Neues aus dem Horrorhaus

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09.01.2023 21:54
#771
An
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Hm, mir fällt gerade der Begriff "erlernte Hilflosigkeit" ein.


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10.01.2023 14:32
avatar  hanabi8
#772
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Liebe Anna, das klingt in der Tat nach einer handfesten Erschöpfungsdepression. Bitte lasse dich mal vom Hausarzt beraten, er weiß bestimmt, wie man dir helfen kann. Depression bedeutet nicht, dass man jeden Tag niedergeschlagen oder gehemmt ist. Gerade die Erschöpfungsdepression kann sich auf ein bestimmtes Thema beziehen, häufig ist es der Beruf. Also mir ging das so, ich war beruflich so überfordert, dass ich irgendwann bei dem Gedanken an Arbeit schon körperliche Beschwerden hatte. Ging es aber darum, Freizeit zu gestalten, war es wie wenn ein Erstickender endlich wieder Luft bekommt. So schreibst du ja auch, dass der Urlaub dir sehr gut tut und da die Symptome weg sind. Irgendwann wird so ein Thema einfach zum "roten Tuch" und dann hilft auch kurzfristiger Abstand nicht mehr.
Es könnte (!) auch in Richtung cPTBS gehen. Das ist eine Art von Posttraumatischer Belastungsstörung, nur dass kein spezifisches Ereignis die Ursache ist, sondern ganz viele kleine Momente sich summieren und das Gehirn immer bei "Kontakt" mit den Auslöser-Themen schon in die Abwehrhaltung geht, um sich zu schützen.

Ich bin kein Psychologe, bei einer Fachperson sind solche Themen natürlich besser aufgehoben. Und selbst wenn ich einer wäre. Es ist nur ein Hinweis, in welche Richtung man gehen kann, um Lösungen zu finden.

Gibt es denn vielleicht die Chance, über das Gesundheitsamt oder Sozialamt eine Art Mediation mit der Schwester zu arrangieren? Oder hast du so etwas schon mal probiert? Wenn ich das richtig verstehe, korrigiere mich gerne, hat deine Schwester selber seelische oder anderweitige Belastungen, die ihr im Weg stehen. Vielleicht auch nicht verarbeitete Trauer oder irgendwie so. Möchte niemandem was "andichten", bitte nicht falsch verstehen. Es sind nur Gedanken aufgrund dem, was ich so raus lese bei dir. Immerhin könnte das ja auch heißen, dass es Wege gäbe, damit umzugehen, ohne dass du immer allein gegen die Wand läufst.
Keine Ahnung, ob ein Anwalt evtl. auch irgendwelche Lösungswege sehen würde, aber das hast du bestimmt schon alles probiert. Muss die Tage mal nachlesen, was du hier alles schon dokumentiert hast.

Ein anderer Gedanke ist grade so die Frage, warum du dir - so wie Gitta es auch sagt - die Ansprüche so hoch setzt. Sprich, was du an dir selbst ändern kannst, damit du besser mit der Situation umgehen kannst. Manchmal können wir ja die Umstände nicht ändern, aber unsere Einstellung dazu.
Ich hoffe jedenfalls sehr, dass du einen Weg für dich findest. Das was du über deinen Gesundheitszustand schreibst, ist besorgniserregend.


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10.01.2023 16:08
#773
An
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@hanabi8
Ich habe durchaus eine multiple, komplexe PTBS. Die wird durch diese Situation aber nicht sehr angetriggert. Nur ein wenig vielleicht. Ich denke, es ist einfach eine schleichende Erschöpfung eingetreten. Ich bin da durch einige Phasen gegangen. Anfangs habe ich noch immer gedacht, es würde demnächst dann los gehen, sobald dies oder das geschehen ist, z.B. geklärt ist, was wir mit dem Haus machen. Dem war aber nicht so. Ich habe dann lange gekämpft darum, hier etwas zu ändern oder zu beschleunigen. Ich konnte es einfach nicht einsehen, dass ich so gar keine Rechte habe. Habe darum drei verschiedene Anwälte konsultiert, die beiden Tanten versucht auf meine Seite zu bringen. Ich habe eine Freundin, die im Sozialbereich arbeitet und habe versucht sie zu überreden, dass sie als Vermittlerin fungiert. Sie meinte aber, Mediator könne nur jemand machen, der nicht die Beteiligten schon kennt. Aber meine Schwester würde doch einer offiziellen Mediation niemals zustimmen. Es wäre eher hilfreich, wenn es jemand wäre, den sie kennt.
Irgendwann habe ich dann verzweifelt kapituliert, als ich alles durchgedacht und ausprobiert habe und sich herausstellte, dass es nur den einen Weg gibt, nämlich alles so zu tun, wie meine Schwester das verlangt. Aber damit reibe ich mich auf. Habe lange so richtig Vollgas gegeben und habe damals 90 Stunden pro Monat in die Entrümpelung gesteckt, davon 2 Stunden pro Tag für Ebay und eine Stunde noch für anderes. Inzwischen ist es deutlich weniger, weil ich ja gar nicht mehr viel machen kann bzw. darf. Mir fehlt auch die Energie, das würde ich gar nicht mehr schaffen.
Und jetzt dümpelt das alles vor sich hin. Ich habe auch nicht mehr die Kraft, meine Schwester unter Druck zu setzen, wütend zu werden oder irgendetwas Neues zu probieren. Fühle mich leergepumpt.
Meine Schwester hat definitiv psychische Probleme. Darum klammert sie sich ja so an das ganze Gerümpel. Sie ist aber gleichzeitig auch ein Arschloch und ihr Freund auch. Rücksichtslos, nur auf ihren Vorteil bedacht. Dass es mir schlecht geht mit dem schmutzigen, vollgerümpelten Haus, das mir Haut- und Augenausschläge macht, ist für sie kein Problem, sondern manchmal denke ich, das ist ihr sogar ganz recht. Sie will ja, dass es mir schlecht geht. Ich erlebe in meiner Familie insgesamt eine große Feindseligkeit mir gegenüber. Das ist eine lange, schmutzige, gemeine Geschichte. Für mich bedeutet das Entrümpeln darum auch so etwas wie eine Therapie. Oder würde es bedeuten, wenn es denn voran gehen würde.
Ich bin nun wirklich emotional erschöpft, habe keine Kraft mehr zum Kämpfen. Ich brauche durchaus Hilfe, aber eine Therapie würde mir nichts nutzen, denn die Fakten ändern sich nicht und ich will auch nicht meine Einstellung gegenüber den Fakten ändern im Stil von "Ich liebe dieses Gerümpel, ich klettere gerne ständig über irgendwelchen Krempel und lege die Sachen vor den Schränken auf den Boden statt in den Schrank."
Ich will auch nicht denken "Danke, dass meine Schwester mein Haus zu einem stinkenden Museum gemacht hat. Ohne sie hätte ich ganz viele tolle Sachen einfach weggespendet." Ich schaffe es nicht mehr, stolz auf das zu sein, was ich schon geschafft habe, weil es sich anfühlt als sei es gar nichts. Es ist immer noch alles voll mit Gerümpel, ständig stürzen irgendwelche Berge, Pyramiden oder Stapel um. Selbst solche Tipps wie "Bring doch alles, was Du als Gerümpel empfindest in ein, zwei oder drei Zimmer und bewohne den Rest", funktionieren nicht. Dazu ist es immer noch zu viel Gerümpel.


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12.01.2023 14:39
#774
An
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Eine gewisse Retraumatisierung ist durchaus dabei. Was mich echt fertig machte war, als ich mit meinem Onkel sprach in der Hoffnung, dass er mich unterstützt. Allerdings hat er mir lang und breit folgendes erklärt:
- Was ich erzähle stimmt nicht, kann gar nicht stimmen. Beispielsweise dass das Haus so voll ist, kann nicht sein, weil meine Mutter so geizig war. Es kann auch nicht sein, dass meine Schwester 30 Jacken bei mir lagert, denn so viele hat meine Mutter ja nicht insgesamt gehabt.
- Insbesondere ist der Dachboden ganz leer. (Stimmt nicht, ich hatte sogar Fotos geschickt, aber trotzdem behauptete er, der Dachboden sei leer.)
- Er hat mir auch gesagt, ich müsse doch keinen Stress machen und in dieses Haus einziehen. Ich sei ja nicht obdachlos und hätte ja noch ein Zuhause.
- Er sagte, zum Einziehen würde es doch genügen, wenn ich ein Zimmer bewohnen könne. Mehr Platz brauche ich ja nicht.
- Als ich erklärt, das Haus müsse dringend leer werden, weil der Kram schimmelt und stinkt und ich von dem Schimmel Ausschläge bekomme. Da lachte er meinte, das sei doch ganz einfach. Ich soll zum Hautarzt gehen, der gibt mir eine Hautcreme und dann gehen die Ausschläge von selbst weg. Deswegen müsse man doch das Haus nicht leerräumen.
Und das alles sehr, sehr höhnisch.
Das hat mich echt retraumatisiert, mir gings tagelang nicht gut.
Diese Feindseligkeit hat mich schockiert, auch dass man behauptet, ich würde lügen.
Ich hatte meinen Onkel und meine Tante sehr gerne gehabt und da erst kapiert, dass sie mich verachten und ich ganz alleine da stehe.
Niemand ist auf meiner Seite.
Das war krass.
Letztlich geht es gar nicht um das Gerümpel, sondern um Achtung vor mir und meiner Gesundheit, um meine Rechte, um Selbstbestimmung.


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13.01.2023 19:55
avatar  Gitta
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Das ist wahrscheinlich die Generation. Damals meinte man ja, Hautausschläge und Allergien hätten nur Schwächlinge, Hypochonder oder Psychos (=Schwächlinge). Uuuäähh! War halt damals so in den Köpfen. ☹


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