Hallo🙂 ich bin neu hier /sehr langsame Fortschritte normal?

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27.06.2024 19:37
avatar  Lilile
#6
Li

Vielen Dank für deine Antwort. Auch wenn ich deine vorherigen Texte nicht kenne, du hast mir sehr gute Ansätze zu weiteren Überlegungen gegeben und ich finde daher auch, dass du zurecht stolz auf dich sein kannst.


Vorwürfe kenne ich tatsächlich von meiner Kindheit zu genüge. Vermutlich mache ich mir selbst immer die größten Vorwürfe bzw. Wie ich in der Therapie gelernt habe mein innerer Kritiker. Ich habe als Kind auch nie gelernt irgendwelche Bedürfnisse oder Wünsche haben zu dürfen ich hatte eben zu funktionieren und nach möglichkeit hatte ich dabei noch wenig bis gar nicht aufzufallen. Das Problem ansich mit dem Aufräumen habe ich auch bereits seit meiner Kindheit. Ich war zwar viel in meinem Zimmer in meinem Bett und habe mir die Welt versucht schönzuträumen aber ich hatte dadurch auch wenig Bezug zu dem was um mich rum war.

Das mit dem müssen und wollen stimmt. Bei müssen hab ich schon ne innere Blockade. Wobei mir Dinge, die ich für andere "erledigen muss" leichter fallen als wenn ich denke dass ich es für mich erledige. Vermutlich hat das immernoch etwas mit meinem Selbstwertgefühl zu tun und eben meine Kindheit, wo es eben normal war dass ich selbst nichts habe wollen dürfen und nur das tun sollte was andere wollten.

Mit dem herausfinden was ich will und was mir Spaß macht bin ich auch bis heute noch beschäftigt. Ich hatte lange Zeit eigentlich "keine Persönlichkeit" wenn man das so sagen kann und auch keinerlei Bezug zu mir und meinen Bedürfnissen. Das alles noch als Erwachsener zu lernen ist alles andere als einfach. Man steht sich oft selbst im Weg. Man hört immer man soll in sich hineinhören. Wenn man jahrelang gelernt hat das nicht zu tun, hört man da genau gar nichts.


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27.06.2024 20:16
avatar  Gitta
#7
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"sehr langsame Fortschritte normal?"

Hallo Lilile
Genau, was man etliche Jahre, und dann noch in der prägenden Kindheit, falsch gelernt hat, das kann man nicht mal eben so in ein paar Wochen umlernen.

Also Geduld und dranbleiben.


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27.06.2024 21:33
avatar  IBI
#8
IB
IBI

Danke für deine Wertschätzung bezüglich meines Stolzgefühls, Lilile.


Zitat von Lilile im Beitrag #6
Ich hatte lange Zeit eigentlich "keine Persönlichkeit" wenn man das so sagen kann und auch keinerlei Bezug zu mir und meinen Bedürfnissen.

Ich habe den Fokus mehr darauf gelegt als aufs Aufräumen...meine Persönlichkeit zu gestalten und formen....ich bin noch dran. Begonnen hat es mit Bedürfnissen und die Erlaubnis mir sie erfüllen zu dürfen und allmählich wandelt sich die Beziehung zu mir selbst.

Die Herstellung der physischen Ordnung habe ich hinten angestellt, denn ich ordne erst einmal mein Inneres. Einen depressiven Körper in eine aufrichtige Körperhaltung verändern sowie das frühe Hohlkreuz in eine normale Wirbelsäulenhaltung zurück bilden, das braucht sehr sehr sehr vieel Geduld und dauert seine Zeit.


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28.06.2024 22:16 (zuletzt bearbeitet: 28.06.2024 22:19)
avatar  Lilile
#9
Li

Ich bin froh, dass ich hier im Forum nun sehen kann, dass andere Menschen auch diese Probleme haben. Irgendwie kann man das immer nicht so richtig Außenstehenden erklären insbesondere auch, neben dem Problem mit dem aufräumen, das mit den Bedürfnissen, diese überhaupt wahrzunehmen und diese dann auch sich zu erfüllen. Für Menschen die einen anderen Bezug zu sich selbst haben ist das eben normal wenn man jedoch erst einmal an diversen Geistern der Vergangenheit vorbei muss, ist das ne andere Hausnummer.

Meine Eltern waren beide Alkoholiker. Da es ihnen zu viel war durfte ich mich quasi am Besten nicht mal bewegen wenn ich keine reingehämmert haben wollte. Später wurde ich dann dafür verschlagen, dass ich meine Klappe nicht aufmache und wurde rumgeführt als wär ich behindert. Bei meiner älteren Schwester war es irgendwie noch anders, sie war auch in diversen Vereinen etc. Da durfte ich gar nicht hin.

Und ich darf mir bis heute noch anhören dass meine Schwester ja ganz anders ist und ich ja als Kind immer nur ruhig in der Ecke gespielt habe und soe ja auch jetzt ganz anders ist und blabla. Auch nachdem ich schon klar gestellt hatte dass ich ja sonst verschlagen wurde.

Ich hab auch noch bis heute das "du bist nicht normal" im kopf, das mir quasi so lange eigeprügelt wurde was mir da auch noch gewaltig im Weg steht.


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29.06.2024 09:49
avatar  Gitta
#10
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Hallo Lilile

Ja, das ist so ein Phänomen, dass in Familien ein Sündenbock ausgemacht wird. Die Wahl fällt dann auf eins der Kinder, die sich ja praktischerweise (noch) nicht wehren können. Die Probleme der Eltern, die sie eigentlich selbst bearbeiten und lösen müssen, werden dann auf den Sündenbock projiziert. Das Kind wäre so schwierig oder irgendwie verkehrt, deshalb und nur deshalb gäbe es überhaupt Probleme in der Familie (oder in der ganzen Welt).

Ich habe auch mal gelesen, dass als Sündenbock gerne die psychisch gesehen stärkste und stabilste Person ausgewählt wird. Diese erträgt das alles. Sie hat auch keine andere Wahl. Und die psychisch gesehen schwächeren und labileren Familienmitglieder können sich weiterhin vor der Wahrheit verstecken. Indem sie sich in die Tasche lügen, ja ach so überlegen zu sein, weil sie den Sündenbock schikanieren und unterdrücken zu können. Dadurch entsteht ein dysfunktionales Gleichgewicht, dass von den Schwächeren unbedingt aufrecht erhalten werden muss. Dann wird mit Gewalt gedroht oder angewendet, wenn der Sündenbock auszubrechen oder Oberwasser zu bekommen droht.

Bei uns Sündenböcken bleibt dann später hängen, dass wir uns nur in sehr engen Kreisen bewegen könnten. Ständig müssten wir aufpassen, ob wir jemand auf die Füße getreten oder in seinen komischen Überzeugungen in Frage gestellt haben könnten. Und so laufen wir wie auf Eierschalen durch die Welt, ständig unsere Mitmenschen beobachtend, weil wir erwarten, an jeder Ecke zurechtgewiesen und zurück gescheucht zu werden.


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