Mondschein- meine Geschichte und ich wünschte mir es gäbe einen Weg

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17.09.2016 12:32
#11
Mo
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HalloWolfram und Top Totty,

danke für Eure Rückmeldungen.

@ Wolfram
Ja es ist richtig ich helfe nur beim Putzen. Ich merke dass ich an meiner Einstellung arbeiten sollte. Meine Motivation ist unterschiedlich. Manchmal möchte ich einfach helfen etwas mehr in Ordnung zu bringen was er nicht schafft weil er andere Schauplätze hat. Und das tue ich auch für mich weil ich mich dann etwas wohler fühle wenn ich da bin. Und manchmal (wahrscheinlich auch wenn ich selbst nicht so gut drauf bin) ertappe ich mich dabei wie ich in Gedanken die Hilfe ausdehne und vorschlage dass wir gemeinsam Papier oder ähnliches sortieren, einfach damit es voran geht und er neue Gedanken entwickeln kann, die ihm helfen, wegzuwerfen. Und das würde dann mit Sicherheit zu Spannungen führen. Ich möchte lernen, dass ich da als Angehörige machtlos bin und nicht etwas schaffen, kontrollieren kann, was eine solche Dynamik hat, wie die Krankheit. Sondern dass es mein Partner aus sich heraus schaffen muss.

@Top Totty
Das ist wirklich eine sehr interessante Frage warum ich regelmäßig in die Wohnung gehe, wo ich es früher anders praktiziert habe. Mein Hauptbeweggrund ist der, dass ich nicht verdrängen möchte, um mir in Bezug auf die Partnerschaft Illusionen zu machen und gefühlsmäßig zu tief einzusteigen. Weil solange es dieses Problem gibt werde ich viel damit zurecht kommen müssen, dass es nur einen gewissen Grad an Nähe gibt und auch an möglichen gemeinsamen Aktivitäten. Weil das Sein und das Arbeiten meines Partners in der Wohnung raubt ihm sehr viel Lebensenergie, die ihm für andere Sachen und auch für die Partnerschaft nicht zur Verfügung stehen.
Es ist also wie ein Realitätsabgleich. Was auch eine Rolle spielt ist die, dass ich trotz allem zunehmend eine Partnerschaft auf Augenhöhe möchte. Und dazu gehört für mich auch, dass wir nicht nur bei mir, sondern auch bei ihm zusammen Zeit verbringen können, auch wenn ich diese Zeiten nicht allzu sehr ausdehnen möchte. Aber wenn ich zu ihm gehe da möchte ich es auch schaffen, die Krankheit von der Person zu trennen und ihn zu sehen. Wie mir das gelingt das hängt auch oft von meinem eigenen gegenwärtigen Zustand ab, der auch nicht immer der Ausgeglichendste ist.

Herzliche Grüße
Mondschein


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17.09.2016 18:09
#12
To
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Hallo Mondschein,

in etwa habe ich diese Antwort erwartet. Ich antworte nun mal aus der Position eines Menschen heraus, der im Grunde neidisch auf deine Situation ist: Ihr habt zwei Wohnungen und habt es trotzdem noch geschafft zusammen zu sein. Euch halten also keine Sachzwänge - wie z.B. die gemeinsame Wohnung zusammen. Sondern emotionale Gründe. Ist dir überhaupt bewusst, dass du dich somit faktisch in einer beneidenswerten Situation befindest?

Messies stellen - aufgrund ihrer Krankheit - die "Beziehung" zu ihren eigenen 4 Wänden über alles. Ganz schnell natürlich auch über ein Zusammenleben in einer Beziehung! Nun kenne ich die Lebensgeschichte deines Partners nicht, aber vermutlich wird auch er in seiner Kindheit sehr sehr gute Gründe gesammelt haben, warum es einfach besser ist, sich nicht auf andere Menschen einzulassen. Das ist meine subjektive Meinung, aber ich bin schon seit langem auf der Suche nach Menschen mit Messiepartnern, bei denen eine "normale" Beziehung funktioniert. Meine Meinung ist einfach, dass es so was nicht gibt, weil sich ein Messie über kurz oder lang in die Isolation flüchtet.

Vielleicht habe ich dich falsch verstanden, aber du gehst regelmäßig in die Wohnung deines Partners, um dich daran zu erinnern, dass er krank ist? Warum tust du dir das an? (Oder habe ich dich falsch verstanden, dann ziehe ich diese Frage zurück!) Ich meine, lass dir doch regelmäßig Fotos von der Wohnung zeigen, dann weißt du auch wie es dort aussieht (du weißt es doch sowieso). Oder mach selber Fotos von der Wohnung und schaue dir die regelmäßig an. Meine Theorie ist nämlich, dass dir dein Partner keine Fotos zeigen wird, weil es nämlich keine Entwicklung in der Wohnung geben wird. Und wenn doch, könnte dein Partner das ganz ganz stolz auf Bildern zeigen. Du darfst und solltest ihn dann loben und sich mit ihm freuen! Selbst wenn der Fortschritt, den er dann auf den Bildern präsentieren wird, sehr wahrscheinlich nicht deinem Anspruch an Entwicklungsgeschwindigkeit entsprechen wird. Ich glaube, du musst dich einfach frei von irgendwelchen Erwartungshaltungen oder Hofnungen machen - In meinem Verständnis ist dieser psychische Zustand, der vereinfachend Messie genannt wird, in Wahrheit eine komplexe Krankheit, die bisher so wenig erforscht ist, das sie noch nicht einmal Krankenkassen anerkennen! Sorry, aber wenn du eine einen erfolgreichen Weg der Behandlung kennen würdest, wäre das für viele viele hier in diesem Forum eine riesen Sensation.

Aus meiner Sicht geht es doch viel mehr darum sich mit der Krankheit zu arrangieren. Dazu gehört eine klare Definition des Rollenverständnisses ggü. deinem Partner. Du schreibst, du möchtest einen Partner auf Augenhöhe. Bitte vergesse nicht, dass dein Partner diese Augenhöhe aufgrund seiner Krankheit in Bezug auf seine Wohnung nicht erreichen kann, wahrscheinlich niemals, aber dazu will ich gleich noch was schreiben....
In meiner SHG für Messieangehörige kommt immer wieder das Thema "Abgrenzung" auf. Ich habe bei dir auch den Eindruck, dass du dir zu diesem Begriff auch einen eigenen Standpunkt erarbeiten solltest. Sonst besteht hinterher noch die Gefahr, dass du dich beim Thema "Wohnungsaufräumen" doch noch auf Augenhöhe mit deinem Partner begibst - aber auf der Höhe deines Partners! Und das wolltest du ja nicht.

Du hast doch ideale Voraussetzungen zur Abgrenzung mit den beiden Wohnungen! Die Krankheit "Messie" beschränkt sich ja räumlich stark auf die eigene Wohnung. Warum nutzt du nicht diese räumliche Trennung zur Abgrenzung und zeigst ihm wie schön ein zu Hause auch sein kann. Motivier deinen Partner aus seiner kranken Welt heraus zu kommen und zeig ihm deine schöne gesunde Welt sprich Wohnung! Damit wird er Schwierigkeiten haben, weil ja auch fehlendes Zeitmanagement zu dieser Krankheit gehört, aber offensichtlich habt ihr da ja schon eine Regelung gefunden....
Und bitte bitte mach nicht den Fehler und lasse zu, dass es eure gemeinsame Wohnung wird. Das habe ich in meiner Art "Augenhöhe" zu erzeugen bei meiner Frau gemacht. Jetzt steht "ihr" Haus mittlerweile voll mit Dingen, die wichtig sind und deshalb nicht weggeschmissen werden dürfen. Ich darf gar nichts entscheiden zum Wegwerfen und würde oft am liebsten weglaufen. Aber wohin? Das Haus ist noch nicht abbezahlt und meine Frau will auf keinen Fall ausziehen und sich von all den Gegenständen trennen.... Ein wenig verzwickt!

In der Wohnung bestimmst du was gelagert wird und was nicht! Aber den Rest eures Zusammenlebens könnt ihr doch auf Augenhöhe gestalten. Klar zumindest bei meiner Frau kommt auch immer die zeitliche Überforderung hinzu. Aber auch da sehe ich die zweite Wohnung als Chance. Wenn dein Partner bei dir ist, hat er nicht die Zwänge, die ihn in seiner Wohnung lähmen. Bleibt dann nicht mehr Energie für andere Dinge? Ich hoffe einfach, dass man so diese Krankheit austricksen kann. Irgendwann muss ich mir vielleicht auch diesen Schritt der räumlichen Trennung überlegen. Aber vielleicht stimmt ja auch alles nicht, was ich mir hier so überlege....(?).

Noch ein kurzer Satz zum Ordnungschaffen in seiner Wohnung. Meine persönliche Erfahrung (und die einiger Autoren in diesem Forum) ist, dass nahestehende Personen keine gute Unterstützung beim Wohnungsentrümpeln darstellen können. Das führt zu großen emotionalen Auseinandersetzungen! Das ist einfach nicht die Rolle eines Partners. Ich denke es ist einfach gesünder, wenn man sich hier auch ein wenig in seinen Aufgaben abgrenzt!
In Berlin gibt es Hilfsorganisationen, die hier unterstützen. Vielleicht gibt es sogar Menschen in diesem Forum, die bereit wären zu helfen?

Das ist mein Gefühl wie man mit der Krankheit "Messie" umgehen sollte. Vielleicht liege ich ja falsch, dann schreibt mir das bitte. Ich lese in diesem Forum, da ich verzweifelt auf der Suche nach Lösungen bin.

Viele Grüße
T


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18.10.2016 17:02
#13
Mo
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Hallo Top Totty,

danke für Deine Antwort auf die ich zugegebenermaßen sehr spät reagiere. Es ist so, dass ich auch in meinem eigenen Leben viel zu klären und zu lösen habe. Ich bin auch nicht gesund und suche für mich Wege, meine Krankheit zu bewältigen. Die Ereignisse im Außen hatten mich bis zu letzter Woche noch nicht dazu gezwungen, mich mit dem Thema meiner Partnerschaft auseinander zu setzen. Ich war aus verschiedenen Gründen für circa 3 Wochen nicht in seiner Wohnung.

Letzte Woche war ich wieder da und es war für mich wieder wie ein Schock. Nach meinem Empfinden hatte sich die Situation deutlich verschlechtert. Das hatte damit zu tun dass mein Partner sich aus äußeren Gründen sich um seinen Keller kümmern musste (es sollten Kohlen geliefert werden und im Keller war kein Platz. Dieser musste geschaffen werden...) Das hat er dann auch gemeistert. Allerdings auch Holz aus dem Keller in die Wohnung geräumt. Die Wohnung war so eingestaubt, es lag eine Säge im Wohnzimmer herum und es ist ohnehin alles ziemlich desorganisiert. Also in jedem Raum (außer in der Küche und dem Bad, beide Räume sind in einem Zustand der aufgeräumt ist) gibt es "Haufen", wo die Dinge durcheinander liegen. Mir sind voll die Nerven durchgegangen. Seit dem Tag stelle ich wieder die ganze Beziehung in Frage. Nicht weil ich keine Gefühle für meinen Partner habe. Es ist völlig "bescheuert": Ich habe am Wochenende gesagt dass ich mich mit ihm nicht treffen kann, kann weil meine Gefühle viel zu schmerzhaft sind. Und dann am Wochenende habe ich ihn völlig vermisst und die Dinge, die wir gemeinsam tun und erleben.Es ist seit dem Tag wo ich bei ihm war wieder voll das Chaos in mir.

Ja und Du stellst die Frage Top Totty warum ich da immer wieder hin gehe. Auch diese Anwort von mir klingt völlig paradox. Aber es ist so, dass es für mich wichtig ist, mir immer wieder einen Realitätscheck zu holen. Weil ich dann sehe dass wir nicht zusammenleben können und es ist auch so, dass ich mir der Grenzen der Beziehung aufs Neue bewusst werde. Und wenn ich ganz ehrlich bin geht es wohl auch um "Kontrolle". Es ist der völlig sinnlose Versuch etwas zu beeinflussen, was ich wahrscheinlich nicht beeinflussen kann. Und dabei ist dass, was ich mir an Einflussmöglichkeiten wünsche wohl eher bescheiden. Er besteht darin wenn ich da bin bei konkreten Sachen zu helfen, die nichts mit dem Aufräumen zu tun haben. Zum Beispiel was Konkretes zu putzen, oder zu motivieren und zu helfen etwas anzubohren.

Jetzt wo ich bei ihm und so geschockt war, habe ich wieder versucht ins Gespräch zu bringen, dass er sich noch andere und mehr Hilfe holt. Momentan macht er eine ambulante Psychotherapie. Ich habe mittlerweile begriffen, dass die "Störung" / Krankheit so komplex ist, dass viele Bereiche ineinander greifen. Zum Beispiel wenn es Stress im Außen gibt (z.B. mit dem Jobcenter, Probleme mit der Familie), dass sich dies sofort wiederspiegelt in der Fähigkeit, an der Wohnungstruktur zu arbeiten. Sofort ist wieder mehr Lähmung da, wird es chaotischer in der Wohnung.

Und für mich ist im Moment wieder die Erkenntnis dran, dass wir wohl niemals eine Beziehung führen können, die mit einer gemeinsamen Wohnform einhergeht. Ich habe einfach auch das Gefühl, dass mein Partner am Abgrund steht und immer mehr in die "Fänge" der Krankheit gerät. Und ich steh da auch mit und habe Angst, immer mehr in den Abgrund hinein gezogen zu werden. Mein Partner sieht das ganz anders. Er bezeichnet seine Auseinandersetzung mit der Krankheit und den Versuch die Wohnung zu strukturieren als Marathon (bzw. als Triathlon). Und er sieht für sich Fortschritte. Ich kann diese Bilder momentan nicht mehr gut aushalten. Weil ich momentan das Gefühl habe, dass sie eine Form sind, die reale Situation zu verschleiern und das Problem zu verleugnen.

Ich habe mal alles rausgeschrieben was sich in den letzten Tagen bei mir angesammelt hat. Wahrscheinlich das typische Chaos eines Angehörigen. Und eigentlich ist "nichts"passiert. Mein Partner ist liebevoll zu mir, er ist aufmerksam, er möchte mit mir Zeit verbringen, wir können gut reden (außer über das Problem, solche Gespräche erzeugen bei ihm Druck und werden immer angespannter) und ich habe ihn sehr lieb. Aber ich habe mal wieder die Realität wahrgenommen, die (und darüber bin ich wirklich froh) nichts mit meiner Wohnsituation zu tun haben. Das ist für Angehörige, die gemeinsam mit einem Betroffenen in einer Wohnung leben, ganz bestimmt viel viel schwerer. Aber mir geht es auch schlecht mit dem was ist. Wenn es in meiner Stadt eine Selbsthilfegruppe für Angehörigen mit diesem Thema gäbe, ich würde hingehen, ganz bestimmt. Einfach um noch ein Stück Hilfe und Entlastung zu finden. Und Menschen persönlich kennenzulernen, denen es genauso geht. Gibt es vielleicht für Angehörige zu diesem Thema ein Selbsthilfebuch? Weiß da jemand was?

Es ist schön dass es dieses Forum gibt. Ich merke dass es mir geholfen hat die Dinge aufzuschreiben und zu sortieren. Ich danke Euch auch fürs Lesen.

Herzliche Grüße sendet Mondschein


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18.10.2016 19:33
avatar  Henni
#14
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hallo mondschein
ich glaube dir sofort das du oft verzweifelt bist aaaber......du hast einen menschen
gefunden der dich mag du hast spass mit ihm und du liebst ihn auch.du hast ne
eigene wohnung und ihr könnt euch treffen . dein schatz gibt sich mühe macht ne therapie
....so what ? viele menschen leben in einer bes... beziehung .vielleicht überlegst du
mal ob es nicht ok ist so wie es ist.ich mein jetzt das wohnen.
du sagst es geht dir zu langsam vorwärts und ich denke du glaubst nicht an
eine andauernde messilose zukunft.vielleicht gibt es die nicht aber vielleicht
eine "erträgliche" für euch beide.
lg henni


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19.10.2016 16:31
#15
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Hallo Mondschein,

ja, schwierig....
Du schreibst, dass du dich selbst auch nicht gesund fühlst.... Meinst du denn, dass sich dein Gesundheitszustand aus dem Stress mit deinem Partner ergeben hat? Gibt es da eine Wirkkette?

Oder umgekehrt: Glaubst du, wenn du dich selbst besser fühlen würdest, glaubst du dann. dass du dann auch mit der Situation deines Partners besser umgehen könntest?

T.


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