Ja, mal sehen, was sie sagt. Ich werde auf unschuldig machen nach dem Motto "Ich dachte, die kannst Du gerade brauchen."
In den letzten Wochen habe ich mich gefragt, ob meine Schwester nicht ganz unbewusst mich dazu provoziert, solche Dinge zu tun, auch z.B. ihre Nudeln zu essen oder ihre Schuhspanner in den Müll zu werfen, weil sie sie nicht abholt, Zeugs wegzuwerfen und zu verkaufen, ohne sie zu fragen. Denn wenn ich das tue, hat sie ein Recht, sich als Opfer zu fühlen, mir Vorwürfe zu machen und mich zu hassen. Das ist so ihre Art, wie sie zwischenmenschliche Beziehungen üblicherweise gestaltet. Bei ihr ist wirklich ein Rad ab und dass sie mit einem Psychopathen zusammen ist, der es genauso hält, macht es nicht besser.
Das Gruselige ist, dass ich bei der Arbeit eine neue Chefin bekommen habe, und die ist genauso wie meine Schwester. Empfindlich im Einstecken aber brutal im Austeilen, abwechselnd hilflos und arrogant. Hilflos ist praktisch, dann übernehmen andere ihre Arbeit. Arrogant ist auch praktisch, dann braucht man niedere Arbeiten nicht zu machen, das müssen die minderwertigen Personen wie Anna machen.

Ja, es geht voran. Gestern wurde ein Buch gekauft, heute eine CD-Box.

Hm, womöglich habe ich sie mit den Servietten zu sehr verärgert. Ich habe schon zwei Mal vergeblich per Mail nachgefragt, ob sie heute kommt. Anrufen kann ich ja nicht mehr. :-(
Ich habe mich auch schon gefragt, ob sie überhaupt weiß, dass meine Telefonnummer auf ihrem Handy gesperrt ist. Ich glaube, das hat er damals gemacht, als sie krank war. Da haben wir das letzte Mal miteinander telefoniert. Vielleicht hat sie sich zum Gesundschlafen ins Bett gelegt und das Handy auf dem Tisch liegen lassen, wo sie noch angemeldet war. Und nun kann er höhnisch sagen "Deine Schwester ruft nicht mehr an. Ihr ist das Entrümpeln also auch nicht mehr so wichtig."
Ich frag sie mal, wenn ich sie mal wieder sehe, ob sie weiß, dass meine Telefonnummer gesperrt ist. Falls sie mal wieder kommt.
Aber ich habe mir schon vorgenommen, dass wenn sie nicht mehr zum Entrümpeln kommt, dann mache ich einfach alles, wie ich es für richtig halte. Es sind nicht mehr viele wertvolle Teile, die wir nicht durchgesprochen haben.
Mein Anwalt würde vermutlich davon abraten, aber ich denke, falls das vor Gericht geht, wird der Richter Verständnis dafür haben, dass ich nach drei Jahren Entrümpeln irgendwann mal schneller voran kommen und fertig werden wolle. Und wenn meine Schwester nicht mehr zum Sortieren herkommt, darf ich wohl davon ausgehen, dass sie die Lust verloren hat und kein echtes Interesse an dem ganzen Kram.
Außerdem würde ich ihr dann den mündlichen Mietvertrag für die Garage kündigen und im Frühling ihre Kartons dort rein verfrachten. Dann kann ich im Sommer hier renovieren!

Ein wenig fühlte sich das heute doch nach Fortschritt an. Ich habe den Weihnachtsbaum geschmückt und ordentlich durchgelüftet. Dabei stellte ich erfreut fest, dass ich im Schlafzimmer wieder ans Fenster komme ohne akrobatische Verrenkungen. Ich hatte jetzt ein Jahr lang drei Stapel Schuhkartons dort stehen, die ich bei Ebay eingestellt habe. Neulich stellte ich fest, dass es inzwischen so wenig sind, dass ich zwei Stapel daraus machen kann. Und der gewonnene Platz hat sich nicht sofort mit anderem Gerümpel gefüllt wie sonst. Ich stelle immer noch neue Sachen bei Ebay ein, aber das sind weniger als was weg kommt. Ich nehme jeden Artikel bei Ebay raus, für den diese drei Bedingungen gelten: Er steht schon seit über einem Jahr da drin, für 1 Euro hat ihn niemand gekauft und seit einem Monat hat den Artikel niemand mehr angeklickt. Die Wahrscheinlichkeit ist dann doch so gut wie null, dass ihn wirklich noch jemand will in den nächsten paar Jahren. Man kann einfach nicht alles verkaufen! Es muss ja auch immer jemand da sein, der es haben will.

Dass ich wieder ans Fenster komme, hatte den positiven Effekt, dass ich endlich mal an den Pflanzen herumzupfen konnte, was ich schon lange machen wollte. Eine Menge vertrocknete Blätter mussten weg. Jetzt sieht das wieder manierlich aus!
Ach Mann, lauter Mini-Fortschritte. Aber wann bin ich mal fertig??
Klar, ich weiß, man wird nie fertig. Selbst in meiner minimalistischen Mini-Stadtwohnung war ich STÄNDIG am Entrümpeln. Jede Woche habe ich Zeug aussortiert, ohne Scherz. Keine Wohnung, in der gewohnt wird, bleibt von selbst ordentlich. Es ist ein ständiger Kampf gegen das schleichende Chaos.
Trotzdem habe ich mich dort nicht gefühlt als würde ich auf einer Müllkippe wohnen. Momentan schlafe ich immer noch auf dem Fußboden, seit zwei Monaten! Ich trau mich einfach nicht ins Bett zurück. Was noch fehlt ist, dass ich die Matratze mal ein paar Tage rausstelle zum Desinfizieren. Dazu ist es gerade aber zu warm. Ich brauche Frost! Aber danach sollte ich so weit sein, dass ich wieder in einem Bett schlafe und nicht wie eine Obdachlose im Hausflur. :-(