@Fundus
Der Artikel bei der Zeit gefällt mir sehr gut. Ich denke auch, dass sich bei meinen Eltern in dem ganzen Gerümpel ein Trauma manifestiert. Auf jeden Fall irgendein Ungleichgewicht. Ich habe beim Aufräumen auch so ein seltsames Gefühl. Man lernt seine Eltern nochmal von einer anderen Seite kennen. Nicht nur das tiptop aufgeräumte Wohnzimmer, sondern die vielen anderen Zimmer, wo sich das sinnlose Gerümpel bis zur Zimmerdecke türmt. Gleichzeitig habe ich aber auch ein schlechtes Gewissen, weil ich mich frage, ob ich das Problem schon früher mal hätte bemerken müssen. Ob ich hätte helfen sollen oder können. Andererseits kann man als Angehöriger immer am wenigsten helfen, weil die Eltern ja wohl kaum Rat von ihren Kindern annehmen, vor allem nicht ungebetenen Rat. Traurige Sache.

@Wolfram
Nein, so ein richtiges Tagebuch nicht. Meine Mutter hat in ihre Kalender, mit denen sie sich organisiert hat, alles mögliche reingeschrieben, aber nur unleserliche Stichworte, mit denen wir natürlich nichts anzufangen wussten. Außerdem hat sie sich auf Reisen zahlreiche Notizen gemacht. Also, eine Menge Aufzeichnungen, aber nichts besonders Persönliches. Aber meine Mutter hat immer sehr viel über sich geredet, wie das mit Narzissten so ist. Darum, denke ich, gibt es auch keine Geheimnisse zu entdecken.

Hach, jetzt wird es aber wirklich zäh. Zuerst war meine Schwester drei Wochen im Urlaub, dann ein Wochenende verreist und das nächste Wochenende will sie auch wieder reisen. Na, die hat es ja nicht eilig, klar. Wobei ich mich frage, ob es mich wirklich voran bringt, wenn wir alles sortiert haben. Dann sind die Sachen immer noch nicht verkauft und meine Schwester nimmt auch nichts mit. Ich freue mich auch schon auf das Ende des Ebay-Verkaufs, weil ich dann die vielen Pappkartons wegwerfen kann, die dann noch übrig sind. Momentan brauche ich sie noch als Versandmaterial. Immerhin wurde gestern eine Jacke gekauft und heute eine Zeitschrift. Es kommt schon jeden Tag etwas raus! Trotzdem habe ich das Gefühl, dass es selbst nach zehn Jahren hier noch messiemäßig aussehen wird und nicht wie in meinen Visionen. Wir sind ja schon seit dreieinhalb Jahren da dran! Obwohl schon drei Mal der Sperrmüll da war und ich unglaublich viel gespendet, ins Tauschregal gestellt und bei Ebay verkauft habe, habe ich trotzdem das Gefühl, dass sich nicht wirklich etwas wesentlich verbessert hat. In den Zimmern, wo früher der Krempel bis zur Decke hoch gestapelt war, ist er jetzt nur noch hüfthoch, in manchen Zimmern sogar nur kniehoch. Aber es ist immer noch zu viel, um ein Zimmer mal leer zu räumen, dort Großputz zu machen und dieses Zimmer so einzurichten, wie ich es mir vorstelle. :-( Alles ist immer noch provisorisch.

Es hört nie auf. :-( Bei der - zum Glück erfolgreichen! - Suche nach Blumenerde habe ich im Keller noch einen Karton gefunden, von dem ich nicht wusste, was sich darin befindet: Winterstiefe, dick und gefüttert, vermutlich nicht oft getragen. Aber klebrig und muffig. Vermutlich stinken sie nach Schimmel. Nur rieche ich das leider nicht mehr, seitdem ich in diesem Haus wohne. Ich glaube aber nicht, dass der Gestank von selbst verschwunden ist. Mein Gehirn filtert den Gestank nur einfach aus. Die Stiefel liegen jetzt im Restmüll.

Außerdem hatte ich heute schon Spaß mit einer Spinne. Ich habe nicht an sich Probleme mit Spinnen. Aber diese hatte über Nacht einen recht dicken, festen Faden zwischen der Kleiderbürste an der Wand und meinen Gartenschuhen gesponnen. Da ich beides benötige, geht das natürlich gar nicht, dass sie sich da einspinnt. Ich rupfe also am Faden herum, die Spinne macht sich klein zu einer harmlos aussehenden Kugel. Dann flieht sie zur Wand. Ich nehme ein Plastikgefäß und ein Stück Pappe - in einem Messiehaus ist sowas immer schnell zur Hand - und sperre sie ein. Da geht sie in den Angriffsmodus über und macht sich groß. Sie ist sehr groß und sehr haarig! Schluck. Und dann stelle ich fest, dass die Pappe zu klein ist. Uarg! Ganz hektisch reiße ich die Haustür auf und werfe Pappe und Plastik nach draußen. Der Wind weht mir die Pappe wieder zur Haustür rein. Kreisch!! So weit ich sehen konnte, war die Spinne nicht wieder mit herein gekommen, aber vielleicht war sie einfach zu flink für mich. Draußen habe ich sie nämlich auch nicht herumlaufen sehen. Normalerweise kreische ich nicht, aber da konnte ich nicht anders. Ich hatte kurz Angst, dass das haarige Tier mir genauso um die Schienbeine fliegt wie die Pappe. Natürlich fing dann auch gleich der Hund von Nachbars an zu bellen. Der dachte wohl, es handelt sich um einen Notfall. Ich hoffe, die Spinne ist draußen. Falls nicht, sehen wir uns bestimmt wieder und dann versuche ich es mit einem Trinkglas, das lässt sich besser abdecken. Was ich hier schon an Spinnen rausgeschleppt habe, vor allem diese großen haarigen! Wobei diese Nosferatuspinnen zwar noch größer sind, aber nicht so angriffslustig wie dieses Viech.