Guten Morgen,
ich möchte mich noch einmal zu den Fragen "Basteln und Bücher sammeln" melden.

Der Auslöser für den exzessiven Sammeldrang kann sowohl ein Schockerlebnis aber auch das Leiden unter - für ein Kind - unerträglichen Umständen sein. Jedes Kind braucht Liebe, Wärme, Anerkennung und Wertschätzung. Wenn es diese nicht bekommt, wird es Wege suchen der realen und schmerzhaften Welt zu entfliehen. Dabei können Bücher helfen. Bücher haben einerseits die Aufgabe, dass man sich Wissen aneignen kann, aber man kann beim Lesen auch in eine völlig andere Welt eintauchen. Heute ist Ihre Mutter erwachsen. Und sie weiß, dass sie den Vorstelllungen ihrer Eltern nicht entspricht, was ihr sicherlich auch heute sehr weh tut. Also ist es gut möglich, dass sie die Bewältigungsstrategie ihrer Kindheit heute weiter anwendet.

Um besser zu verstehen, warum Ihre Mutter heute noch so viele Bücher sammelt, wäre es gut zu erfragen, welche Bücher sie als Kind am liebsten gelesen hat. So kann man sich viel besser in sie hinein versetzen. Auch wäre interessant, ob sich ihre Mutter sich stets neue (saubere) Bücher kauft.

Um den Hintergrund des Bastelns zu verstehen, fehlen mir noch Puzzleteile. Ich würde vorschlagen, Sie fragen Ihre Mutter, ob sie beide mal zusammen basteln wollen. Falls Ihre Mutter 1000 Ideen hat und sich nicht entscheiden kann, sollten sie eine konkrete Bastelidee haben. Auf diesem Weg können Sie vielleicht eher den Hintergrund des Sammeldrangs heraus finden.

Und ein zweiter Aspekt ist wichtig - egal ob es die Gespräche zu den Lieblingsbüchern oder das Basteln betrifft, Sie geben Ihrer Mutter Wertschätzung und Verständnis. Das wird ihr gut tun.
Viele Grüße, KN

Danke für Ihre Anregungen Frau Nake,

die Worte haben mich sehr nachdenklich gemacht.

unsere Mutter hat sich Zeit genommen und immer mal Basteltage gemacht (Basteltischdecke drauf) und rumsauen konnten wir, haben Aufmerksamkeit bekommen, sie hat uns gezeigt wie das ein oder andere funktioniert und sie war da für uns. (uns sind alle ihre vielen Kinder)
Bastel- und Mal- und Handwerksmaterial habe ich ausreichend an Vorrat, falls mich einer der Aktionsschübe überkommt, dann möchte ich das Material sofort zur Verfügung haben. Ich reisse mich beim Einkaufen immer wieder zusammen, nicht noch neues Material dazu zu kaufen, weil ich genug habe. An neuen Basteltechniken bin ich auch immer interessiert.

Lesen habe ich begonnen mit 12, nachdem meine Mutter mir das "doppelte Lottchen" von kästner gab. Das war mein erstes Buch. Vorher war lesen weniger relevant.
Als Büchersammler bezeichne ich mich nicht unbedingt, habe mir inzwischen zu einigen Themen viele Bücher beschafft und angesammelt. Ich gehe auch in die Bibliothek um mir Bücher zu holen. Hörbücher nutze ich im Auto. Da ist die Sammlung derzeit deutlich grösser an ungehörten Büchern, so dass ich mich auch zusammen reissen muss, um nicht zu viele neue Hörbücher zu beschaffen, wenn ich noch genügend haben, die gehört werden wollen.
Ich denke, ich nutze das Lesen tatsächlich auf der einen Seite um zu lernen und auf der anderen Seite um mich zurück ziehen zu können und abzuschalten. Habe das aus dieser Perspektive nicht betrachtet. Danke für den Hinweis. Und wenn ich das genau bedenke, habe ich das Lesen zu diesem Zeitpunkt gebraucht, denn ich hatte die 2-3 Jahre vorher eine sehr stressige Kindheit (möchte, das jetzt nicht näher erläutern, ist nicht mein Thread).

Und auch wenn ich jetzt mit meinem Beitrag Pink Lady nicht direkt unterstützt habe, so ist es vielleicht nützlich zu wissen, dass ich mir diese Handlungsweisen ebenfalls angeeignet habe und immer noch daran festhalte um die schmerzhaften Entbehrungen von Liebe, Anerkennung, Geborgenheit zu kompensieren ebenso wie Dauerstress.

Den Schritt, den ich inzwischen probiere voraus zu sein, ist diesem intensiven Sammeldrang nach diesen Dingen zu reduzieren, weil ich genug habe. Was ich schwerlich kann, ist diese gesammelten Elemente wegzugeben.
Gehörte Hörbücher versuche ich zu verkaufen - der läuft grad nicht so gut - doch zu diesem Schritt habe ich grosse Überwindung gebraucht, um dem Volumen auf diese Weise Herr zu werden und natürlich auch finanziell nicht alles zu verschenken.

Jetzt erkenne ich, warum es soooo wichtig ist, dass wir uns Strategien aneignen, die zur Entspannung beitragen, und ich nehme wahr, dass es anstrengend erscheint, weil der Dauerstress, den das Kind gelernt hat, sooo dazu gehört, aber leider nicht sehr gut für die Gesundheit und das Selbstbewusstsein ist.

Schön dass Sie bei uns sind Frau Nake. Die Beiträge sind durchaus auch für Menschen nützlich, die gar nicht angesprochen waren, und das wollte ich gerne kommunizieren und zeigen. Hoffe, Pink Lady, du bist nicht böse, dass ich in deinem Thread meine Gedanken dargelegt habe.

Viele Grüsse
Sonja

@PinkLadyApple, wie ist es bei dir denn aktuell, wollte ich nachfragen? :-)

da dein Letztbeitrag bisher vom 01.03.2016 war und ich gerne auch bei neueren Usern und älteren Beiträgen, nach der Aktualität frage, auch wie es den Mitgliedern ginge ...auch könnten diese gerne mitlesen oder optional bei Beiträge tippen.

toll finde ich hier, dass ältere Beiträge kommentiert werden können (denn andere Foren besagen, dass zB Beiträge vom Letztdatum älter als 6 Monate, könnten zB gar nicht erst als User kommentiert werden, wobei auch schon-vorhandene Threads durchaus genutzt werden sollten, anstatt einen neuen / ähnlichen zu erstellen).

durch Zufall dieses Forum entdeckt, mag ich jedoch auch dass sich die anderen BesucherInnen und UserInnen hier wohl fühlen und deshalb antworte ich gerne auch auf Beiträge, die mal älter wären, um diese Personen wissen zu lassen: ihr seid willkommen und auch wären durch neuere Beiträge eure überdeckt, es gäbe dennoch Leute, welche vereinzelnde Beiträge lesen und wahrnehmen, als auch euch als Person toll finden ...als lesende oder tippende User :-)

Hallo PinkLadyApple,

wahrscheinlich erreicht Dich meine Antwort nach drei Jahren nicht mehr. Aber Dein Beitrag hat mich insofern berührt, als dass er teilweise von meiner einen Tochter hätte geschrieben sein können. Auch ich sammel schlichtweg fast alles und erkenne darin vermeintlich Nützliches.
In dem von Dir Beschriebenen über Deine Mutter erkenne ich mich selber wieder.

Herzensgrüße,
Felicitas