Hallo Emin,
ja, klar, meine Schwester ist auch auf mich angewiesen. Aber auf mich kann man sich halt verlassen, dass ich nichts Illegales tue oder so. Wobei sie ja ganz messiemäßig einerseite ihr Erbe superwichtig findet, aber eben nicht wichtig genug, um es mitzunehmen.
Tja, wer sollte mich vertreten und meine Rechte durchsetzen? Ich dachte, das macht der Anwalt. Aber der war eher defensiv drauf und riet mir, nichts zu tun, für das sie mich hinterher verklagen kann. Das bringt mich aber buchstäblich nicht voran!
An Entmündigung hatte ich ernsthaft schon gedacht. Aber das ist wohl nicht so einfach!
Schließlich ist sie berufstätig und hat Freunde und so. Sie ist ja beliebter als ich.
Ja, das mit der Mitleidstour kann sie gut, da falle ich auch immer wieder darauf rein.
Vermutlich hat sie mir genau darum so ausführlich von ihren gesundheitlichen Problemen erzählt.
Ja, meine Schwester lügt gewohnheitsmäßig und so überzeugend, dass ich anfangs ständig darauf reingefallen bin. Da stimmt alles: nicht nur die Worte, sondern auch Tonfall und Körpersprache. Sie klingt regelmäßig so als sei sie von einem Gegenstand dermaßen begeistert, dass sie ihn nachher sofort mitnehmen will. Und wenn sie dann geht und ich ihr das Dings in die Hand drücken will, versteht sie gar nicht, warum ich das versuche. Ich merke immer wieder, dass ihre Worte vollständig unverbindlich sind und sie selbst gar nicht damit rechnet, dass das jemand ernst nimmt und denkt, sie wird das machen, von dem sie sagte, sie würde das tun. Echt bizarr.
Ja, klar, die Drohung, dass sie mich irgendwann noch verklagt, steht ständig im Raum.
Das bereitet sie mit ihren vielen Vorwürfen schon sauber vor.

Nee, in mir steckt kein Messie. Der Speckstein war doch noch von meiner Mutter übrig geblieben, der war ihr Folterinstrument für mich. Jetzt ist er weg. Ich hatte bisher zu viel Respekt oder so vor meiner Mutter, um ihr Kunstwerk wegzuwerfen, aber letztlich darf ich mich da nicht von meiner Schwester anstecken lassen. Die heult immer rum, wenn ich was wegtun würde und jammert "Arme Mami!" als würde ich unserer Mutter weh tun und die weint jetzt im Himmel. Ich denke, es ist eher wie im Feng Shui Buch geschrieben: Die Toten sind jetzt an einem Ort, wo Dinge keine Bedeutung mehr haben. Denen ist es egal, ob wir ihren Kram behalten oder wegtun.

Ich hoffe, es ist keine unendliche Geschichte. Irgendwann müssen diese 100.000 Dinge ja mal weg sein!! Jeden Tag verlässt mindestens ein Teil das Haus. Morgen schicke ich eine Hose weg.

Viele Grüße, Anna

Hm, vielleicht sollte ich mal zählen, wie viele Dinge es wirklich sind. Dann rechne ich, dass ich jedes Jahr 500 davon los werde. Dann kann ich hochrechnen, wie viele Jahre oder Jahrzehnte ich für den Rest noch brauche... Nee, lieber nicht!