war übrigens der Todestag meines Vaters. Es sind genau 5 Jahre und ein Tag seit seinem Tod vergangen. Ich sollte jetzt wirklich eine andere Strategie einlegen.
Eine Sache, die mich bisher auch etwas zurück gehalten hat: Ich wohne hier auf dem Dorf und habe auch nicht vor, wieder wegzuziehen. Wenn ich allerdings gegen meine Schwester vor Gericht ziehe, werden alle denken, dass ich eine habgierige Tussi bin, die ihrer Schwester alles wegnimmt. Ich muss dann froh sein, wenn die Leute nicht ständig meine Mülltonnen umkippen, mein Haus anzünden oder so. Solche habgierigen, hinterlistigen Leute wie mich mögen sie hier nicht.
Ich muss auch immer an die Beerdigung meiner Mutter denken. Die Leute vom Dorf haben meinem Vater kondoliert und meiner Schwester auch. Mich haben sie ignoriert. Muss nicht böse gemeint gewesen sein, denn mich kennt hier kaum jemand, weil ich aus beruflichen Gründen jahrzehntelang woanders gewohnt habe. Aber die Leute im Dorf wären natürlich auf der Seite meiner Schwester.
Die gilt ja sicher nicht nur in unserer Familie als wertvolles Mitglied der Gesellschaft. Meine Tante hat sich bei einer Familienfeier mal zu ihr gesetzt und laut betont, dass sie beide ja solche Leute seien, die sich für andere aufopfern und immer nur an die anderen denken. Meine Tante meinte das ernst. Und ich wunderte mich, weil ich keine Ahnung habe, wie sie zu so einem Urteil kommt. Ich würde mich trotzdem nicht wundern, wenn alle Leute so denken würde. Meine Schwester spendiert gerne mal billige Worte des Mitgefühls gegenüber Fremden, wenn es sie nichts kostet. Sie ist einfach so, wie die Leute sich eine anständige Person vorstellen.
Ich natürlich nicht. Ich bin eine Außenseiterin. Darum ist klar, auf wessen Seite das Dorf dann stehen würde. :-(