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nich schon wieder eine Neue....
#56
Oh ja, jetzt, wo Du es deutlich benennst, liebe Kayla, da geht mir ein neues Licht auf über meine jahrzehntelangen unbewussten Schuldgefühle, gemischt mit Erfahrungen
von gekränkt werden. Ob ich mich "nur" gekränkt fühlte oder objektiv gekränkt wurde, spielt dabei sicher nicht unbedingt die Hauptrolle.
Kann s sein, dass heutzutage auch der Anpassungsdruck unserer Leistungsgesellschaft viele sensible Gemüter in irgend einer Form aus der Bahn wirft, vor allem dann,
wenn der private Hintergrund auch nicht "funktioniert" und man sich und seine Umwelt nur negativ erlebt ?
Gruss zum Sonntag Mauseohr
Hallo Mauseöhrchen!
Wieder zurück? Gut erholt? Ich wüde Deine Frage in jedem Fall bejahen. Erschwerend kommt hinzu, dass unsere Fmilien immer kleiner werden. Wie schon erwähnt (und wie die meisten von uns wissen) wiegt Eigenlob nicht sehr schwer gegenüber der Kritik anderer. Nehmen wir wieder einmal als Beispiel an, jemand hat eine Geschichte geschrieben, die ihm persönlich gefällt, er aber nicht weiß, ob sie auch objektiv gut ist. Er fragt danach in seinem Familienkreis. Dann gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder in dem Familienkreis schreibt noch jemand sehr gut. Dann wird man ihn an ihm messen - das kann positiv oder auch negativ sein. Oder aber, und das ist wohl heute die Regel, alle anderen sind nur Leser, haben keinen echten Vergleich (niemand wird Dich fairerweise an Dostojewski messen).
Dann passiert Folgendes. Die Dir am nächsten stehen und Dich mögen, werden Dich loben. Dir ist bewusst, dass ein gewisser Prozentsatz dieses Lobes nicht auf echter Kritik, sondern auf ihren Gefühlen für Dich beruhen, daher ist ihr Lob lang nicht so viel wert, wie das eines echten Außenstehenden.
Hat man jetzt eine große Familie, wird die Akzeptanz von Anerkennung größer, je weiter der betreffende Verwandte entfernt ist, je näher er sich dem Status eines Bekannten/Außenstehenden nähert. Das ist deshalb so, weil jemand, der Dich nur "lose" kennt, sachlicher urteilt. Er muss keine Angst haben, wenn er Dich verletzt, dass das dann Eure Beziehungen belastet. Bewusst gehe ich jetzt mal auf den Ausnahmefall nicht ein, dass ein naher Verwandter oder Freund den Mut hat, stets schonungslos ehrlich zu sein. Das gibt es ntürlich auch.
Den gleichen Zweck erfüllt ein großer, gut sortierter Kreis von Freunden und näheren und ferneren Bekannten. Gerade Menschen, die psychische Probleme haben, isolieren sich aber oft, selbst bei intakter Familie, selbst. Nicht zu reden davon, dass unsere Famlien sich auch auf natürlichem Weg immer mehr verkleinern und durch "Flexibilität" z.B. bei der Arbeitsplatzsuche, ein beständiger Freundeskreis eine schwer zu pflegende Geschichte ist.
Ich sehe das so, dass sich dadurch das Problem immer mehr aufschaukelt. Je kleiner der Kreis der Menschen, die für uns "privater Hintergrund" sind, um so schwerer ist es, negative Empfindungen und Gefühle zu kompensieren.
Das ist halt alles ein unglaublich weites Feld. wir müssen uns nur immer vor Augen hlten, dass, wenn wir tatsächlich "nur" ein psychisches Problem haben, ein Psychologe oder Psychotherapeut auch nur die Werkzeuge an der Hand hat, die wir auch selbst haben. Medikamente mögen manche Dinge unterstützen, aber kein Medikament wird unsere Wohnung aufräumen und vor allem sauber halten, keins wird aus einem depressiven Menschen auf einmal einen machen, der sich vor Lebenslust nicht zu halten weiß (hier noch einmal ausdrücklich jene Depris ausgeschlossen, die tatsächlich auf stoffwechselbedingten Problemen beruhen).
Das können wir einfach nur selbst. Die Fachleute können uns erklären wie, können uns sagen, wie das Gehirn selbst uns in so einem Fall unterstützen kann, aber sie können uns nichts geben, was den "fehlerhaften Teil" unseres Gehirns wieder umprogrammmiert oder uns einfach neustarten, wie einen Computer.
Die Schwimmbewegungen können wir lernen, aber das intuitive Wissen, dass Wasser trägt, müssen wir uns wieder selbst erarbeiten. Denn in der Kindheit waren wir doch mal die tollsten und größten und nichts war uns unmöglich. Warum heute nicht mehr?
Einen schönen Start in die Woche
Kay
#58
Ich kann nicht schlafen,weil meine Haut so juckt....
Kayla, ich bewundere Dich,dass Du alles so klar erklären kannst,dabei hast Du doch eher einen technischen Beruf,ja ? (Du erwähntest Notebook reparieren)
Ich bin froh,dass meine Panikattacken schnell wieder verschwunden sind,denn das war wirklich ein belastendes Schreckgespengst, weil das Herzrasen auch
an andere Krankheiten denken lässt. Zudem ist dann auch mein Teddymän jedesmal zutiefst verunsichert,wenn ich nicht "funktioniere" wie gewohnt.
Einmal hat er mich sogar recht rücksichtslos behandelt. Das war aber,wie sich später zeigte,nur deshalb geschehen,weil er wusste,dass er den Ablauf in
seiner Behindertenwerkstatt nicht durcheinander bringen durfte. Die Geschichte ging so : ich hatte mir den Magen verdorben und mir war hundeelend.
Ich sagte das ihm und bat ihn,ausnahmsweise unrasiert zur Arbeit zu gehen und dort auch zu frühstücken, wenn er heimkommt wirds mir wieder besser sein.
Nix da,sprach er,...du kommst jetzt hoch und machst die Arbeit wie gewohnt,mir egal,wie dreckig es dir geht,ich will mein Frühstück und damit basta !
Es ging dann auch irgendwie ........und mit viel Tee habe ich meine Übelkeit auch verjagt an jenem Tag.
Also hat Mutter recht,wenn sie sagt,du musst nur dich zusammenreissen,dann kannst du alles schaffen ?
Weiss nicht..............mehr Selbstdisziplin wäre sicher gut, aber wie weit geht es gut ?
Messies wird von aussen bestimmt oft einen Mangel an Selbstdisziplin vorgeworfen..............oft denken sie vielleicht selber so,dass Disziplin fehlt ?
Ich weiss von mir,dass ich mich nur bis zu einem bestimmten Punkt zusammen nehmen kann,darüber hinaus besteht die gefahr der schmerzhaften,
auf jeden Fall unangenehmen tiefen Erschöpfung und dann geht lange gar nichts mehr. Und weil ich das nicht mehr so haben wollte mit der Erschöpfung,
habe ich die notwendige Aufräumaktion im Arbeitszimmer lange vor mir her geschoben. Doch nun solls was werden,zumal ich selber schon festgestellt habe,
dass die schlechte Luft in den Flur schwappt,wo jeder Besucher gleich stutzig wird.
Ich melde mich wieder. Grüssele Mausohr
Hallo Mausohr!
Nein, Deine Mutter hatte nicht Recht. Wenn Du Panikattacken erlebt hast, weißt Du das auch. Gerade dabei hilft nämlich "Zusammenreißen" wenig, praktisch ist das so, als ob Du jemandem, der gerade einen echten Herzanfall hat, sagst, er soll sich doch zusammenreißen, denn die körperlichen Symptome sind erstmal genau die gleichen.
Das ist bei anderen psychischen Problemen das Gleiche. Da ist nix mit Zusammenreißen, das kann man nur sanft, langfristig und in Ruhe angehen.
Ich hab es geschfft, bis auf wenige Ausnahmen, über Jahre hinweg meinem gesamten Umfeld meine Panikattacken zu verheimlichen. Weißt Du, was das an Kraft gekostet, hat, die ich wesentlich besser gebraucht hätte, um mal gezielt an dem Problem zu arbeiten?
Zusammenreißen bedeutet in dem Falle nämlich, sich selbst gegenüber so gnadenlos zu sein, wie man es von keinem anderen Menschen erwarten würde. Es heißt aber "Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst" und nicht "Liebe alle anderen viel mehr als Dich." Das ist ein sehr wahrer Satz und wir sollten ihn nicht immer nur dort zitieren, wos um Nächsenliebe geht, sondern auch mal in Bezug auf unsere Eigenliebe.
Ich bewundere Dich, dass Du das an dem Tag so geschafft hast
Freundschaften und Beziehungen sind Geben und Nehmen und wenn mir jemand mehr abfordert, als ich vernünftigerweise geben kann, stell ich mich bockig. Früher hatte ich dafür ein schlechtes Gewissen, heute weiß ich, dass das Gegenteil bei vielen Menschen verantwortlich dafür ist, wenn sie psychisch kaputt sind. Es ist wichtig, streng darauf zu achten, auch die eigenen Bedürfnisse nach Geborgenheit, ruhe, Liebe, zu beachten, sonst hat man eines Tages einfach keine Kraft mehr für andere.
Momentan arbeite ich in einem technisch angehauchten Beruf, den größten Teil meines Lebens war ich aber im ausschließlich sozialen Sektor tätig.
Das Notebook war so eine Kundengeschichte. Wir waren bei einer Frau, die total fleißig arbeitet, aber, auf Grund der Niedriglöhne, nicht wirklich aus der Leistung kommt. Und die war total traurig, weil ihrem erwachsenen Sohn das Notebook kaputt gegangen ist, das er wirklich nötig braucht und sie verzeifelt überlegte, woher das Geld für ein neues nehmen.
Na ja. Hab ichs halt mitgenommen und repariert. Es läuft wieder wie ein Ührchen, war nix Dramatisches. Ich habe vor Jahren eine Ausbildung als Systembetreuer gemacht, später noch einige Weiterbildungen im IT- Bereich. Um da wirklich Fuß zu fassen, muss man 20 sein und 50 Jahre Berufserfahrung haben, aber zumindest ist es für meinen Bekannten - und Freundeskreis gut. Geld für PC- Reparaturen gibt in meinem Umfeld kaum jemand aus.
Was das Schreiben angeht - ich schreibe seit frühester Kindheit. Meine Aufsätze waren in der Schule Legenden :-D. Ich weiß noch dass mein Deutschlehrer mal mit blitzenden Augen über eine Hausaufgabe sagte:
"Ich erwarte von jedem mindestens 3 A4- Seiten und ... Sie da hinten (Zeigenfinger auf mich) nicht mehr als 8!"
Ich quatsch zu viel und ich schreib zu viel. Früher wollte ich auch so ein ruhiger, schweigsamer Typ werden, heute hab ich mir Freunde gesucht, die genau so viel babbeln und das Thema ist erledigt, vor allem, weil ich auch genau so gut zuhören kann. Einzige Ausnahme ist mein Partner. Der sagte schon kurz nach unserem Kennenlernen:
"Ich finde das Spitze. Wenn Du redest, brauch ichs nicht." Und das meinte er nicht ironisch.
Auf Arbeit finden die das praktisch. Wir sind mal in eine Schule gekommen und erfuhren dort mit Erschrecken, dass sie von uns nicht nur eine kurze Vorstellung zum Projekt, sondern zwei Unterrichtsstunden zum Thema Umwelt - und Kilmaschutz erwarteten. Meine Kollegin hat gleich einen ordentlichen Schreck bekommen.
Für mich war das wie ein Sahnenapf für eine Katze - zwei Stunden parlieren - wie herrlich! Mittags musste dann die Direktorin ihre Schüler drauf hinweisen, dass der Unterricht zu Ende ist und sie nach Haus gehen dürfen, sonst hätten die mir weiter Löcher in den Bauch gefragt.
In solchen Situationen fühle ich mich wie ein Fisch im Wasser, das kann ich, das macht mir Spaß.
Allerdings kann ich Eskimos keine Kühlschränke verkaufen, ich kann nur über Dinge positiv sprechen, von denen ich auch selbst wirklich überzeugt bin.
So. Zeit für die Arbeit. eine Kollegin hat Geburtstag und ich muss noch einen riesigen Pflanzenkübel rüberschleppen. Ein echter Alant - hilft gegen Dämonen. (Arbeits-)besessenheit , Hautjucken, Albträume und, sollte davon grad nix zur Hand sein, Erkältung.
Einen schönen Montag
Kay
#60
Liebe Kayla, Du machst mich sprachlos mit Deiner Geschichte. Mir scheint,auf eine gewisse Art und Weise ist die Waage deines Lebens mit plus und minus zurzeit ziemlich ausgeglichen.
Ich glaube Dir gern , dass es Dich Unmengen Kraft gekostet hat, die Panikattacken vor Deiner Umwelt geheimzuhalten. Sowas schaffe ich nicht, selbst dann nicht, wenn ich weiss,
ich werde damit meinen Mann nur beunruhigen und dann stellt sich wieder einmal heraus, dass alles nicht so heiss gegessen wird wie es gekocht wird. Wenn was ist, dann muss es
raus. Bis vor 2 Jahren war meine Mama im Krankheitsfalle die erste Anlaufstelle, weil mein Mann mir keine Sicherheit geben kann in der Weise, dass er optimistisch sein und sagen
kann, das kriegen wir schon hin, wenn es um eine plötzliche Ausnahmesituation geht. Was er dagegen kennt und gewöhnt ist oder was in grösseren Abständen wiederkehrt, das klappt dann prima und dann ist er ruhiger. Seltsamer weise, wenn auf Reisen Schwierigkeiten auftraten, konnte er die Kommunikation nach aussen übernehmen, wenn er sah, ich war erschöpft.
Ja sicher,mit den Jahren ist mir durchaus aufgefallen, dass ich eher ein grosses Kind denn einen Mann geheiratet hatte. Als aber Mama das mal so aussprach, da habe ich sie doch gelinde gesagt zusammengedonnert. Für andere und damit auch für meine Eltern ist Teddymän mein Mann und nicht wie mein grosses Kind. PUNKT
Tja,anderen helfen wollte ich auch schon immer. Ein Beruf ist leider daraus nicht geworden,nur ein Hilfsjob als stationshilfe für die Dauer von 6 Jahren und dann noch 2 Jahre Reinigungskraft in einer Kita brachte ich zustande.......und in der Schule hab ich auch oft Spitzen - Aufsätze abgeliefert. Nur bei der Deutsch - Prüfung(10.Klasse) bin ich an der EINS vorbei gerutscht wegen 2 Kommafehlern.
Durch Dein letztes statement von eben ist mir nochmal klar geworden, dass ich langfristiges gezieltes Arbeiten nie gelernt habe.
Ich wusste meistens, was ich nicht wollte , aber was ich wollte, wohin ich strebte.........danach fragte ich mich nie.
Ich fand es nur eines Tages schöner , zu zweit zu sein, statt allein und sich dort geben zu können wie man ist
ohne Maske. Allerdings habe ich mich sehr lange als Jugendliche gefühlt , als Mädchen. Erst als ich Mitte 40 war,jetzt bin ich bei den 50 drüber, da stellte ich
auf einmal fest beim Blick in den Spiegel,ach ja stimmt, du bist kein Mädchen, du bist eine Frau............
Du bist glücklich,dass Du Kinder hast, nicht wahr ? Panikattacken,Ängste,Chaos, Kinder erziehen,arbeiten,Ehe.............boah, muss das eine kräftezehrende Zeit gewesen sein.
Hut ab ! Und immer noch bist Du den Menschen offen zugewandt so wie hier...........Hut ab ! Wir haben einen dicken Wermutstropfen : keine Kinder,weil die Vernunft siegen musste.
Emotional,seelisch war das über etwa 18Jahre ein innerer Schmerz, den ich selten gezeigt habe. Ich guckte nur dauernd in die kinderwagen............heute auch noch,aber es tut
nicht mehr weh,ich bin da lockerer. Um so lieber erinnere ich mich auf der anderen Seite an Freundinnen,die mir, wenn auch selten,ihre Kinder einmal
anvertraut haben zum Aufpassen. Der älteste Herzensjunge ist auch schon 30 und kommt alle paar Montate auf n Kaffee vorbei. er stichelt dann zwar ein bisschen
über die Unordnung, aber da steh ich drüber. Die Jungs der anderen Freundin wohnen in NRW un sind 18 und 21 Jahre, da ist der Kontakt faktisch abgerissen.......schade,
aber tut nicht weh, weil sie weit weg waren und Besuche mangels Geld und Platz nicht möglich waren. Und eine echte Nichte von uns ist auch schon 14 und sehr lieb und intelligent,
doch seine Schwester hat geurteilt, dass Tante und Onkel zu unzuverlässig sind und daher als Miterzieher nicht geeignet sind. Tat weh, aber war nichts zu machen,
denn sind eben dann Grenzen gesetzt,die man zu beachten hat.
Nach all diesen Erfahrungen mag ich dennoch immer noch gern unter Menschen sein, aber ich suche es mir genau aus. Ärger um schief gelaufene Kommunikation oder fahrlässige Grenzverletzungen muss ich nicht mehr haben.
Kennst Du das eigentlich auch, dass jemand seine Verbindung zu Dir abgebrochen hat ? Das war eine einschneidende,sehr bittere Erfahrung.
Erstaunlicherweise bin ich gerade daran Schritt für Schritt gewachsen. Ist jetzt 2 Jahre her.
Ich freue mich, dass es mir zurzeit seelisch so weit gut geht, wie ich es mir lange gewünscht habe. Ich weiss schon, den Rest Feinschliff werde ich auch noch
schaffen. Das Amt wird Druck machen.......ich denke,in drei bis vier Wochen kann ich alle geforderten Unterlagen vorlegen,wenn nix gravierendes dazwischen kommt.
Danke erstmal bis hierher für Dein offenes Erzählen und viel Freude an allem Tun. Liebe Grüsse Mausohr ( Hätte ich es nicht doch besser als PN geschrieben ? fragt unsicher Mausohr)
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