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Eine Freundin wird zum Messie?
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Liebe alle,
heute habe ich beschlossen, mich hier anzumelden, da ich mir in erster Linie einmal selbst darüber klarwerden möchte, wie ich mit dem Chaos einer Freundin weiter umgehen soll.
Ich (weiblich, Ende 40) habe vor circa zehn Jahren eine Frau (jetzt Ende 60) kennengelernt, die mir damals eine neue Katze vermittelte. Sie hatte damals selbst sechs Katzen, viele Schafe, zwei Pferdchen und etliche Kleinnager. Wir haben uns damals angefreundet und betreuen seither wechselseitig unsere Tiere, wenn wir auf Urlaub sind. Ich selbst habe (Haus mit Garten) vier Katzen, eine große Voliere mit 24 Kleinvögeln und eine kleine Gruppe Legehennen.
Die Schafe und Nagetiere der Freundin sind mittlerweile alle an Altersschwäche gestorben, dafür "sammelt" meine Freundin aber immer wieder Katzen. Das höchste der Gefühle waren um die 14, momentan sind es - glaube ich - "nur" noch zehn. Vor einigen Jahren kam dann auch noch ein Hund dazu. Das eigentliche Problem sind jetzt aber nicht einmal die vielen Katzen. Die Freundin hat ein kleines Häuschen und ein großes Grundstück, auch ein Nebengebäude und einen genutzten Dachboden - es wäre also eigentlich genügend Platz für alle - wenn es denn vernünftig organisiert wäre.
Das Problem ist, daß es im Häuschen meiner Freundin (immer schon gut mit "Kinkerlitzchen" angefüllt, aber früher noch gemütlich), immer voller und voller wird. Überall stehen Schüsseln mit Katzenfutter - auf jedem Fensterbrett, in der Küche, im Schlafzimmer, im Wohnzimmer, im Badezimmer - auch auf der Sitzbank und auf dem Kücheherd - draussen unter Dach, im Nebengebäude. Genauso die Katzenklos - sogar im Schlafzimmer.
Von mir aus kann das jeder so machen, wie er mag (wenngleich ich das auch selbst so NIE haben wollen würde), aber leider fing es auch irgendwann vor ungefähr zwei Jahren wirklich zu müffeln an. Ungefähr zu gleichen Zeit habe ich mit einer anderen Freundin beschlossen, mich ein bißchen um die Hufe ihrer Pferdchen zu kümmern, weil sie damit scheinbar sehr überfordert war. Das sieht inzwischen so aus, daß ich/wir alle ein bis zwei Monate einmal vorbeikommen und uns erfolgreich um die Pferdchen kümmern.
Ich bin nach meiner Einschätzung sicher etwas ordentlicher als der Durchschnitt, hab aber an sich kein Problem damit, wenn andere Unordnung bei sich haben. Deshalb habe ich auch bis jetzt noch nie etwas gesagt, vor allem nicht, wenn ich nur zum Füttern kam. Allerdings habe ich mich immer öfter vor Einladungen gedrückt, weil es mir dann doch irgendwann etwas gegraust hat, in dieser stickigen "Atmosphäre" zu essen. Mittlerweile legen wir die Pferdetermine auch möglichst auf Tage, an denen meine Freundin nicht da ist, weil sie uns immer danach auf einen Kaffee und Kuchen einladen will - und es immer so unangenehm ist, sich zu drücken.
Beim gestrigen Fütterdienst machte es dann aber bei mir klick, weil ich kaum noch zu den einzelnen Futterstellen kam, mir beim Katzenklo ausräumen die Ellenbogen anstieß und mir mit meinen knapp über 50kg vorkam wie ein Elefant im Porzellanladen, überall aneckte und alles mögliche aus Versehen umwarf. Ich empfand das dann in der Tat schon als "Zumutung", unter solchen Umständen die Tiere zu versorgen - aber mir ginge s ja dann auch darum, daß die Tiere versorgt werden.
Ob meine Freundin jetzt ein Messie ist, oder auf dem besten Wege dazu, einer zu werden - den Gedanken habe ich bis jetzt immer etwas weggeschoben, weil das natürlich unangenehm ist. Ich dachte mir halt immer: es ist ihr Haus, sie muß sich ja drin wohlfühlen, und das paarmal Tiere füttern halte ich dann schon aus. Es kamen auch schon manchmal Gedanken wie "man müßte ihr die Tiere eigentlich wegnehmen" - obowhl sie die Tiere jetzt noch halbwegs gut versorgt, wenn man mal von der Nichtpflege der Hufe absieht.
Aber Tiere wegnehmen ist sicherlich nicht das, womit meiner Freundin geholfen wäre. Deshalb haben wir uns ja auch entschlossen, ihr lieber unter die Arme zu greifen und die Pferdchen zu pflegen, damit sie die beiden eben behalten kann. Ich habe auch nicht vor, meine Hilfe künftig zu verweigern.
Seit gestern bin ich dabei, mich über die Messie-Problematik zu informieren, weil ich weiß, daß ich über kurz oder lang das Problem bei der Freundin ansprechen muß. Ich kann und will mich ja nicht für den Rest ihres Lebens bei jeder Einladung mit irgendwas ausreden. Und ich finde halt auch, daß man mit Ehrlichkeit bei einer Freundschaft am weitesten kommt.
Ich muß nur erst einmal einen Weg für mich finden, daß ich weder überheblich noch abwertend rüberkomme, und ich kann auch derzeit noch nicht einschätzen, wie stark oder ob überhaupt sie jetzt ein Messie ist und wieviel davon sie selbst eigentlich wahrnimmt.
Und dann habe ich natürlich auch Angst sie zu verletzten, oder daß das ganze nach hinten losgeht.
Und was auch dazu kommt: Ich hab schon freiwillig und gerne die Verantwortung für die Pferdchen übernommen, und noch mehr kann ich mir eigentlich nicht "aufhalsen".
Ich habe ja vor allem auch eigene Tiere, meinen eigenen Haushalt, und bin außerdem halbtags berufstätig, und dazu verwitwet. Ich lebe also allein und bin n erster Linie dafür verantwortlich, selbst alles auf die Reihe zu bekommen. Ich weiß, daß ich mich hier auf gesunde Art abgrenzen muß, um mich selbst nicht zu überfordern, vor allem weil ich auch ein wenig zum Helfersyndrom neige.
Daher habe ich natürlich Bedenken etwas "loszutreten", das mir dann vielleicht hinterher total über den Kopf wächst. Gleichzeitig fühle ich mich natürlich auch schlecht bei dem Gedanken, einfach wegzuschauen und nicht helfen zu "wollen".
Gestern habe ich Fotos von ihrem Wohnbereich und auch dem Nebengebäude gemacht, um mir das mal im Nachhinein "objektiv" ansehen zu können - und kam mir dabei vor wie eine Verräterin :( Es ist halt wirklich so, daß in der Küche auf der Anrichte kaum noch Platz ist, um zB zwei Futterschüsseln mit Futter zu befüllen. Der ganze Abwaschbereich ist vollgestapelt mit Futteschüsseln (wenn auch abgewaschen). Die Küchenkredenz ist so zugestellt (vorwiegend mit Lebensmitteln), daß es keinen freien Platz darauf gibt. Zum Bett gibt es noch einen schmalen Gang, das Nebengebäude ist ebenfalls so zugestellt, daß man nur noch über einen schmalen Gang zur Futterstelle und zum Katzenklo kommt. Im Badezimmer ist auch alles zugstellt, nur Dusche, Waschbecken und WC sind noch zugänglich.
Nach allem, was ich bisher so gelesen habe, klingt das für mich schon sehr nach Messie, und ich weiß, daß es keine allgemeingültige Lösung gibt in Bezug auf "wie sag ich's ihr".
Aber vielleicht hilft es mir einfach mal bei meinen Gedankengängen, wenn ich hier lese, wie es anderen geht - und zu wissen, daß ich mit dem Problem nicht alleine bin.
Das aktuelleste "Problem" ist ihre Weihnachtseinladung am 24.12. Ich will da aber nicht hin. Immerhin habe ich für den Tag eine "Ausrede", weil ich da meine eigenen Eltern bei mir habe. Wahrscheinlich werde ich eine Gegeneinladung starten, daß sie an einem der Feiertage zu mir kommen soll, weil da ja bei mir schon die ganze Weihnachsdeko steht etc., aber ich glaube nicht, daß ich es diesmal schon schaffe, ihr den wahren Grund zu sagen...
Vielen Dank für's Zuhören,
Karin
*seufz* es ist nicht einfach. Ich danke euch jedenfalls schonmal für's Lesen, und es tut einfach mal gut, das alles loswerden zu dürfen.
#2
Hall Shrinkhead !
Willkommen in der Runde hier !
Vielleicht findest Du ein paar Antworten schon in älteren Threads.
Ansonsten würde ich zunächst auf die gesundheitliche Verfassung Deiner Tierfreundin schauen, da sie, wie Du schreibst , bereits in den 60er Jahren ist.
Ich könnte mir vorstellen, dass irgendwas im psychischen Bereich sich anfängt zu verändern.........das merken Betroffene lange nicht.
Sammeln und zubauen ist oft ein Zeichen von sehr viel Angst, die jedoch unbewusst sein kann.
Mehr fällt mir erstmal nicht ein. Grüssele Mausohr
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Hallo Shrinkhead,
herzlich willkommen auch von mir. Das Phänomen, das sich da bei euch anzubahnen scheint, ist eine Art Unter- oder Sonderform des Messie-Seins. Seit ich im Forum aktiv bin, ist es mir hier noch nicht untergekommen, aber es ist nicht so selten, und Tierschutzorganisationen berichten von einer deutlich ansteigenden Häufigkeit. Das Phänomen heißt "animal hoarding", wörtlich also etwa "Tiere horten". (für weitere Google-Recherchen deinerseits vermutlich ein hilfreiches Schlagwort).
Ich bin über Facebook mit ein paar Tierschutzaktivisten vernetzt; daher kenne ich mittlerweile einige dramatisch eskalierte Fälle von verwahrlosten (Huf)tieren, und so kannst du dir vielleicht vorstellen, dass ich schwer schlucken musste.
Ich denke, anhand deiner Schilderung ist die Situation definitiv nicht eskaliert - aber sie könnte es, und das vielleicht schon in absehbarer Zeit.
Du hast dich im Forum umgeschaut, das merkt man, und ich denke, dass du insbesondere meine Antwort in dem Thread von Freundin-in-Sorge gelesen und auf dich selbst reflektiert hast. Dabei bist du zu wirklich guten und wichtigen Gedanken gekommen. Man möchte an jeden deiner Sätze ein Häkchen machen und sagen: "Check!" Ganz besonders wichtig und richtig ist deine Einsicht, dass du am Ende deiner Kapazitäten angelangt bist. Das ist kein Zeichen von Schwäche (und das Gegenteil von Helfersyndrom), das ist die gesunde Einsicht eines gesunden Menschen, der wider Willen und ohne eigenes Zutun in eine Situation geraten ist, die zu lösen ihn überfordert.
Du brauchst dabei Hilfe. Und das sage ich in diesem Forum ganz sicher nicht leicht dahin.
Jeder Fall ist anders, das weißt du bereits. Und besonders kritisch wird es immer dann, wenn andere betroffen sind. Das war jetzt z.B. bei "Freundin-in-Sorge" nicht so, daher gelten andere "Spielregeln": primär die Rechte des Betroffenen wahren, und versuchen, dem sich Sorgenden zu helfen, mit der Situation umzugehen, auch wenn sie durch ihn (wahrscheinlich) nicht lösbar ist.
Wenn aber Kinder oder Tiere betroffen sind, sieht es einfach anders aus. Diese sind "Schutzbefohlene", gezwungen, in dem Lebensmodell des Betroffenen zu verharren. Sie verfügen nicht über die Möglichkeit, sich bei Außenstehenden Hilfe zu suchen, oder sich der Lebenssituation aktiv zu entziehen.
Kinder und Ttiere sind daher immer etwas, wo man sehr, sehr genau hinsehen muss, und wo die Toleranz einer andersartigen (unbegreiflichen) Lebensweise schlichtweg sofort enden muss, wenn "Gefahr im Verzug" ist, wie es so schön amtsdeutsch heißt.
Aber wie wir leider auch wissen, können viele staatliche Stellen erst eingreifen, wenn es zu spät ist, und manchmal versagen sie sogar dann.
Hier ist die Gefahr, anhand dessen, was du beschreibst, im Entstehen, oder zumindest besteht ein relativ hohes Risiko, dass eine Gefährdung entstehen könnte. Im Ernstfall hieße das unversorgte Hufe, Dehydration, Futtermangel, mangelhafte veterinärmedizinische Versorgung, schlechte bis sehr schlechte hygienische Verhältnisse (die sich auch auf die Gesundheit deiner Freundin und ihrer Besucher auswirken können - Gestank ist ja nicht bloß lästig, sondern zeigt bakterielle Zersetzungsprozesse an) und möglicherweise auch unkontrollierte Vermehrung (ob die Tiere sterilisiert/kastriert sind hast du ja nicht gesagt, aber falls nicht, dann wäre DAS das Hauptproblem beim Animal Hoarding)
Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster, und behaupte, dass jeder im Tierschutz Tätige HEILFROH sein müsste, wenn er in eine solche Situation involviert würde, BEVOR sie eskaliert. Denn dann können in weitaus mehr Ruhe Maßnahmen ergriffen werden, die präventiv wirksam sind. Wenn zum Beispiel eine Lösung gefunden werden kann, bei der die Tiere nicht (not)-vermittelt werden müssen, dann versacht das im Endeffekt wesentlich weniger Arbeit, Kosten und - nicht zuletzt - weniger Leid für Mensch und Tier.
Mein (ausnahmsweise mal als "dringend" bezeichneter) Rat an dich wäre deshalb, dich mit jemandem von einer lokalen Gruppe von Tierschutzaktivisten in Verbindung zu setzen. Solche, die in der Lage sind, privat und unkonventionell zu handeln, die mit Situationen aus dem Animal Hoarding Erfahrung haben. Solche, die um Hilfe gerufen werden, wenn ein Fall von Animal Hoarding aufgedeckt wird. Die wissen, wie krass das ablaufen kann, und daher das größte Interesse daran haben sollten, diese Situation zu deeskalieren, bevor es zu spät ist. Mit jemandem von denen würde ich einen persönlichen Termin vereinbaren, in Ruhe und ausführlich die Situation schildern, und was für eine Hilfestellung du dir vorstellen würdest. In der Peripherie solcher Organisationen sind oft viele Ehrenamtliche, die zwar selbst keine Kapazitäten (mehr) frei haben, um Pflegetiere aufzunehmen, aber bei der Versorgung helfen könnten. Ich würde mir das so vorstellen, dass dort im Idealfall wöchentlich 1-2 ehrenamtliche Helfer vorbeischauen, und dabei helfen, die Tiere zu versorgen. Ich betone, das ist ein unkonventioneller Weg, ein gewagter Versuch, der wesentlich davon abhängt, an was für Leute du gerätst, ob sie zuhören können, oder nicht, ob sie flexibel sein können, oder nicht. Wenn er klappt, dann könnten Mensch und Tier dort weiter zusammen leben, wo sie es gewohnt sind, und für beide würde sich die Lebenssituation verbessern.
Der konventionelle Weg ist eine Meldung an das Tierheim, den Tierschutzbund, das Veterinär- bzw Gesundheitsamt, und das endet meist mit einer Zwangsenteignung, bei der dann ein Haufen Leute mit Körperschutzanzügen und Drahtkäfigen auf dem Gelände herumrennt, alles einfängt, was vier Beine hat, und dann in Notunterkünfte transportiert.
Der Einsatz von ehrenamtlichen Helfern auf ihrem Anwesen setzt selbstverständlich das Einverständnis deiner Freundin voraus. Sie muss also mit ins Boot, aber vielleicht kann man ihr ja die ehrenamtliche Hilfe auch mit etwas weniger Dramatik gewürzt schmackhaft machen ("Ich kenn da ein paar nette Mädels, die Tiere gern haben und sich freuen würden, wenn sie bei dir 1-2x die Woche die Ställe ausmisten und sich ein bisschen mit den Pferden beschäftigen dürften, das wär doch bestimmte eine große Hilfe für dich, oder?"), oder im Idealfall hat dein Ansprechpartner bei den Tierschutzaktivisten schon ähnliche Erfahrungen, und verfügt das nötige Fingerspitzengefühl im Umgang mit Leuten, denen ihre Tierhaltung über den Kopf gewachsen ist. Man darf nicht vergessen, dass das eine eskalierte Form von Tierliebe ist, bei der derjenige mit den besten Absichten gehandelt hat.
Daher wäre es meine persönliche Vorgehensweise, auf jeden Fall zuerst mit einem geeigneten Tierschutzaktivisten eine gemeinsame Strategie zu planen, und - ganz wichtig - die Anonymität deiner Freundin zu wahren, bis du dir sicher bist, dass du nicht an einen Hysteriker geraten bist, der sofort jede staatliche Behörde alarmiert, die sich für den Fall interessieren könnte, ohne ernsthaft deinen sanften alternativen Vorschlag in Betracht zu ziehen.
Abschließend möchte ich noch - der Vollständigkeit halber - darauf hinweisen, dass Toxoplasmose häufiger verbreitet ist, als man allgemein annimmt, und man sich sehr leicht durch Katzenkot damit infizieren kann. Toxoplasmose ist - außer für Risikogruppen (vor allem Schwangere) weitgehend harmlos, kann sich aber im Einzelfall auch bei Nicht-Risikogruppen durch das Auftreten nicht immer eindeutiger Symptome bemerkbar machen, deren Ursache folgerichtig oft nicht erkannt, oder überhaupt nicht als "krankheitsinduziert" wahrgenommen wird. Wie zum Beispiel eine (durchaus schleichende) Persönlichkeitsveränderung, oder ein "Persönlichkeitsabbau", der durchaus auch Depressionen ähneln kann.
Es gibt relativ aktuelle Untersuchungen, dass "milde" Animal Hoarder (bei den Amis volkstümlich gern "crazy old cat lady" genannt) überdurchschnittlich häufig an einer akuten Toxoplasmose leiden. Ich will deiner Freundin auf gar keinen Fall irgendwelche Krankheiten unterjubeln, denn ich bin kein Arzt, und um das beurteilen zu können, hast du ja viel zu wenig über sie gesagt. Ich habe lediglich darüber gelesen, dass es (wohl relativ neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge, ich habe jedenfalls erst vor kurzem darüber etwas gelesen) gewisse Zusammenhänge zwischen Animal Hoarding (auch in milden Formen) und Toxoplasmose geben kann, damit du das bei deinen persönlichen Überlegungen im Hinterkopf hast, und - so dich ein eigener Verdacht dorthin lenken sollte - du eigene Recherchen dazu anstellen könntest.
Also ums noch mal verständlicher zu sagen: (suboptimale) Katzenhaltung (speziell Freigänger, die sich die Toxoplasmose über Mäuse einfangen, die nur Zwischenwirte sind, "Endziel" der T. ist der Darm der Katze) kann schnell durch den Katzenkot zu einer Toxoplasmose-Infektion beim Menschen führen, welche wiederum durch eine schleichende Persönlichkeitsveränderung dazu führen kann, dass die Tierhaltungssituation eskaliert. Aber das wissen viele nicht - vor allem auch viele Ärzte denken oft NICHT an Toxoplasmose.
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Hallo Tante Mausohr, Hallo Numi!
Vielen Dank schon mal für eure Antworten!
Ja, das Thema ist sehr vielschichtig - und ja, den Thread zu Freundin in Sorge habe ich in der Tat vorher gelesen :)
Ich hatte auch bereits davor versucht, mich ein wenig über die Ursachen schlau zu machen, und auf meine Freundin können schon etliche Dinge zutreffen: kinderlos, seit ca. zehn Jahren geschieden und etwa zeitgleich in Pension (das war ungefähr auch zu dem Zeitpunkt, als ich sie kennenlernte). Sie ist ein total lieber und hilfsbereiter Mensch - und engagiert sich meiner Meinung nach auch viel zu sehr für andere Leute und eben auch Tiere.
Der Verdacht auf Animal Hoarding kam mir übrigens auch schon vor einigen Jahren, aber immerhin war sie dann doch soweit konsequent, keine zusätzlichen Nager mehr aufzunehmen und den damaligen Bestand sozusagen "aussterben" zu lassen. Sie hatte früher auch Ziegen, und vor etwa drei Jahren hätte sie wieder zwei junge Zicklein nehmen können. Sie hat sich dann aber wohlweislich dagegen entschieden. Auch nach dem letzten Schaf kamen dann keine neuen mehr. Insofern dachte/denke ich mir eher, daß die Tendenz zum Animal Hoarding zwar im Ansatz vorhanden ist, aber (noch?) kein dramatisches Problem darstellt. Nur der Hund hätte jetzt vielleicht nicht auch noch sein müssen, aber nun ist er eben mal da, und da kommt auch jetzt kein weiterer.
Was die Katzen betrifft, so sind alle kastriert. Was ich hier im ersten Beitrag nicht erwähnte: meine Freundin ist selbst im Tierschutz tätig (deshalb auch die damalige Katzenvermittlung) und hilft vielerorts am Dorf mit, Fallen aufzustellen, Katzen einzufangen und kastrieren zu lassen. Nur ab und zu ist dann "vorübergehend" ein Kätzchen bei ihr, von dem sie sich halt dann nicht trennen kann. Aber wie gesagt, das Katzen sammeln hält sich vorläufig noch in Grenzen, sie sagt auch selbst, sie nimmt keine mehr - ich bin mir aber bewußt, daß man das trotzdem im Auge behalten muß. Danke auch für den Hinweis der Toxoplasmose, was mir durchaus ein Begriff ist. Ebenfalls nicht außer acht zu lassen ist ja auch Tetanus (durch die Pferdchen).
Der Rat, den Tierschutz einzuschalten, ist auf alle Fälle angebracht, aber in diesem Fall eben ein bißchen paradox, wenn sich das so ausdrücken läßt. Sie wurde ja sogar schon einmal angezeigt, weil auf der Weide Bretter herumlagen - aber das führte im Endeffekt zu gar nichts, weil sie quasi mit dem Amtstierarzt per Du ist. Der Tieschutzverein ist ja froh, wenn sie bei ihr oder über sie ein Tier anbringen können. Und wie gesagt: mein Ziel ist es jetzt auch vorrangig nicht, ihr die Tiere wegzunehmen - also das könnte vielleicht irgendwann noch ein Thema werden, aber momentan sind die Tiere ja ordentlich genug versorgt, auch tierärztlich.
Was aber in der Tat mal ein Thema sein kann, ist zB Hilfe beim Ausmisten. Immerhin haben meine Pferdefreundin und ich es im Zuge der Pferdepflege geschafft, sie wieder so weit zu kriegen, daß der Stall nun täglich ausgemistet wird, was ja davor auch schon ziemlich aus dem Ruder lief. Aber ausmisten ist eine anstrengende Sache, und spätestens nach der Knie-OP wird sie wohl dafür vorübergehend Hilfe benötigen. Ansonsten ist es hier bei uns am Dorf mit begeisterten Mädels, die gerne Ställe ausmisten, leider nicht so weit her, weil es hier sowieso viele Pferde und Rinder gibt, und das somit nichts besonderes ist.
Und dann habe ich auch gelesen, daß gesundheitliche Probleme, wie Tante Mausohr ja ansprach - ein Rolle spielen können. Ich "bewundere" ja insgeheim die Energie, die meine um 20 Jahre ältere Freundin hat - also ich könnte nicht mehr so herumdüsen, so viel erledigen und dann auch noch diversen Freizeitaktivitäten nachgehen. Sie geht ja auch in Heilgymnastik (wird sich vermutlich demnächst ein neues Knie machen lassen), macht Schiffsreisen und Busreisen, Thermenausflüge und Seniorenreisen, dazu versorgt sie hier und dort im Dorf verschiedene Katzengruppen, fährt alte Freundinnen zum Arzt, geht für andere einkaufen, hilft bei der Wohnungsauflösung einer Verwandten und so weiter. Also die Energie, ihr Haus sauber zu halten, wäre durchaus da, beweglich genug ist sie auch noch, und sie ist auch noch nicht so verkalkt und weiß ja noch, wie es geht (anderswo hilft sie ja auch beim entrümpeln mit).
Ich bin ja nun kein Psychologe, würde aber meine Freundin schon eher dahingehend einordnen, daß sie ihr Selbswertgefühl sehr stark darüber definiert, wie sehr sie anderen helfen kann. Ich kann das recht gut nachvollziehen, weil ich früher so ähnlich drauf war, dann aber nach einen Burn Out lernte, mich auch ohne immer lieb und nett und hilfsbereit wertvoll zu fühlen. So bewundernswert ihr Elan vielleicht auch sein mag - wie man sieht, bleibt ja dabei offenbar bei ihr selbst zuhause vieles auf der Strecke...
Das ganze ist halt dann irgendwie so: sie widmet sich ständig anderen, und dafür kommen dann manchmal Verwandte von ihr und helfen ihr halt ein bißchen. Ich hatte auch den Gedanken, ihr zu helfen, aber das ist meiner Meinung einfach nicht der richtige Weg. Sie müßte einfach einen Teil ihrer "Verpflichtungen" streichen und sich dafür mal mehr um ihr eigenes Heim kümmern. Ich habe den Eindruck, sie ist dann immer so ko, wenn sie heimkommt, daß sie dann da halt nur das nötigste noch wegräumt. Noch (noch?) verschimmelt bei ihr ja kein Essen, und es häuft sich zum Glpck auch (noch?) kein Müll in der Wohnung, aber ich finde es halt trotzdem schon etwas grausig, dort zum Essen eingeladen zu werden, weil halt alles nach Hund und Katze riecht.
Meinem Gefühl nach ist jetzt aber weniger das Animal Hoarding das Hauptproblem (denn ich meine, zehn Katzen ist auf dem Land mit Haus jetzt noch nicht sehr verwerflich), sondern das sukzessive "Zuwachsen" des Wohnraumes, was dann in Folge einfach die Handhabung des Fütterns und Katzenstallausmistens erschwert. Und Katzenklos im Wohnbereich stinken nun mal, oder diese Schweinsohren für Hunde, und das Katzenfutter sowieso, wenn es den ganzen Tag bereit steht.
Ich selbst habe die Katzenklos im Keller, und das Futter wird nach einer Stunde weggeräumt. Ich habe meiner Freundin schon etliche male Vorschläge gemacht, wie sie die Fütterung praktsicher organisieren könnte, und daß ich an ihrere Stelle die kAtzenklos alle draussen unter Dach stellen würde und andere Strategien - aber dazu konnte ich die Freundin bis jetzt nicht überreden. Die eine Katze braucht dieses Futter hier und die andere frißt jenes Futter nur dort etc. (also nach dem Motto; wieso soll man es sich einfach machen, wenn es auch erschwerlich geht).
Ich stehe ja momentan noch ganz am Anfang und habe ja erst begonnen zu überlegen, ob ich sie mal drauf ansprechen soll, ob sie vielleicht ein Messieproblem hat.
Und wenn ja, wie. Und was passiert dann? Ist sie beleidigt, uneinsichtig, ...?
Ich kann schlecht abschätzen, wie schlimm es wirklich ist, denn vor zehn Jahren war das noch ein nettes süßes kleines Häuschen, und es ist halt langsam immer bissl mehr geworden - also der "Schockeffekt" ist für mich ausgeblieben, und vielleicht wollte ich es auch nicht wahrhaben.
Ich habe es leider nicht geschafft, meine Fotos zu posten, daher habe ich sie mal hierhin gestellt: http://ankasz-motto.jimdo.com/motto-seiten/extrablatt - und hoffe, daß ich damit jetzt keine Regeln hier breche.
Vielleicht kann ich ja eure Meinung dazu bekommen, ob und wieviel Messie das schon ist.
Ganz liebe Grüße und danke - Karin
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Dass das Animal Hoarding auch meiner Meinung nach momentan (noch) kein gravierendes Problem darstellt, habe ich vermutlich nicht deutlich genug formuliert. Ich sehe da nur gewisse Risiken - eben dieses "noch".
Was wäre zum Beispiel, wenn du (und wer sich da noch kümmert) jetzt ausfällt, wg. Krankheit oder weil du auch mal in Urlaub willst? Abgesehen davon, dieser Druck, die Verantwortung, die du da übernimmst - es ist einfach nicht fair, das auf wenigen Rücken abzuladen, wenn es die Möglichkeit gibt, das auf mehr Rücken zu verteilen - ALLEIN um der Tiere willen, wohlgemerkt - denn wenn es hier um Hausputz, Einkäufe etc ginge, würde ich natürlich davon abraten, ihr das abzunehmen.
Ich formulier das nachfolgende mal ein bisschen drastisch, aber ohne das gegen deine Freundin böse zu meinen - es ist nur mein Versuch, dich auf diesem Wege ein bisschen an der Schulter zu rütteln und zu rufen: "Hallooohooo?":
Die Situation ist völlig absurd: Du kümmerst dich um ihren Krempel, wodurch sie sich um den Krempel anderer Leute kümmern kann. Ja, da läuft was falsch, und JA, du hast ganz richtig analysiert: "Sie müßte einfach einen Teil ihrer "Verpflichtungen" streichen und sich dafür mal mehr um ihr eigenes Heim kümmern"
Leider ist "einfach" eben nicht "einfach". Das Forum wär ja weitgehend witzlos, wenn man den Lösungsweg auf "räum doch einfach mal auf" beschränken könnte *lach*
Deiner Analyse zufolge bekommt sie für die Leistungen in ihrem eigenen Haushalt aber nicht diesen Anerkennungs- oder Wertschätzungskick, nach dem sie offenbar hungert. Ist logisch, wenn mans für sich selbst tut, muss man sich die Anerkennung und Wertschätzung vor allem sich selbst zu geben bereit sein - und genau da haperts gewaltig bei vielen Messies. Selbst "sehr gut" ist da oft nicht gut genug, eine Wahnsinnsleistung für die eigenen Verhältnisse wird mit ganz anderen Ligen verglichen, und man ist natürlich entsprechend unzufrieden mit der eigenen Leistung.
Mein Gefühl sagt mir (aber höre dir auf jeden Fall auch die Betroffenen an), dass man bei so jemandem am besten weiterkommt, indem man seine erbrachten Leistungen möglichst en detail würdigt, also zum Beispiel: "Ich finde es unglaublich bewundernswert, mit wieviel Energie du in deinem Alter noch so viele Dinge angehst. Wenn ich in deinem Alter noch wenigstens halb so fit bin wie du, dann wäre ich echt zufrieden." Das ist ja völlig ehrlich das, wofür du sie bewunderst, aber - wie du hier beschreibst - eben nur insgeheim. Warum insgeheim? Warum sollte sie nicht wissen, wofür du, ihre Freundin, sie bewunderst und wertschätzt? Gerade, wo sie doch so danach hungert, von anderen Menschen Anerkennung zu spüren - und wenn ihr euch so gut versteht, dann bedeutet es aus deinem Munde doch gewiss erst recht eine Menge für sie.
Wenn du sie damit aufgebaut hast, wäre es wahrscheinlich fatal, das mit einem mahnenden "denk dran, du hast aber auch Pflichten bei dir daheim" oder "aber bei dir daheim läufts wohl zur Zeit nicht so rund" wieder zunichte zu machen. Ich würde in der Situation wohl lieber über _Rechte_ sprechen. Zum Beispiel: "Ich finde, bei all dem, was du immer für andere tust, hast du absolut ein Recht darauf, dass du jetzt auch mal wieder ein bisschen mehr an dich selbst denkst. Ich meine, du kommst ja vor lauter Hilfe, die du da draußen leistest, kaum noch dazu, mal deine eigenen vier Wände wieder auf Vordermann zu bringen. Hier wars früher immer sooo gemütlich, aber inzwischen erkennt man es kaum wieder. So kenn ich dich doch gar nicht, dein Schnickschnack und die vielen liebevollen Details in deinem Haus waren dir doch früher immer so wichtig. Nimm dir doch die Zeit mal wieder, dir selbst etwas Gutes zu tun, indem du das wieder so schön herrichtest. Das hast du dir wirklich verdient."
Das ist jetzt sicher ziemliche Küchen-Psychologie, und (ich wiederhole mich), höre dazu auf jeden Fall noch Betroffene an, denn die haben ein besseres Gespür dafür, wie solche Bemühungen trotz aller guten Absichten negativ interpretiert werden könnten - also, auf welche Reaktionen man sich vorbereiten müsste, wenn das nicht so elegant funktioniert, wie ein Normalo sich das vorstellt.
Edit: Ganz wichtig noch, deine Fotos. Auch da kann es kontroverse Meinungen geben. Meine ganz persönliche ist: Es geht auf jeden Fall noch um einiges schlimmer, aber ja...ja, für mich ist das ziemlich deutlich Messie.
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