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Meine Mutter und ich im Chaos
Hallo liebes Forum,
ich bin neu hier und habe noch nicht alle Beiträge gelesen, würde aber trotzdem gerne von meiner Situation erzählen und vielleicht hat ja jemand ein paar Tipps oder Anlaufstellen.
Ich bin Nina, 21 Jahre alt und wohne mit meiner Mutter (59) zusammen in einer 3 Zimmerwohnung. So lange ich mich erinnern kann war es bei uns zuhause immer unordentlicher und chaotischer als in anderen Familien von Freunden und Bekannten. Daher habe ich mich schon zu Schulzeiten immer lieber bei Freunden eingeladen als selber einzuladen, was auch heute noch so ist. Wir haben generell nicht viel Besuch und nur wenn sich jemand ankündigt räumt meine Mutter das Wohnzimmer frei.
Es ist nicht so, dass die Bude verdreckt ist oder Müll überall rumliegt, an sich ist unsere Wohnung auch gemütlich eingerichtet, nur zu vollgestopft. Viel eher sammelt Sie lauter Papiere, stapelt Zeitungen und Klamotten etc. Auch Gläser, Geschirr u.Ä. stapeln sich in unseren Schränken, von denen Sie sich nicht trennen kann. Sie verbringt Stunden mit dem Durchschauen von Werbeblättchen und Zeitungen und schneidet lauter Rezepte und Artikel aus. Auch unser Kühlschrank ist immer total voll, aber wir kommen nicht hinterher mit dem Aufbrauchen der Lebensmittel. Wenn ich dann mal das Obst, das ich wollte, nicht rechtzeitig aufessen konnte, bin ich die Böse, aber die 100 anderen Lebensmittel die sie hauptsächlich mag, vergammeln auch häufig. Am unordentlichsten ist ihr eigenes Schlafzimmer, in dem lauter Kleidung hängt und sich stapelt, auch der Balkon ist seit langer Zeit kaum betretbar. Wenn ich meine Kleidung aussortiere, möchte Sie das gerne nochmal durchschauen bevor ich es spende und ich habe schon öfter erlebt, dass ein Kleidungsstück, dass ich vor einem Jahr aussortiert habe, wieder auf meinem Bett liegt und meine Mutter dann sagt, dass ich das doch wieder anziehen könne und es wieder modern sei. Meine Mutter kann einfach Dinge nicht wegtun solange diese nicht einer anderen Person zugute kommen oder verkauft werden. Wenn Freunde oder Verwandte Kleidung aussortieren, nimmt meine Mutter die gerne an und die Kleidung die Sie nicht selber anzieht, möchte Sie dann an Kollegen/Freunde weiter vermitteln. An sich ja ein schöner Gedanke, nur häuft sich das ja hier in der Wohnung und im Keller an.
Das Thema ist eigentlich der Hauptstreitpunkt in unserem Zusammenleben. Immer wenn ich es anspreche geht Sie unter die Decke und wird total laut. "Es sei nicht der richtige Moment dieses Thema anzusprechen" oder "Ich räume ja schon was weg". Ich gebe zu ich bin auch nicht die ordentlichste Person, aber ich kann mich von Dingen trennen und auch mal wirklich aufräumen. Ich habe dann auch ein schlechtes Gewissen viele Dinge weg zutun, weil die ja nach Aussagen meiner Mutter noch brauchbar und gut sind, deswegen gebe ich es langsam auf die Dinge die sie mir in mein Zimmer räumt, wieder zurück zu stellen. Wenn meine Mutter den Papierhaufen auf dem Esstisch aufräumen will, dauert das ein Tag bis sie von 100 Schnipseln auf 96 Schnipsel kommt. Aber auf der anderen Seite ist sie super penibel was beispielsweise die Mülltrennung angeht, auch auf Tischmanieren legt sie viel wert oder gebügelte Kleidung. Sie ist eine sehr gesprächige Frau, geht arbeiten, hat soziale Kontakte und macht Sport, nur das mit der Ordnung klappt halt nie länger als ein Tag. In den Zeiten wo ich in einer anderen Stadt studiere, schläft meine Mutter in meinem Bett, ich denke, weil sie sich in ihrem vollgestelltem Zimmer nicht mehr wohl fühlt. Ich habe die Befürchtung, dass wenn ich nach meinem Studium ausziehe, dass es noch schlimmer werden wird und auch mein Zimmer zu einer Rümpelkammer wird.
Ich weiß nicht in wie weit ich meine Mutter dazu bringen kann das Problem in Angriff zu nehmen, Sie selber weiß auch, dass Sie in der Hinsicht ein Problem hat... Zu wem sollte bzw. kann ich Kontakt aufnehmen? Eine radikale Entrümplungsaktion ist bestimmt nicht der richtige Weg, ich habe schon so oft vorgeschlagen mal gemeinsam was zu unternehmen, aber sie blockt nur ab oder vertröstet mich...
Viele Grüße Nina
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Herzlich willkommen liebe @Nina98 ! 🌻
Eigentlich ist es ja ein wenig dem Zeitgeist entsprechend, Dinge wiederzuverwenden und sparsam mit den Ressourcen der Erde umzugehen. Wenn das aber ausartet, ist der positive Effekt schnell wieder verloren! Deine Mutter ist vermutlich aus einer Familie in der einige Mitglieder die Mangelzeiten im und nach dem 2. Weltkrieg erzogen worden. Das prägt!
Die Mutter einer Freundin hatte das Haus voller Schränke. 6 Kleiderschränke von 1-1,5 Meter Breite waren nur mit Wintermänteln gefüllt. Als sie schon 90 war, meinte sie immer noch, sie braucht die Mäntel für „später“. Auch für die Familie. Über 120 Mäntel! An diesem Haus ging direkt daneben zu Kriegsende die Front durch die Stadt, und da muss sich etwas eingeprägt haben ... falls „die Russen“ noch mal wieder kommen. Oder der atomare Winter ausbricht. Was auch immer!
Die Freundin ist in ein Haus gezogen, das einen großen Keller als Stauraum hat, und ein gar nicht so kleines Zimmer hat sie als Kleiderschrank. Also alles abgeschwächt, aber doch abgeguckt.
So haben viele Menschen mit Sammlertrieb für „nützliche“ Gegenstände irgend eine versteckte Angst, ihren ganz persönlichen inneren Kriegsschauplatz oder ihre innere Prägung weil sie von Sammlern erzogen worden sind.
Wenn dann der Lebensraum vor lauter „Sparsamkeit“ und Sicherheitsdenken schrumpft, dann wird es richtig ungemütlich.
Ich kenne da aber Leute, die gelernt haben, für ihre Sammlung sinnvolle Aufbewahrungen organisieren. Zum Beispiel die Zeitungsschnipsel mit den wichtigen Infos in Boxen nach Themen - Rezepte, Handarbeiten, Gesundheitstipps. Oder sie haben eine große IKEA Box für das „Reserve“-Geschirr auf dem Dachboden oder im Keller.
Entscheidend ist, die Sammlung von der Perspektive einer „Schatzkiste“ her zu sehen. Woran hängt das Herz tatsächlich. Was ist wertvoll? Oder was ist ein echtes kleines Andenken, zum Beispiel an Verstorbene? (Ich habe von jedem meiner verstorbenen Liebsten einen Gegenstand aufbewahrt. Vaters Uhr, Omas Blumenbild ...)
Also nicht zuerst schauen was muss alles weg. Sondern: Was würde man mitnehmen wenn man in eine Ein-Raum-Wohnung zieht oder auswandern würde?
Dann bleibt der riesige Rest. Der zu schade ist zum Entsorgen.
Kann sich deine Mutter vorstellen es an ein Sozialkaufhaus weiter zu geben, an die Diakonie, den Flohmarkt vom Tierheim? Habt ihr ein Auto, und du könntest helfen dass die Sachen für andere nützlich sind?
Lass deine aussortierten Sachen auch gar nicht herum liegen, nimm sie mit an den Studienplatz und spende sie dort!
Klar, manches kommt wieder. So wie die Farbe meiner grünen Strickjacke.
Irgendwie hatte ich es immer verpasst sie mit wegzugeben.
Und eines Tages war das Grün wieder aktuell!
Beim Kaffeetrinken im Nachbarschaftszentrum bekam ich dann den Kommentar zu hören, dass ich wohl nicht widerstehen konnte und mir was Neues gegönnt hätte. Ja, so etwa gibt es auch. So ein- zweimal im Leben. 😅
Also - was du nicht mehr magst - mitnehmen an den Studienort! 😉
Meinst du, wenn ihr ein paar Vorräte erst mal gut verstaut, dass deine Mutter danach auch mal etwas spenden würde?
Viel Energie für dich! 💝
Und hält uns auf dem Laufenden!
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