Ordnung schaffen - mit kleinen und großen Schritten.

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21.12.2021 14:03
avatar  Sybille
#146
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Weißt Du, @IBI ich habe vor ein paar Monaten versucht einen solchen Plan zu erstellen. "Montags muss ich X Stunden arbeiten, eine Stunde Sport, Y Stunden Haushalt, Feierabend um Z Uhr.
Dienstag muss ich A Stunden arbeiten, eine Stunde Sport, B Stunden Haushalt, Feierabend am C Uhr.
Mittwoch arbeite ich D Stunden, gehe 2 Stunden zum Sport..."
usw

Es war eine meiner blöderen Ideen. Denn die Wahrheit lautet, dass es ja genau DAS ist, was ich NICHT weiß. Wieviel Hausarbeit ist die "richtige" Menge? Wieviel Zeug ist "richtig" für mich ganz persönlich? Wie oft "muss" ich staubsaugen damit ich mich wohlfühle? Welche Klamotten sind zu viel und welche genau richtig? Welche Sachen sollte ich entsorgen, bei welchen sollte ich mich dran gewöhnen sie aufzuräumen?

Ich habe damals einiges an "optimiere-Deinen-Haushalt" Büchern gelesen, hätte horrende Summen für den "ultimativen" Haushaltsplan bezahlt.
Aber die Wahrheit ist:
Sowas gibt es nicht. Nicht für Geld und nicht für gute Worte.
Niemand kann MIR sagen, wie ICH wohnen möchte. Und wenn ICH nicht weiß wie es "richtig" ist, nur verzweifelt auf lauter "falsche" Optionen starre, dann gibt es keine Möglichkeit einen "richtigen" Plan zu erstellen.


Keine Ahnung, ob das allen so geht. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, dass bei mir (!) das Problem etwas mit Extremen zu tun hat. Ich suche für mich den goldenen Mittelweg zwischen Minimalismus und In-Kram-ersticken.
Zwischen alles-vergammeln-lassen und alles-so-akribisch-pflegen-dass-ich-nicht-mehr-zum-genießen-komme. zwischen... Na, ich denke ihr wisst was ich meine.

ICH werfe einzelne Socken, zu denen ich keinen zweiten habe weg.
#zack.
Ich stelle nicht in Abrede, dass es möglicherweise irgendwo jemanden auf der Welt gibt, der aus meinen Einzelsocken noch einen Adventskalender basteln wollen würde / sie als Putzlappen nutzen könnte.
Ebensowenig, wie ich in Abrede stelle, dass die hungernden Kinder in Afrika froh wären das Essen zu haben, was bei mir übrig bleibt oder oder...
Was ich allerdings in Abrede stelle, ist, dass es mir mit einem vernünftigen (!) Aufwand möglich ist diese Situationen übereinander zu bekommen.
Soll ich jetzt den Schoko-Nikolaus, den ich vom Chef bekommen habe in ein Care-Paket nach Afrika packen? Oder soll ich durch die Straßen laufen und die Leute fragen, ob sie ne einzelne grüne Socke wollen?
Nicht im Ernst.

Es ist in unserer Überflussgesellschaft nun einmal so, dass Dinge im Müll landen, die noch irgendjemand (!) als nützlich empfunden hätte.
Und wenn dieser jemand sich bei mir meldet, werde ich ihm gern (!) diese Dinge zukommen lassen. Ich zahle sogar das Porto, weil ich mich freue wenn die Dinge noch genutzt werden.
Aber damit ist dann auch genug. Ich habe weder die Zeit, noch die Energie tagelang Stunden darauf zu verwenden jemanden zu finden, der meinen Kram geschenkt nimmt, wenn ich ihn "nur" eben frisch gereinigt und aufgebügelt zu einem demjenigen passenden Zeitpunkt am Nordpol vorbei bringe.
Sorry
Ich bin weder Mutter Theresa noch sonst ein Weltverbesserer. Ich bin bloß ich und ich muss für mich einen Umgang mit dem Kram finden.

Und das bedeutet, dass Dinge für die ich im Bekanntenkreis niemanden finde, der sie haben will und für die ich keine funktionierende weiterreich-Plattform finde im Müll landen. Nichts ist vollkommen.


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21.12.2021 17:38
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Zitat von Sybille im Beitrag #146
Niemand kann MIR sagen, wie ICH wohnen möchte. Und wenn ICH nicht weiß wie es "richtig" ist, nur verzweifelt auf lauter "falsche" Optionen starre, dann gibt es keine Möglichkeit einen "richtigen" Plan zu erstellen.


Das ist wahr. Wir wissen, wie sich "falsch sein" anfühlt und keiner hat uns beigebracht, ein o.k., so stimmt es für mich, spüren zu lernen.
Drum suchen wir im Aussen nach "messbaren" Optionen, an denen wir uns orientieren können.
Die Welt, in der wir uns orientieren, bietet uns sooo viele verschiedene Möglichkeiten an, dass wir bereits wieder durcheinander geraten, weil wir auch hier nicht die für uns stimmigen Varianten zu spüren vermögen.
Sich mit dem oder jenem o.k. und stimmig zu fühlen, im Sinne von "es stimmt und passt zu meinem Wesen", das zu lernen, braucht Zeit.
Irgendwo in unserem Inneren gibt es eine Instanz, die weiss, was stimmig wäre für uns, doch leider spricht diese Instanz nicht vom Kopf her zu uns, sondern aus dem Körpergespür und dem Fühlen und der eigenen Verbindung zu uns und diese herstellen ist für Menschen mit Bindungsstörung, die aus dem Trauma entsteht, eine Herausforderung. Manchmal brauche ich Menschen, die mir mitteilen, wenn du das so und so wahrnimmst und erlebst, bist du mit dir sehr verbunden, weil ich nicht weiss, wie es sich äussert, wenn es denn da ist.

Den für dich stimmigen Plan wirst du gestalten können, wenn du Verbindungen zu dir verbesserst und Menschen kennst, die dir zurück melden, dass sie sich verbessert haben und wie sie es bei dir wahrnehmen.
Du hast schon viel gemacht bezüglich Traumaarbeit, doch bleibe an den Themen, die dich in der Arbeit weiter gebracht haben, dran und mache dir einige dieser Rituale zur Gewohnheit und nutze sie bewusst. Wenn du lernst deinen eigenen inneren Raum im Körper wahrnehmen und halten zu können, bist du auf einem guten Weg die für dich stimmigen Pläne, so du sie denn noch brauchst, zu gestalten.
Bis dahin ist vielleicht der Plan dran, in definierten Zeitfenstern, eine bestimmte Sache zu tun und dann -egal ob fertig oder nicht - Pause zu machen, um das nächste Zeitfenster anzugehen.

Die PERSON, die dir sagen, wie du wohnen möchtest, bist du SELBER und du darfst deinen inneren Instanz mit dieser Kompetenz "so und so stimmt es für dich" vertrauen.


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21.12.2021 20:55
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@Sybille: Ich bringe den aussortierten Kram ins Sozialkaufhaus, zu Oxfam und noch ein paar Stellen. Das geht aber nur, weil es hier in der Stadt solche Stellen auch gibt! Verkaufen via Internet oder rumfragen, wer was haben will, wär mir zu viel. So passt es schon: Ich hab ein Regalfach, da kommen aussortierte Sachen rein. Wenn ich es leermache, sind das 1-3 Taschen voll. Aussortieren dauert 1/2 bis 3 h, wegbringen 2-3 h.

Vorteile: Die sozialen Einrichtungen verdienen ein bisschen daran und das Zeug kommt zu Leuten, die es sich dort ausgesucht haben. Neulich habe ich mal den Fehler gemacht, ein paar wirklich tolle Bücher fürs Wichteln zu verpacken. Der reine Quark. Viele Leute lesen gar nicht, und wenn, dann sind sie genau so misstrauisch gegenüber Büchern, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben, wie ich.

Wenn man auf dem Land wohnt, ist es sicher viel schwieriger, Dinge loszuwerden, die einfach nur zu viel sind.


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21.12.2021 21:52
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Zitat von Miranda im Beitrag #148
Neulich habe ich mal den Fehler gemacht, ein paar wirklich tolle Bücher fürs Wichteln zu verpacken.


War es wirklich ein Fehler?
Du kannst nicht wissen, wie dein Gegenüber dein Wichtelgeschenk finden wird, wenn du es mit guten Gedanken dahinter verpackst. Aus deiner Sicht waren es "tolle" Bücher.
Ungünstigerweise ist es oft so, dass Geschenke nicht mehr wirklich als Geschenke betrachtet werden. Die Ansprüche an Geschenke sind gestiegen, und wenn sie nicht von demjenigen, der sie schenkt, erfüllt werden, nun dann kommt der Ablehnungsbescheid gegenüber des Geschenks und schon glaubt mensch, sie habe einen fehler gemacht.
Die Person hat deine Geste nicht zu wertschätzen gewusst, auch wenn ihr das Geschenk als solches gerade nicht getaugt hat, so wie du es schilderst.
Drum wirkt es auf dich als hättest du einen Fehler gemacht. Doch Gedanken lesen kannst du vorher nicht. Du machst dir indirekt einen Vorwurf, für den du nicht verantwortlich sein kannst.

Es hat lange gedauert, bis ich diese Dynamiken durchschaut habe und oft genug "schimpfe ich mit mir", ach hätte ich doch anders gehandelt, ...
um mir diese Reaktionen zu ersparen, oder um versäumte Gelegenheiten zurück zu wünschen, um gut da zu stehen, um dem anderen zu gefallen,...
doch mit dem Anteil des Schimpfens Schade ich mir selber, ...lieber selber mit mir schimpfen, bevor es ein anderer macht....oder weil ich nicht zu mir stehen darf, denn das ist DAMALS für mich ungesund gewesen....andere haben mich nicht so akzeptiert wie ich bin und deswegen akzeptiere ich mein Handeln auch nicht... und schwupps bestätige ich mir mein eigenes "Falschheitsgefühl" und stärke Glaubenssätze. Ich brauch ja einen Beweis, dass der GLAUBE daran falsch zu sein, stimmt.
Scheibenhonig, wenn mensch sich diese Dynamiken, die aus guten Gründen in der Kindheit entstanden sind, heute bewusst macht.

o.k., ich habe aus "es war ein Fehler" zu Falschheitsgefühl geschlossen.
Wenn es für dich nicht der Fall sein sollte, Miranda, so entschuldige ich diese "Dramatisierung", doch ich denke viele tragen derartige Verhaltensweisen unbewusst in sich.
Ich halte dein Fehler-Beispiel nicht für einen Fehler, sondern für etwas stimmiges, das nicht wertgeschätzt werden konnte.


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21.12.2021 22:39 (zuletzt bearbeitet: 21.12.2021 22:40)
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@IBI: ???

Sorry, aber das kommt mir sehr kompliziert vor. Ich habe mit Sorgfalt ausgewählt - Bücher, die ich kein zweites Mal lesen muss, weil ich sie nicht vergessen werde, und die ich anderen empfehlen kann.

Andere Menschen haben aber ihre eigenen Interessen, und vielleicht gehört dazu nicht mal Lesen. Dazu kommt, dass beim Wichteln der Zufall entscheidet, wer was kriegt. Ausgerechnet die Jüngste erwischte z.B. das einzige "Erwachsenenbuch" (mir war vorher klar, dass da Jugendliche sein werden). Deshalb bringe ich meine Bücher jetzt nur noch an Orte, wo Leute sie sich aussuchen können. Das ist doch voll okay, dass sie das möchten. Wer möchte denn auch seine Zeit mit etwas verbringen, nur weil irgendwer es einem aufdrückt, der es loswerden will?


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