Seufz. Vorigen Samstag lief es nicht gut. Ich hatte schon das vorletzte Mal versucht, meine Schwester dazu zu bringen, dass sie mal die Unterlagen aussortiert. Es steht schon seit zwei Jahren oder so ein Ordner mit Unterlagen in meinem Schlafzimmer. Das Zimmer nutze ich sowieso nur als Lagerraum, obwohl es der schönste Raum im ganzen Haus ist. Aber dort lagern auch die Ebay-Waren, Kleidung meiner Schwester, Bettwäsche udn Kleidung, die ich geerbt habe, aber gar nicht nutze, weil es einfach zu viel ist. Trotzdem soll das ja nicht so bleiben. Die Unterlagen in der Kiste gehören definitiv meiner Schwester, braucht sie aber eigentlich nicht mehr. Die meisten sind über 10 Jahre alt und könnten geschreddert werden. Mit Mühe und Not konnte ich meine Schwester dazu bringen, dass sie mich 20 Blatt schreddern lässt und sie nahm auch einen Ordner mit. Der Rest ist immer noch hier, zehn volle Aktenordner. Meine Schwester wurde aggressiv nach dem Motto "Ich kann die nicht alle mitnehmen, dafür habe ich doch gar keinen Platz!" Wenn die Tante das mitbekäme, würde sie sich gleich auf ihre Seite schlagen und mir einschärfen, dass sie wirklich keinen Platz hat. Ja, weil sie ein Messie ist! Und ich verlange ja nicht, dass sie alles mitnimmt, sondern einfach alles wegwirft, was sie nicht mehr braucht. Dann blieben noch ein oder zwei Ordner übrig, die sie sehr wohl mitnehmen kann.
Vorigen Samstag schlug ich vor, dass wir mit den Unterlagen weitermachen, aber sie sollte nicht. Also holte ich eine Kiste mit Kinderspielzeug vom Dachboden. Ein paar Kleinigkeiten darf ich spenden und ein paar bei Ebay verkaufen, aber den Rest möchte sie behalten. Ich war sehr frustriert, denn die Kiste ist sehr groß und war, nachdem wir fertig waren, immer noch voll bis oben hin. Ich erinnerte sie daran, dass sie früher oder später die Sachen mitnehmen müsse. Die können nicht für ewig hierbleiben. "Wann räumst Du denn mal Deinen Keller auf?" Und dann meinte ich noch, das sei doch eh alles Kruscht. Ja, ich weiß, nicht sehr feinfühlig, aber ich war frustriert. Daraufhin wurde sie wütend und brüllte "Dann wirf doch alles weg, mir auch egal!" (Ich denke, das kann ich jetzt nicht ernsthaft als Anweisung interpretieren.) Dann wurde sie ganz traurig. Und ich bekam das Gefühl, dass ich einem vierjährigen Mädchen ganz unnötig und brutal weh getan habe. Seufz. Sie tat mir sehr leid, wie traurig sie aussah. Und ich komme mir so grausam und herzlos vor wie meine Tante das immer hinstellt. Aber meine Schwester ist ja auch schon über 50. Wäre sie anders drauf, hätte sie von Anfang an genauso wie ich die Ärmel hochgekrempelt und die Probleme gelöst, statt ständig neue zu schaffen. Anfangs, als ich noch nicht wusste, dass ich das Haus übernehme und glaubte, alles was ich behalten will, müsse in meine 45-Quadratmeter-Wohnung, da habe ich auch einiges schweren Herzens weggeworfen, das mir lieb und teuer war. Ich habs aber überlebt. Meine Wohnung war definitiv viel kleiner als ihre es ist. Hätte ich das Haus nicht übernommen mit der Verantwortung für den ganzen Krempel, dann hätte niemand mir irgendwo Lagerraum zur Verfügung gestellt, niemand! Aber von mir wird das erwartet mit Argumenten wie "Du brauchst den ganzen Platz doch gar nicht, du bist ja kleine Wohnungen gewohnt".
Für heute wollte ich meine Schwester eigentlich überreden, dass wir zur Bank gehen. Wir haben zwar die wichtigsten Konten mit dem meisten Geld schon aufgelöst, aber meine Eltern hatten irgendwie bei früheren Banken noch kleine Konten mit irgendwelchen Restbeträgen drauf. Ein Sparbuch hatten wir vor ein paar Monaten erst entdeckt. Ich war beim Bankschalter und die erklärten mir, dass ich einen bestimmten Beleg benötige, um das Konto aufzulösen. Den hat aber meine Schwester an sich gerafft, vermutlich damit ich nicht ohne sie irgendein Konto auflösen kann bzw. überhaupt nichts ohne sie tun kann. Nun hat sie mir heute Morgen angerufen, um mir zu sagen, sie sei zu beschäftigt, um zur Bank zu gehen, sie müsse abends lange arbeiten und heute kommt sie auch nicht, sie hat zu viel zu tun. Nächste Woche kommt sie auch nicht, weil sie tags darauf für zwei Wochen in den Urlaub fliegt. Das heißt, wir machen mal wieder einen Monat lang Pause.
Ich war kurz frustriert, dann aber irgendwie auch froh, dass ich den Tag ohne sie planen kann. Für mich ist das auch sehr belastend, immer die Böse zu spielen, die das arme Mädchen unter Druck setzt und Unzumutbares von ihr fordert. Das zehrt mich wirklich sehr auf. Dauernd muss ich vorsichtig sein, weil sie sonst explodiert oder blockiert und dann gar nicht mehr mit ihr zu reden ist. Sie gibt mir das Gefühl als sei ich ganz allein für alles verantwortlich und sie könne nur ein wenig unterstützen, im Rahmen ihrer beschränkten Möglichkeiten. Natürlich bin ich auch für ihre Gefühle verantwortlich, sie aber nicht für meine. Dass man beispielsweise auf allen Telefonen meine Telefonnummer gesperrt hat, damit ich nicht mehr anrufen kann, um etwas zu besprechen, das darf mich gar nicht verletzen, schließlich habe ich das ja selbst verschuldet. Man muss sich ja vor der aufdringlichen blöden Kuh schützen, die ständig abends anruft und ständig irgendwelchen Papierkram diskutieren will oder ob sie ein paar verschimmelte Schuhe wegwerfen darf. :-(
Ich merke immer wieder, dass die Leute offensichtlich immer das Verhalten hassen, das sie von anderen einfordern. Meine Schwester hat ja gefordert, dass ich alles mit ihr abspreche und nichts ohne Absprache unternehme. Ich habe immer wieder darum gebeten, dass ich bestimmte Dinge einfach nach Gutdünken wegschaffen darf, z.B. die Kleidung meines Vaters, die meiner Schwester ja sowieso nicht passt. Oder dass meine Schwester sich von den Blusen die nimmt, die sie haben will, und um den Rest kümmere ich mich. Aber das wurde ja alles abgelehnt. Sonst hätte ich bestimmt nicht so oft angerufen. Ich weiß abends auch Besseres zu tun, als über Blusen und Krawatten zu verhandeln. :-(
So gesehen nutze ich die vier Wochen, um mich emotional zu erholen, endlich mal den ganzen Kram bei Ebay einzustellen, der hier noch im Arbeitszimmer überall herumliegt und vielleicht auch noch eine größere Umräumaktion zu machen. Mit den Fenstern bin ich fast durch, eines fehlt noch. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht doch schon weit genug bin, um mal größere Mengen Kram von einem Zimmer ins andere zu verfrachten, um irgendwo Grundreinigung oder eine Renovierung zu machen. Aber dazu ist es einfach überall noch zu viel, seufz. Ich werde in den nächsten vier Wochen auf jeden Fall auch noch ein paar Teppiche bei Ebay einstellen und versuchen zu verkaufen, notfalls für wenig Geld, damit sie endlich weg kommen. Sie sind eine ständige Quelle von Miefgerüchen.
