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Heute war mal wieder einer dieser Tage, an denen es mir schwer fiel, die Ruhe zu bewahren. Die Schwiemu hat neue Küchenoberflächen bekommen, und bei der Gelegenheit die Anordnung der Unterschränke optimiert, und natürlich mussten alle Schränke und Schubladen dafür ausgeleert werden. Insgesamt sind es 10 Doppelschränke (oben und unten), und ein Einzelschrank, 11 Schubladen, dazu noch eine große Vitrine. Ja, alles ist sauber und ordentlich und hat seinen Platz, aber es ist einfach unfassbar zu viel. Sowohl Männe als auch ich haben ihr gesagt, sie soll die Gelegenheit nutzen, und mal richtig gründlich aussortieren. Sie hat auch für ihre Verhältnisse einiges weggetan (auf den Speicher, nicht in den Müll), aber man sieht beim besten Willen nicht, dass da gerade 3 riesige Plastikkisten voll gestopft mit Zeug ausgewandert sind. Von 70-80 Kaffeetassen sind vielleicht 10 weggegangen - ich hätte gehofft, das Verhältnis wäre genau umgekehrt. Schränke sind dadurch keine leer geworden, sie hat irgendwie nichts durch diese Aktion gewonnen, alles fliegt immer noch unübersichtlich in den Schubladen rum, und wenn ich dort koche, (was ich mittlerweile häufiger tue, als sie selbst), dann muss ich mir die wichtigsten Utensilien von zu Hause mitnehmen, da sie sowas entweder gar nicht besitzt, oder die Sachen zum arbeiten nicht taugen (stumpfe Messer usw).
Auf die Fragen, warum sie dieses oder jenes in solch sinnloser Anzahl behält, kam jedesmal "Der Schwiegervater will/hat/bringt immer/meckert, wenn..."
Ich bin da ratlos. Ist das eine Masche, die eigene Sammelwut mit seinem Fehlverhalten zu rechtfertigen, oder ist es wirklich so schlimm? Und wenn letzteres, warum schafft sie es immer noch nicht, sich dagegen zur Wehr zu setzen? Ich meine, als die beiden noch zusammen gelebt haben, okay. Aber jetzt ist das allein ihr Reich, er lebt ja im Stockwerk darunter. Er würdigt doch ihre Küche kaum eines Blickes, geht nie an eine Schublade, kocht nicht, er trägt ja nicht mal seinen schmutzigen Teller vom Esstisch zur Spüle. Und da soll er merken, wenn sie umräumt und ausmistet? Sie meint: ja. Ich frage, was geht ihn das an, wieviele Bestecke sie besitzt? Wozu müssen seine 74 ekligen alten Messer, von denen er aber immer nur GENAU DAS EINE benutzt, bei ihr eine ganze Schublade verstopfen? Warum stellt sie sich lieber 36 Tassen mit einem Werbelogo in die Vitrine, aus denen kein einziges Familienmitglied trinken will, als ihm zu sagen, dass sie bereits mehr als genug Tassen hat, vielen Dank? Bricht dann wirklich die Hölle los? Ich denke, dass sie übertreibt, aber andererseits kann ich es mir bei ihm vorstellen.
Es ist einfach so bestürzend unlogisch, so viel nutzloses Zeug an den "Hot Spots" zu lagern, dass die Dinge, die man dort beim Kochen ganz dringend griffbereit bräuchte, überhaupt keinen Platz mehr haben. Ich weiß es ja eigentlich, und trotzdem...gerade, wenn man doch sowieso alles leer räumen muss, und Helfer zur Hand hat, wäre das doch einfach die perfekte Gelegenheit gewesen, das mal grundsätzlich neu zu arrangieren (und es hat ja keiner gesagt, dass sie was wegwerfen soll, sie kanns ja auf den Speicher packen, wenn wegwerfen keine Option ist), aber nein... *seufz*
Numi, ich habe nicht die leiseste Ahnung und das ist recht merkwürdig, denn überzäliges Geschirr zählt, vor gar nicht all zu langer Zeit, auch zu meinen Problemen.
Heute kann ich mir nicht mehr wirklich vorstellen, wie sowas geht. Die einzige Werbetasse, von der ich mich nicht trennen wollte, habe ich inzwischen kurzerhand mit ins Büro genommen und nutze sie dort, den Rest hab ich weggeworfen und vermisse es auch nicht ein bisschen.
Aber warum das jetzt auf einmal ging und vorher nicht ... keine Ahnung. Könnte ich aber auch fragen, warum 30 Jahre lang alle Bemühungen, mir das Rauchen ab zu gewöhnen fehlgeschlagen sind und ich dann von einem Tag auf den anderen aufgehört habe - einfach so. Vielleicht muss wirklich irgendein unsichtbares Level erreicht sein, damit Quatität in eine neue Qualität umschlägt? Und bis dahin hat man, auch vor sich selbst, irgendwie immer plausible Ausreden parat.
So, jetzt aber Körbachenzeit, mein Bettzipfel winkt schon wie verrückt.
Kay
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numi, ja es ist wirklich kaum zu glauben aus deiner sicht.
die einzige Erklärung, die ich anbieten kann, was deine schwiegermutter angeht ist ihre innere gefühlswelt, die sehr unterschiedlich von der eines normalos funktioniert.
sie hat angst vor ihrem mann und seinen Reaktionen also fährt man vermeidungsstrategien....und die angst ist stärker als jedes rationale Argument, das du ihr anbietest.
ich versuche im Moment den betroffenden den tipp zu geben, die dinge bewusst nicht mitzunehmen, die sie nicht brauchen, aber selbst diese gefühlsüberwindung ist für die meisten unmöglich. eher im Gegenteil, sie spüren stattdessen, dass man von aussen auf sie DRUCK ausüben möchte.
und wie auch immer, zu dieser bewussten aktion müssen sich die betroffenen selbst entscheiden, was kayla irgendwann einmal gemacht hat und ich mache es mit Unterstützung. ich gehe lang nicht mehr so gerne bummeln und einkaufen wie früher.
viele grüsse
sonja
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Das gibt mir jetzt die Erklärung, warum wirklich beides passt.
Ich glaube, sie hat mehr Angst vor ihm, als angemessen wäre. Es stimmt zwar, er ist ein Miesmuffel, aber kein Monster - er sieht allerdings für sie wie eines aus, und ich glaube, dass sie dieses "Monsterbild" von ihm möglicherweise auch anderen suggeriert, indem sie Erlebnisse mit ihm extrem dramatisiert.
Wenn ich mich an bestimmte Situationen zurück erinnere, dann waren das eigentlich immer nur Erzählungen von ihr über ihn. Denkt man etwa an die Geschichte mit dem Wertstoffhof, wo mein Mann ihn abgeholt und herumkutschiert hat. Wer weiß, ob er sich wirklich so krass über meinen Mann ausgelassen hat, oder nur in ein, zwei Sätzen seinen Unmut darüber bekundete, dass es in Teilen nicht so ablief, wie er es sich gewünscht hatte.
Dazu passt auch ihr ungeplantes Zusammentreffen mit meiner Mutter vor einigen Monaten. Meine Mutter nutzte die Gelegenheit spontan, um sie darauf anzusprechen, dass sie es doof findet, dass man seit Jahren kein Wort miteinander spricht. Sie sagte, dass sie es schade findet, weil sie dachte, wenn ihre Tochter heiratet, würde sich ihre Familie vergrößern (wir haben nicht mehr viel Familie, und die wenigen sind weit verstreut), doch stattdessen fühlt sie sich ausgeschlossen (was sie ja auch wird). Und sie weiß noch nicht einmal, warum, und sie will nicht, dass das jetzt immer so weitergeht, weil das insbesondere bei den größeren Feierlichkeiten immer dazu führt, dass wir uns für eine Seite entscheiden müssen, und weil das auch für die Enkel scheiße ist.
Meine Mutter sprach in einem sanften, traurigen Ton, ihre Körpersprache war passiv, sie hielt großen Abstand, und wirkte auf mich wie jemand, der gleich das Heulen anfängt.
Aber als meine Schwiegermutter meinem Mann von diesem "Auftritt" erzählte, verwandelte sich meine Mutter in eine aggressive Furie, die sie "an ihrer Tür überfallen und völlig überrumpelt" habe. Es war nicht die erste Gelegenheit, in der sie meine Mutter "wörtlich zitierte", aber mit einem extrem sauertöpfischen Gesichtsausdruck und schriller, keifender Stimme.
Das hat mich immer extrem geärgert, denn ich kenne meine Mutter gut genug, um zu wissen, dass ein solches Verhalten überhaupt nicht zu ihr passt. Vor allem nicht am Telefon, und wenn sie nicht weiß, mit wem sie es am anderen Ende der Leitung zu tun hat (das war eine andere dieser "Begegnungen"). Und diesmal war ich live dabei, zum ersten Mal, dass ich mir selbst ein Bild der Situation machen konnte, die sich abgespielt hat - und diese passte absolut nicht zu dem, wie meine Schwiegermutter es erzählte.
Alles in allem denke ich, dass meine Schwiemu eine stark gestörte Wahrnehmung von anderen Menschen haben könnte, besonders von denen, die ihr aus irgendeinem Grund unsympathisch sind oder unsympathisch werden. Wenn meine Mutter in ihrer Wahrnehmung zu einem bösartigen, keifenden Biest mutieren kann, warum dann nicht auch mein Schwiegervater - oder ich?
Ich sage gar nicht, dass sie das mit irgendeiner (hinterlistigen...oder was auch immer) Absicht macht, sondern, dass sie es tatsächlich so wahrnimmt. Und vielleicht ist es so, dass mein Mann und mein Schwager das irgendwie spüren, oder viel öfter Situationen erlebt haben, in denen sie das tatsächlich Erlebte mit ihrem Bericht vergleichen konnten. Sie lassen nix auf die Mama kommen, aber sie lassen sich irgendwie auch nicht so sehr aufputschen. Es kann gut sein, dass das die Situation verschlimmert, oder sogar der Auslöser war - wenn jemand nach Bestätigung bei anderen sucht, darf es eben keinen Zweifel darüber geben, wer im Recht ist, und wenn ihm ein bestätigendes Feedback vorenthalten wird, dann muss das doch fast zwangsläufig dazu führen, dass derjenige noch deutlicher wird. Und wenn die anderen diese Situation als "eher belanglos" einstufen, sie den Betroffenen aber emotional aufgewühlt hat, dann kann ich mir schon gut vorstellen, dass Übertreibung ein (unbewusstes) probates Mittel ist, diese emotionale Reaktion bei anderen zu provozieren.
Was nutzen mir selbst diese Erkenntnisse? Ich denke, ich werde dadurch dramatische Erzählungen von ihr in Zukunft erheblich anders bewerten.
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numi,
deine Beschreibungen erinnern mich an bolievia. sie hat in ihrem thread gefühlsmässig reagiert und zwar sehr übertrieben. doch diese übertriebene Reaktionen entspricht ihrer Wahrnehmung - sie verallgemeinert viel und verschlimmert das erlebte - und das beschreibst du gerade auch von deiner schwiemu.
wieso wir (damit schliesse ich mich aus meinen Erfahrungen her mit ein) unsere Gefühle derartig übertreiben und innerlich aufschaukeln, dass kann ich dir nicht erklären (ausser unsere supergrosse angst bringt uns dazu, um unseren inneren schutzmechanismus zu stärken), doch es ist so, dass wir super darin sind, schlimme dinge deutlich zu verschlimmern....und das mag unsere Umwelt nicht und wir ecken an, doch wir wissen nicht wie wir das ändern können, denn unsere gefühlswelt funktioniert nun mal so wie sie funktioniert.
vg
sonja
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