@Gitta
Ja, sowas wie den Speckstein gibt es immer mal wieder. Man hat so gut gelernt, den Schmerz zu ignorieren, den dieses blöde Ding verursacht, dass man ein wenig Zeit braucht, um zu blicken, dass genau dieses Ding dringend weg muss. Das ist wie so ein ständiger Stachel im Fleisch. Ich fühle mich jetzt aber sehr erleichtert. Muss mal gucken, ob ich noch mehr solche schmerzhaften Dinge hier finde.

Neulich hat ein Bekannter mal wieder empfohlen, dass ich einen Mediator einschalte. Aber ich denke, das brauche ich gar nicht erst versuchen. Meine Schwester wäre einfach nur sauer, dass ich das überhaupt vorschlage, und würde es wegen den Kosten ablehnen. Damit hat es sich erledigt. Selbst wenn ich das selbst bezahlen würde, würde sie nicht mitmachen.
Und selbst wenn wir eine Mediation machen würden: Meine Schwester würde im Brustton der Überzeugung mal wieder sagen, dass sie demnächst den Keller aufräumt und dann ihre Sachen mitnimmt. Das hat sie doch schon gesagt, wozu braucht man dafür einen Mediator? Der Mediator würde dann sicher darauf bestehen, dass ein verbindlicher Termin genannt wird. Also werden wir einen Termin festlegen. Nach dem Gespräch sagt der Mediator mit einem Grinsen im Gesicht zu mir: "Sehen Sie, Ihre Schwester ist doch kooperativ. Das war doch nun ganz einfach. Aber Sie sind einfach nicht die Persönlichkeit, die sowas alleine hinkriegt."
Nachdem der Termin verstrichen ist, wird ihm das Grinsen vergehen, denn meine Schwester hat es nicht gemacht. Sie würde einfach immer wieder eine Verlängerung beantragen wegen Krankheit oder was auch immer. So lange, bis wir aufgeben.
Sehr gut möglich ist aber auch, dass die sich gegen mich verbünden. Der Mediator schlägt sich voll auf die Seite meiner Schwester und redet mir auch ins Gewissen, dass ich ihren Kram für immer und ewig bei mir aufbewahren soll. Mit den bekannten Argumenten: Sie hat so wenig Platz und ich so viel. Ich brauche doch das ganze Haus nicht. Vorher habe ich in einer Zwei-Zimmerwohnung gewohnt und könne darum doch hier auch mit zwei Zimmern auskommen, während meine Schwester es einfach nicht gewohnt sei, ihr Zeug nicht bei anderen Leuten lagern zu dürfen. Und so weiter. Ich hab keine Ahnung, was meine Schwester an sich hat, dass alle Leute sie dermaßen unterstützen. Ich bin als Schwester offensichtlich recht immun dagegen. Was aber auch daran liegt, dass ich durch diesen Zyklus aus Vertrauen und Enttäuschung oft genug durchgegangen bin. Sie kann so überzeugend lügen, mit Körpersprache und allem, dass man keinen Zweifel an dem hat, was sie sagt. Bin da anfangs auch darauf reingefallen, weil ich jahrzehntelang nicht mehr viel mit ihr zu tun hatte, außer halt dass man sich bei Familienfeiern gesehen hat. Der Mediator geht ihr sicher auch auf den Leim. Die denken zwar, sie seien gegen Manipulation immun, aber meistens beruht das bloß auf Selbstüberschätzung.

Momentan bin ich übrigens dabei, endlich diese Tonkrüge bei Ebay rauszunehmen. Unsere Eltern hatten eine umfangreiche Sammlung von Tonkrügen. Ich wollte sie von Anfang an spenden. Denn solchen Kitsch bekommt man auf dem Flohmarkt für 1 oder 2 Euro nachgeworfen. Da bezahlt doch niemand 4,79 Euro Versandkosten dafür. Selbst wenn ich nur einen Euro für den Krug bekomme, macht das für den Käufer 5,79. Für den Preis bekommt man schon einen neuen. Aber meine Schwester hat im Internet Anzeigen gefunden, wo solcher Kram für 50 Euro angeboten wurde. Ihre Argumentation war, dass wenn jemand das für diesen Preis anbietet, dann gibt es ja offensichtlich auch Leute, die so viel dafür bezahlen. Das ist allerdings falsch. Anbieten kann man einfach mal und abwarten, ob es einen Käufer gibt. Und genau das musste ich dann auch tun. Ich habe die schweren Krüge vor zwei Jahren vom Haus in meine Wohnung geschleppt, dort dann fotografiert und erstmal für 50 Euro bei Ebay eingesetzt. Seltsamerweise habe ich einen sogar für 50 Euro los bekommen. Bizarr. Dann habe ich die Krüge jeden Monat um ein paar Euro runtergesetzt und jetzt sind wir bei den meisten bei 1 Euro und sie kauft immer noch keiner. Natürlich musste ich beim Umzug ins Haus zwei Umzugskartons voll Tonkrüge wieder mitschleppen. Und jetzt nehme ich sie nach und nach bei Ebay wieder raus und trage sie in die Stadt zurück, um sie zu spenden. Ganz schön irre, wie aufwändig es ist, wirklich jedes einzelne Teil so zu entrümpeln. Ich werde für den Rest meines Lebens Albträume davon haben.

@Jennifer
Ja, wenn solche Räume nicht so teuer wären, würde ich ihr Zeug wirklich mal umlagern. Mein Plan ist momentan, dass wir erstmal das Erbe aufteilen. Danach brauche ich sie nicht mehr. Dann kündige ich ihr den Mietvertrag für eine der Garagen und lagere den Kram dort ein. Im Prinzip könnte sie mich dafür anzeigen, dass ich eine Garage nicht zum Abstellen eines Autos verwende, aber dann würde ich versuchen, mich damit rauszureden, dass es nur vorübergehend ist, während ich renoviere.
Was die negativen Erwartungen angeht: Ich habe doch schon so viel probiert, um das Problem zu lösen, aber jegliche Lösung wurde von meiner Schwester sabotiert. Ich denke, sie will einfach das Problem nicht lösen. Entweder macht sie das mit Absicht, um die Kontrolle über das Haus zu behalten, oder sie kann einfach nicht anders. Weil sie Messie ist oder Autistin oder Psychopathin oder was auch immer. Ich habe mal wo als Definition einer psychischen Störung gelesen, dass so jemand in seinen Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt ist. Das fand ich eine sehr schöne, allgemeine Definition. Für meine Schwester stehen einfach zahlreiche Handlungsmöglichkeiten gar nicht zur Verfügung, z.B. Entrümpeln, Veränderungen im Haus, sich von Dingen zu lösen...