das kenn ich. Ging mir genauso, ich bin total panisch geworden, wenn es geklingelt hat. Noch heute mag ich es gar nicht, wenn jemand unangekündigt klingelt. Ich war das einfach sechs Jahre lang gewohnt, dass unangekündigtes Klingeln immer schlechte Nachrichten für mich bedeutet, da kommt man wahrscheinlich nie wieder ganz von weg.
Ich hatte bis vor ein paar Monaten ein Auto mit einer nicht ganz ordnungsgemäß funktionierenden Alarmanlage. Da ist es mir häufiger passiert, dass die einfach trotzdem losging, obwohl ich dachte, ich hätte beim Aufschließen alles richtig gemacht. Wenn das Mistding dann plötzlich losging, hab ich mich jedesmal zu Tode erschrocken. Ich bin dann irgendwann nur noch mit Herzklopfen an das Auto gegangen, jederzeit in Lauerstellung, um die Alarmanlage blitzschnell zu deaktivieren. Und obwohl ich seit vier Monaten ein Auto ohne Alarmanlage fahre, habe ich trotzdem jedesmal Herzklopfen, wenn ich eine Tür oder den Kofferraum öffne. Ich sage mir immer, dass das irrational ist, aber es passiert trotzdem jedesmal aufs Neue.

Es mag einem eine gewisse Genugtuung oder Befriedigung verschaffen, wenn man jemanden reinlassen kann, weil man weiß, es ist alles in Ordnung. Aber das heißt noch lange nicht, dass man sich darüber freut, wenn es unerwartet an der Tür klingelt.

ich hoffe immer keinen unfall zu haben. ich hatte einmal einen und da ging nicht das leben an mir herüber, sondern wärend des slydens dachte ich nur, ohh gott, wenn die meine wohnung sehen.

Wenn es Euer Gemütchen ein wenig beruhigt - ich könnte den saubersten und sterilsten Ort der Welt meine Wohnung nennen und würde trotzdem genervt die Augen rollen, wenn es überraschend klingelt. Mich stören ja schon Leute, die mich anrufen und mir dann stundenlang ein Ohr abkauen.
Das hängt damit zusammen, dass ich eigentlich immer beschäftigt bin, immer irgendwas tue und mich jede Unterbrechung tierisch nervt. Selbst wenn mich jemand beim Putzen stört, würde ich ihn am liebsten erschlagen. Ich tue Dinge gern allein, ohne Hintergrundgeräusche, ohne, dass mich daber einer zutextet un ohne dass ... na ja ... eben überhaupt jemand außer mir und Katze da ist.
Das hat nicht mal meine Therapeutin wirklich verstanden. Mich kann man auf eine Massendemo schmeißen und ich werde, wenn ich muss, eine Stunde über ein Thema labern, das die Leute begeistert, mit ihnen diskutieren und auseinandersetzen und kein Krach der Welt, nicht mal das Zusammbrechen derBühne, würden mich da ernsthaft aus dem Konzept bringen. Aber "my home is my castle" - in diesen vier Wänden bin ich der introvertierteste Mensch, den ich kenne, will mit keinem reden, will nicht, das jemand seinen Hintern auf meinem Sofa parkt oder mir die Zeit weglabert, in der ich lieber ... irgendwas anders machen würde.
Katze und mein Freund sind die einzigen Ausnahmen. Und bei letzterem klappt das nur, weil er meine Nörgeligkeit nachvollziehen kann und nicht falsch versteht (er hat selbst so eine Festung), denn wenn er länger hier ist, stört er auch meine Kreise, obwohl ich ihn wirklich über alles liebe. Katze löst das Problem, indem sie ihren Unfug sofort außerhalb meiner Sichtweite treibt, wenn sie merkt, ich werd grummelig (sie schaut mir gerade zu und nickt).
So. Und nein, das hat keinen Krankheitswert, denn dieses Phänomen ist mit mir auf die Welt gekommen - ich war schon mit 3 Jahren so und damals war mein Umfeld so gesund, stabil und positiv wies nur hätte sein können.
Akzeptieren wir vielleicht auch mal, dass wir Individuen sind und gar nicht "funktionieren" müssen. Der eine liebt halt Überraschungsbesuche und der andere kann sich nicht ab. Und ich schreib irgendwann an meine Klingel "Stellen Sie bitte einen Besuchsantrag und schieben Sie ihn drei Wochen vor dem geplanten Besuch in meinen Briefkasten. Besuchern ohne bestätigten Antrag wird nicht geöffnet. Basta."

Kay