Liebe Messie-Männer und liebe betroffene Partnerinnen,
ich bin seit fast 7 Jahren mit einem Messie-Mann verheiratet, seit fast 9 Jahren sind wir zusammen. Da wir uns im Ausland kennen gelernt haben und in verschiedenen Städten arbeiten, haben wir 2 Wohnsitze. Seine Wohnung (die zugemüllte) ist sein Zweitwohnsitz, meine (die große, aufgeräumte) ist sein Hauptwohnsitz. Die Kosten dafür trage ich selber, finanziell haben wir getrennte Kassen.
Dass er etwas unordentlich ist, hat mich anfangs nicht gestört, es war ja seine Wohnung und nicht meine. Das wahre Ausmaß dieser Unordnung habe ich erst überblicken können, als wir 2-3 Jahre zusammen waren. Da dachte ich aber noch, das wird schon. Ich wollte ihn auch nicht wie ein Kind maßregeln und mich einmischen. Körperlich war er ja immer sehr gepflegt und beruflich eigenständig.
Erst mit der Zeit wurde mir klar, wie sehr er Dinge sammelt und sich ständig neue Sachen kauft, die er gar nicht braucht. In letzter Zeit waren es z.B. insgesamt 6 Smartphones. Ich vermute, er hat noch mindestens 20 andere Handys bei sich herumliegen, von denen er aber mit etwas Glück vielleicht 10 finden würde.
Ich versuche seit Jahren, ihm in seiner Wohnung zu helfen, habe da auch schon unzählige Stunden meiner Freizeit damit verbracht, unnütze Dinge zu entsorgen und auf zu räumen. Wenige Wochen später sieht es wieder aus wie vorher. An bestimmten Stellen erkennt man auch, dass noch nicht einmal notdürftig geputzt wurde. Er macht gar nichts, wartet, bis ich wieder in seine Wohnung komme. Manchmal haben wir gemeinsam versucht, etwas Ordnung zu schaffen, da sage ich ihm, was er tun soll, während ich daneben etwas anderes mache. Das hält ihn aber nicht davon ab, ständig neue Dinge zu kaufen, so stapeln sich z.B. auf den 44 m² 4 nagelneue Staubsauger. Die Ursachen für sein Verhalten findet man natürlich in seiner Kindheit, gesprochen haben wir darüber auch viel. Aber irgendwie verharrt er in diesem Zustand, wird wütend, weil ich zu wenig bei ihm aufräume oder dazu eben keine Lust habe. Wie viele Messies zeigt er auch noch andere Verhaltensweisen, wie krankhafte Eifersucht, Geiz, Jähzorn und eine generell herablassende Art mir gegenüber. Kurz danach ist er der liebste Mensch der Welt.
Mir war immer klar, dass man Zugeständnisse machen muss, wenn man mit jemandem zusammen ist. Da mein Mann und ich auch nicht mehr ganz jung sind, vielleicht noch mehr. Jeder hat ein eigenes Leben und eine eigene Geschichte, und das ist alles nicht nur schön. Aber irgendwie sehe ich keinen Ausweg und weiss manchmal nicht, wie lange ich noch damit leben kann. Sehr viele noch so vorsichtige Gespräche bügelt er einfach ab ("das sehe ich anders"). Hinzu kommt das Unverständnis von Arbeitskollegen und Bekannten. Jeder erwartet, dass ich zu ihm in den Norden siehe, als wenn ich kein eigenes Leben hätte. Ich habe mich, als ich eine neue Stelle suchte, dort beworben, hat aber (zum Glück?) nichts gegeben. Da sich sein Choas auch auf meine Wohnung ausdehnt, nimmt die Arbeit kein Ende. Gespräche drehen sich im Kreis, es scheint sich niemals etwas zu ändern. Ich habe natürlich oft an Trennung gedacht, der Gedanke daran war ebenfalls unerträglich. Ich glaube auch nicht, dass er sich in Therapie begeben würde.