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"Die anderen kochen auch nur mit Wasser. Wir sollten uns ab und an mal vor Augen halten, dass wir eigentlich die oberen Zehntausend der Messies sind, die ihr Problem erkannt haben und dagegen kämpfen. Wieviele, die aus irgendwelchen Gründen zu uns kommen, sind Messies, die so weit noch gar nicht gekommen sind? Sind bestimmt so einige, von denen wirs nie denken würden."
Die Gedankenwelt, die bei vielen Messies (jetzt mal nicht die Liederlinge) zum Messiesein geführt hat, ist mMn bei sehr, sehr vielen Normalos vorhanden, und je feiner die eigenen Antennen dafür entwickelt sind, desto früher erkennt man, wie unglaublich verbreitet das ist, und wie dicht es bei vielen Leuten unter der Oberfläche lauert, die stinksauer würden, wenn man ihnen auch nur andeuten würde, dass sie Messie-Tendenzen haben. Die Leute sagen, dass Dinge zu schade sind zum Wegwerfen. Dass man den Platz ja dafür hat. Dass man Dinge "erstmal" wo lagert, bis man einen besseren Platz gefunden hat. Dass man mit einem Gegenstand noch etwas vorhat, später, wenn mal Zeit ist (lesen, basteln, abheften, sortieren...). Dass es im Keller oder auf dem Dachboden egal ist, weil das dort eh keiner sieht. Und irgendwann geht das dann über in andere Räume, die dann eben nicht von Gästen betreten werden sollen, man macht die Tür zu und zeigt nur die repräsentativen Räumlichkeiten, und dann stopft man das Zeug in die Schränke, bevor jemand kommt, und wenn die voll sind, dann in Kartons und versteckt die irgendwo...und immer so weiter. Dann kommt vielleicht irgendwann der Punkt, wo man sich überlegt, dass es jetzt echt zu viel ist, aber man weiß nicht, wo man anfangen soll, wohin mit den Sachen, denn es ist ja schon alles voll, und abtransportieren geht schlecht, man hat keine Zeit, es ist anstrengend, man ist gesundheitlich angeschlagen - und der Kram ist ja schließlich immer noch zu schade zum Wegwerfen - und außerdem ist es ja auch total peinlich vor den Nachbarn, die sollen ja nicht denken, dass man ein Messie wäre...
Das ist doch keine bewusste Entscheidung, die man getroffen hat: So, ab heute bin ich dann mal Messie, ich fange an, sinnlosen Kram zu sammeln und um mich herum aufzutürmen...sondern es ist eine schleichende Entwicklung, oder gar ein hinein geboren werden. Solange es noch bloße Tendenzen sind, ist es leichter, etwas dagegen zu unternehmen, aber wenn man sich irgendwann eingestehen muss "ja, ich bin ein Messie", dann, weil einem das Chaos idR schon lang über den Kopf gewachsen ist - und dann ist es auch ganz ohne Wertbeimessungsstörung sehr schwer, der Lage wieder Herr zu werden.
vor allem, wo fängt das "Messie sein" überhaupt an? Ich bin in den letzten 20 Jahren ca alle 3-4 Jahre umgezogen, dadurch musste ich mich immer wieder von vielen Dingen trennen, alleine schon aus Platzgründen. Viele Menschen ziehen aber gar nicht um, oder sind seit 20,30 Jahren nicht mehr umgezogen, haben eigene Häuser mit diversen Aufbewahrungsmöglichkeiten. Wenn die dann mal umziehen müssten, dann hätten sie ein richtiges Problem, weil der ganze Kram in keine normale 3 Zimmerwohnung mehr passen würde.
Und wenn ich mir mal so vor Augen führe, ich sammle nichts, horte kein Material für irgendwelche Hobbies und shoppe nichts im Internet, was ich nicht wirklich haben möchte, nutzen und gebrauchen kann. Und trotzdem häuft sich nach und nach was an, was man entsorgen könnte, weil es achtlos in eine Schublade gelegt oder erstmal aufgehoben wird.
Was machen dann erst andere, die regelmässig kaufen/shoppen wollen oder müssen, weil sie sich dem "ex und hopp"-Konsumwahn unserer Gesellschaft angepasst haben, Geräte nicht mehr 20 Jahre halten, sondern nach kurzer Lebenszeit kaputt gehen oder eben nur irgendwelche kleinen Macken bekommen (also wieder zu schade zum Wegwerfen sind, weil sie ja zT noch funktionieren), dieser ganze Ebay An-und Verkaufwahn, wo viele den Überblick verlieren. Die Leute, die Kinder haben und das ganze Spielzeug und anderes Zeug, was die Kids nicht mehr brauchen und wollen, und was zum Wegwerfen auch zu schade ist, aber geschenkt will es auch keiner haben oder man weiß nicht wem man es geben könnte....
wir leben in einer materiellen Überflussgesellschaft, haben von allem zuviel, Konsumgüter werden immer billiger (und oftmals qualitativ schlechter), dadurch haben wir immer mehr Müll und Zeug zu entsorgen....., das ist so schon nicht einfach zu bewältigen, wenn man dann noch den ganzen Stress bedenkt, den viele haben (Doppelbelastung Beruf, Haushalt, Kinder und und und). Sogar Menschen, die sonst keine Probleme mit Ordnung halten und ausmisten haben, kommen hier ins rudern....
#503
Danke, vor allem numi kann ich sehr zustimmen. Ich hab nebenbei herausgefunden, dass mein Verhalten eine Folge
von Angst ist, weil ich früher nicht genug Gottvertrauen hatte. Das nun zu ändern erfordert viel Geduld,Ausdauer, und auch
eine gewisse Barmherzigkeit mit mir selber.........mal sehen......... Grüssele Mausohr
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genau, wo fängt das "Messie sein" überhaupt an? Ich bin bei dieser Frage mittlerweile bei "Tendenzen" angelangt, und stelle fest: Bei richtig, richtig vielen Leuten sind sie vorhanden. Ich würde mittlerweile sogar so weit gehen und behaupten: In unserem Kulturkreis bei der überwältigenden Mehrheit. Aus genau den Gründen, die du genannt hast. Eigentlich sind wir eine "Wegwerfgesellschaft im Wandel zur Ressourcenschonung"...
Hallo Ihr!
Ja, ist schon seltsam, wie empfindlich die eigenen Antennen werden, wenn man erstmal auf das Problem gestoßen ist. Ich meine, das ist nicht nur in dieser Beziehung so. Seitdem ich mit dem effizienten Umgang mit Energie beruflich zu tun habe, hat sich mein Stromverbrqauch innerhalb von 3 Jahren halbiert. Und zwar ohne, dass ich wissentlich wirklich was geändert habe. Einmal für Dinge sensibilisiert, geht man irgendwie anders damit um. Sätze wie "Das kann man doch noch brauchen" lassen bei mir heute auch die Alarmglocken schrillen. Früher war das für mich normales Denken. Meine Großmutter, bei der ich einige Jahre lebte, konnte selbst aus Kartoffelschalen noch was Leckeres zaubern und hatte in der Küchenschublade immer einen Vorrat an alten Gummies und Tüten ... kann man ja noch mal brauchen. Aber irgendwie hatte sie eben ein feines Gefühl für Grenzen und mir geht das ab. Bin ja schon dankbar für unsere Kleiderkammer, da kann ich ab und an Plastikbeutel abgeben und die freuen sich auch noch drüber.
Muss ich dazusagen, dass ich als Ossie eh nicht in einer Wegwerfgesellschaft großgeworden bin. Ich hatte schon pubertierende Kinder, als die Wende kam. Bei uns musste alles halten. Hab hier noch einen Puppenwagen stehen und auch zwei Sonnipuppen liegen noch in irgendeiner Kiste. Auch meine beiden Puppen aus den 60-gern leben noch, mehr oder weniger heil.
Ich besitze noch eine Privilegwaschmaschine, bei der ich eigenhändig schon zweimal eine neue Laugenpumpe reinbasteln musste und neige auch sonst zu "so lange es noch geht ...". Trotzdem oder gerade deswegen häufen sich bei mir ganz schnell die "Schätze".
Allerdings (und so weit kann ich mir inzwischen verzeihen) sind sehr viele der Dinge sehr, sehr alt und wirklich unersetzlich. Deshalb hats halt auch die Zeitkapseln. Ich halte es weder für richtig noch für schlau oder heldenhaft, wirklich wertvolle Dinge weg zu werfen. Da müssen sich andere Wege finden.
Scrapbooking intensiver zu betreiben war zum Beispiel keine Ausrede, um noch mehr an zu häufen, sondern eine absolut coole Möglichkeit, uralte Fleiß- und Andachtskärtchen, fröhliche Sticker und meine heißgeliebten Glückwunsch - und Katzenkarten so unter zu bringen, dass man sie jederzeit jemandem zeigen kann und sich nimmer dafür schämen muss, dass sie in der Gegend herumliegen. Und ich glaube, die Alben werden auch meine Kinder später nicht einfach wegwerfen.
So. War ein verflixt langer Tag heute und ich bin rechtschaffen müde. Habt alle noch einen schönen Donnerstag, dann gehts ja schon wieder aufs Wochenende.
LG Kay
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