Mausöhrchen, warum beherrscht das Thema sooo sehr Deine Gedanken? Da beginnt man doch nur zu grübeln. Wir müssen Ordnung schaffen, dringend. Das wissen wir hier alle, es ist allgegenwärtig und eh nicht zu vergessen. Also braucht man auch nicht dauernd drüber nachdenken.
Wenn Du halt erschöpft bist, dann tu Dir was Gutes und wenns mit dem Aufräumen mal nicht geht, dann lass es, ohne schlechtes Gewissen, einfach liegen. Wieviel Gesundheit opfert man der Ordnung?
Immer im Hier und Jetzt zu bleiben ist eine Übung, die man nicht im D- Zug- Tempo erlernen kann. Ich mag auch solche Ratgeber nicht. Man liest sie, versucht sie einige Wochen um zu setzen, vergisst sie wieder.
Weil sie eine wichtige Sache vergessen. Sei sanft zu Dir. Was immer Du tust, wo Du versagst oder gewinnst - sei sanft. Das ist das Allerallererste, was man wirklich verinnerlichen muss. Sich selbst niemals zu beschimpfen oder zu verurteilen. Schweifst Du, gedanklich oder in Taten, von dem ab, was Du gerade tuen möchtest und es fällt Dir auf, dann ruf Dich lieb zurück zur Tagesordnung. Versuch niemals, das zu erzwingen, davon gehts Dir nur schlecht, weil Du abends den Eindruck hast, eigentlich den ganzen Tag nur rumgegammelt zu haben.
So wie Du bist, wie Du denkst und handelst, bist du ein wertvoller Mensch. Was Dir oft als Hindernis erscheint, ist auf anderen Gebieten eine Stärke.
Und schneller machen? Wozu? Dir muss doch trotzdem Zeit für ein ganz normales Leben bleiben. Du bekommst die Zeit nicht zurück, die Du zähneknirschend putzt und man schafft dopelt so viel, wenn man wirklich Lust drauf hat. Und Lust hat man in der Regel nicht auf Dinge, die man immer wieder gebetsmühlenartig herunterleiert.
Auch loslassen gehört zum Leben. Und damit sind nicht nur Menschen gemeint, sondern auch Gedanken, die uns hetzen und treiben.
Übrigens war ich auch ein "Spätschwimmer". Und das ist ein guter Vergleich. ich hab mit Ach und Krach die 100 m Brust geschafft und war danach vollkommen fertig. Dann war ich in den Ferien bei Freunden schwimmen in einem Gewässer, das ich nicht kannte. Ungefähr nach 50 m meinte meine Freundin, dass es unter uns 30 m runter geht. Na toll. Als ob es nicht komplett gleichgütlig ist, ob man in 30 oder 6 Meter Tiefe ertrinkt, hab ich um mein Leben gepaddelt, aber nicht etwa zurück, sondern aufs andere Ufer zu, obwohl das viel weiter war. Und irgendwann war ich so erledigt und fertig, dass ich einfach keine Kraft mehr hatte und nur noch ganz lahm vor mich hin schwamm, nicht mal mehr meine Umgebung wahrnahm, gerade noch genug Kraft hatte, mich über Wasser zu halten. Und ich bin nicht nur drüben angekommen, sondern sogar noch zurück geschwommen. Auf einmal war die gewissheit da, dass das Wasser mich auch dann trägt, wenn ich es nicht wie eine Irre hinter mich schaufle. Später meinte meine Freundin dann grinsend, dass der junge Mann, der immer mit uns unterwegs war, ausgebildeter Rettungsschwimmer war ... Ich glaube, hätte ich das eher gewusst, wäre ich ertrunken. Aber da ich mich völlig allein wähnte, hab ich halt gekämpft.
Ein Jahr später hab ich aus Spaß die Bedingungen für den Totenkopfschwimmer in Bronze (1 Stunde schwimmen nonstop) gemacht.
In der Schule, wo ich unter dem Druck stand, es zu lernen, hätte ich es niemals gepackt.
Und so sehe ich das mit vielen Dingen. Beherrscht man erstmal die "Schwimmbewegungen", ist der Rest nur eine Frage der Zeit. Immer öfter macht mir heute Aufräumen einfach Spaß. Ich mag die Veränderungen, die damit einhergehen. Und ich mag natürlich auch, dass ich dann alten Kram, den ich ewig nicht mehr grbaucht habe, gegen Dinge tauschen kann, die ich liebe und ständig benutzt. Wie eben wieder mit dem Fotoapparat.
Was meine Freunde angeht, so habe ich da niemals irgendwas Besonderes dafür getan. Aber selbst meine bessere Hälfte und meine Kinder lachen, wenn sie drüber sprechen, dass ich irgendwie immer von allen um mich herum betuttelt werde.
Mal was zu lachen zu dem Thema. Vor einigen Jahren verbrachte mein jüngster Sohn das erste Weihnachten nicht zu Hause. Es war der erste Heiligabend meines ganzen Lebens, an dem ich allein war. Dazu muss ich sagen, dass ich mich drauf gefreut habe, auch wenn das für macneh komisch klingen mag.
Ungefähr eine Woche davor, fiel mir ein, dass ich mir eigentlich auch was schenken müsse, damit es ein "richtiges" Weihnachten wird. Gesagt, getan, also mal bei Ebay reingeschaut, was es so an altem schmuck gibt. Wollte nix Teures, nur irgendwas richtig schönes. In dem Augenblick stellte jemand ein Silberset zu einem Wahnsinnspreis zum Sofortauf ein. Hab ich natürlich gleich zugeschlagen, dachte allerdings zu dem Zeitpunkt noch, dass da sicher ein Haken dran ist. Und so lag am Heiligabend ein wirklich traumhaftes silbernes Trachtenset unter dem Baum. Ich hab mich bei der Dame natürlich extra noch mal ganz lieb bedankt und eine Weihnachtskarte geschickt. Einen Tag vor Silverster kam noch ein Päckchen an. Die dame meinte, sie habe die schmuckschatulle ihrer Mutter aussortiert und da mit das Set so gut gefallen habe, habe ich am rest sicher auch Freude ...
Kommentar meines Sohnes: Dich kann man nicht mal Weihnachten allein lassen. Selbst dann passt noch jemand auf, dass es Dir nicht zu mies geht. *lacht
So ist mein Leben seit vielen Jahren Mausohr und ich kann den Lieben um mich herum gar nicht genug Gutes tun, um mich bei ihnen zu bedanken.
Menschen sind, finde ich, eine echt tolle Erfindung.
Mauseöhrchen, darf ich mal eine provokante Frage stellen? Bitte sei mir nicht bös. Aber hast Du mal drüber nachgedacht, dass es sich mit dem Glauben genau wie mit dem Schwimmen verhält? Vertraust du Gott nicht, dass er dir beispringt, wenn scheinbar nichts mehr geht, wenn du traurig oder mutlos bist?
Für mich ist das nicht Gott, aber das Prinzip ist das Gleiche. Glaub mir, Gott hält Dich, er IST da, er kümmert sich um Dich. Du musst es nur fühlen. So wie beim Schwimmen. Die Bewegungen kannst Du schon (glauben), aber das Vertrauen da rein, dass Wasser trägt (loslassen) fehlt Dir noch ;-).
Alles Liebe und glückliche, lichte Momente
Kay
