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Neues Mitglied als Sohn eines Messie-Vaters (mit dem wir zusammenleben & den ich achte & respektiere, ABER...)
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Zitat von klarname im Beitrag #1
Guten AbendMorgenTag zusammen,
noch schnell aus einer schlaflosen Nacht stelle ich mich vor und freue mich auf regen Austausch.
Ich (53 J.) lebe mit meiner Familie (Frau und 2 Kinder *2010 und *2012) mit meinem Vater (83 J.) zusammen in einem Reihenhaus.
Das war alles ganz schön angedacht, aber seit nunmehr fast 5 Jahren nehmen die gegenseitigen Probleme wieder zu statt ab.
Mein Vater ist unerwartet seit gut einem Jahr verwitwet (seine Frau (2. Ehe, nicht meine Mutter) war 17 Jahre jünger)
Da mein Vater keinerlei Krankheitseinsicht hat (vielleicht gerade weil(!) er Arzt ist, ein sehr beliebter Facharzt war zu seinen aktiven Zeiten), hochintelligent ist und diese Geschichte eher mit Unverständnis oder "Humor" abtut, hoffe ich mittlerweile a) auf professionelle Hilfe für ihn und uns - sowie auf Austausch in diesem Forum, um die Zeit zu überbrücken und Hilfe bzw. vielleicht auch Trost, Stütze o. Ä. zu finden.
All dies scheint mir ein Stellvertreterkrieg zu sein, den vor allem mein Vater mit sich selbst führt, aber unter dem zunehmend auch meine Frau, meine Kinder und ich zu leiden haben.
Mich selbst hat es bereits krank gemacht...
Also auf guten Austausch hier und positive Grüße!!
Zitat von klarname im Beitrag #4
Danke einstweilen. Ich war wegen Urlaubszeit und beruflicher Inanspruchnahme nicht oft hier, lebe tendenziell auch lieber offline, aber das nur am Rande.
Mein Vater ist derzeit verreist, deshalb kam leider noch kein Gespräch zustande. Ich habe im Laufe meines Lebens schon diverse solcher Gespräche initiiert (ja, immer ich - von ihm kam nie auch nur ein einziger Impuls).
Seit wir gemeinsam in dem Haus wohnen, das ihm gehört, hat kein wirkliches Gespräch in der Hinsicht stattfinden können, da er dem aus dem Weg geht. Wir haben auch in den letzten 5 Jahren allerhand Anläufe gemacht, aber es KOMMT NICHTS AN, also ich meine innerlich / emotional!
Einzige Reaktion ist Bestürzung und Sorge, dass wir ausziehen, aber Konsequenzen: keine. Nach ein paar Tagen der alte Trott, seine Wohnung oben ist ein Schlachtfeld.
Wir sind jetzt dazu übergegangen, Dinge, die er wie früher, als er noch als Hauptbewohner in unserem Haus wohnte, einfach in unserem Bereich ablädt, kommentarlos zu ihm hochzustellen.
Viele der Räume, die wir mühsam freiräumen, stehen wenige Tage später mit dem Krempel meines Vaters voll! Das ist Missachtung unserer Lebensbereiche, und ich habe ihm das deutlich und mehrfach gesagt. Seine Konsequenz: keine erkennbare, nur Worte, keine Taten.
Unsere Konsequenz wird jetzt wohl sein, Ultimaten zu verschiedenen Sachverhalten zu stellen und auch konkrete Schlussfolgerungen aufzuzeigen, die aus dem Überschreiten des jeweiligen Ultimatums folgen werden. Mir tut es sehr leid, und das ist nicht meine Art, aber ich befürchte, dass es anders nicht gehen wird.
Schützenhilfe werde ich mir in Person eines Profis holen, ich habe bereits Kontakte geknüpft, die aber wohl erst nach der Urlaubszeit aktiv werden können. Ich bin der Überzeugung, dass wir einen Profi VOR ORT brauchen, damit ich mich und meine Frau ein wenig aus der Schusslinie holen kann.
Wie ich meinen Mann stehe in dieser verfahrenen Geschichte, weiß ich, und ich habe mein bisheriges Vorgehen mit meinen Therapeuten abgestimmt. Nur zum Thema Messie und Problematik der Angehörigen muss ich mir selbst jemanden suchen.
Wie seht ihr das? Und habt ihr vielleicht konkrete Erfahrungen gemacht mit entsprechend spezialisierten Psychologen / Psychiatern / Coaches? Wenn ja, könntet Ihr mir im süddeutschen Raum (konkret Stuttgart / Reutlingen) jemanden nennen? Natürlich per PN...!
Danke + Grüße
Hallo, lieber Klarname,
habe Deine beiden Beiträge von August leider jetzt erst im Forum entdeckt.
Ich stamme selber aus einer Mediziner*innen-Familie ab (mein Großvater und Onkel waren Ärzte, mein Cousin, meine Schwester und mein Ex-Ehemann sind Ärzt*innen, mein zweite Tochter wird Ärztin) und ich bin selber Messie, bin 51 Jahre alt und habe eine 81 jährige Mutter, die auch Witwe ist und bei uns um die Ecke wohnt in meinem Elternhaus. Insofern spricht mich Dein Problem mit Deinem Vater besonders an.
Da mein Mann gerade nach Hause gekommen ist und wir jetzt zu Abend essen, schreibe ich Dir später mehr.
Liebe Grüße,
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Zitat von Mondscheinsonate im Beitrag #6
@klarname
Vorweg:
Ärzt*nnen sind auch nur "normale" Menschen mit vielen guten und schlechten Eigenschaften, Traumen und Krankheiten, wie wir sie alle mehr oder weniger haben.
Mein Onkel hat seine letzten Lebensjahre als dementer Witwer bis zu seinem Tod in dem Alten-Pflegeheim verbracht, das er als Arzt früher selber betreut hat.
Männer sind ja naturgemäß eher rational veranlagt, Frauen naturgemäß eher emotional. Mischformen in alle Richtungen inklusive.
Dennoch sind auch Männer grundsätzlich emotional verletzbar. Wenn Du mal unter dem Thread Ursachen für Messie-Syndrom schaust, liegt immer irgendein oder sogar mehrere unverarbeitete traumatische Erlebnisse, wie z.B. Tod oder Trennung von einem nahen Angehörigen zugrunde.
Zu Deiner/Eurer Lebenssituation fällt mir auf, dass es sicher schwierig ist, wenn zwei männliche Alpha-Tiere unter einem Dach wohnen, vor allem, wenn das Haus Deinem Vater gehört. Als Arzt braucht er vielleicht noch mehr (emotionalen) Raum, als ihm jetzt in seinem von Euch mitbewohnten Reihenhaus zur Verfügung steht. Das bringt er mit dem Ausbreiten seiner Sachen / mit der Wieder-in-Besitz-Nahme seines eigenen Hauses zum Ausdruck.
Meinen Schwiegervater haben wir, als er sehr dement war und nicht mehr mit meinem berufstätigen Schwager allein im Haus leben konnte, ein paar Monate zu uns ins Haus geholt. Es hat leider nicht funktioniert, obwohl er das Haus seines Sohnes zwei Jahrzehnte vorher selber mitgebaut hatte. Er hat sich in unseren Haushalt fern seiner Heimatstadt mit MItte Achtzig nicht mehr eingewöhnen können. Im dritten Alten-Pflegeheim in seiner Heimatstadt hat er schließlich seinen Lebensabend bis zum Tod offensichtlich noch mit Lebensfreude verbringen können.
Von meiner Mutter kenne ich es auch, dass ich immer diejenige war, die als Erwachsene iniativ wurde, wenn es darum ging, Probleme anzuschauen. Für mich war es bis zum letzten Frühjahr noch unvorstellbar, den Kontakt zu meiner Mutter abzubrechen. Sie war für mich immer ein so wichtiger Mensch in meinem Leben. Jetzt merke ich, dass ich durch diese selbstgewählte Beziehungs-Diät Raum und Zeit habe, mir vieles an bewussten und unbewussten Verletzungen, die auch sie mir als Mutter zugefügt hat, bewusst zu machen und aufzuarbeiten.
Ich glaube, dass die Kriegskinder-Generation unserer Eltern es einfach nicht gelernt hat, sich in dieser sozial-problem-orientierten Form miteinander konstruktiv auszutauschen und vor allem sich gegenseitig zu zu hören und ausreden zu lassen.
Wolfram hier im Forum ist da wohl eher eine Ausnahme, oder wie siehst Du das, @Wolfram ?
Es ist vielleicht so, dass wir unterschiedliche "soziale" Sprachen sprechen und deshalb Schwierigkeiten haben, füreinander Verständnis aufzubringen.
Ich glaube auch wie @Emin, dass Du Dich erst einmal mit Deiner Frau gut abstimmen solltest in Bezug auf Eure jetzige Wohn- und Lebenssituation, denn Euer eigenes Familienleben sollte an oberster Stelle stehen.
Überlegt Euch jede*r für sich, was Ihr Euch wünscht, was Euch wichtig ist zum Gut- und Glücklich-Leben.
Wenn Ihr Euch darüber im Klaren seid, was Ihr wollt, rede mit Deinem Vater. Bitte ihn, dass er Dir erst einmal einfach nur zuhören möge und sage ihm, wie sehr Dich die Gesamtsituation mit ihm in seinem Haus belastet. Dann frage ihn, ob er eine Idee habe, wie Ihr weitermachen könntet.
Dann lass ihn (aus)reden, höre ihm zu und gib ihm Raum, eigene Ideen vorzutragen.
Begegne Deinem Vater auf der Herzensebene, das heißt: Lasst Eure Herzen sprechen, nicht Eure Köpfe.
Sei offen für alle Möglichkeiten, die es geben könnte.
Oft stehen wir uns selber im Wege, weil wir uns auf irgendetwas fixieren und dabei alle anderen Möglichkeiten, die vielleicht viel passender, aber ungewohnt oder auch ungewöhnlich sind, außer Acht lassen.
Werdet kreativ, kreiert Euch Eure Zukunft in den schönsten Farben. Das meine ich Ernst. Fang an, in Deinem Kopf neue Bilder zu malen und zu träumen. Werde wieder aktiv, dann kommt die Kraft und Lebensenergie zurück und Heilung kann geschehen auf allen Ebenen.
Begegne Deinem Vater auf Augenhöhe. Wenn eine*r von Euch in die Opfer-Täter*in-Retter*in-Drama-Rolle abrutscht, macht Euch das gegenseitig bewusst und geht wieder auf die Herzensebene zurück. Siehe Drama-Dreieck unter https://www.fuehren-bewegt.de/f%C3%BCr-sie/
HIlfreich kann zum Verständnis der Gesamtkonstellation auch das Familienstellen sein, dass es in zwischen nicht nur nach Bert Hellinger sondern in vielen Varianten gibt. Das ist dann oft sinnvoll, wenn ein Gespräch ohne oder auch mit mediativer Begleitung keinen nachhaltigen Erfolg bringt.
Soweit erst einmal meine Gedanken zu Deiner Vater-Sohn-Konstellation.
Viel Erfolg bei allem!
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@Mondscheinsonate
das muß etwas weiter gesehen werden.
von wem sollen wir denn den sozialen Austausch gelernt haben. Mein Vater hat doch nichts Brauchbares erzählt. Und ich war noch zu klein, um brauchbare Fragen zu stellen. Da gab es keine Kommunikation. Und ich habe das erst langsam in den Selbsthilfegruppen gelernt, eigentlich reichlich spät.
Das mir keiner zuhört, das Problem habe ich in Reallive heute noch. Also auch jüngere können nicht immer zuhören. Und ich unterbreche auch öfter als mir lieb ist. Hier merkt das natürlich keiner. Das kommt daher, weil die Gedanken schneller sind als das Sprechen.
Die unterschiedlichen "sozialen" Sprachen sind nach meiner Meinung nicht altersabhängig sondern berufsabhängig.
Deine Ratschläge sind zwar gut, aber zu der entsprechenden Kommunikation gehören mehrere, die das auch können.
Familienaufstellungen hören sich gut an, aber ob ich das könnte, erscheint mir zweifelhaft. Da würde ich dann raten, erstmal als passiver Zuschauer teilzunehmen. Kann auch im Fernsehen sein. Das ist keine einfache Angelegenheit.
Ich kann nur empfehlen, wenn der Vater Messie ist und das Haus auch noch ihm gehört, dann müssen Kinder ausziehen, wenn es ihnen nicht gefällt. Der Vater wird sich nicht grundsätzlich ändern, nur ggf. in Kleinigkeiten.
viele Grüße
Wolfram
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Wolfram, du sprichst es aus:
Wenn es nicht gefällt wie der Vater in seinem Haus lebt, dann baut man sich ein eigenes Leben auf!
Dazu braucht man keine kommunikativen Verrenkungen oder psychologische Extras.
Es sind alles erwachsene Menschen mit dem Recht ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und es so normal oder ungewöhnlich zu gestalten wie sie es gerne möchten.
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