Die Möchtegern-Minimalistin

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13.06.2024 15:37
avatar  Rica
#236
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Zitat von Sybille im Beitrag #235
Frage: (und ja, die ist mein Ernst, ich weiß das wirklich nicht und fände es wirklich hilfreich)
Was muss ich tun, damit die Nachbarn sich hinreichend angestupst fühlen und ich schnellstmöglich wieder gehen darf?
Und woran erkenne ich, wenn es richtig und woran wenn zu wenig war?


Bei Begegegnungen mit Normalnachbarn, also mein oben beschriebenes Trio aus Verbalbrutalos ausgenommen, klappt das bei mir so:

Ich frage so erkennbar aufrichtig interessiert "Wie gehts dir?", dass ich eine ehrliche Antwort bekomme, statt der Ritualformel "Gut, und dir?"

Ich höre mir mit echtem Mitgefühl und Interesse die Antwort an und frage nach, um dem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, noch etwas zu sagen zu dem, was es gerade bewegt.

Normalnachbarn fragen daraufhin, wie es mir geht. Ich gebe eine ehrliche Antwort mit einem leicht abwimmelnden positiven Dreh am Ende, der nicht zu Nachfragen oder Mitleidsbekundungen ermutigt.

Dann leite ich körpersprachlich das Ende des Gesprächs ein. Ich mache sichtbar, dass ich mich jetzt auf den Weg mache mit dem fortzufahren, was ich vorhabe. Requisiten wie eine volle Mülltüte oder eine Einkaufstasche helfen bei der Aufbruchspantomime, sind aber bei Normalnachbarn nicht unbedingt erforderlich. Ein "Ich mache dann mal weiter" reicht, um das Ende des Gesprächs zu besiegeln.


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13.06.2024 15:40
avatar  Sybille
#237
Sy

Klingt super @Rica versuche ich beim nächsten Mal umzusetzen. 👍🏼


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13.06.2024 17:28
avatar  Rica
#238
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Zitat von Rica im Beitrag Kleider-Messie-Mama aus Hamburg, Hilfe!
Zitat von Roxy im Beitrag Kleider-Messie-Mama aus Hamburg, Hilfe!
Eine Freundin war gestern bei uns und half beim strukturieren und auf ein mal ging alles wie von alleine.


@Roxy
So ein Aha-Erlebnis wie du und deine Tochter hatte ich mit einer professionellen Aufräumcoachin.

Ich verwende extrem viele Nahrungsergänzungsmittel, mische mein eigenes Eiweißpulver usw. Die vielen Zutaten stapelten sich in offenen Kartons und in einem Regal, sahen messiehaft aus, nahmen viel Platz weg und ich musste immer lange nach dem suchen, was ich gerade brauchte.

Die Aufräumcoachin warf einen Blick auf die Katastrophe und leerte meine beiden riesengroßen Weidenkörbe, die irgendwelchen Krempel enthielten. Alle Pulver räumte sie in den einen Korb, alle Kapseln und Tabletten in den anderen Korb. Sie stellte alles aufrecht, und damit übersichtlich, in die Körbe - und hob die beiden Körben auf das oberste Abschlussbrett meines Wohnzimmerregals.

Davor platzierte sie meine stabile, dekorative Minihaushaltsleiter, über die ich leicht an die knapp unter der Zimmerdecke untergebrachten Körbe herankam.

Problem gelöst, wahrscheinlich für immer: Es funktioniert und ich benutze das heute noch genau so, wie sie es eingerichtet hat.


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14.06.2024 19:53
avatar  Rica
#239
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Als Messie-Minimalistin betrachte ich Ikea als Speiselokal. Die Möbelaustellung besuche ich wie ein Museum. Und wie einen Menschenzoo, um Käufer in ihrem natürlichen Habitat zu beobachten.

Heute blickte eine junge Frau bei Ikea in ihren Einkaufswagen. "Dafür, dass wir nichts brauchen, haben wir ganz schön viel", sagte sie zu ihrem Begleiter, und deutete auf den Inhalt ihres Einkaufswagens.

Fasziniert schrieb ich die Szene in mein Notizbuch.

Kurz darauf hielt ich verliebt ein Duo blaugeblümte Jumbotassen in den Händen.

Ich liebe blaugeblümtes Porzellan. Und Jumbotassen sind mein Hauptgeschirr. Ich verwende übergroße Tassen multifunktional als Essschalen, Teetassen usw.

Ich hätte diese Tassen sehr gerne gekauft. Doch eine liebevolle innere Stimme sagte hörbar lächelnd zu mir: "Wenn du sie hättest - wo würdest du sie unterbringen?"

Auch diesen Gedanken schrieb ich in mein Notizbuch.

Ich dachte an meine beiden vorhandenen Jumbotassen, Volumen knapp 400 ml. Eine konische, eierschalenfarbene Tasse von Ritzenhoff & Breker, Aufdruck "Sweet Home". Eine bauchige, weiße Suppentasse von Gefro, "Suppenpause!" in Rot aufgedruckt. Beide perfekt als Essschalen, aber von der Form her unbefriedigend als Teetassen. Beide manchmal fast zu klein für meine täglichen Smoothies und Proteinshakes.

Ich dachte daran, wie ungewöhnlich viel Geschirr ich zerbreche. Die Lebensspanne meiner Porzellanwaren ist kurz. Es ist gut, wenn ich einige Stücke auf Vorat kaufe, wann immer ich etwas Geeignetes sehe.

Ich wollte Ikeas Blaugeblümte so gerne haben. 500 ml! Passende Form zum Teetrinken. Habe ich die blauen Blümchen auf weißem Grund schon erwähnt?

Sehr nachdenklich ging ich ins Restaurant und füllte meinen Magen mit veganen Köstlichkeiten. Und mit einem ganz und gar nicht veganen und überhaupt nicht ketogenem Stück Schokoladenkuchen. Freitag ist mein diätfreier Tag.

Anschließend besuchte ich erneut das Tassenduo.

Und kaufte es nicht.

Sollten mir die Blaugeblümten in einem Monat immer noch im Kopf herumspuken, hole ich mir die Schätzchen.


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15.06.2024 19:24
avatar  Rica
#240
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„DER VERZICHT NIMMT NICHT. DER VERZICHT GIBT.“ – MARTIN HEIDEGGER, DEUTSCHER PHILOSOPH


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