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Die Möchtegern-Minimalistin
Zitat von Robin im Beitrag #220
Also unter "Aufräumen" verstehe ich den Prozess, bei dem die vorhandenen Dinge innerhalb der Wohnung an einen anderen, besseren Platz gebracht werden. Dinge aus der Wohnung zu entfernen, ist für mich nicht mehr "aufräumen" und definitiv meist nötig bei Leuten, deren Wohnungen so aussehen, als ob sie Messies wären.
@Robin
Das sehe ich genau wie du. Vermutlich meint Küstenmacher das gleiche wie wir und hat das nur zu verkürzt formuliert. Bzw. ich habe ihn auch nicht wörtlich zitiert, weil ich nur aus dem Gedächtnis wiedergegeben habe, was er in der Doku sagte.
Zitat von Robin im Beitrag #220
Ich glaube, das wichtigste ist, dass man für sich selbst zu einer Einschätzung kommt, *wie viele* Dinge man ungefähr im Griff haben kann und dann dafür sorgt, dass man mehr Dinge auch nicht hat.
Tausend Dank für diese knackig kurze Anleitung! Genau so ist es.
Damit erübrigt sich vielleicht auch das Thema Minimalismus. Denn Minimalisten in spe sagen, sie wollen nur behalten, was sie auch benutzen. "Benutzen" bedeutet für mich im Wortsinn, etwas im Griff zu haben: Man begreift es als etwas, das man benötigt, greift danach und hat es dadurch letztlich im Griff.
Vorhin habe ich mich (möglicherweise zum ersten Mal aktiv) dagegen gewehrt, dass eine an Sprechdurchfall leidende Person mich als verbale Kloschüssel benutzt.
Diesmal hat mich nicht die redefreudige Reinemachfrau im Treppenhaus gestellt, sondern eine Nachbarin hat mich wortreich am Müllhaus festgetackert.
Während sie mich vollblubberte, fiel mir ein, dass ich mir geschworen habe, mich nicht mehr auf diese Weise missbrauchen zu lassen.
(Missbrauchen ist ein starkes Wort, doch es trifft genau, was ich bei und nach solchen Verbattacken empfinde. Ich relativiere mit der Verwendung des Wortes Missbrauch hier nicht Vergewaltigung und Kinderschändung. Für diese grauenhaften sexuellen Vergehen sollte es ein eigenes und sehr viel stärkeres Wort geben, finde ich übrigens.)
Ich überlegte mir ein Thema, das die Naczbarin interessieren könnte, hakte an passender Stelle ein und sagte ein, zwei zusammenhängende Sätze, statt ausschließlich zuzuhören und ergeben zu nicken.
Die Nachbarin war so überrascht davon, nicht mehr das Wort zu haben, dass sie mir tatsächlich zwanzig Sekunden lang zuhörte. Dann hatte sie sich von ihrer Verblüffung erholt, riss das Wort an sich und plapperte weiter auf mich ein.
Ich wiederholte mein Manöver dreimal. Da ein reales Gespräch, statt ihres Monologs, der Nachbarin keinen Spaß machte, verabschiedete sie sich nach wenigen Minuten. Normalerweise entleert sie sich verbal mindestens eine Viertelstunde lang.
Ich war sehr zufrieden mit mir. Statt mich benutzen und in den Staub tretn zu lassen, hatte ich ihr auf faire Weise Kontra gegeben. Statt ihr resigniert als Abfalleimer für ihren Wortmüll zu dienen, bot ich mich als echte Gesprächspartnerin an.
Wirklich, ich bin stolz auf mich.
@Rica
Joa. Wobei eine Sammlung gewissermaßen ein Set sein kann und es okay ist, so lange man innerhalb der Sammlung durchblickt. Z.B. Bücher: Wenn man für sein Thema einen umfangreichen Handapparat angelegt hat, ist das ja okay, so lange man da tatsächlich weiß, wie man das findet, was man grade sucht. Für diese Benutzung muss man nicht jedes der Bücher in nächster Zeit lesen.
@Rica
Ja, stimmt schon, das kann voll nach hinten los gehen das "Ich mache das später, weil es sich dann erst lohnt." Bei mir klappt das aber durchaus, dass ich ein Mal die Woche alles wegspüle und dass ich bügle, sobald der Stapel hoch genug ist.
Heute habe ich die Sparte Hosen&Röcke aussortiert. Obwohl ich vor gar nicht langer Zeit einen ganzen Stapel Jeans weggegeben habe, hatte ich es heute immer noch 51 Hosen und 6 Röcken zu tun.
Meine beim T-Shirt-Aussortieren eingeführte Methode der Ausschlusskriterien funktionierte auch bei den Hosen und Röcken:
Weg konnte alles, das:
- die Oberschenkel dick aussehen lässt
- keinen hübschen Po formt
- trotz passender Größe einen Presswursteffekt erzeugt (Skinny Jeans!)
- von Schnitt oder Farbe her nicht gefällt
"Unbequem" dagegen ist kein Ausschlusskriterium. Levis 501er ohne Stretch aus 100 Prozent Baumwolle sind per se nicht komfortabel. Trotzdem fühle ich mich mit ihnen in der Öffentlichkeit sehr wohl, weil der dicke, starre Stoff mich stützt und schützt und Bauch und Beine schön formt.
Es heißt immer, Stretchjeans hätten diesen figurfreundlichen Shapeeffekt, doch das halte ich für einen Mythos. Kennt ihr diesen hässlichen Hubbel aus erschlaffter Oberschenkelmuskulatur an der Innenseite des Knies? Stretchjeans betonen diesen Makel und machen durch ihr anschmiegsames Wesen jedes Pfund zuviel an den Oberschenkeln sichtbar. Der Bauch wird durch Stretch kugelrund nachgezeichnet. Stretchumhüllte Kugelstoßer-Waden protzen mit ihrer Masse.
Zum Glück fand sich ein halbes Dutzend 511er Levis Herrenjeans in meiner Sammlung. Die sind mit Stretch, doch ohne den Exhibitionismus von Damenjeans. Ich erklärte die 511er sofort zu stylishen, bequemen Haushosen. ♡
Ich bekam eine beachtliche Ladung für den Altkleidercontainer zusammen: Von den 51 Hosen blieben nur 16 Hosen bei mir - 35 Hosen konnten weg! Von den 6 Röcken kamen 2 weg. Ich habe alle aussortierten Teile sofort zum Container gebracht.
Es fühlt sich verdammt gut an, nur noch sehr attraktive Hosen zu besitzen. Plus die Entdeckung der 511er als Haushosen! Ich habe schon lange darüber nachgedacht, ob es für zu Hause nicht eine ansehnlichere Lösung als Sweathosen gäbe, die trotzdem bequem wäre. Die 511er übernehmen jetzt den Job.
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