Vertrauen oder schützendes Misstrauen!?

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07.02.2020 14:30
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Wenn ich meine Mitarbeiter nicht hätte...irgendwie komisch, heute habe ich meine Therapeuten als bezahlte Mitarbeiter betrachtet.

Wenn ich die nicht hätte, so wüsste ich heute nicht, was auch dazu beiträgt, dass ich selber häufig im schützenden Misstrauensmodus unterwegs bin und das bei vielen "Kleinigkeiten".
Nennen wir es mal, dass ich da denke, etwas unter Kontrolle haben zu müssen.
Das haben viele Menschen, keine Frage, und viele stören sich ein einem ZUVIEL des Kontrollgefühls.

Es gibt Fehler, die man wieder selber korrigieren kann - so was wie Rechtschreibfehler um mal ein plakatives Beispiel zu nennen.
Dann gibt es Fehler, die man nicht selber korrigieren kann, die man unbeabsichtigt anderen zufügt und der andere trägt Aufwand und Kosten, um den Fehler zu korrigieren.
Solche Fehler von anderen finde ich sooooo ungerecht, da platzt mir sehr oft die Hutschnur...

Auch wenn das manche möglicherweise sehr ungern lesen, auch Therapeuten können diese Art Fehler machen, obwohl sie ihren Klienten eigentlich helfen möchte, sie machen es leider schlimmer für den Klienten.
Es gibt auch solche zwischen denen stimmt die Chemie von Klient und Therapeut und die können sich auf Augenhöhe austauschen und mitteilen, wenn etwas nicht stimmt oder nützlich erscheint.

Aha, jetzt bekomme ich eine Ahnung, weswegen ich nur ungern Vorgesetzter werden würde. Da habe ich noch den Job, die Fehler meine Mitarbeiter auf mich zu nehmen, auch wenn ich keine gemacht habe. Mit all der MACHT, die ich mit einer solchen Funktion bekäme (und es eine Herausforderung wäre weiterhin auf Augehöhe zu bleiben), diese Nachteile mag ich ganz und gar nicht.

Es liest sich komisch, aber ich habe lange gebraucht, um zu lernen, dass ich einem Therapeuten sagen kann und eigentlich MUSS, wenn mir irgendetwas gegen den Strich geht, von dem was er mir anbietet.
Manchmal ist es wichtig auch mal etwas zu machen, dass einem gegen den Strich geht, also seine Komportzone verlassen, doch es gibt auch ein gegen den Strich gehen, dass innerhalb der Komfortzone liegt und dann ist es wichtig, dass darauf hingewiesen wird.
Ein guter Therapeut, ist meines Erachtens einer, der sich das anhören kann und ernst nehmen kann. Mag ja sein, dass das Thema den Therapeuten selber belastet, dann wär es gut, wenn er dazu stehen könnte und mitteilen könnte, dass er damit nicht so gut klar kommt, so eine Rückmeldung zu erhalten und selber Zeit benötigt, sich damit auseinander zu setzen. Der Klient braucht die Details nicht zu kennen, sondern nur zu hören, dass es ein Thema des Therapeuten ist. Der Klient ist nicht der Therapeut des Therapeuten. Dafür kann der Therapeut bei anderen Menschen für sich sorgen mit Supervision beispielsweise.

Zurück zu meinem schützenden Misstrauen, was mit Situationen in Verbindung steht, bei denen andere Menschen Fehler (mit mir bzw. für mich) gemacht haben, die sie nicht wieder korrigieren können. Vor dieser Art Fehler, von denen ich bereits genügend an der Backe habe und die ich derzeit mit viel Mühe ausbade, muss ich mich schützen. Diese Art Fehler machen es so schwer Therapeuten vertrauen zu können und sich Hilfe bei anderen zu suchen. Da bleibe ich lieber im schützenden Misstrauensmodus.

Weil mich diese ART Fehler selber sooo belasten, möchte ich tunlichst vermeiden, sie anderen zuzumuten. Das ist lästig, weil ich viele meine Fähigkeiten völlig blockiere. Die hindert mich in vielen Bereichen daran ins TUN zu kommen. Diese Erkenntnis ist eine der neuesten.

Was mir nicht präsent ist, wie viele Fehler ich in dieser ART durch meine unstimmigen Verhaltensweisen dennoch ausgelöst habe, die ich bei anderen nicht wieder gut machen kann. Obwohl ich es am liebsten vermeiden wollte, habe ich es unwissentlich vermutlich dennoch getan. Auf eine mir UNBEWUSSTE Weise.

So bescheiden ist ist, Fehler dieser ART werden immer passieren (z. B. Autounfälle, weil jemand unachtsam war), sie gehören (leider) zum Spiel des Lebens und genauso werde ich zwar mein Bestes geben, um derartige Fehler nicht zu machen und ich kann nicht immer wissen wie ich sie vermeiden kann. Wachsam sein auf der einen Seite ist völlig o.k., aber mich und meine Fähigkeiten deswegen zu blockieren und nicht zu zeigen, das kann es auch nicht sein.

So ist es bei mir, dafür meinen persönlich stimmigen Mittelweg zu finden...das braucht eine Zeit, aber ich denke, die hinderlichen Blockaden werden sich insgesamt zurückziehen und ich kann möglicherweise auch anderen mehr Vertrauen.

Ich denke, mein System braucht noch eine weitere Fähigkeit. Zwischen Fehlern unterscheiden zu lernen, dass andere Fehler machen, die mein LEBEN nicht bedrohen (sondern nur lästiges zeitraubendes und kostenaufwändiges Beiwerk sind) und welche, die mein LEBEN bedrohen könnten und da weiterhin misstrauisch zu bleiben finde ich völlig angemessen.

Bin ich froh, dass ich meinen Mitarbeitern Bescheid sagen kann, wenn sie etwas anbieten, mit dem ich nicht sein kann bzw. mag.

Was passiert bei euch, wenn ihr das lest?

LG
Sonja


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29.04.2020 09:02
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Ich habe lange nach der Antwort auf diese Frage gesucht, weil sie mir wichtig ist.

Ich habe einige Antworten für mich gefunden.
Die lange Suche, die ich für beendet halte, hat auch einige Antworten auf diese Frage hervorgebracht.

Aber nicht nur die.

VG
Sonja


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29.04.2020 12:33
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Zitat von Aus Chaos entsteht Neues im Beitrag #156
So bescheiden ist ist, Fehler dieser ART werden immer passieren (z. B. Autounfälle, weil jemand unachtsam war), sie gehören (leider) zum Spiel des Lebens und genauso werde ich zwar mein Bestes geben, um derartige Fehler nicht zu machen und ich kann nicht immer wissen wie ich sie vermeiden kann.

Genau diese Autounfälle werden ja oft von anderen verursacht, die einem hinten drauf fahren oder rückwärts ausparken und einem vorne auffahren. Vor allem aber Busse darf man nicht überholen. Mit einem schnellen Auto kann man das, bevor er Fahrt aufnimmt. Er fährt dann aber 60 km/h, es kommt einem Verkehr entgegen und man müsste genau so schnell von null auf 70 km/h (innerhalb der Ortschaft!!) kommen. Seitdem versuche ich es erst gar nicht und krieche die ganze Zeit hinterher, bis ich endlich abbiegen muss oder der Bus. Fährt der Bus los, während ich daneben fahre und mich bemühe, von null auf 40 zu kommen, habe ich quasi keine Chance mehr! So ein lahmes Auto hab ich, das muss man sich mal vorstellen.

Zitat von Aus Chaos entsteht Neues im Beitrag #156
Zurück zu meinem schützenden Misstrauen, was mit Situationen in Verbindung steht, bei denen andere Menschen Fehler (mit mir bzw. für mich) gemacht haben, die sie nicht wieder korrigieren können. Vor dieser Art Fehler, von denen ich bereits genügend an der Backe habe und die ich derzeit mit viel Mühe ausbade, muss ich mich schützen. Diese Art Fehler machen es so schwer Therapeuten vertrauen zu können und sich Hilfe bei anderen zu suchen. Da bleibe ich lieber im schützenden Misstrauensmodus.


Das klingt genau nach meiner Lebenserfahrung. In der Kindheit hat die Lehrerin (trotz oder dank fehlendem Pädagogikstudium?) die anderen Kinder angestiftet, mich zu verprügeln, bis ich mich wehre. Eine andere Schule hatte nur einen pädophilen Klassenlehrer für die ersten Klassen in der Realschule zu bieten. Der mich vorführte, demütigte und in der Jugendherberge nachts sich heimlich einen abwixte, als er mich (scheinbar) beim Schlafen beobachtete.

Später der erste Psychologe meinte: "Sie ziehen solche Ereignisse an wie ein Magnet..." "das zieht sich wie ein roter Faden durch Ihr Leben", "das ist nur passiert, weil Sie entsprechende Signale gesendet haben" und das in Verbindung mit sexuellem Missbrauch und Misshandlung im Elternhaus. Da denkt man "ach so ich bin also selber schuld" und richtet Wut, Aggressivität und Hilflosigkeit gegen sich selbst bzw. gegen die Umgebung.

Da ist es nicht nur einfacher, es ist auch gesünder, zu sagen: Die Welt ist schlecht, Sei gut zu dir. Als Kind war ich noch richtig gepolt und auf die Frage "Warum spielst du nicht mit Gleichaltrigen" geantwortet: "Die sind alle doof. Mit denen spiele ich nicht." Die waren ja auch alle doof, verhielten sich wie Marionetten, die ohne Rückfragen taten, was die Lehrer wollten. Ich hatte keine Lust, mit Pinocchio zu spielen. Es gibt keine blaue Fee, Holzkopf bleibt Holzkopf und der Wurm ist schon drin. Zudem konnte man nicht an Schnüren ziehen, er reagierte selbständig. Wer will so eine unberechenbare Puppe?

Die anderen fanden mich alle doof, dafür hatten die Lehrer gesorgt. Und sie hatten dafür gesorgt, dass ich die anderen alle doof fand. Die Kluft zwischen mir und den anderen Kindern haben die Lehrer gebaut. Ich zeige nicht auf andere und schiebe ihnen die Verantwortung für meine verkorkste Jugend zu. Sie hatten diese Verantwortung und haben ihre Macht für eigene Zwecke missbraucht. Der Fisch stinkt immer vom Kopf her, auch in der Schule. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, was mir in dieser Zeit widerfahren ist, und es muss mir keiner dafür die Schuld in die Schuhe schieben, diesen Schuh ziehe ich mir nicht mehr an.

Von Mitmenschen, die es zuerst scheinbar gut meinen und mir Komplimente machen, bin ich inzwischen so oft enttäuscht worden, dass ich keine neuen Freundschaften mehr eingehe und auf niemanden mehr zugehe. Bittet man mich um etwas, lehne ich grundsätzlich ab. Wenn man einmal ja sagt, wird anfangs noch Honig ums Maul geschmiert, irgendwann sieht man es als Selbstverständlichkeit, und wenn ich nein sage, bin ich plötzlich die Böse. Nein bei mir ist wirklich Schluss.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

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Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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