hey Mauseöhrchen,
ich stimme dir zu und gleichzeitig mag ich dagegen sprechen.
ich kann sehr gut arrogant sein und den stolz dabei nicht spüren. arrogant bin ich oft, wenn ich mich schützen will, wenn ich denke, ich muss mich beweisen und wenn ich mich stärker fühlen will als andere. doch dabei fühle ich mich alles andere als stolz. da treiben mich eher versagensangst und ärger dazu an, mich arrogant und besserwisserisch zu verhalten.
wenn, dann habe ich eher sorge, dass ich mit dem gefühl des stolzes in mir egoistisch wirke.
als ich die Prüfung bestanden habe, habe ich mich nicht gefreut und bin nicht stolz, obwohl ich weiss, dass ich sehr viel dafür geleistet habe.
was ich merke, ist dass stolz auf mich sehr motivierend wirkt. was ich bei Dankbarkeit und Freude nicht so spüre.
ja ich kann deinen Einwand verstehen. ich habe vor wenigen Monaten ähnlich gedacht wie du. doch allmählich stelle ich fest, dass stolz ein angebrachtes gefühl ist.
fühlst du dich stolz, wenn du etwas gemacht hast, das andere mit links erledigen? ich nicht.
stell dir mal vor, ihr habt eure Aktivitäten durchgezogen und eure Radtour mit dem Tandem gemacht und euer ziel erreicht und seid auch wieder wohlbehalten zurück gefahren. was für Gefühle wirst du haben, wenn du das erreicht hast?
ich finde, dass du dich darüber freuen kannst und auch stolz auf diese Leistung und die dazugehörigen vorbereitungsaufgaben sein kannst. und das hat kein bisschen mit Arroganz zu tun.
ich habe das gefühl aus ähnlichen gründen wie du lange nicht zugelassen und umso schöner ist es, stolz zu sein und gleichzeitig nicht die Arroganz zu spüren.
ich weiss sehr wohl, dass ich in diesen kreisen vorsichtig mit aussagen über stolz sein "sollte", denn viele hier gehen so erniedrigend mit sich um, dass stolz in ihrem Wortschatz nicht vorkommt. sie verwechseln das mit Arroganz und mit egoistisch und können meine aussagen nicht nachvollziehen.
kannst du die frage, worauf bist du stolz in deinem leben beantworten?
ich habe lange keine antwort gefunden, weil ich den stolz auf das was ich geleistet habe, nicht gespürt habe. und ich habe viel geleistet wie wir alle hier viel geleistet haben.
jetzt werde ich sogar traurig darüber, dass ich den stolz nicht gespürt habe und und dass ich die frage nicht beantworten konnte (sei gewiss, sie wird in Vorstellungsgesprächen öfter gestellt als du meinst).
ich teile meine Veränderung zum gefühl stolz mit, denn so wie uns viele freunde und bekannte und Nachbarn nicht in unserem chaos verstehen können, so können wir nicht verstehen, wenn jemand stolz auf sich ist.
ich habe dieses jahr einen berg mit 1995m bestiegen, einen sehr anstrengenden weg gegangen, der berg hatte keine Seilbahn und keine Berghütte.
ich fühle mich so, als hätte ich das dieses jahr nicht geleistet und es kommt mir eher vor wie in einem traum (ich kann den berg täglich aus dem fenster sehen, wenn die Wetterlage das zulässt). ich kann es selbst kaum glauben, dass ich das gemacht habe. da hat mir mein freund gesagt, ich könne stolz darauf sein, doch zu dieser zeit habe ich das gefühl nicht wahrgenommen und dieses Erlebnis fällt in die Kategorie - nicht der rede wert.
und das ist das, was du machst, wenn du stolz und Freude nicht zulässt. alles schöne ist nicht der rede wert. wie willst du dann aus deiner welt mit den vielen negativen gefühlen kommen, wenn du die positiven zu zulässt, weil man könnte sie mit Arroganz verwechseln?
mauseöhrchen, das ist mein teil der Veränderung den ich wahrnehme und den ich gerne mit euch teile. und möglicherweise schreibt eines tages ein andere über ähnliche veränderungserlebnisse wie ich.
kay schreibt auch über ihre veränderungserlebnisse auf eine andere art und weise wie ich.
und jetzt freue ich darüber und bin auch ein kleines bisschen stolz, dass ich das hier formuliert habe und habe ausdrücken können, wie sich Veränderung zeigen kann.
viele grüsse und ein schönes Wochenende
Sonja
