Hallo zusammen. Auch ich bin neu und auf der Suche nach Lösungen.

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30.11.2015 00:35
avatar  Kaya
#1
Ka
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Seit vielen Jahren schon kämpfe ich mit der Antriebslosigkeit meines Mannes. In den letzten Jahren hat sich unser Verhältnis derart zugespitzt, dass ich schon gar nicht mehr in der Lage bin, mit ihm vernünftig zu sprechen. Aber hier erst mal die Antworten auf den Fragebogen:

1. Ist der Betroffene deiner Meinung nach ein echter Messie, oder hat er eine Antriebsstörung, oder beides? (Worin der Unterschied besteht, und warum das wichtig ist, ergibt sich aus dem o.g. Text)
Antriebsstörung trifft in erster Linie zu. Allerdings hortet er auch einige Dinge.

2. Falls er tatsächlich primär Objekte sammelt, die er nicht loslassen kann: Was sind das für Objekte?
Alte Dinge wie Kopier-Papier, farbiges Papier, Lineale, kleinere Maschinen (Endverarbeitungsmaschinen Druckerei), 40 Jahre altes Roh-Filmmaterial, abgelaufene Tonerkartuschen, Druckvorlagen von 1992, abertausende Pins (von jeder Sorte 20 Stück und mehr) und vieles mehr aus seiner ehem. Firma, die mittlerweile nicht mehr zu gebrauchen sind, da er in seinem vermüllten Raum auch stark raucht und natürlich nie putzt. Außerdem jegliche Arten von Musikinstrumenten, die er zu spielen vorgibt, die mittlerweile aber durch Rauch, Staub und äußere Einflüsse nicht mehr spielbar sind und vieles weitere.

3. Wer lebt noch mit dem Betroffenen zusammen? Du selbst, andere Angehörige, Kinder, Haustiere? Worin bestehen deiner Meinung nach die für diese Mitbewohner problematischsten oder belastendsten Einschränkungen im Alltag?
Zwei Kinder (Sohn 26 Jahre, seit einem Monat berufstätig), Tochter (aber nur zeitweise, da sie seit einem halben Jahr eine Lehre 860 km entfernt macht und nur alle 6-8 Wochen eine Woche zuhause ist). Zwei Hunde, um die ich mich allerdings schon immer alleine kümmere. Mein Sohn ist soweit, dass er sagt, er helfe seinem Vater in keinster Weise, da er sich ja hier in der Familie auch nicht einbringen würde. Er verzieht sich in sein Reich und lässt mich in der Regel alleine mit meinem Mann. Das Vertrauen zwischen Vater und Sohn ist schon lange dahin. Meine Tochter sieht dies jetzt nur noch aus der Ferne und steckt die Problematik einfach in die Ecke, wenn sie zu Besuch ist. Und ich habe mittlerweile das Problem, dass ich mit meinem Mann nicht mehr normal reden kann. Alleine sein Anblick bringt mich zur Weißglut. Denn egal, welches Thema wir erörtern, oftmals ist sein Blick fest auf den Fernseher geheftet und seine Ohren auf Durchzug gestellt.

4. Wie sieht ein typischer Tag im Leben des Betroffenen aus? (in Stichpunkten)
Schlafen bis 11 Uhr (mindestens), Aufstehen, Kaffee trinken, Flucht ins Büro zwei Straßen weiter. Regelmäßig rufe ich ihn mittags an, um ihn zum Mittagessen nach Hause zu bewegen. Regelmäßig erhalte ich eine Abfuhr. Abends um 20 Uhr kommt er heim, macht den Fernseher an, isst etwas (alleine, weil wir meistens schon um 18 Uhr gegessen haben - auch hier erhalte ich regelmäßig eine Abfuhr). Dann Fernseh schauen bis 2 Uhr und dabei ein bis zwei Rotweinflaschen runterkippen. - und dann wieder mit verkatertem Blick um 11 Uhr aufstehen. Samstag/Sonntag inbegriffen. So war das, bis er vor einem Monat einen Schlaganfall erlitten hatte. Momentan ist er in Reha.

5. Gibt es diagnostizierte, vermutete oder bereits ausgeschlossene Erkrankungen/Störungen, die entweder als Auslöser in Frage kommen, oder die Situation verschärfen? (zum Beispiel Depressionen, ADS/ADHS, Traumata, aber auch Gehbehinderung, hohes Alter, Demenz, Rückenleiden....)
Er ist jetzt 66. Zum Arzt ist er bis dato nie gegangen. Also gibt es auch keine Erkrankungen, die diagnostiziert wurden. Und beim Schlaganfall hat man sich natürlich nur darauf konzentriert. Meine Bemühungen, mit dem behandelnden Arzt ein Wörtchen zu wechseln, sind kläglich gescheitert.

6. Oft gibt es wiederkehrende Konflikte zwischen dem Betroffenen und engen Angehörigen. Wie verläuft ein solcher, typischer Konflikt genau? Wer sagt oder tut was, wie reagiert der andere, wie wird die Konfliktsituation beendet?
(möglichst als Dialog oder dialog-artiges Beispiel, etwa: "Immer wenn er/sie das und das tut, sage ich etwas in der Art von so und so, und er/sie tut oder sagt dann immer das und das, und am Ende läuft er weg/laufe ich weg/steckt sie sich die Finger in die Ohren/knalle ich die Tür zu....") Auch, wenn du den Konflikt nicht selbst austrägst, sondern zum Beispiel immer wieder Zeuge ein und desselben Streitverlaufs zwischen deinen Eltern und deinem "Problem-Geschwister" siehst, oder zwischen den Eltern als Partner etc.
Diese Frage wird häufig ignoriert, ist aber wirklich sehr wichtig, um einen Selbsthilfeansatz zu entwickeln.
Oft bitte ich ihn darum, nicht immer alles rumliegen zu lassen. Er hört zu, aber sagt nichts. Schließlich läuft stets der Fernseher, wenn er zuhause ist. Also starrt er dort hinein. Ich war früher oft grantig und habe ihn auch schon mal angeschrieen: Du faule Sau bewegst dich kein bisschen oder ähnl. Aber mittlerweile sage ich nicht mehr viel, sondern handle nur noch. Wenn ich ihn Bitte, mal den Besen in die Hand zu nehmen, dann warte ich ewig darauf, dass er das tut. Ca. einmal im Monat klappt eine solche Aufforderung. Dann bedanke ich mich auch in der Regel. Aber beim nächsten Mal geschieht eben wieder nichts. Also wächst in mir ein Groll. Ich sage nichts mehr und fresse dies momentan einfach in mich rein. Dann kann es aber plötzlich sein, dass es bei nächster Gelegenheit aus mir herausbrüllt, ich ihn zur Schnecke mache und auch schon mal eine Vase zu Boden knalle.
Seit er in Reha ist, bin ich entspannt und ruhig. - Und habe viel über das nachgedacht. Dann habe ich begonnen, sein Büro zu entrümpeln. Davon weiß er noch nichts. Vielleicht war das ein Fehler, aber als ich in das Büro kam um die Post zu holen, huschten die Ratten davon und überall lag Kot herum (ich bin seit langem nicht mehr dort gewesen, weil ich den Müll einfach nicht sehen wollte). Da konnte ich einfach nicht anders und habe mit einer Freundin den Raum entmüllt.

7. Weißt du etwas über die Kindheit bzw das Elternhaus des Betroffenen?
Er lebte sehr behütet mit Mutter, Vater und Oma. Keine Geschwister. Mutter und Oma führten den Haushalt. Er brauchte sich darum nie zu kümmern. Hatte er später Geldsorgen (das weiß ich erst seit kurzem), gab ihm seine Mutter immer das Benötigte. Kurzum: es war für ihn noch nie vonnöten, sich selbst um irgendwas zu kümmern. Die erste Firma ging folglich auch voll in die Hosen, da er weder Belege noch sonst irgendwas sortiert hatte und auch das Finanzamt nicht bediente.

8. Liegt ein "extremer Verwahrlosungsgrad" vor?
Merkmale: Können die Bewohner des Hauses in ihren Betten schlafen? Sind die Sanitäranlagen benutzbar? Können sich die Hausbewohner etwas zu essen zubereiten? Werden normale Lebensmittel verarbeitet, oder solche, von denen eine Gesundheitsgefährdung ausgehen könnte? Funktionieren warmes Wasser, Strom und Heizung? In einem solchen Notfall sind eventuell andere Maßnahmen notwendig/unvermeidbar; man kann die Veränderung nicht schrittweise angehen.
Da ich in unserem Haus ständig alles hinterher räume und auch heimlich Dinge von ihm entsorge, hält es sich zuhause in Grenzen. Aber eben in dem Büro bestand das Chaos. Rattenkot, Nikotinverklebte Fenster und Einrichtungsgegenstände, Maden in den Ordnern, Schimmelbefall hinterm Schrank usw.

9. Besteht der Verdacht auf Selbstgefährdung (z.B. Suizidgedanken oder -absichtserklärungen, Verweigerung oder Vergessen von lebenswichtigen Medikamenten) oder andere bedenkliche Verhaltensweisen? Einfach benennen, auch wenn du nicht sicher bist. Auch das würde andere Maßnahmen erfordern.
Nein, ich glaube nicht. Seit dem Schlaganfall nimmt er ordentlich die Medikamente. Aber er ist jetzt ja auch noch in der Reha. Keine Ahnung, wie er es zuhause handhabt, wenn niemand danach schaut.

10. Besteht der Verdacht auf Fremdgefährdung bzw Gefährdung fremden Eigentums? Z.B. offen liegende Steckdosenanschlüsse, wenn Kinder im Haushalt leben, Tiere, an denen Anzeichen von Verwahrlosung zu erkennen sind, Bausubstanzbeschädigung durch Schimmelbefall, Ungeziefer
siehe Frage 8

11. Erzähle das, wonach wir noch nicht gefragt haben. Warum bist du heute hierher gekommen? Wie geht es dir zur Zeit, und wie geht es dir jetzt im Moment? Was möchtest du loswerden? Was findest du, sollten wir sonst noch über den Betroffenen, über dich, oder über euer Verhältnis zueinander wissen?
Zu meiner Entrümpelungsaktion: Am Samstag kommt er heim und wir haben bereits Vorkehrungen getroffen (Schwiegermutter, Sohn und ich), um ihm im Familienrat nach gemeinsamem Mittagessen von unserer Entrümpelungsaktion zu erzählen. Gleichzeitig haben wir ihm aber im Haus der Schwiegermutter in seinem alten Zimmer ein Behelfsbüro eingerichtet. Der noch intakte Schreibtisch, Stuhl, Computer und Drucker und kleinere Dinge, die man zum Arbeiten benötigt sind bereits aufgestellt. Die Telefonleitung mit Internet ist beantragt. Das alte Büro muss völlig saniert werden. Es ist Schimmel an den Wänden, Löcher von den Ratten in Wänden, angenagte Kabel, das Klo und Waschbecken muss erneuert werden. Arbeiten ist hier momentan nicht möglich un mE auch gesundheitsgefährdend.
Abschließend vielleicht noch dies: Wir sind seit 30 Jahren zusammen. Das Problem bestand damals wahrscheinlich auch schon, nur habe ich es nicht wahrhaben wollen. Und dann waren ja die Angestellten, die ihm Ordnung gemacht haben und die Bude geputzt haben (bis er vor 15 Jahren Insolvenz beantragt hatte). Ich bin 13 Jahre jünger als er, arbeite ganztags und mache auch oftmals am Wochenende Überstunden. Ich bin quasi der Verdiener unserer Familie. Mache Haushalt, Garten, früher Kindererziehung im Alleingang. Kümmere mich um die Hunde. Mein Mann macht Schulden, die ich dann wieder zahlen darf. Momentan hat sich dies auch zugespitzt, da er ja nun gar kein Einkommen hat. Leider sieht er nicht ein, dass durch seine Schlamperei viel Geld den Bach runter geht. Der Schuldenberg belastet mich zusätzlich. Ich kann nachts nicht mehr durchschlafen, nach spätestens 4 Stunden bin ich hellwach. Und dann grüble ich über all die Dinge der vergangenen Tage. - und ich weiß, es muss jetzt was geschehen, sonst bleibe auch ich auf der Strecke.

12. Deine Fragen - zum Messiesyndrom oder Antriebsstörungen im Allgemeinen? Zu deinem Fall im Speziellen? Kannst du formulieren, was du dir von deinem Besuch hier erhoffst, erwartest oder wünschst?
Was mache ich, wenn er Austickt, wenn er von unserer Aktion erfährt? Wie gehe ich am besten im Gespräch vor? Was könnte ich jetzt falsch machen und im schlimmsten Fall alles damit versauen? Wo kann ich mir professionelle Hilfe holen?

Ich bedanke mich jetzt schon mal, dass ich mich hier "auskotzen" durfte und hoffe, dass ich einige Tipps mitnehmen kann und umsetzen kann.

Kaya


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30.11.2015 08:45
#2
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Herzlich willkommen, liebe Kaya.

Ohje, deine Schilderungen klingen gar nicht gut. Als erstes: ich glaube dass eure Entrümpelungsaktion richtig war! Das ist zwar selten der richtige Weg, aber diesmal klingt es vernünftig. Ihr habt nun die Möglichkeit ihm zu zeigen was sein Verhalten für Auswirkungen hatte. Es wird schwierig sein das alles ruhig und ohne Verurteilung durch zuziehen, aber von eurer Seite ist jetzt Stabilität und Durchsetzungsvermögen gefordert. Er wird meckern, schimpfen oder Schlimmeres. Er braucht Unterstützung. Zwar kann ich deine Kinder verstehen, aber grade jetzt brauchst vor allem du ihre Unterstützung. Die nächste Zeit wird nicht leicht.

Was macht dein Mann eigentlich den ganzen Tag wenn er sich im Büro einschließt? Er scheint noch sehr an seiner Vergangenheit zu hängen. Entweder fühlt er sich wert- und nutzlos (falls er bereits Rentner sein sollte) oder er wünscht sich die Zeit herbei in der es mal besser gelaufen ist. Grade das sammeln von alten Gegenständen zeigt meiner Meinung nach dass es ihm schwer fällt sein Schicksal zu akzeptieren. Wenn alles renoviert ist und einige Dinge noch zu gebrauchen sind, dann würde ich 1-2 kleine Dinge, falls du es verschmerzen kannst, als "Andenken" da lassen. Dass das alles davon kommt dass er behütet aufwuchs glaube ich nicht wirklich. So wie es scheint musste er beruflich öfter neu anfangen. Ich denke dass eine Gesprächstherapie, oder etwas was ihn beschäftigt, das richtige wären. Wenn er vorgibt Instrumente zu spielen, wäre vielleicht ein Musikkurs etwas für ihn. So lernt er vielleicht auch wieder dass er etwas wert ist und er kommt unter Menschen.

Ich wünsche euch viel Kraft, es wird ein länger und schwerer Weg denn mit einer Entrümpelung ist nur ein klitzekleiner Teil getan. Das darf euch aber nicht entmutigen. Ihr tut es für ihn und für euch.

Man kann die Welt oder sich selbst ändern. Das Zweite ist schwieriger.“ - Mark Twain


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30.11.2015 09:50
avatar  Kaya
#3
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Hallo!
Danke für deine Antwort. Ja, ich glaube auch, dass dies erst ein winziger Teil des Anfangs ist. Und ich denke auch, dass ich damit viel zu lange gewartet habe. Erst jetzt, da er durch seine Untätigkeit und der allgemein ungesunden Lebensweise seine Gesundheit ruiniert hat, kommt der ganze Stein erst richtig ins Rollen. Ich kann es einfach nicht mehr mit ansehen. Ich habe ein paar wenige Dinge aus dem alten Büro ins neue Büro geschafft. Und ein paar private Dinge habe ich auch in der Garage deponiert, wie z.B. seine Schallplattensammlung und ein paar Instrumente.
Und was er den ganzen Tag tut, ja das würde ich auch gerne wissen. Ich habe aus Gesprächen mit gemeinsamen Bekannten herausgehört, dass er fast den ganzen Tag hinter dem Computer sitzt und ein Spiel im Hintergrund übers Internet laufen hat, bei dem man offensichtlich eine Rolle eines Bewohners einer Stadt einnimmt. Scheinbar beginnt dort der Tag wie im richtigen Leben mit Zähneputzen und Co. bis hin zum Arbeitsalltag, Freizeitgestaltung und so. Ich glaube, dass er sich hier eine Scheinwelt errichtet hat, in die er dann flüchtet und um sich herum sämtliches Chaos ausblendet. Aber ihn da raus zu holen, bedarf es wahrscheinlich Hilfe von außen. Nur zu wem soll ich da gehen? Wer ist hier der richtige Ansprechpartner?
Erschwerend kommt hinzu, dass er sich bei Leuten, die ihn nicht kennen, super herausreden kann. Auch ich bin früher auf seine Versprechen und Geschichten herein gefallen. Und den Ärzten in der Klinik hat er erfolgreich das Blaue vom Himmel herunter gelogen. Er ist Meister darin, Leute um den Finger zu wickeln und Gegebenheiten für sich "umzufummeln". Allerdings wenden sich dann auch viele von ihm ab, wenn sie ihn einmal durchschaut haben. So haben wir doch einige gemeinsame Bekannte, die mit ihm nichts mehr zu tun haben wollen. Oft habe ich schon Sprüche wie diese zu hören bekommen: "Wenn dein Mann da die Finger drin hat, will ich nichts davon wissen." oder "Wenn DU das für mich machst, ok - aber dein Mann bitte nicht". Und die Bilanz seiner Tätigkeit am Ende des Jahres: 20 Cent Stundenlohn, wenn man es hoch rechnet. Dies reicht nicht mal für seinen Zigarettenkonsum.
Was der berufliche Werdegang anbelangt, so weiß ich von seiner Mutter, dass er zunächst in München zu studieren begann, dies aber nach einer Weile geschmissen hatte, weil er bei einem Casting eine Statistenrolle bekam. Aber auch dieses hatte er schnell wieder satt, begann dann in einem Labor. Nach kurzer Zeit fand er bei IBM eine Stelle, wurde dort auf einen Lehrgang geschickt, und hat danach die Firma herb enttäuscht, weil auch dies "nicht das Richtige" für ihn gewesen sei. Dann hat er mit einem Freund eine Druckerei gegründet. Dieser starb und er führte die Firma weiter - und setzte sie in den Sand, nachdem seine Eltern Abertausende darin investiert hatten, "um dem Bub zu helfen". Etwa zu der Zeit, als die Firma noch einigermaßen lief, lernte ich ihn kennen und sah hier eine Chance, auch mich einzubringen, gründete mit Erfolg eine eigene Abteilung. Mit der Zeit aber merkte ich, dass ich mit ihm nicht zusammen arbeiten kann und verließ die Firma. Er beantragte bald darauf Insolvenz und gründete danach wieder eine neue Firma, die natürlich abermals dem Untergang geweiht war. Jetzt ist er seit diesem Jahr Rentner, aber die Firma ist nach wie vor angemeldet. Auch hat er mittlerweile wieder ziemlich viele Schulden angehäuft.
Ich denke auch nicht, dass das Problem allein aus der Kindheit herrührt, ich denke eher, dass es eine Verstrickung oder Aufhäufung vieler Dinge ist. Seine Oma war eine Frau, die große Erwartungen an ihren Enkel hatte, die er aber nicht erfüllen konnte. Seine Mutter betütelt alles und jeden und sein Vater war ein herzensguter Mensch, der viel zu oft nachgab. Aber da ist sicherlich noch mehr...


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30.11.2015 10:31
#4
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Da kann ich dir nur zustimmen. Es scheint eine Verkettung vieler verschiedener Dinge zu sein. Aber lass dir eines gesagt sein: dich trifft keine Schuld! Du hast nicht zu lange gewartet. Du wolltest deinem Mann sie Zeit und Möglichkeit geben die er braucht. Es hört sich sehr danach an dass er sein berufliches Scheitern auch ins private gezogen hat. Es ist, so komisch das klingen mag, etwas Beständiges. Man kann es ihm nicht so leicht weg nehmen. Irgendwann verliert man den Überblick und realisiert das Chaos nicht mehr, es ist praktisch nicht existent. Die Ausreden sind auch typisch. Der Realitätsverlust könnte es sehr schwer machen, je nachdem wie tief er bereits drin steckt. Er sucht sich über das Spiel das "normale". Einen geregelten Tagesablauf mit Arbeit und Hobbies, alles was er zur Zeit nicht hat.
Es gibt mehrere Stellen an die du sich wenden kannst. Sein behandelnder Arzt zB. Aber auch das Gesundheitsamt kann beratend zur Seite stehen. Caritas, Diakonie oder der psychiatrische Dienst. Das Gesundheitsamt hat viele verschiedene Möglichkeiten euch zu den richtigen Stellen zu vermitteln. Ich glaube dass ein Betreuer für ihn das richtige wäre, grade weil du den ganzen Tag arbeiten gehst. Mit dem kann er dann vieles unternehmen und wieder einen normalen Tagesablauf einführen. Aber vor allem kann er dabei helfen dass die Familie wieder zusammenfindet, vorausgesetzt dass alle mitspielen. Ich würde dir also erstmal raten einem Beratungstermin beim Gesundheitsamt zu bekommen und auch seinen Arzt zu informieren. Vielleicht kannst du von seinem Büro einige Fotos machen und den entsprechenden Menschen zeigen damit sie sich ein Bild machen können. Wenn er wieder zuhause ist, solltest du versuchen ruhig, und einfühlsam aber auch bestimmt aufzutreten. Auch eure Kinder sollten dabei sein. Lasse aber nicht zu dass es in Vorwürfen und Schuldzuweisungen endet, denn das wird das Gegenteil bewirken. Sagt ihm dass ihr ihn liebt, für ihn da seid und ihm helft. Durch eure Aufräumaktion wird er sich hintergangen fühlen und es ist nun eure Aufgabe ihm das Gegenteil zu beweisen, auch wenn es schwer fällt.

Man kann die Welt oder sich selbst ändern. Das Zweite ist schwieriger.“ - Mark Twain


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30.11.2015 10:37
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#5
Gast
( gelöscht )
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Herzlich Willkommen liebe Kaya! Schön, dass du hergefunden hast ;-) Du hast eine sehr berührenden Geschichte! Ich persönlich, kann dir dazu leider nicht viel helfen. Aber, was NormalLife geschrieben hat klingt für mich sehr schlüssig.
Ich wünsche dir alles Gute!


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