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Hallo zusammen
ich schreibe mal hier im Bereich Antriebsschwäche und Lustlosigkeit, weil ich denke, das ich genau an diesem Problem zu knabbern hab.
Mein Problem besteht nicht auf der Arbeit. Mit anderen Worten, da sieht es aus wie "geleckt". Alles tip top. Aber zuhause ist es das Gegenteil. Ich wohne allein, habe aber eine Fernbeziehung, die immer nur ich besuche, nie umgekehrt. Ich habe 2 Zimmer, eine Küche, ein Bad und einen Flur und einen Balkon. Es sind ca 50 qm.
Mein Problem besteht zu 70% aus Antriebsschwäche, und zu 30% aus Lustlosigkeit. Könnte auch umgekehrt sein, oder wechselseitig, je nach Stimmungslage. Ich gehe 8 Stunden am Tag arbeiten. Der Beruf ist sehr stressig. Kita im Sozialem Randgebiet, teilweise Integration behinderter Kinder, hoher Anteil an Kinder mit Migrationshintergrund, und sehr viele Kinder die in einer prekären Situation leben. (Eltern drogenabhängig, jedes Kind vom anderen Mann, 10 Kinder in einer Familie und mehr, Jugendamt geht ein und aus, oder Polizei.... ) Naja ihr versteht worauf ich hinaus will. Wenn ich nach Hause komme geht nichts mehr. Ich mache dicht. Mit Mühe und Not schlinge ich mir Abends einen Salat runter und das war es. Ich will nichts hören, nichts sehen und möglichst auch nichts machen, außer vielleicht mein Hobby. Aber selbst das leidet unter meiner Antriebslosigkeit. Früher war ich im Chor, nachdem ich ein paar mal fast eingeschlafen bin in der Probe hab ich es dann gelassen.
Es gibt Zeiten im Jahr, da gelingt es mir die Ordnung für ca 2 Monate aufrecht zu erhalten, und dann gehts nicht mehr. Dann lasse ich wieder alles schleifen. Und diese Zeiten sind einmal im Dezember und einmal im Juli. Das sind Zeiten, die werden eingeläutet durch den Mitarbeiter vom Techem Dienst, welcher im Winter die Heizungsröhrchen auswechseln muss und im Sommer im Bad die Wasseruhren und Lüftungsfilter austauscht. Und ich weiß, der kommt, aber ich unternehme nichts, bis das Schild von der Firma unten an der Türe hängt. Das das Schild mit dem Termin dort hängt heißt nicht, das ich den Termin einhalten kann. Ich hab bis jetzt jedes mal nach einem neuen Termin fragen müssen. Nächste Woche Freitag ist ein neuer Termin und ich werde wieder anrufen weil ich heute schon genau weiß, ich bekomme es bis dahin nicht hin. Oft bekomme ich noch eine Woche mehr und dann schaffe ich es mit Mühe und Not das Chaos so halb zu beseitigen und zu verstecken. Schränke darf man in der Zeit nicht aufmachen. Hinzu kommt, das ich noch 2 Katzen habe. Was das bedeutet will ich nicht in allen Einzelheiten berichten. Das kann man sich, denk ich mal, vorstellen.
Heute habe ich angefangen das Bad aufzuräumen. Geschafft habe ich es aber nicht. Der Inhalt befindet sich in Tüten nun, aber die müssen nun weg. Da ergeben sich Probleme die ich weiter unten schildern werde. Morgen werde ich die Oberflächen machen im Bad, sprich wischen und Staub und Spinnenweben entfernen. Das Bad ist nicht groß. Rechts die Wanne, links WC und Waschmaschine, man macht einen Schritt hinein und kann sich einmal um sich selbst drehen. Aber man soll nicht glauben was da alles rein passt.
Ich hab also angefangen aufzuräumen. Die ersten 10 Minuten stand ich im Raum und guckte nur wo ich anfangen soll. Dann packte ich alles was weg musste in die Tüten. Vier 30 Liter Tüten stehen nun in der Wanne und müssen weg. Für diese Aufgabe habe ich 3 Stunden gebraucht. Nicht das mir die Sachen was bedeuten die weg müssen. Das ist purer Müll. Ich brauche es nicht. Die Mülltüten müssen runter in die Tonnen. Die Tonnen sind fast voll. Die Woche noch nicht rum. Und ich höre schon die alte Oma aus dem untersten Stockwerk wie sie wieder sagt: Ich habe sie beobachtet. Sie schmeißen immer viel zu viel Müll weg, wegen ihnen sind die Tonnen immer voll. Was soll man dazu noch sagen. Die Oma hat ein halbes Jahr freie Mülltonnen, denn das Papierzeugs und die Tüten liegen in meiner Wohnung und nicht in der Tonne. Sie kann diese Tonnen nutzen ohne Ende. Ich hab die Oma auch beobachtet. Sie bringt 2 mal die Woche eine kleine Tüte weg. Selbst wenn die Tonne voll wäre kann man das noch dazwischen stopfen. Das ärgert mich dann und am liebsten würde ich ihr dann mein Problem an den Kopf klatschen. Aber macht man ja nicht.
Zu meiner Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit kommt dann noch eine Aufschub-Taktik hinzu. Ausreden... Auf die lange Bank schieben. Ich sage mir dann... OK, du räumst die leeren Weichspülerflaschen in die Tüte danach machst du eine kleine Pause. Aus der Pause werden dann 30 Minuten. Dann ermahne ich mich selber. Wenn du noch was schaffen willst musst du weiter machen. Dann macht man wieder 1-2 Aufgaben von 5 Minuten und dann wieder eine Pause von 30 Minuten. Und das ist nur das Bad. Ein Raum wo man maximal einen Schritt reinmachen muss. Mir graust es schon vor der Küche und dem Wohnzimmer. Das Wohnzimmer wird sehr zeitintensiv, aber im Gegensatz zur Küche geht das noch. Die Küche wird schlimm, weil dort Spinnen sind und vor denen habe ich Ekel und Angst.
Ich weiß, ich muss das alles wegbekommen. Ich weiß das ich das auch schaffe mit der Zeit. Ich hab es zu jedem Ablesetermin geschafft. So wird es auch zu kommender Woche Freitag der Fall sein oder halt eine obligatorische Woche später. Aber was schön wäre ist, wenn ich danach die Ordnung behalten könnte. Ich will nicht das es wieder zumüllt und ich dann Ende November wieder das Aufräumprogramm habe. Seit 9,5 Jahren ist es so. Das ganze Frühjahr lebe ich eingemüllt, im Sommer und Hochsommer müllfrei und spätestens ab Ende August müllt es wieder zu.
Meine Idee wäre folgende: Kommende Woche wird es wieder so sauber sein, so das der Ablesedienst sich höchstens vor dem Katzengeruch ekeln könnte. Sobald der Ablesedienst weg ist würde ich einen Entrümpler rufen, der bis auf Bett und Schreibtisch alles raus räumt. Inklusive Teppiche wegen dem Katzengeruch. Ich würde Wände streichen und mich minimal mit Möbeln eindecken. Die Möglichkeit, Schränke vollzumüllen wäre dann erstmal weg. Aber es wird sicher nicht das Grundproblem lösen, welches dafür verantwortlich ist das ich keinen Antrieb finde. Es ist irgendwie ein rechtes Kreuz das alles. Das ist so als wenn man ein Problem sieht, und man gleichzeitig merkt, wie so eine Art innere Blockade sich aufbaut, gepaart mit Null Bock und ich schaff es nicht.
Kann man dem Chaos auf lange Sicht den Kampf ansagen?
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@Belliwell
Liebe Belli,
willkommen an Bord! Deine Situation hört sich machbar an. Du hast, wie es scheint, einen großen Vorsprung vor vielen Messies: Du erkennst Müll, wenn du ihn siehst und kannst dich von ihm trennen.
Deine Arbeit hört sich spannend, aber auch extreem anstrengend an. Möglicherweise resultiert deine Antriebslosigkeit eher aus einem Burnout? Wenn ich es richtig verstehe, dann hast du das Problem, seit du in dieser Wohnung wohnst und in diesem Job arbeitest?
Hast du einmal daran gedacht ärztlichen/psychotherapeutischen Rat zu holen?
Cool, dass du so engagiert an die Sache rangehst!
Ich drücke die Daumen, dass es ohne die Verlängerung klappt!
@Belliwell
gibt es in deiner stadt eine möglichkeit müll zu entsorge ?
bei uns kannst du für kleines geld müll ensorgen.(nennt sich bringhof )
wenn du ein auto hast oder die möglichkeit eines zu mieten ?
erkundige dich bei deiner müllabfuhr und dann wech damit
und die oma im haus bekommt das nicht mit.
der anfang ist doch da...du schaffst das
lg henni
#4
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@ Belliwell
Mir geht es auch so: Ich weiß, dass ich VIEL zu tun habe. Aufräumen, putzen, Post beantworten, Rechnungen bezahlen...... Leider fehlt mir auch der Antrieb. Ich habe schon lange keine Steuererklärung mehr gemacht, obwohl ich dabei viel Geld bekommen würde. Rechnungen müsste ich auch noch schreiben! Warum fällt mir das sooooo schwer?
Vor einigen Jahren hatte ich eine schwere Depression und Burnout. Davon bin ich jetzt ziemlich gut weggekommen. Ich hatte Hilfe von Psychologen, die aber nach einiger Zeit nicht mehr weiter wussten!!!! In meiner Not hatte ich auch ein "Messie-Team" (messie.de) ins Haus geholt, die zwar viel aufgeräumt und entsorgt haben, ABER sie haben auch geklaut wie die Elstern (echtes Gold, weil ja nichts weggeräumt war!)!!!
Weiß jemand, wie ich mich motivieren könnte?
Viele Grüße Nachtlicht (ach ja, ins Bett gehe ich auch nicht gerne...)
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@Nachtlicht @Belliwell
Liebes Nachtlicht,
hier im Forum hatte mal jemand das Buch 'Viel besser als gute Vorsätze' von Stephen Guise erwähnt. Der schreibt, dass Motivation zu unzuverlässig wirkt beim Etablieren von guten Gewohnheiten wie Putzen, weil Motivation immer von unserer momentanen Gefühlslage abhängig ist. Wenn wir eh schon deprimiert sind etc., dann bewegen wir uns in einer Abwärtsspirale. Seine Alternative sind Minigewohnheiten. Wenn ich einen riiesigen Berg Arbeit sehe, dann schalte ich auf Panik und ziehe die Decke über den Kopf. Picke ich mir aber einen Miniarbeitsschritt heraus, der lächerlich klein ist, dann wittert mein Hirn keine Gefahr und macht mit. Als Beispiel nehmen wir uns vor jeden Tag ein Blatt von unseren Unterlagen abzuheften. Es hört sich totaaal einfach an. Ist es auch. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir es schaffen werden. Wenn wir schon dabei sind, werden wir wahrscheinlich mehr machen mit dem schönen Gefühl 'kann ich jetzt machen, muss ich aber nicht. mein Blatt ist ja schon abgeheftet.' Kann ich jetzt hier nicht alles beschreiben. Es lohnt sich das Buch zu lesen.
Einen erfolgreichen Sonntag wünscht dir
die Kräuterfrau
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