Ich verzweifle langsam...

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18.08.2014 02:56 (zuletzt bearbeitet: 18.08.2014 02:58)
#1
Ca
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Hallo ihr Lieben,

ich bin neu hier, in der Hoffnung Menschen zu finden, die mich verstehen und evtl. ein paar Tipps zu bekommen, meine Lage zu verbessern.
Zu meiner Situation (absolute Kurzfassung):

Ich bin 23 Jahre alt und lebe seit ich 18 bin alleine. Ich war schon immer unordentlich, auch als Kind.
Ich bin seit ich 14 bin in therapeutischer Behandlung wegen Depressionen.
Meine Wohnung ist fast immer in einem Zustand, der keinen Besuch erlaubt.
Ich sammle nichts bewusst, ich bin einfach unfähig aufzuräumen. Es liegen viele Verpackungen, Essensreste und Geschirr rum, Klamotten auf dem Boden. Ich bahne mir Wege zum Bad und Küche.
Mein Bett ist auch fast immer zu 2/3 vollgekramt.
Ich setze mir immer wieder kleine Ziele, aber schaffe wirkliche Ordnung nur, wenn Jemand in die Wochnung MUSS (Handwerker o.Ä.)
Wenn ich eine Ecke anpacke und ich dann den Rest der Wohnung sehe könnte ich losheulen, weil ich nicht weiß, wie ich das alles schaffen soll.
Ich leide sehr unter meiner Situation, da ich mich selbst dafür hasse, nicht wie alle anderen meinen Haushalt ganz normal auf die Reihe zu bekommen.
Ich weine sehr viel deswegen, ich fühle mich total überfordert.
Ich versuche so wenig Zeit wie möglich zu hause zu sein, damit ich das Chaos nicht ertragen muss.
Mein Therapeut kann mir bis jetzt nicht viel helfen, ich bin scheinbar einfach unfähig =(
Sonst komme ich gut klar, ich arbeite vollzeit, habe einen großen Freundeskreis und kann Termine immer einhalten.
Ein großes Problem ist laut meinem Therapeuten die Unfähigkeit nach Hilfe zu fragen bzw. diese anzunehmen. Darum weiß natürlich niemand wie es bei mir aussieht.
Ich habe ständig ein schlechtes Gewissen und Angst, was passiert wenn ich die Wohnung nicht bald mal auf die Reihe bekomme.

Ich habe in den letzten Wochen mein Ordnungsproblem erst richtig als Problem erkannt. Davor hab ich vieles abgetan und runtergespielt vor mir selbst.

Ich bin jetzt am Überlegen ob ich es meinen Eltern beichte, in der Hoffnung dass sie mir helfen,aber ich schäme mich so sehr. Sie wissen zwar, dass ich nicht ordentlich bin aber sie kennen nicht das Ausmaß. Ich habe Angst davor runtergemacht zuwerden, verurteilt zu werden.

Was würdet ihr tun?

Danke schon mal, fürs durchlesen und hoffentlich antworten.


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18.08.2014 09:44
avatar  Reise
#2
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Hallo Frau Carrie,

na da sind Sie hier ja richtig, das ist genau der Platz um dafür alles zu erhalten, heiße Reise und bin 53 J. alt, aber noch gut jugendlich, auch solo, auch vollzeitlich am arbeiten und noch Paralleltätigkeiten. Das hier hört sich irgendwie tatsächlich nach dem wie im TV an, das ist viel, ich war nur ne kleine Schlampe schon früher mal, aber inzwischen ordentlich geworden, weils so besser läuft.

Tja was machen wir denn hier, viell. mal das Messieteam rufen, aber wenn man das nicht vorhat, mmeiner Family hab ich mich nie geoutet, was des betraf nicht, was die Finanzen betraf nicht, regelte ich alles selbst. Nee hassen tue ich mnich nicht dafür, nur dafür, wenn Hass, das kenne ich nur sehr wenig, denn weil ich mein Leben bißchen vertan hab, aber dafür tue ich es besser jetzt machen.

Nach Hilfe gefragt schon hab ich, nix wars, also selbst regeln.

Viell. ist auch einfach nur die Whg zu klein, meines ist es nämlich, ca. 35 qm aber recht schwer was zu bekommen, bei mir ist es nie so extrem gewesen, aber immer so Eckchen, das ist es gewesen und noch. Mein Ziel: Prospektwohnung aber persönlich und deines?

Sammeln tue ich nur eine Sache, dafür hab mir Priovatmuseum gestartet.

Heulen deswegen nicht, nö, das ist nicht wert.

Kommt doch dann drauf an wann du Zeit hast, was zu regeln.

Also soviel mal dazu.

Schönen Tag noch wünscht dir Reise


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18.08.2014 14:26 (zuletzt bearbeitet: 18.08.2014 14:30)
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#3
Gast
( gelöscht )
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Depressionen und "Verwahrlosung" treten oft zusammen auf, weil sie einander begünstigen. Eine unwohnliche Umgebung macht depressiv, und eine depressive Grundstimmung macht es schwer, sich aufzuraffen, etwas gegen den Zustand zu unternehmen. Durchbrechen kann man das von zwei Seiten: entweder erst aufräumen, oder erst die Depressionen in den Griff bekommen. Letzteres wurde bei dir festgestellt, du arbeitest daran, aber es will seit (zu?) vielen Jahren nicht klappen.

"Mein Therapeut kann mir bis jetzt nicht viel helfen, ich bin scheinbar einfach unfähig =("

Hast du schon mal die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es auch an deinem Therapeuten bzw der Therapieform, die er anbietet, liegen könnte, statt an dir?


" Ich war schon immer unordentlich, auch als Kind."

Ich finde ordentliche Kinder weniger normal, als unordentliche. Das schon mal vorab. Und dann: Ich habe den Eindruck, dass es bei dir viel um Ursachen, um Gefühlsergründung, um "Schuldfragen" im weitesten Sinne geht, was dir jedoch in deiner konkreten Problematik nicht zu helfen scheint. Möglich, dass auch das aus deiner Therapie kommt. Wenn ja, würde mich das in meinem Vorschlag bekräftigen, eine andere Therapieform auszuprobieren, eine mit lösungsorientiertem Ansatz.


"Wenn ich eine Ecke anpacke und ich dann den Rest der Wohnung sehe könnte ich losheulen"
Das klingt jetzt einfacher, als du es wahrnehmen wirst, aber: dann schau halt nicht den Rest der Wohnung an.
Schau deine eine Ecke an, schau, wie schön sie geworden ist, belohne dich dafür, dass du das geschafft hast, genieße es - und dann knöpf dir die nächste Ecke vor. Du sagst zwar, du setzt dir kleine Ziele, aber im Grunde arbeitest du immer noch an einem großen Ziel, das du eben etappenweise erledigst. Das ist ein himmelweiter Unterschied zu vielen kleinen Zielen, wenn du dir nämlich erst erlaubst, auf dich stolz zu sein, dir deine Leistung selbst als echte Leistung anzuerkennen, wenn das große Ganze erledigt ist.
Nimm dir etwas Schaffbares vor, setze es in die Tat um, belohne dich dafür, genieße es, sei stolz auf dich, und dann kommt erst das nächste. Wenn du dir so nach und nach selbst beibringst, dass eine Leistung mit positiven Gefühlen verbunden ist, wird es dir immer leichter fallen, dich selbst zu motivieren.



"Ein großes Problem ist laut meinem Therapeuten die Unfähigkeit nach Hilfe zu fragen bzw. diese anzunehmen"

Wenn dieser Satz konkret hinsichtlich deines Haushaltes geäußert wurde, finde ich das - mit Verlaub - schräg. Mehr als schräg. Und sofern das nur deine eigene Ableitung bzw Übertragung auf die Haushalts-Sache aus einem anderen Thema ist, zu dem dein Therapeut das gesagt hat, lass mich erklären, warum es hier gar nicht passt:

Es gibt verschiedene Dinge - den eigenen Haushalt auf die Reihe kriegen gehört dazu - die ein normaler, gesunder Erwachsener "einfach" können "muss". Ganz furchtbare Wortwahl, ich weiß, aber ich drück das jetzt ganz bewusst so deutlich aus, weil dir ja etwas zu normal, gesund und erwachsen _fehlt_! Und jetzt kommts, warum ich es schräg finde: Sobald du dafür um Hilfe bittest, bewegst du dich ja von normal, gesund und erwachsen WEG, statt darauf hin.

Scham ist das Gegenteil von Stolz. Du betrachtest deine "Unfähigkeit" als "Problem", und als Ursache für deine Unfähigkeit nennst du deine Scham.

Vielleicht gelingt es dir, diese Einstellung neu, und diesmal positiv zu besetzen: Sag doch mal: Ich bin zu stolz, um für Dinge um Hilfe zu bitten, für die man eigentlich keine Hilfe brauchen sollte. Und das ist eigentlich richtig so!

Das "Problem" ist demnach meiner Meinung nach nicht, dass du nicht um Hilfe bittest, sondern deine Begründung, warum du es nicht tust. Wenn du mit Stolz, statt mit Scham begründen könntest, wäre es völlig in Ordnung, danach zu streben, seinen Haushalt allein auf die Reihe zu bekommen. Und damit könnten wir Dritte aus der ganzen Rechnung herausnehmen: Mit ihnen hat dieser Aspekt deines Lebens nichts zu tun, weder positiv, noch negativ besetzt. Es ist einfach etwas, für das sie keine Lösung darstellen können.


"Ich habe ständig ein schlechtes Gewissen und Angst, was passiert wenn ich die Wohnung nicht bald mal auf die Reihe bekomme."

Und damit können wir uns dem Teil hier zuwenden: Vor wem oder was hast du denn ein schlechtes Gewissen? Es weiß ja keiner außer dir. Du hast es also sehr wahrscheinlich nur vor dir selbst. Kommen wir damit weiter, wenn wir ergründen, woher dieses schlechte Gewissen kommt, wer es dir (in der Kindheit vielleicht) eingeredet hat? Eher nicht.
Wichtig ist momentan nur, und Fakt ist nur das:

DU fühlst dich so nicht wohl. DU willst anders leben. DU willst dich nicht mehr schämen. Vor dem Ort, an dem du ständig von deinem eigenen Versagen umzingelt bist, läufst du davon, bist lieber draußen unterwegs, wo du davon abgelenkt bist, dass es diesen Teil von dir gibt, den du hasst.

DU bist die einzige Person, die dein Leben ändern kann. Das kann kein Therapeut, das können deine Eltern nicht, deine Freunde nicht, nur DU allein.
Es ist keine dauerhafte Lösung, deine Scham zu überwinden und andere um Hilfe zu bitten, damit sie dafür sorgen, dass du dich wieder wohlfühlen kannst, dass du anders leben kannst. DU bist die einzige Person, die dich hasst, und DU bist die einzige Person, die sich entscheiden kann, sich nicht mehr selbst zu hassen (entweder "von allein", oder, indem du deine Gründe, dich selbst zu hassen, beseitigst)

Wenn du das verstanden hast, bewegst du dich sehr viel mehr auf erwachsen, gesund und normal zu, als wenn du dich "endlich" überwinden kannst, für Dinge um Hilfe zu bitten, für die ein normaler, gesunder Erwachsener keine Hilfe brauchen sollte.

Das sind jetzt wirklich brutale Worte, und es tut mir unendlich Leid, dass sie dich sehr wahrscheinlich schmerzen werden. Aber ich will dich nicht mit Samthandschuhen anfassen, und dir "Lösungen" aufzeigen, die eigentlich straight dazu führen, dass du dich schämen musst und andere Leute dazu bringen musst, deine Probleme für dich zu lösen. Von dieser (bisher unlösbaren) Herausforderung/Überwindung befreit zu werden, ist aber nicht mal der größte Vorteil der eigenverantwortlichen Lösung deines Haushalts-Problems: Statt darauf zu warten und dich dort "hin zu therapieren", bis es so weit ist, dass du dich überwinden kannst, dich anderen zu öffnen, hast du die Chance, jetzt sofort anzufangen, dein Haushaltsproblem zu lösen. Nimm dir eine Tüte Müll vor, oder eine Schublade, oder, alle Schmutzwäsche einzusammeln und eine Waschmaschine zu waschen. Und wenn du das geschafft hast, dann sei stolz auf dich. Belohne dich dafür. Erkenne dir selbst an, dass das für dich eine Bombenleistung war, auch wenn andere das wahrscheinlich nicht so sehen würden. Denn andere sind aus dieser Rechnung rausgenommen. Es kann doch sowieso niemand so gut beurteilen, wie du selbst, was für dich eine große Leistung ist, also bist du auch der einzige Mensch auf der Welt, der dich dafür angemessen würdigen kann.



PS: @Reise
Ich hab in einer 42,5qm Wohnung gelebt, und mir auch gesagt, dass die Wohnung einfach viel zu klein ist, um sie wirklich sauber und ordentlich halten zu können. Damit habe ich mir selbst etwas vorgemacht. Durch das konsequente Reduzieren unnötiger Besitztümer war es auch dort am Schluss wirklich einfach, alles sauber und ordentlich zu halten.


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18.08.2014 14:45
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#4
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Hallo Numi,

manchmal sage ich mir ich bräucht mehr Platz um die Sammlung schön präsentieren zu können, und fange ich lieber für 10 qm an zu wischen oder lieber für 100 womit man wohl def. schneller gewischt hätte, aber aufm Boden lag bei mir selten was, ich hasse es wenn schonn mal was runter fällt weil staubig ist ja fast immer.

Mal hier ne ?: was lernt man da in so ner Therapie, aufräumen der kennt ja meins gar nicht, also so von der Größe und so.

Na, da hast etwas mehr wie ich, seis gegönnt, aber ne riesen Wohnung ist beides nicht oder? Jeder braucht da ber anderes speziell eben für sich.

Schönen Tag hier wünscht Reise

mir kein Problem ich kann Stunde um Stunde tun, wenn nur des TV läuft, dann ist gut, aber manchmal muss man auch richtig hischauen, bei Modesendung von Guido....


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18.08.2014 15:41 (zuletzt bearbeitet: 18.08.2014 15:46)
#5
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Danke Numi für deine ehrlichen Worte. Vieles davon macht für mich Sinn und habe ich bisher nicht so erkannt. Also danke für diese neuen Denkansätze

Das problem ist für mich nur leider genau dieses umdenken. Zum Beispiel nicht das große ganze (die Wohnung) zu sehen sondern kleine Erfolge zu feiern (Tisch abgeräumt, Wäsche gewaschen). Ich habe immer im Kopf, was ich für ein Versager sein muss, wenn ich mich für eine Maschine Wäsche schon feiere.
Ich glaube manchmal ich setze mir zu viele Ziele für Gesunde und brauche aber defintiv noch ein paar Schritte zu diesen Punkt, wirklich gesund zu sein. Dadurch bin ich durchgehend überfordert und ärgere mich selbst, dass ich es nicht schaffe.... Thema Teufelskreis?

Die Aussage, "Ich bin zu stolz um um Hilfe zu bitten für dinge, die eigentlich normal sind" ist genau meine Denkweise, darum möchte ich ja nicht um Hilfe bitten. Weil ich mir damit ja nur bestätige, nicht normal zu sein/krank zu sein.

Allerdings glaube ich, ich brauche etwas um den Kreislauf zu durchbrechen und das könnte sein, sich Jemandem anzuvertrauen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Denn alleine finde ich ja keine.

Wenn ich es schaffe nen Müllbeutel zu schnappen und den auch mal voll wegzubringen, habe ich natürlich den Schritt geschafft, aber bis ich das nächste mal diesen Schritt schaffe sind schon wieder zwei Tüten Müll aufgelaufen in der Wohnung. Ich hab das Gefühl ich komme mit der Entsorgung motiationstechnisch einfach nicht der Müllentstehung hinterher.

Mein Therapeut arbeitet tiefenpsychologisch und somit natürlich eher nicht Lösungsorientiert. Es geht mehr darum Muster zu verstehen und dadurch etwas in sich zu verändern. Ich hatte auch schon Verhaltenstherapien. Ich kann nicht sagen, welcher Ansatz mir persönlich mehr hilft. Aber ich verstehe gerne Zusammenhänge und es macht für mich mehr Sinn den Berg von unten abzutragen als immer nur oben die Spitze abzuschöpfen... (Ist die Metapher verständlich?)

Meinen Therapeuten wechseln möchte ich auch nicht. Das ist insgesamt mein vierter. Irgendwann fühlt sich da auch die Kasse veräppelt... und lehnt vielleicht mal ab. Dann stehe ich nämlich komplett im Regen.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir weiter sage, dass ich doch eigentlich gesund bin und darum auch alles machen und können muss wie Jemand gesundes oder ob ich mich mit dem Gedanken anfreunde, doch noch nicht gesund zu sein und mir die Schwäche eingestehe nach Hilfe zu fragen.

Meine große Frage ist immer das Horrorszenario. Und das ist in dem Fall, dass ich komplett im Müll versinke und mir irgendwann mal die Wohnung gekündigt wird, oder sich das Problem irgendwie auf meine Arbeit auswirken könnte. Im Moment stehe ich an dem Punkt, dass ich sage bevor das Horrorszenario eintrifft, gestehe ich mir vielleicht doch die Schwäche ein und verindere somit vielleicht den Supergau.


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