Gedanken! - Rückfall vermeiden - aber wie?

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03.09.2013 09:08
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#6
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Das Forum hier hilft mir wirklich sehr! Mir ist grade so ein Gedanke gekommen, was eigentlich mein Problem ist - auch dahin gehend worin wir beide (Kayla) uns unterscheiden (dadurch erst drauf gestoßen, muß ich unbedingt beim nächsten Mal mit meinem Psychiater besprechen) und zwar:

Ich habe nicht das Problem, Dinge zu sammeln oder mich nicht davon trennen zu können, sondern ein Problem mit "Ordnung" ! Ordnung ist ja auch irgendwo sehr eng an der Kunst und Kunstverständnis. Wer sich richtig gut einrichtet, bei dem stimmt das Gesamtbild auch, ist funktional und (!) künstlerisch einfach behaglich. Und genau das kann ich nicht. Bei mir ists so: was ordentlich erscheint, ist für meine Funktionalität und Bedürfnisse komplettes Chaos (da krieg ich einen Knoten im Kopf) erscheint anderen etwas hingegen als Chaos, ists für mich genau so funktional und in Ordnung - aber sieht nicht gut aus, weil keine Kunst dahinter steht, sondern reine Funktionalität und ich fühle mich da zwar in der Funktionalität einfach wohl aber von der Ordnung absolut unwohl - gefällt mir selbst nicht.

Ich kann z.B. nicht gut zeichnen oder malen - bei mir muß alles messbar sein, gerade Linien, kein Chaos vorhanden sein wie z.B. ein Gesicht, sowas kann ich nicht zeichnen. Oder Graffity was man an Wänden manchmal sieht - ich kanns nur beurteilen nach Gefallen/ Nichtgefallen aber nicht reproduzieren. Ich hab keine eigene Linie oder Richtung oder Stil, sowas begreife ich nicht - das Kunstverständnis habe ich nicht. Funktional der Kaffee im Bad, aus Ordnung oder künstlerischer Sicht ein absolutes Fail!

Alles was ich brauche, ziehe ich an mich ran - ausschließlich aus Funktionalität, nicht der Optik. Als ich damals im Müll versumpfte, war in direkter Umgebung alles was ich brauche und alles was ich nicht brauchte, ging in Unratbergen unter.

Warum ich auch heute noch die Tendenzen habe zu dieser Problematik ist: ich zwitche ständig um von Funktionalität (ich bin allein) zu Ordnung (es kommt Besuch) Käme kein Besuch, wäre der Faktor Ordnung nicht mehr Zwang und ich würd sehr warscheinlich erneut vermüllen - absolut warscheinlich!

... das geht mir grade so durch den Kopf ...


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03.09.2013 11:01
#7
fi
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Hallo tweety,

habe deine Beiträge alle sehr genau gelesen (bin selber nur Ehemann von einer Messiefrau -Chaosqueen58) sie ist hier auch im Forum. Du schreibst, wenn Besuch kommt dann ist alles wieder in "Ordnung", was heißt aber Ordnung? Wer definiert das, wo etwas zu sein hat?

Ich finde diese Frage sehr nachdenkenswert. Ich habe das auch noch nie so gesehen, wobei ich auch eine Mensch bin, der funktional tickt. Bin eigentlich ein logisch denkender Mensch. Auch mein Beruf sagt das aus, bin Informatiker, alles muss nach gewissen Regeln ablaufen..

Meine Frage zu dir, du lebst alleine, wie wäre es denn, wenn ein Partner bei dir leben würde? Wäre dann auch alles wieder so, wie wenn Besuch kommt? Zugegeben, deine Ansicht gibt mir auch zu denken, denn darüber habe ich noch nie nachgedacht, wird sicher noch ein interessantes Thema bleben.

Liebe Grüße

fireman


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03.09.2013 16:18
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#8
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@fireman

Nun, ich denke, in einer Partnerschaft giebt es völlig andere Prämissen. Dann ist die eigene Existenz nicht mehr vordergründig wichtig, sondern, daß sich der Partner wohl fühlt und nicht entsetzt wieder wegläuft. Da will man gefallen, da ist der Partner wichtiger als die Funktionalität eines Singlehaushaltes, wo es im Endeffekt nur darum geht, daß einem die Decke nicht auf den Kopf fällt. Das ist eine für einen Single grauslige Umstellung aber eine sich lohnende, da es nicht nur für sich selbst, sondern auch für einen Partner geschieht. Und der soll und ist nicht dazu da, einem alles hinterher zu räumen. Ein weiterer Grund ist: Messies sind zumeißt Gaukler und Schauspieler. Die Umwelt kriegt das über Jahre gar nicht mit, was eigentlich hinter den Wänden passiert. Draußen treten sie zumeißt akurat auf, immer ordendlich und korrekt - eine Fassade halten und wahren. Ein Partner ist dann aber auch im inneren ein Faktor, wo es gar nicht mehr geht zu schauspielern, der kriegt alles mit. Aber auch das gesammte soziale Verhalten ändert sich bei einem Wechsel eines Singlehaushaltes zu einem Partnerhaushalt, ganz andere Aktivitäten sind dann im Leben. Da paßt man sich an, ergänzt sich, erhält gegenseitig neue Impulse und ... pffhh ... wie beschreibe ich das?

Bei mir als Single, ich hab sonst nichts auch nicht unbedingt die großartigen Kontakte aber ich habe eine Ersatzwelt: Multimedia, einen PC. Da geh ich drinn auf, mir fehlt eigentlich nur noch ein Hirnimplantat und ich würd mich direkt vernetzen wie der "Rasenmähermann" . (man muß dazu wissen ich bin psychisch krank, frühverrentet und hab einen Betreuer) Jeder würde bei diesem Bild davon ausgehen, ich sei PC-süchtig. Nein, eine Sucht habe ich nicht, nur eine Alternative. Selbst in der Klinik wurd das so gesehen, das ein PC mich stabilisiert weil ich ansonsten gar keine Alternativen habe. In einer Partnerschaft wäre ein PC nicht mehr wichtig oder Mittelpunkt, sondern der Partner. Die Gesetzmäßigkeiten und Abläufe eines Singeledaseins und einer Partnerschaft sind grund verschieden! Das ist Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Würd ich das Medium Multimedia auch nicht haben und rein nur Single: das wäre dann nur noch warten auf den Tod! Da würd ich komplett drann zerbrechen!

Man entwickelt zudem als Dauersingle irgend wann eine gewisse Art von Menschenscheu, gegenüber allen fremden. Das ist unbehaglich, unwohl ... man hockt verkrampft wo, blos nicht zu viel Platz beanspruchen, sagt kaum was, stets halb auf der Flucht! Kenne ich den Menschen, ganz locker, easy "normal" ... Unterwegs: selten das ich jemanden erkenne, ich schau mir die Leute nicht an. Das sind für mich in dem Moment alles nur unberechenbar sich bewegende Hindernisse, denen ich ausweichen muß, ich nehme Leute eigentlich unterwegs als solche nicht wahr. Dafür sehe ich den kecken Spatz auf dem Dach oder zwei Tauben, die sich um einen fetten Brotkrumen streiten ... ich nehme das Leben wahr! Manche Leute gucken etwas bedröppelt, wenn ich plötzlich einen Haken schlage auf dem Gehweg und denken, ich hätt nicht alle Latten am Zaun - tja, die haben aber auch nicht die Taube oben auf der Straßenlampe gesehen, ich schon! (mir kackt die jedenfalls nicht auf den Kopf!) Eine rote Ampel wiederum, die erfasse ich und bleib stur stehen egal ob ein Auto kommt oder nicht, weil ich große Bereiche im Denken einfach abgeschaltet hab und im Leerlauf denke. Geh ich bei grün über die Straße und ein Auto nimmt die Vorfahrt, der würd mich wohl überfahren, weil das hab ich dann zu 75 % nicht auf dem "Schirm". ... sind einfache Randbeispiele, wie die ganze Psyche sich entwickelt oder arbeitet im Singledasein und in einer Verbindung zu einem Partner. Bei einem Partner wäre ich eher ständig unter Strom, das dem nichts passiert, da würd ich nicht gedankenversunken wie ein Zombie durch die Gegend "irren" .

Bin jetzt etwas abgeschwiffen aber ich denke, auch die Hintergründe sind wichtig.


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03.09.2013 20:22
avatar  Kayla
#9
Ka
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Hallo Tweety und Fireman!
Das mein ureigenes Problem zwischen den Polen schwankt, zeigt sich bei mir in absolut allem. Selbst in der Berufswahl. Ich habe oft in sozialen Berufen gearbeitet, aber auch einen Abschluss als Fachinformatiker und zwar einen sehr guten.
Ich liebe Datenbanken mit ihrer absoluten Ordnung, wo alles exakt seinen Platz hat, programmiere auch gern, male aber auch genau so begeistert wie schlecht und mein Fotoapparat ist mir näher als mein Lebensgefährte.
Beruflich wurde ich so immer ganz schnell zum Mädchen für alles, Kundenbetreuung genau so wie die verwahrloste Webseite aufpolieren, Logos entwerfen oder Kundenbriefe verfassen.
Wie ich früher schon sagte, ist an mir kein Spezialist verloren gegangen, ich fühle mich wohl in der Abwechslung. Probleme mit meinem Umfeld kenne ich aber auch. Das hängt allerdings damit zusammen, dass ich immer haargenau das gerade tue, was ich eben tue. Eine Kollegin stand mal geschlagene 10 Minuten in einem Laden neben mir. Die dachte, ich WILL sie nicht wahrhaben. Inzwischen lachen die Kollegen sich aber einen, seit sie mich besser kennen und wissen, dass das absolut kein Vorsatz ist. Meine Umfeldwahrnehmung ist einfach stark eingeschränkt, eben wie ein Richtmikro. Ich bin oft einfach bei dem, was ich gerade tue und blende alles andere aus.
Auch in meiner Wohnung merkt man das. Ich brauche Schnickschnack, auf dem sich die Augen ausruhen können, aber alles muss genau SEINEN Platz haben. Schaffe ich das nicht, wirds halt Chaos, ensorge ich allerdings zu viel, fühle ich mich nicht mehr zu Hause.
Ein ewiger Balanceakt. Selbstverständlich sorgt auch genau dieses Problem dafür, dass es in meiner Wohnung mehr wirklich verwendete Dinge gibt, als in den meisten Normalwohnungen. Leinwände, Acryl- und Ölfarben, Fototechnik, Computerzubehör. Ich mache gelegentlich Handarbeiten, z.B. Kunststricken oder Filethäkeln, lasse mich aber durchaus auch mal von Freunden zu einer Runde Modellbau überreden, wenn der Eisenbahn mal wieder ein Häuschen fehlt und die meisten Reparatur- und Renovierungsarbeiten mache ich auch selbst, was natürlich entsprechendes Werkzeug voraussetzt.
Das Problem habe ich aber jetzt gelöst, indem ich Funktionseinheiten geschaffen habe. Alle zusammengehörigen Dinge an eine Stelle und alles was doppelt oder dreifach vorhanden war in den Müll.
Eben war ein Freund bei mir und baff, wie ordentlich es jetzt in 90% der Wohnung ist. Er war sehr lange nicht mehr da. Solche Situationen sind natürlich Ansporn, das bei zu behalten und zu pflegen.
Ein Mensch wie Tweety würde bei mit aber vermutlich immer Zustände bekommen, egal wie ordentlich und sauber es ist. Den würde die Kunstblume auf dem Wannenrand genau so stören wie meine heißgeliebten Bilder oder der gläserne Schwan als Seifenschale. Zum Glück sind wir so verschieden, die Welt wäre doch übel langweilig, wärs anders.
Nur das totale Vergammeln, was mal eingerissen ist, darf sich keinesfalls wiederholen und Voraussetzung dafür ist eben ständige Selbstkontrolle. Es geht nich mal darum, nichts mehr mit zu bringen, es geht eher darum, mich rechtzeitig von Altem zu trennen.
Ich finde an dem Wunsch, immer mal was zu verändern nix Schlimmes, nur sollte das nicht so planlos passieren wie bei mir oft.

Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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03.09.2013 22:32
#10
Ta
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Hallo Tweety,hallo Kayla, schon interessant, was Ihr hier so erzählt über Grundsätzliches in Sachen Ordnung. Ja, die Selbstkontrolle bedeutet ständiges Training.
Wenn man so will,bin ich eher der Traditionalist a la Mama und dennoch möchte ich eher nicht so pingelig sein wie sie......kurz,mein Mass,meinen Massstab suche ich noch.
Ordnung und Kunst oder auch Kulturtechnik, das gehört irgendwie normalerweise zusammen. Es sagt ja was aus darüber, was in mir wohnt
an Geschmack, Interesse, Lebenskunst,Lebensqualität....................aber mittlerweile frage ich mich auch,ob ich nicht doch zuviel Dinge horte...........
irgendwie hängt das aber wohl auch mit der vorherrschenden Kultur zusammen und der massiven "Kauf mich !" Werbung, dass man viel zu viel
Zeugs hat. Es ist schwer, dem zu widerstehen,solange noch ein Talerchen vorhanden ist. Soviel dazu,grüssele Mausohr


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