Verhalten kontrollieren

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18.05.2015 15:19
#1
Ed
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Hallo,

ich weiß nicht ob das Thema hier richtig ist.

Ich bin frustriert, weil ich mein Verhalten nicht im Griff habe.
Ich weiß genau, was gut für mich wäre und was ich tun sollte, aber ich handle oft nicht so, wie ich sollte.
Und jedesmal ziehe ich mich damit runter.


- Ich komme ganz oft morgens nicht aus dem Bett raus. Egal wie oft der Wecker klingelt. Die Zeit fehlt nachher.
- Abends kriege ich mich fast nie rechtzeitig ins Bett. Wie ein kleines Kind! Ich will dann lieber noch chatten oder TV gucken oder surfen, weil ich zu aufgewühlt bin, oder weil ich mich unzufrieden mit dem Tag fühle und ihn so nicht abschließen möchte, oder einfach weil das, was ich gerade tue, verlockender erscheint. Aber wenn ich nicht genug Schlaf bekomme, bin ich am anderen Tag nicht zu gebrauchen!
- Oft schiebe ich Dinge, die zu erledigen sind, viel zu lange vor mir her.
- Wenn ich aber mal an einer Sache dran bin, kann ich mich oft nicht losreißen, und vernachlässige alles andere! Z.B. wenn ich zuhause etwas für die Arbeit vorbereite, kann ich stundenlang daran sitzen, egal ob der Nacken weh tut, egal, ob sich das dreckige Geschirr stapelt, egal wie spät es ist.

Ich tue trotz besseren Wissens Dinge, die mir schaden bzw. Dinge nicht, die gut für mich wären. Wenn sich dann die Folgen zeigen (Schlafmangel, Schmerzen, Chaos in der Wohnung, schlechte Stimmung) ärgere ich mich über mich selber.

Die Ursachen für meine mangelnde Verhaltenskontrolle?

Zum Teil hat das was mit Emotionsregulation zu tun, glaube ich.

Mich bringt alles mögliche sehr schnell innerlich aus dem Gleichgewicht. Außergewöhnliche Erlebnisse (das können Kleinigkeiten sein) oder besondere Herausforderungen auf der Arbeit (wo für andere viell. nichts dabei ist) lösen einen Strudel aus Gedanken und Gefühlen aus (positive, negative oder eine Mischung).
Ich weiß, dass es sinnvoll wäre, zur Bewältigung Sport zu machen und tägliches Entspannungstraining.
Aber stattdessen greife ich halt doch immer wieder auf "altbewährte" Strategien zurück: Chatten, TV gucken, oder auch tagsüber schlafen "zur Beruhigung".

Warum ich morgens nicht aus dem Bett komme, selbst wenn ich nicht depressiv bin, oder warum ich mich manchmal so an bestimmten Tätigkeiten fast schon zwanghaft "festbeiße", dass ich stundenlang nicht loslassen kann, kann ich dagegen selbst nicht richtig erklären.

Klar ist dagegen:
Wenn ich nicht gut für mich selber sorge, ist meine Stimmung schlecht, und wenn meine Stimmung schlecht ist habe ich weniger Kraft und Motivation, und dann bekomme ich weniger geschafft und vetrödele mehr Zeit mit tagsüber schlafen, TV glotzen und anderen unnötigen Beschäftigungen, die unerledigte To-do-Liste wächst wieder ins Unendliche, und am Ende ärgere ich mich heftig über mich selber, und dann fühle ich mich noch schlechter.

Ich weiß, ich sollte:
- Jeden Tag früh ins Bett gehen.
- Jeden Tag pünktlich aufstehen.
- Jeden Tag Sport machen.
- Jeden Tag Entspannungstraining machen.
- Nach jeder Mahlzeit mein Geschirr abwaschen.
- Immer gleich alles aufräumen, was ich benutzt / aus den Schränken gezogen habe / jeden Tag ein bisschen aufräumen.
- Zeit für die Arbeit nur innerhalb festgelegter Zeiten investieren und es dann auch gut sein lassen - egal, ob "perfekt" vorbereitet oder nicht!!
- Festgelegte (Höchst-)Zeiten für Fernseh gucken und Chatten einhalten.
- Darauf achten, immer überall pünktlich zu sein (um Schamgefühlen uns Selbstvorwürfen vorzubeugen).
- Finanz- und Behördenangelegenheiten immer sofort erledigen!
- Meine "Hausaufgaben" für mein Hobby zu machen (um Schamgefühlen uns Selbstvorwürfen vorzubeugen).
- Meine sozialen Kontakte regelmäßig pflegen, auch wenn mich das in dem Moment erstmal Überwindung kostet!!
- Mindestens einmal in der Woche etwas Kreatives oder einen Ausflug machen, ein Konzert besuchen o.ä.!!!

Wenn ich mich strikt an diese Regeln halten würde, egal ob ich mich in dem Moment danach fühle oder nicht, würde es mir bald sehr viel besser gehen!!!!!

Das muss! doch! möglich! sein! einfach nur vernünftig zu handeln / sein eigenes Verhalten zu kontrollieren!

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Ich bin ein Zauberlehrling, der lernen möchte, wie man aus einem halb leeren Glas ein halb volles zaubert!

~~~ >oO°> ~~~ Nicht dagegen, sondern mit dem Strom schwimmen ~~~ >oO°> ~~~

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18.05.2015 18:31
#2
Ta
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Jajaja, Edamia, ich sagte es schon im Begrüssungsthread, Du klingst wie mein Spiegelbild.
Ich kann jetzt nicht weitermachen, ich hab noch einen schwerbehinderten Ehemann der hat eben gerufen.
Ich melde mich aber wieder. Grüssele Mausohr


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18.05.2015 18:48
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#3
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Hallo Edamia,

ich sage mal an dieser Stelle herzlich willkommen hier im Forum :)

Was du beschreibst, klingt vornehmlich nicht nach echtem Messie-Syndrom (denn du beschreibst keine Schwierigkeiten, dich von bestimmten Gegenständen zu trennen), sondern ziemlich deutlich nach einer Antriebsstörung. Im Ergebnis kann das sehr ähnlich aussehen.

Aufgefallen ist mir, dass dein "Leistungs-Belohnungs-Prozess" (auf eine erbrachte Leistung folgt eine angemessene Belohnung) ziemlich aus dem Takt geraten zu sein scheint. Ich lese bei dir heraus, dass du sowohl der Typ bist, der sich die Belohnung ohne Leistung dauerhaft (oder im Übermaß) zur Verfügung stellt, und zugleich, dass du dich bei tatsächlich erbrachter Leistung nicht angemessen belohnst, sondern a) weiter machst, bis es perfekt ist - auch wenn etwas anderes mit dir selbst vereinbart war und b) du danach noch mit dir schimpfst (also dich bestrafst), weil es entweder nicht perfekt war, oder zu lange dauerte. Das kann nicht funktionieren.

Du beschreibst dich selbst "wie ein kleines Kind", und damit bist du vermutlich ziemlich nah dran. Kindern sollte beigebracht werden, dass sie etwas dafür bekommen, wenn sie sich Mühe geben. Bei vielen läuft das aber nicht so. Es kann aber genauso gut passieren, dass einem in diesen normalen Leistungs-Belohnungs-Prozess ein Fehler reinkommt, wenn man mal krank ist, mit den falschen Leuten Umgang hat, wenn man von Anstellung in Selbständigkeit wechselt, von Schule ins Studium, von Beruf in Rente...eben überall hin, wo der Alltag nicht mehr so strukturiert ist, wo einem keiner mehr sagt, was man wann tun soll(te).
Wenn du dich innerlich dagegen wehrst, regelmäßigen Aktivitäten nachzugehen (oder überhaupt irgendwas mit Terminvorgabe), vermute ich mal, dass in der Vergangenheit großer Druck auf dich ausgeübt wurde, solchen Dingen nachzukommen. Klartext: Du WILLST NICHT. Und deshalb wehrst du dich gegen "ich sollte", oder du erfindest Ausreden (ob nun vor dir selbst, oder vor anderen).

Ein wesentliches Problem ist, dass du versuchst, dein Leben gegen dein Belohnungszentrum zu managen, statt mit ihm. Wenn du dich aus einer angenehmen Tätigkeit heraus aufzuraffen versuchst, eine unangenehme Tätigkeit in Angriff zu nehmen, zeigt dir dein Belohnungszentrum einen Vogel. Und Recht hat es - warum solltest du dich in Bewegung setzen, wenn du alles, was schön ist, auch so bekommst, bzw sogar schon gegenwärtig hast.

Natürlich hast du Recht damit, dass es vernünftigere und weniger vernünftige Belohnungen gibt, aber solange es nicht die Problematik vergrößert, womit du dich belohnst, nimm doch einfach das, was dir Spaß macht: Chatten, TV gucken usw.

Mehr dazu

Hier zwei Fälle, die deinem ähnlich sind. Beide Damen arbeiten seit geraumer Zeit erfolgreich mit dem Leistungs-Belohnungs-Konzept:

Schlampinchens Geschichte

Francas Geschichte


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19.05.2015 09:44 (zuletzt bearbeitet: 19.05.2015 10:09)
#4
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Hallo Mausohr, Leidensgenossin,
danke für die Begrüßung. Bin gespannt, mehr von dir zu hören.


Hallo numi,
danke für deine Antwort. Ich glaube, du hast mich auf Anhieb "durchschaut" . Gibt wohl viele von meiner "Sorte"...
Da habe ich ja erstmal einiges zu lesen und zu durchdenken.
Belohnungssysteme hab' ich auch schon erstellt, allerdings nicht sehr erfolgreich. Vielleicht kann ich mir hier das eine oder andere abgucken.


Viele Grüße, Edamia


PS: Beim Link auf "Francas Geschichte" lande ich auch auf "Schlampinchens Geschichte"


Nachtrag:
Im Moment bin ich nicht zur konstruktiven Arbeit an mir selber bereit, stecke grad in einer negativ-Dauerschleife.
Ich glaube ich will/kann/darf gar nicht erfolgreich, zufrieden oder gar glücklich sein...

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Ich bin ein Zauberlehrling, der lernen möchte, wie man aus einem halb leeren Glas ein halb volles zaubert!

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19.05.2015 10:18
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#5
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Francas Geschichte

Da ist mir wohl ein Fehler beim Kopieren passiert. Dies ist der richtige Link ;)


"Ich glaube ich will/kann/darf gar nicht erfolgreich, zufrieden oder gar glücklich sein..."

Dann versuche für den Anfang, korrekt zu dir zu sein.
Mit vorher getroffenen klaren Vereinbarungen darüber, welche Leistung für welche Belohnung erbracht wird.


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