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Immer wieder Chaos, außen wie innen...
#1
So, dann stelle ich mich mal vor:
Ich bin Mitte 30, habe vor etwa 2 Jahren begriffen, daß ich ein Messie bin und tippe auch ganz stark auf eine Art ADHS. Habe Probleme mit Eigenmotivation in jedem Bereich, vor allem langfristig. Ist auch ein Problem im Job. Darum neige ich zu Schnellschüssen, vor allem im finanziellen Bereich, was mich immer wieder in Probleme bringt. Ich horte Papier, öffne Brief oft wochenlang micht, wobei ich jetzt schon seit einem Jahr schaffe, alle 4-6 Wochen mal "reinen Tisch" zu machen, ich komme schon mein ganzes Leben notorisch zu spät, war schon als Kind mega unordentlich, dabei habe ich ziemlich hohe Ansprüche an mich selbst. Wenn einmal im Jahr Familienbesuch kommt, putze ich vorher mind. 3 Tage bis es aussieht wie bei schöner Wohnen. Leider kann ich nichtmal einen annähernd sauberen Zustand länger als 3 Tage halten...
Seitdem ich weiß, daß ich Messie bin, ist es besser geworden. Ich habe öfter mal Aufräumschübe. Es kommt aber auch immer wieder vor, daß einzelne Räume zumüllen, aktuell meine Garage und mein Abstellraum. Im Haus ist es nur unordentlich und usselig, nicht vermüllt: teilweise dreckiges Geschirr, Schränke innen und außen dreckig, Badewanne voller Wäsche, Bügelberge, Staub ohne Ende, Fenster werden nur einmal im Jahr geputzt...Nuh war es soweit, daß sich in meinem Abstellraum Mäuse breitgemacht haben...Mäusekacke überall...Habe heute den Dreh bekommen, alles ausgeräumt und fahre jetzt gleich zur Müllkippe...Ich denke, ich bin hier richtig.
#2
Ich habe es wirklich geschafft, gestern den Abstellraum auszuräumen, zu putzen und eine Ladung zur Mülldeponie zu bringen. Yeah. Heute ist die 2. Ladung dran, nächste Woche kaufen wir neue Regale und werden die Sachen in den Kisten im Abstellraum gut zugänglich im Regal lagern (Handwerkerzeugs, Gartenzeugs usw.) Ich werde gleich auch Sachen aus meiner Garage in Säcke packen und schonmal was mitnehmen zur Kippe. Und ich brauche irgendwoher Mäuseköder...
Im Haus geht es auch voran. Habe vor ner Woche nen Aufräumschub bekommen und schonmal angefangen die Wäscheberge zu waschen, zu trocknen und teilweise auch schon wieder wegzuräumen.
Willkommen im Club! Ich finde mich in Deiner Beschreibung haargenau wieder! Würde für mich auch ADS mit Messi-Ansätzen diagnostizieren. Solche Aufräumschübe bekomme ich auch ab und zu, wenn kein Geschirr mehr im Schrank oder keine saubere Wäsche mehr zur Verfügung steht. Wobei ich im letzten Fall auch schon losgegangen bin und neue gekauft habe.
Ich glaube, man kann das nur ändern, wenn man ein Rgelwerk aufstellt, das man immer wieder kontrollieren muss. Und weil man sich nicht selbst kontrollieren kann, braucht man ein Netzwerk von Leuten, die das übernehmen. Vielleicht kann man sich auch selbst überlisten, indem eine Regel ist, mindestens einmal in der Woche einen Gast einzuladen... ;-)
Nun, wenn Du Lust hast zum Erfahrungsaustausch, meld Dich bei mir, würde mich freuen!!
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Das mit dem Einladen hab ich auch versucht. Eine Nachbarin hatte mir beim Entrümpeln geholfen. Sie sollte quasi meine Kontrolle sein, aber sie ist sehr mit der eigenen Familie beschäftigt und andere lasse ich hier nicht rein.
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Ich bin nicht der Meinung, dass es eine sinnvolle Lösung ist, darauf zu bauen, dass irgendwie andere Menschen in das eigene Leben treten werden, um dort eine Veränderung vorzunehmen und zu überwachen.
Anziehend wirkt diese Art von Hilfsbedürftigkeit leider oft auch auf die falsche Art von Menschen. Solche, die von deinem Elend in irgendeiner Form profitieren wollen. Entweder finanziell, oder indem sie in Aussicht stellen, dass sie dir helfen werden, nachdem du ihnen geholfen hast, oder die Sorte Menschen, die es braucht, Kontrolle über andere auszuüben. Das ist genau wie in der Tierwelt. Die schwächsten Geschöpfe sind am anfälligsten für Parasiten. Zeigst du deine Schwäche, fallen sie über dich her - und die starken Tiere wenden sich von dir ab, weil sie spüren, dass deine Gegenwart sie schwach macht.
Das mag eine negative Weltsicht sein, aber das ist meine Erfahrung. Am Ende hat man Geld verliehen, oder beim Umzug geholfen, und die Leute lassen einen fallen wie eine heiße Kartoffel. Oder - noch schlimmer - sie machen sich in deinem Leben breit, übernehmen die Kontrolle, manipulieren dich, unterdrücken dich, machen dich von sich abhängig, und werden somit in jeder Hinsicht nicht zur Lösung, sondern zu einem noch größeren Übel. Man gibt ihnen, was sie wollen, bevor man bekommen hat, was man selbst will, weil man Angst hat, dass man sie vergrault, wenn man zuerst Forderungen stellt, bevor man selbst etwas geleistet hat, und auch, weil man dazu erzogen wurde, dass man sich die Hilfsbereitschaft anderer erst einmal in irgendeiner Form verdienen muss. Eine Hand wäscht die andere und so weiter.
Wonach du dich im Grunde sehnst - das hast du hier ja inzwischen schon ein paar Mal geschrieben - ist (brutal gesagt), dass andere Menschen die Kontrolle über dich übernehmen. Kontrolle im wörtlichen Sinne. Du möchtest, dass sie zu dir kommen, und deine Fortschritte kontrollieren, dich dazu antreiben, nicht wieder in Stagnation zu verfallen. Ich kann den Wunsch wie gesagt total nachvollziehen, ich hatte ihn ja auch mal. Aber eine sinnvolle Lösung ist das eben nicht. Im Gegenteil, kann richtig gefährlich werden. Und solltest du einmal zufällig jemanden finden, der kein "Parasit" ist, sondern wirklich patent und lebenserfahren, dann wird er sich wahrscheinlich hüten, sich deine Probleme aufzuhalsen, und sich schnell wieder von dir distanzieren. Um seines eigenen Wohles willen, denn er ist stark genug, um sein eigenes Wohl vor deines zu stellen.
Und es gibt auf jeden Fall eine andere Lösung. Sie ist schwieriger umzusetzen, aber dafür frei von dem Risiko, die Kontrolle über die Teile deines Lebens zu verlieren, die du eigentlich behalten willst.
Wie soll das gehen?
Trost und Lob, Anerkennung, Tadel, Belohnung, Mahnungen, KONTROLLE - all das kann man sich auch selbst geben. Man kann sich selbst erziehen. Man kann mit sich selbst verhandeln. Man kann sich selbst kontrollieren. Man kann mit sich selbst Vereinbarungen treffen, einen Zeitpunkt ausmachen, bis zu dem man XY erledigt haben will, und man kann sich dafür selbst belohnen.
Dafür braucht man keine anderen Menschen. Mann MUSS sogar. (ja, ich weiß, "müssen" ist immer so ein Wort. Natürlich "muss" man nichts außer sterben und aufs Klo, aber dann trägt man eben die entsprechenden Konsequenzen für seine Verweigerungshaltung, und diese sähen in diesem Fall entweder so aus, dass alle vor einem flüchten, oder dass man an die falschen Leute gerät)
Huch? Heißt das, ich brauche nur noch Kontakt zu meinen Mitmenschen, wenn ich mal eine Waschmaschine zu schleppen habe?
Nein.
Es gibt natürlich noch etwas, das man sich selbst nicht geben kann, außer solche Kraftakte. Nämlich Gesellschaft. Die Gegenwart anderer Menschen zu genießen, Erlebnisse und Erfahrungen mit ihnen zu teilen und auszutauschen. Klönen, lachen, abschalten.
Und jetzt kommt der Clou: Fest im Leben stehende Menschen sind es meist schon lange Leid, ständig für andere die Seelenmülldeponie, die Gouvernante oder den Rundum-Heimwerker spielen zu müssen. Sie sehnen sich nach der Art von Gesellschaft, die alleine klar kommt. Die sie nicht nach Feierabend noch mit Problemen überschüttet. Die ihrem Leben einen positiven Touch verleiht und sie zum Lachen bringt. Wo man gerne hingeht, und nicht nur aus Mitleid oder Pflichtgefühl. Nach Gleichartigen, die auch fest im Leben stehen, und ihre Probleme und Problemchen nicht ständig thematisieren, so wie sie selbst eben auch.
Und wenn man dann mal eine Waschmaschine zu schleppen hat, oder in Urlaub fahren will und einen Hundesitter braucht, dann sind sie gern dazu bereit, einem zu helfen. Eine Hand wäscht die andere, und jeder braucht mal Hilfe. Mit Betonung auf _mal_.
Wenn du also "die richtigen" Menschen in deinem Leben haben willst, musst du zu einem Menschen werden, der dieser Art von Menschen etwas zu bieten hat, der auf sie anziehend wirkt.
Jemand, der allein zurecht kommt.
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