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@Rica , das freut mich für Dich und überhaupt, wenn ich so etwas Positives lese. Natürlich gibt es keine perfekten Eltern. Aber es gibt eben auch extreme Ausreißer nach unten. Das schwächt auch ungemein das eigene Selbstvertrauen, weil man sich ja doch irgendwie mit seinen Eltern identifiziert und sich in einer Weise als deren Nachfolger fühlt. ☹
@skurril , genau, bei Dir habe ich einen ähnlichen Ansatz gelesen. Vielleicht ist das auch etwas Universelles mit den drei Bereichen. 😊
Und ja, ich habe schon befürchtet, dass es Dir ähnlich ergangen ist. „Emotionaler Missbrauch“, als Kind ist man nicht in der Lage, das zu erkennen. Und danach ist man irgendwie kaputt.
Aber ich will die Inhalte der Bereiche jetzt mal anders sortieren. Jetzt bin ich erwachsen und vielleicht kommt mir dabei ja die ein oder andere Erkenntnis.
Ach so, „E“ habe ich jetzt kurz für „Eltern“ gemeint. Aber das in Klammern ist mehr nur so ein Gedankenspiel für mich.
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Meiner persönlichen Erfahrung nach ist "das macht man so (nicht)" - "das musst Du doch verstehen" ein wunderbares Argument etwas durchzusetzen, was man selbst haben will, während es zufällig (!!!) der Mode entspricht.
Will diese Person dagegen was unmodernes, kommt "Du musst nicht auf die Leute hören" oder "Wenn XYZ vom Balkon springt, springst Du dann auch?" oder so.
Weil's gar nicht um die "Gesellschaft" ging, die nur ein Vorwand war um nicht zuzugeben, dass der eigene Wunsch wichtiger war als der des Kindes.
Ich würde WETTEN, dass es Alternativen gegeben hätte, was Du zum Konzert hättest anziehen können, ohne dass der Dirigent und das halbe Auditorium in Ohnmacht gefallen wären. (Mit sauber, nicht-kaputt, sitzt-gut und hat-keinen-total-provokanten-Aufdruck kommt man meiner Meinung nach in den meisten Fällen sehr weit! Ich kann mir kaum vorstellen, dass Du damals ausschließlich in Fetzen zur Schule gegangen bist. 😉 Sicherlich hätten sich eine ordentliche Hose und ein gebügeltes T-Shirt oder so gefunden, bei denen nicht gleich jede*r gedacht hätte, Du wärst in nem Bettelorden. Schuhe geputzt, Haare gekämmt... Du siehst was ich meine.
Ich bin auch so erzogen worden. "So kann man doch nicht rumlaufen. Musst Du doch VERSTEHEN. Komm, Sybille, sei vernünftig, ja?"
Aber muss ich das wirklich verstehen???
Ich verstehe es tatsächlich bis heute nicht.
15 ist rückblickend mMn sogar das einzige (!) Alter, in dem ich wirklich vollkommen problemlos Mal ein halbes Jahr mit grünen Haaren hätte-rumlaufen-können und ich finde ehrlich (!) dass "Sybille hat ne rockige Phase, aber solange die Schule nicht darunter leidet, sehen wir das locker" auch als Antwort auf "Wie läuft denn Dein Kind rum?" funktioniert hätte (ich hatte damals echt gute Noten. Bevor man mich mit Gewalt dazu gebracht hat zu funktionieren wollte ich nämlich einen nummerus clausus einhalten, weil der Plan war... Ach. egal jetzt.)
Tja. Vorbei. Chance verpasst, vielleicht kommt nochmal so eine wenn-nicht-jetzt-wann-dann Phase, wenn ich in Rente gehe?
Was ich sagen will: Die Frage was gerade modern ist und erwartet wird, sollte man nicht mit der Frage vermischen, was tatsächlich unangebracht ist bzw. uns wirklich in Schwierigkeiten bringt. Gilt für grüne Dreadlocks, schicke Klamotten und aufgeräumte Wohnungen glaube ich gleichermaßen.
Das hier ist n öffentliches Forum, daher erzähl ich Euch jetzt nicht, was ich beruflich mache. Glaubt mir einfach. Es wäre ne blöde Idee, unangebracht und zöge vermutlich auch Konsequenzen nach sich, wenn ich morgen die Haare grün färbte. Wirklich.
Und wir alle wissen, dass man sich mit ner zu-sehr-vermessiten-Wohnung ne Menge Ärger einhandeln kann.
Und natürlich GIBT es Klamotten, in denen man nicht zu gesellschaftlichen Anlässen gehen sollte. (Im Bikini auf ne Beerdigung? - eben)
Stimmt. Aber deshalb muss man ja nicht aufräumen, bis es aussieht wie im Möbelhaus oder rumlaufen wie aus der Modezeitung.
Mir ist erst neulich klar geworden, dass ich aus dieser "Ich kann bei der Arbeit ECHT nicht in grünen Dreadlocks aufschlagen" Tatsache unterbewusst den Rückschluss ziehe, ich müsse rumlaufen, wie "man" es für passend hält und mich deshalb ständig hoffnungslos underdressed fühle.
Fakt: Grüne Haare, auffällige Tatoos/ Piercings und richtig krasse Klamotten gehen in meinem Job nicht. Punkt. Aber dass ich deshalb rumlaufen muss, als ob jeden Morgen meine Mama "Sei vernünftig Kind" sagte, ist andererseits auch Quatsch. Die müssen gar nicht alle jeden Tag "Hach, was ist Sybille heute geschmackvoll gekleidet" denken, ebensowenig, wie die Leute in dem Konzert damals den ganzen Abend "Hach, was sieht das kleine Mädchen dort entzückend aus!" zu denken brauchten. Gibt noch ne ganze Menge dazwischen, gegen die nichts, aber auch absolut GAR NICHTS spricht, außer dem Wunsch irgendwelcher Mütter, die (jedenfalls in meinem Fall) seit Jahren und Jahrzehnten tot sind und der jedenfalls ich es sowieso nicht recht machen konnte. Allen Bemühungen und blonden Zöpfen zum Trotz. So ist die Welt...
Und dieser Spielraum, der sich aus dem "Ich bin sicher, es fällt keiner in Ohnmacht" Unterschied zu "Die Nachbarn finden Dich bezaubernd" ergibt.
Aus "Heizungsableser kann rein, Wände schimmeln nicht und der Vermieter setzt uns nicht vor die Tür" im Gegensatz zu "Wir gewinnen den schöner-Wohnen-Award der BILD Zeitung"
DER gehört uns und wir können damit tun, was wir wollen.
ZB. in bequemer Kleidung herumlaufen. ZB. "einfach" unordentlich bleiben.
Und zB. über ne andere Haarfarbe nachdenken. Ja, grün ist raus. Vielleicht für immer, ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass ich das mit 70 noch mache. Aber warum trage ich nicht mal rot? Und warum trägst Du nicht eins von deinen weniger-durchsichtigen-Strandkleidern im Sommer zu einem Konzert oder in die Stadt? Warum laden wir nicht Besuch ein und sagen "Schieb den Krempel von der Couch, ich bestell Pizza?"
Was die Leute denken werden? Möglicherweise denken sie "Das hätt ich mich nicht getraut" möglicherweise "coole Aktion" möglicherweise "Ich bin passender als die" und möglicherweise denken sie GAR NICHTS.
Ich hab Mal irgendwo gelesen, dass Angst unter anderem dazu führt, dass man immer erwartet, dass andere einen beobachten. Aber die meiste Zeit sind die mit sich selbst beschäftigt. Sich selbst und der Frage, was "die Leute" über sie denken. Und weißte was? "Die Leute" das sind dann Du und ich...
@Sybille , ja, Du verstehst auch, was ich meine. Irgendwas ist da verdreht oder völlig überzogen. Ich habe auch das Gefühl, bei anderen sehe ich das viel klarer als bei mir selbst.
Zitat
Komm, Sybille, sei vernünftig, ja?"
meint tatsächlich: „Du denkst und entfaltest Dich selbst gefälligst nicht, sondern machst wie eine Puppe, was die Mama sagt.“
Es wird sich aber dem allgemeinen Begriff „vernünftig“ bedient, also einem Begriff aus Zone 3. Nur tatsächlich versteht die Gesellschaft (also jedenfalls die meisten) unter diesem Begriff etwas ganz anderes. Jedenfalls gerade nicht, das Denken und Fühlen komplett einzustellen und alles der Mama zu überlassen.
Genau, es wird da vermischt und verdreht, was nicht zusammen gehört. Ich habe für mich das Gefühl, ständig beobachtet und unter Druck gesetzt zu sein. Von „den Leuten“. Denn, die wissen es ja besser als ich, was „richtig“ oder auch „vernünftig“ ist. Weil, ich weiß es ja nicht, hat man mir 20 Jahre lang gesagt.
Und das stimmt eben nicht!
Zitat
Chance verpasst, vielleicht kommt nochmal so eine wenn-nicht-jetzt-wann-dann Phase, wenn ich in Rente gehe?
Klar kommt die! Das ist mal eine originelle Idee, finde ich. In Rente gehen und zur Feier des Ereignisses die Haare grün färben. Das ist mal echt individuell. Mach es!
Zitat von Sybille im Beitrag #837
wollte ich nämlich einen nummerus clausus einhalten, weil der Plan war... Ach. egal jetzt.
Dieses Karriere Ding beschäftigte mich ja schon über Jahrzehnte. Und auch das finde ich nämlich völlig unlogisch. Erst durfte ich auf keinen Fall mein ich entwickeln. Sondern es war alles daran falsch, zur Sicherheit habe ich dann (unter Beobachtung) immer nur das getan oder gesagt, was andere gesagt oder was ich mir dort abgeschaut habe. War meine Mutter wieder am Kritisieren, konnte ich sagen, aber die XX hat das gesagt, aber der YY macht das so und begründet das so. Das waren die einzigen Begründungen („Argumente“), die sie akzeptiert hat. Und noch einiges mehr in die Richtung. Jedenfalls auf diese Weise hat man mich zu einer völlig eingeschüchterten Marionette gemacht.
Um mir dann als Teenager zu eröffnen, man erwarte jetzt von mir, Karriere zu machen. Ich habe das erstmal so hingenommen. Aber tatsächlich ist das völlig grotesk. Wie soll denn eine Marionette Karriere machen? Das geht doch gar nicht.
Zum Karriere machen muss man wissen, was man will. Und braucht vor allem (viel) Selbstvertrauen. Selbstbewusstsein nicht unbedingt, dann es machen ja auch Narzissten Karriere. Wie soll nun jemand ohne ich und ohne Selbstvertrauen so etwas schaffen (können)? Damals habe ich das gar nicht gefragt, ich habe wohl meinen Eltern vertraut, dass sie schon Recht hätten. Wie immer.
Also das geht gar nicht. Oder ist unvereinbar so. Nun kann man sich fragen, warum haben sie es dann gesagt? Hatten sie einen Sockenschuss? Oder vielleicht umgekehrt sogar eine perverse Freude daran, mich zu quälen?
Zitat von Sybille im Beitrag #837
Ich würde WETTEN, dass es Alternativen gegeben hätte, was Du zum Konzert hättest anziehen können, o
Ja, wenn meine Mutter denn wenigstens Stil oder einen guten Geschmack gehabt hätte. Aber ihr Geschmack war grausig. Um sich selbst „schick“ anzuziehen, hat sie sich in der Regel von den Verkäuferinnen beraten lassen und brachte dann ein komplettes zusammenpassendes Outfit mit. Wenn sie selbst etwas zusammen gestellt hat, sah das ziemlich mau aus.
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