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Neues aus dem Horrorhaus
Ich komme gerade vom Postamt zurück. Es gab schon wieder zwei Artikel wegzuschicken, und der Torero passte nicht in den Briefkastenschlitz. Die Krawatte hätte ich ja auch in den Briefkasten werfen können. Mir hallt noch im Kopf der Ausspruch von meiner Schwester "Gut, dass du dich darum kümmerst. Ich hätte gar keine Zeit dafür." Ich ja auch nicht. Ich habe heute vier Abgabetermine und werde voraussichtlich keinen einzigen davon halten, obwohl ich wirklich viel arbeite, fast alle Wochenenden komplett durch. Wenn das Ebay-Geraffel nicht wäre, hätte ich sie bestimmt eingehalten. :-(
Aber meiner Familie brauche ich mit solchen Argumenten gar nicht erst zu kommen. Nach deren Meinung ist mein Job eh doof. Da ich oft nur schlecht bezahlt werde (unter Mindestlohn) ist meine Familie der Meinung, ich könne diese Jobs gleich ganz wegbleiben lassen, das sei peinlich, für so wenig Geld zu arbeiten. Naja, aber ich verdiene damit meinen Lebensunterhalt, darum kann ich die nicht weglassen. Ist ja nicht so, dass man mir die gutbezahlten Jobs nachwerfen würde.
Vorige Nacht hatte ich einen sehr lebhaften Albtraum, von dem ich zuletzt aufgewacht bin.
Ich war mit meiner Mutter in den Urlaub gefahren. Das Hotel lag recht schön direkt am Strand und an einem Fluss, der vom Landesinneren ins Meer floss. Über den Fluss ging eine sehr solide steinerne Brücke, über die Autos fuhren. Am gegenüber liegenden Ufer stand ein sehr solider Turm, der wie die Brücke Jahrhunderte alt war. Das Hoteldirektor hatte das den Neuankömmlingen in der Rundführung stolz erzählt.
Wir verbrachten einen relativ erholsamen Urlaub dort mit Essen am Buffet und Spaziergängen am Strand und ins Inland.
Dann begann es aber stark zu regnen, mehrere Tage lang. Von dem Panoramafenster des Speisesaals aus konnten wir sehen, wie der Turm gegenüber Risse bekam und innerhalb weniger Minuten zur Hälfte bergab rutschte. Natürlich zeigten alle zum Fenster, sprangen von den Stühlen und es brach mittelschwere Panik aus. Der Hoteldirektor kam, um uns zu beruhigen.
Ich meinte: "Wenn dieser Turm abrutscht, dann wird vielleicht auch die Brücke bald Risse bekommen und zerbrechen? Vielleicht sollten Sie das Hotel evakuieren."
Er so: "Nein, es besteht keine Gefahr. Die Brücke und der Turm haben nichts miteinander zu tun. Und der Turm war doch sowieso schon alt und mürbe."
Ich: "Aber nicht der Turm hat nachgegeben, sondern der Untergrund. Wenn die Erde so rutschig geworden ist wie seit Jahrhunderten nicht, kann das auch auf dieser Seite des Flusses genauso passieren. Hier ist derselbe Untergrund."
Der Hoteldirektor konnte aber dann alle beruhigen, sie setzten sich und aßen weiter. Ich sagte zu meiner Mutter, dass wir trotzdem abreisen sollten, aber sie meinte stur, der Urlaub sei ja schon bezahlt und so teuer gewesen, so dass wir nicht abreisen können. Ich wollte zwar unbedingt weg, weil ich sicher war, dass noch etwas nachkommt, aber ich wollte meine Mutter auch nicht alleine lassen. Also blieb ich.
An diesem Tag ließ der Regen tatsächlich schon wieder nach, die Sonne kam heraus. Ich überredete meine Mutter und noch das Ehepaar an unserem Tisch zu einem Spaziergang. Mein Hintergedanke war, dass ich das Gelände sondieren wollte, um zu sehen, ob es Anzeichen für Gefahr gibt. Die anderen freuten sich einfach, dass sie nach drei Regentagen wieder raus können.
Tatsächlich war alles sehr matschig. Wir gingen über eine Art Hochebene, und plötzlich hörten wir ein seltsames Geräusch. Und dann sah man, wie vom Rand der Ebene her die Erde abbrach und herunterrutschte. Der ganze Berg geriet in Bewegung! Zuerst spurteten wir los, um der Gefahr zu entkommen, aber ich sah schnell, dass die einzige Rettung darin besteht, zurück zu laufen. Ich packte also meine Mutter an der Hand und zog sie zurück. Tatsächlich breitete sich der Erdrutsch aus und riss unsere beiden Begleiter wie eine Matschlawine mit sich. Wir standen 100 Meter entfernt am Rand des Erdrutsches und konnten nichts tun.
Ich zu meiner Mutter: "Jetzt reichts! Wir reisen ab. Wir gehen ins Hotelzimmer und packen."
Als wir im Hotelzimmer waren, war es aber nicht mehr meine Mutter, die mit mir dort war, sondern meine Schwester. Sie stand völlig gelähmt im Zimmer und machte gar nichts, während ich herumlief und alle wichtigen Dinge (Hausschlüssel, Laptop usw) in meine Laptoptasche packte. Währenddessen fing das Hotel an zu zittern. Ich sah aus dem Fenster und musste feststellen, dass die Brücke Risse bekam. Ich rief ihr zu: "Pack nur das Notwendigste und dann weg hier!"
Sie jammerte "Ich kann nicht" und starrte vor sich hin. Dann fing sie an, wie in Trance einen riesigen Saftkrug in ihren Koffer zu legen.
Ich rief nochmal: "Du verstehst das nicht, wir müssen sofort hier weg! Entscheide dich!"
Als ich meine fünf Sachen zusammen hatte, hängte ich mir die Laptoptasche quer über die Schulter, um die Hände frei zu haben und zerrte meine Schwester ohne Gepäck auf den Flur.
Meine Schwester zog mich zum Aufzug. Ich so: "Merkst Du, dass der Boden sich neigt? Das Hotel knickt ab, hier fährt kein Aufzug mehr!"
Sie, doof: "Ach, so."
Also renne ich dem grünen Notausgangschild nach zum Treppenhaus, reiße die Tür auf. Ich sehe in ein leeres Treppenhaus hinunter, in dem die steinerne Wendeltreppe hin und her schwankt und ächzt. Es hilft nichts, da müssen wir trotzdem runter!
In dem Moment wache ich auf und bin froh, sicher in meinem Bettchen zu liegen.
Witzig finde ich, wie die Elemente alle aus dem echten Leben oder Filmen oder Geschichten stammten:
Die Lage entspricht dem italienischen Dörfen in dem Film "Oliver Maas", den ich neulich gesehen habe.
Die schweren Regenfälle mit Erdrutschen gab es neulich in echt.
Die Leute, die vor meinen Augen weggeschwemmt werden, ohne dass ich helfen kann, das stammt aus einem Film über den Tsunami in Thailand, den ich neulich gesehen habe.
Das Element "Wir packen noch schnell die Koffer, bevor das Hotel zusammenstürzt" stammt aus dem Hotezusammensturz neulich.
Dass meine Schwester sich nicht entscheiden kann, stammt aus der Realität.
Die schwankende Treppe von oben entstammt einer Kurzgeschichte eines Bekannten von mir, der darin erzählt, wie er mal in Südamerika ein Erdbeben erlebte. Er musste dann oben bleiben, weil er die Treppe lieber nicht benutzen wollte.
Der Traum ist zum einen so interessant wegen seiner Symbolkraft. Da sind einige Elemente enthalten, die mir auch im echten Leben alles so schwer machen: Dass meine Warnungen nicht ernst genommen werden, dass ich für alle mitentscheiden und die Verantwortung tragen muss, dass die anderen wie gelähmt sind und sich nicht entscheiden können und mich damit in ihre Probleme reinziehen. Ich wäre ja sofort abgereist, schon als der Turm abrutschte.
Ich frage mich gleichzeitig auch, ob ich zukünftig solche brutalen Filme und Bücher meiden sollte. Vielleicht lieber einen kitschigen Nackenbeißer lesen oder einen Cosy-Krimi?
Noch wegen Badezusatz. Ich habe mal geguckt, was ich realistisch gesehen überhaupt noch brauche. Ich habe zwei halbvolle Flaschen Erkältungsbad zurück behalten. Vermutlich ist das immer noch eine zu viel. Zwei Flaschen, die noch nicht angebrochen waren, habe ich in die Geschenkekiste getan und verschenke sie bei Gelegenheit an eine Freundin. Eine angebrochene und eine volle Flasche kam in die zu-verschenken-Kiste. Vermutlich sollte ich das als nächstes mit dem Makeup machen. Ich benutze fast nur Lippenstift, den Rest nur selten. Gerade die angefangenen Lippenstifte meiner Mutter hatte ich aber aus hygienischen Gründen gleich weggeworfen. Davon habe ich also nur zwei, die ich selbst gekauft habe. Aber von allem anderen habe ich definitiv zu viel geerbt und es wird ja auch kaum weniger...
Tja, wäre nur schön, wenn meine Schwester dasselbe mal mit ihrem Zeug machen würde. In meinem Keller stehen zwei oder drei Umzugskartons voll solchem Badezimmerzeugs. Man wundert sich echt, wie viel Kram meine Eltern in diesem Badezimmerschrank untergebracht haben. Kistenweise Kram! Vieles haben wir auch weggeworfen, trotzdem noch so viel übrig!
Mir fällt auf, dass ich in letzter Zeit oft von Naturkatastrophen träume. Ich interessiere mich auch für allem für Filme, Fotos und Geschichten von solchen Katastrophen. Ich fürchte, das entspricht einfach meinem aktuellen Lebensgefühl. Erdrutsche habe ich z.B. immer dann, wenn mir wieder ein Stapel umkippt. In diesem Albtraum steckt ziemlich viel drin!
So, heute eine Schallplatte verkauft und zwei Bücher bei Ebay eingestellt. Gestern hatte ich etwas Leerlauf, während das Essen auf dem Herd brodelte. Linsen mit Kürbis und selbstgeschabten Spätzle. Eine Küchenschublade ist voll mit Gebrauchsanleitungen. Es waren auch Aufkleber für die Mülltonne darin, die beschreiben, was alles rein darf. Allerdings wurde das Trennsystem umgestellt, so dass sie schon gar nicht mehr gelten. Kam also weg. Die für die Biotonne gelten noch, brauche ich aber nicht. Kamen in die zu-verschenken-Kiste. Die Gebrauchsanleitung für das elektrische Fieberthermometer habe ich gestern Abend im Bett gelesen. Gerade habe ich im Bad das Thermometer ausprobiert. Das funktioniert, nur passt leider die Bedienungsanleitung nicht dazu. Weder die Beschreibung fürs Fiebermessen noch für den Batteriewechsel. Keine Ahnung, ob das passende Thermometer schon entsorgt wurde oder hier noch irgendwo herum liegt. Aber das kriegen wir auch ohne Anleitung bedient. Also Anleitung ins Altpapier. Die anderen Anleitungen muss ich mal bei Gelegenheit durchgehen. Viele der Geräte habe ich vermutlich gar nicht mehr. Ich überlege auch noch, ob ich wirklich drei Thermometer brauche. Bisher hatte ich gar keines in meinem minimalistischen Haushalt. Eigentlich finde ich die Information über meine Körpertemperatur irrelevant. Manchmal habe ich hohe Temperatur, fühle mich trotzdem fit, manchmal ist die Temperatur normal und ich fühle mich zum Sterben schwach. Ich habe festgestellt, dass es mehr Sinn macht, bei Krankheit meinen Puls zu messen. Wenn der zu hoch ist, dann sollte ich im Bett bleiben. Mal überlegen, wohin mit den Fieberthermometern und ob ich nicht doch eines behalte.
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