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Die Möchtegern-Minimalistin
Zitat von Robin im Beitrag #520
ich werde vorerst trotzdem dabei bleiben, einfach einen Ort nach dem anderen zumindest von *offensichtlich* überflüssigem Zeug zu befreien.
@Robin
Genau. Das ist die richtige Methode, um die Spreu vom Weizen trennen. Bis nur noch schwer wegzugebender Edelkrempel übrig bleibt.
Das reicht völlig, um eine Messiewohnung bewohnbar zu machen.
Wenn ich mir beispielsweise eine Phalanx aus Billy/Kallax mit Schranktüren liefern lassen, und die Wände entlang aufbauen ließe, könnte ich meinen gesamten anhänglichen Edelkrempel gepflegt unterbringen. Dann hätte ich sofort eine aufgeräumte, händelbare Normie-Wohnung.
Was ich hier im Experiment tue, ist nicht notwendig, um eine Wohnung in den Griff zu kriegen.
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
@Rica
Ich habe hier unzähliges gesammeltes Material von meinem Partner, der ein Buch über die "Steinzeit" und ob es sie so gab, schreiben wollte. Er muss damit ca. 2003 angefangen haben. Er hat ein Buch 2009 geschrieben, wo er Elemente dieser Sammlung mit einbrachte, da ging es aber nicht direkt um die Steinzeit.
Da es mir in den Sinn kam, sein angefangenes Werk vielleicht zu beenden, habe ich mich vor einem Jahr eingelesen. Ich werde sein Werk aber nicht beenden, kann aber sagen, auch ohne das ich jetzt grade die ganzen Quellen raussuchen kann (aus Zeitgründen - gleich noch Termin) - dass die doch eine Menge Zeugs hatten. Es wurde immer mehr, je mehr die Menschen sich entwickelt haben. An Waffen und Werkzeug usw.
Ich gebe Dir recht, dass es sicherlich in unseren Breitengraden auch eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Menschen mit sehr wenig leben mussten - einmal eben die nicht Großgrundbesitzer und auch nach und während des Krieges Menschen, wenn sie ausgebombt wurden.
Das taten sie aber nicht freiwillig.
Es war immer das Streben da, mehr Materie wieder anzusammeln, weil der Glaube da ist, dass der Mensch es braucht, um besser zu leben. Teilweise ist es auch ein Fakt. Und die Mägde (auch z.B. bei Atwood) wünschten sich oft ein anderes Leben mit mehr Wohlstand (d.h. wieder mit mehr Gegenständen).
Ich will damit sagen, dass Minimalismus schon etwas Besonderes ist. Also, sein Glück im Besitz von so wenig wie möglich zu finden. Und diese Lebenseinstellung für das Leben in der Zukunft sicherlich sehr nützlich sein wird, um gut zu überleben.
Du hast z.B. von Deinem Reise-Koffer geschrieben, wie wenig Du brauchst. Ich habe einmal angefangen einen "Fluchtkoffer" zu packen (Notfallkoffer). Der ist mit den Jahren immer größer geworden, weil mir immer wieder etwas einfiel, was ich bräuchte. Da sind schon fast 100 Gegenstände drin 🤠. Was natürlich nicht so vorteilhaft ist und von mir neu überdacht werden muss. Auch wenn es ein Rollkoffer ist, ist er viel zu schwer für mich.
Extremes Minimalismus-Experiment Tag 2
Fumio Who?
Das Putzen
Fünf Blätter billiges Küchenrollenpapier aufeinandergelegt, ergeben einen brauchbaren Einmal-Putzlappen.
Trotz sorgfältigem Badputz mit Küchenpapier und aufgestreutem Natron, wächst ein Belag auf Badewanne und Waschbecken. Morgen probiere ich es mit Natronlaugenwasser, statt mit trockenem Natron auf nassem Lappen.
Denn bevor ich mir Spülmittel und Essigessenz zurückhole, brauche ich:
Das Outfit
Einen zweiten Satz Oberbekleidung (Pullover und Hose).
Die Unterwäsche kann ich wie heute jeden Abend waschen und sie am Handtuchhalter über Nacht trocknen. Doch die Levis und der warme Pullover wären bis zum nächsten Tag auf keinen Fall getrocknet. Nackig in die Gemeinschaftswaschküche mit Waschmaschine und Trockner in den Keller flitzen will ich nicht. Eigentlich traurig, dass mensch sich außerhalb seiner eigenen vier Wände nicht im Naturzustand bewegen sollte.
Ich habe die Unterwäsche mit warmem Natronwasser im Waschbecken gewaschen. Habe die Wäsche nicht mit Klarwasser gespült, weil Natronrückstände im Stoff vielleicht keine Rolle spielen. Wenn ich Pech habe, ist meine Wäsche morgen rau vom Natron...
Ich dusche jetzt immer sofort nach dem Aufstehen. Weil ich meine wenigen Kleidungsstücke sauberhalten will und sie deshalb nur mit frisch gewaschenem Leib anziehe.
Wegen sintflutartigem Regen habe ich mir heute irregulär, aber sehr zufrieden zurückgeholt:
13. Trenchcoat
Eigentlich durfte ich nicht, weil ich bereits den Smoothiemaker freigeschaltet hatte (siehe weiter unten).
In einer der Taschen des Trenchcoats steckt ein zusammengefalteter, wasserdichter Bucket Hat. Den Regenhut habe ich mir extra für den Trench gekauft, weil Trenchcoats zwar u. A. Regenmäntel sind, aber keine Kapuze haben. Deshalb zähle ich das Hütchen nicht als extra Stück.
Die Fitness
Auf dem Weg zum Discounter nutzte ich ein Kaufhaus-Treppenhaus für mein Ausdauertraining. Es war angemessen anstrengend. Aber ich fühlte mich bei der Zweckentfremdung fremden Eigentums wieder nicht wohl und erwartete jeden Moment, dass mir der Kaufhausdetektiv am nächsten Treppenkopf auflauern würde.
Ich will bitte bald mein 70er Klappfahrrad zurück haben. Mit dem Gefährt herumzuradeln, ist eine der Freuden meines Lebens.
Und was gab es zu essen?
Meinen Lebensmitteleinkauf trug ich in den Manteltaschen und in den Händen nach Hause. Denn die Einkaufstasche steht auf der Wunschliste ganz weit unten.
Mein küchentechnischer Rückholkandidat heute
14. Smoothiemaker
Der Hauptdarsteller in meinem Küchendrama. Kleinformatiges, kugelrundes Retrodesign in Midcentury-Pastellgrün, der Mixbecher aus Borosilikatglas, geformt wie ein Schraubglas.
Mit dem Mixbecher des Smoothiemakers gewinne ich zugleich ein Trinkgefäß. Wir erinnern uns: Gestern, an Tag 1, brauchte ich kein Trinkglas. Weil Sonntag war und ich sonntags weder esse noch trinke.
Der Wasserkocher ist noch nicht in Reichweite. Deshalb gibt es vorerst Cold-brew-Tees: Vor dem Schlafengehen den Teebeutel mit kaltem Wasser ins Trinkgefäß zu hängen, ergibt beim Aufstehen ein erfrischendes Glas kalten Tee.
"Wenn Messies kochen" - Rica-Style🤣
Für meinen Proteinsmoothie warf ich eine zerlegte Mandarine in den Mixbecher, und bröselte mit den Fingern mein hausgemachtes Proteinshakepulver dazu. Mit Wasser aufgießen und pürieren.
Im Prinzip löffle ich alles, das Kalorien hat, aus als Essschalen verwendeten Jumbotassen. Heute trank ich mangels Löffel und Jumbotasse den Shake in kleinen Schlucken direkt aus dem Messbecher.
Bei der Zubereitung und zum Pürieren kauerte ich im Wohnzimmer vor der Wand, an der vorher meine Regalküche stand. Die Lebensmittel liegen dort auf dem Boden. Das Obst wie immer in der Edelstahl-Lunchbox. Der Salat, wie sonst auch, in einer großen Glasschale. Leider habe ich noch kein Tuch freigeschaltet, um den Salat wie immer unter einem feuchten Tuch für ein, zwei Tage frisch zu halten.
Später der Gemüseshake. Weil ich noch kein Messer habe, ging ich zum Salat Zerfetzen und Tomaten-mit-den-Fingern-in-den-Messbecher-Matschen ins Bad. Dort konnte ich die Schlieren der in meinen Händen explodierenden Tomaten leicht von den Fliesen waschen. Ich goß eine ordentliche Portion Olivenöl auf die Salatblätter und Tomaten.
Die Körperpflege
Die Olivenölflasche stand sowieso im Bad.
Weil ich heute morgen meinen duschnassen Luxuskörper mit Olivenöl gesalbt habe. Habe ja noch keine Hautcreme. Wer weiß, vielleicht tut das Olivenöl meiner Haut so gut, dass ich gar keine Hautcreme mehr brauche.
@Rica
Donnerwetter! Das klingt wirklich ziemlich extrem. 😲😲😲
Aber auf jeden Fall eine interessante Erfahrung, und auch spannend zu lesen.
Ich stimme @charlotta zu, dass die Leute früher im großen und ganzen nicht freiwillig so wenig hatten. Es gab aber als Ausnahmen auch schon seit sehr langer Zeit Leute, die freiwillig möglichst wenig besitzen wollten. Bei den alten Griechen z.B. die Kyniker, wenn ich mich nicht irre. Und bei Buddhisten war das auch Sitte. Vorher aber auch schon bei Yogis und so.
Das könnte auch ein spannendes Thema für eine Abhandlung sein - ich glaube, meist war freiwillige Besitzlosigkeit mit spirituellen Motiven verbunden, aber auch so im philosophischen Sinn, z.B. dass Besitz mindestens so viel Kummer macht (spätestens, wenn man ihn verliert) wie Freude, und dass es deshalb vorteilhaft ist, einfach gleich glücklich zu sein, statt ewig nach was zu streben, an das man sich dann schnell gewöhnt und hinterher leidet, wenn man es nicht mehr hat.
Ich halte ja auch viel davon, lieber gleich glücklich zu sein, statt immer zu denken "wenn dies" und "wenn jenes", aber ich finde, als Messies haben wir uns doch die perfekte Ausgangslage dafür geschaffen. Weil *trotz* jeder Menge Besitz sind das ja nicht so die materiellen Umstände, nach denen Menschen meist streben.
Zitat von Robin im Beitrag #524
Ich stimme @charlotta zu, dass die Leute früher im großen und ganzen nicht freiwillig so wenig hatten.
@Robin
Es geht mir nicht um die Freiwilligkeit beim historischen Minimalismus. Sie hatten eben wenig und kamen zurecht. Weil mensch tatsächlich nicht allzuviel braucht.
Ich bin selbst eine geborene Materialistin.
Als Kind hat mich das Märchen von Hans im Glück zur Verzweiflung getrieben. Wie konnte dieser Dummbatz seinen Goldklumpen (oder was das am Anfang war) gegen immer wertlosere Gegenstände eintauschen? Und zum Schluss glücklich lachend ohne alles dastehen? Der ist doch nicht ganz dicht!
Mein sich auf möglichst wenige Dinge fokusierender Minimalismus ist mutmaßlich nur pervertierter Maximalimus. Und vor allem: Mein Edelkrempel ist immer noch komplett vorhanden.
Erst falls ich den Edelkrempel losgeworden sein werde, werde ich mich vielleicht Minimalistin nennen. Ich habe gerade meinen Wunschzettel angeguckt: Da stehen schon um die 50 weitere Dinge drauf, die ich zurückhaben will. Den Titel Extremminimalistin kann ich mir abschminken. ;-)
Mein Minimalismus ist Notwehr gegen meinen Hang zum Messietum.
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