"Das hat nicht mal meine Therapeutin wirklich verstanden."

Echt? Ich finde das eigentlich gar nicht ungewöhnlich, und erst recht nicht unverständlich. Ist es nicht vielleicht so, dass Leute, die Überraschungsbesuch lieben, sich hauptsächlich deshalb freuen, weil ihnen dadurch Abwechslung von der Langeweile verschafft wird? Gerade weil du sagst "Ohr abkauen" - das ist ja oft auch nur Smalltalk, dem kann ich auch nichts abgewinnen. Könnte jetzt in einem anderen Leben bestimmt auch mit irgendwem bei ein bis fünf Gläsern Hugo sitzen und über Schminke oder Tupperware quatschen bis zur Zungenlähmung, aber das interessiert mich einfach nicht.

Ich bin auf Arbeit und auch auf Veranstaltungen die ungekrönte Königin des Smalltalk und ich kriege es immer hin, mich aus Schminke und Tupperware raus zu quatschen, weil meine Datenbank des unnützen Wisses einen Umfang hat, der mich zum Meister irgendeines Fachs machen würde, würde ich mir mal was Vernünftiges merken satt solchen Mist. Wusstest du, dass man den Stromverbrauch seines Kühlschranks reduzieren kann, indem man winterschlafende Schildkröten, Mohairpullover, Parfumflakons und halbleere Akus drin lagert?
Ist eine Tatsache. Pfff. Worüber willst reden? Über Golf, Glaskunst, Dadaismus, Wagner, Schopenhauer ... bin dabei *lacht. Ich mag guten Smalltalk, aber nicht in meiner Wohnung und nicht über Schminke/Tupperware/Fußball oder die neuste angesagte Musik, die in meinen Ohren klingt als wenn jemand unbedingt testen will, wieviel Disharmonie und Gebrüll ein Mensch erträgt bevor er Amok läuft.
Ich kann zwei Stunden reden, ohne Luft zu holen und vier Stunden zuhören, ohne meinem Gegenüber ins Wort zu fallen, aber NICHT IN MEINER WOHNUNG. Hier herrscht absolute Stille und hier werkle nur ich. Ich habe nie behauptet, ein bequemer, geradlieniger Mensch zu sein :-D.

Kay

Sehr nachdenkenswerte Infos, die mir jetzt das Verhalten von Teddymän in den ersten Ehejahren ein bisschen verständlicher machen.
Er liebt Überraschungsbesuche im Gegensatz zu mir überhaupt nicht. Ich dagegen konnte mich darüber freuen,als ich mit der Ordnung
noch besser dran war. Vielleicht hat er beizeiten gespürt, wie wichtig die gemeinsamen Ruhezeiten sind . Und ausserdem ist er ja sehr glücklich,
dass er ein Ehemann ist und im Gegensatz zu anderen Kollegen in eigner Wohnung leben kann. Ich sollte das nicht unterschätzen,nich wahr ?
Im Alltag geht das leider unter.
Ich verstehe nun auch besser, dass die mir bekannten Gehörlosen ausgesprochen selten einander in die Wohnung einladen,selbst wenn sie sich seit
Jahrzehnten gut kennen. Sie sind auf vielfältige Hilfen und auf Verständnis angewiesen, da wollen sie einen Bereich,die Wohnung,haben, der ihnen
allein gehört.
Ich habe mich auch ein bisschen angepasst und mag Überraschungsbesuch auch nicht mehr so gern.
Selber mache ich kaum noch Überraschungsbesuche, erst recht,seit es Handys gibt und auch bei den Eltern fahre ich nicht mehr ohne Anmeldung vorbei.
So ändern sich die Zeiten. Aber wenn ich besser drauf bin,kann ich mir vorstellen, dass ich auch wieder Gäste zum Kaffee einlade.
Grüssele Mausohr