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Umstrukturierung innen und außen
Ich weiß noch nicht, wie lange ich hier mitschreibe, aber vielleicht ist das ein guter Ort, um einfach die weitere Entwicklung zu dokumentieren - falls das ok ist. Ansonsten verschieben, löschen, wie auch immer.
Also der Sinn der Sache ist der, dass ich diesen Thread als Tagebuch für therapeutische Zwecke nutzen möchte. So kann ich sehen, was ich geschafft habe und was ich vielleicht noch übersehe. Eventuell erkennt sich auch jemand ein bisschen drin wieder und nimmt ein paar Gedanken für seinen eigenen Werdegang mit. Das wäre toll.
Ich war schon als Kind in Grundzügen sehr unordentlich und ehrlich gesagt auch eher unsauber. Hausarbeit war so profan.. Etwas, das man nicht macht, weil man sich nämlich mit wichtigeren/interessanteren Dingen beschäftigt wie z.B. Paläontologie oder Raumfahrt. Ihr versteht, was ich meine.
Das ging so weit, dass mein Zimmer als Teenager komplett vermüllt war. Ein großes Problem war schon immer, den Kram einfach aus der Wohnung zu schaffen.
Jedenfalls war ich es extrem leid, mit meiner Mutter unter diesen Umständen unter einem Dach zu wohnen, da sie mich auch ihrem Besuch vorführte als Negativbeispiel, der Besuch sich über den Gestank aus meinem Zimmer beschwerte und blöde Kommentare abgab. Im Endeffekt führte das nur noch mehr dazu, dass ich es verstecken wollte.
Mit dem Einzug in die erste eigene Wohnung war ich dann frei. Nie wieder putzen müssen! Keiner, der mir Vorschriften macht wo was hinzuräumen ist. Super Sache.
Tja, bis ich selber Besuch haben wollte und es dann zum Problem wurde. Es waren nur 20qm, aber im Zimmer konnte man nur noch durch Schneisen gehen... Ordnung, was ist das? Putzen? Bäh, eklig.
Nun mit Anfang 30 habe ich nach sehr langer Suche endlich kapiert, woran das alles liegt.. Neurologie! Ob man's als Krankheit oder "Seinsart" bezeichnet, dahin gestellt. Jedenfalls ticke ich eben anders als die meisten, die Routinen mögen und einhalten können, die gerne putzen, die gerne aufräumen. Hinzu kommt bei mir, dass ich sensorisch recht empfindlich bin und daher Reinigung schon sehr anstrengend für den Kopf ist. Konzentrieren müssen kommt da noch dazu. Sehr schwierig.
Wenn ich aufräume, fühle ich mich in dem Moment nicht gut. Es ist anstrengend. Und wenn ich fertig bin, ist ein kurzer Erfolgsmoment da, danach fühle ich mich aber nicht mehr wohl. Es fehlt dann was. Dann fange ich wieder an, Sachen irgendwo liegen zu lassen. Fallen sie runter, ja mein Gott, dann liegen sie eben unten. Mir doch egal, ich hab besseres zu tun...
So viel mal zur Theorie.
Was ich vorhabe: Nachdem das Problem erkannt ist, versuche ich mir meine Wohnung ADHS-freundlich einzurichten. Feste Plätze, feste Abläufe. Und zwar so, dass ich möglichst wenig im Haushalt tun muss, da es mir eben sehr schwer fällt und ich definitiv keine Routinen einhalten kann, die ich nicht jeden Tag tue.
Der erste Schritt war tatsächlich die Anschaffung eines Waschtrockners. Hab ich immer abgelehnt, Schnickschnack und Umwelt und überhaupt! Aber seit der da ist, wasche ich ohne Aufwand regelmäßig alle Wäsche und bin nicht mehr überfordert mit der Frage: Wo trockne ich meine Laken und Handtücher? Ich muss nicht mehr mühselig alles aufhängen und dann tagelang einzeln von der Leine nehmen, weil nichts im Schrank ist (ich hab nicht soo viele Sachen).
Daraus hab ich gelernt. Es ist so eine riesige Erleichterung und gibt wahnsinnig viel Lebensqualität zurück.
Eine weitere Verbesserung war, dass ich angefangen habe, morgens als erstes und abends als letztes die Katzenklos zu reinigen. Das ist keine Routine, über die man nicht nachdenkt. Ich muss mich jedes Mal bewusst dazu entscheiden und überwinden. Aber ich finde es wichtig, dass die Klos sauber sind. Früher war das nicht so. Da hatte ich zu viel mit mir selber zu tun und die Tiere hatten Pech. Und das möchte ich nie wieder so halten.
Man kann immerhin durch die Wohnung laufen. Es ist nicht sauber, man sollte Schuhe tragen. Aber es geht (anders als früher). Ab und an kann ich sogar durchkehren, wenn es mich rappelt.
Und das ist erst der Anfang.
Was hier noch folgen soll:
Haushaltsführung / Putzen. Wird sicher nicht nach Plan laufen, aber vielleicht finde ich eine gute Strategie.
Einrichtung / förderliche Alltagshelfer - eben ADHS-freundlich.
An den Möbeln wird sich erst mal nicht viel ändern und die Raumaufteilung ist an sich auch ganz ok. Wenn man den Couchbereich auch wieder gefahrlos nutzen kann, ist schon viel getan. Einen neuen Kratzbaum soll es geben und mehr Schränke (geschlossen wegen der Katzen, aber vielleicht mach ich ein Kisten-System, damit ich nicht immer alles durcheinander schmeiße).
Im Flur soll auf jeden Fall möbeltechnisch auch was passieren und mehr freie Fläche kommen. Da ist im Moment zu viel zugestellt. Ne Garderobe und ein Stuhl wäre toll. Ersteres ist vorhanden, aber nicht angebracht. Stuhl ist theoretisch auch vorhanden, müsste man mal aufwerten.
Also noch sehr viel zu tun. Erst mal alles frei räumen und sauber bekommen, danach der Rest.
Ich finde das eine sehr gute Idee, Deine Weiterentwicklung hier zu dokumentieren :-)!
Wir sind uns da sehr ähnlich, auch ich war schon als Kind unordentlich und hatte diese Vermüllungsproblematik, das zieht sich schon durch mein ganzes Leben! Ich denke auch, dass es für für Menschen wie uns genau die richtige Strategie ist, den Haushalt so "energieschonend" wie möglich zu gestalten! Auch für mich ist Putzen und Aufräumen einfach nur anstrengend, es gab wenig Momente in meinem Leben, wo mir Aufräumen Spaß gemacht hat ;-). Daher ist es genau das Richtige für uns: feste Plätze in der Wohnung zu haben!
Ich wünsche Dir gutes Gelingen und freue mich schon auf Deine Fortschritte, denn Du bist auf einem guten Weg :-)!
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Entwicklungstagebuch ist wunderbar.
Sei dir bewusst, dass diese Texte öffentlich gelesen werden können.
Ich denke, sie helfen sehr und manches möchtest du dennoch vielleicht nicht schreiben.
Zitat von hanabi8 im Beitrag #1
Wenn ich aufräume, fühle ich mich in dem Moment nicht gut. Es ist anstrengend.
Genau.
Es hat mich reichlich innere Arbeit gekostet, um die Anstrengung heraus nehmen zu können, damit ich mich beim Aufräumen nicht immer schlecht fühle.
Wenn du dem Vorhaben einen spielerischen Touch geben kannst, könnte es bereits einen Teil der Anstrengung mildern.
Zitat von hanabi8 im Beitrag #1
Und wenn ich fertig bin, ist ein kurzer Erfolgsmoment da, danach fühle ich mich aber nicht mehr wohl. Es fehlt dann was.
Was fehlt?
Ich habe herausgefunden, dass die äusserer Leere meine innere Leere triggert und mich ebenso umfangreich wie mit der Anstrengung auch mit meiner inneren Leere beschäftigt.
Bei mir sieht es bis jetzt weiterhin chaotisch aus, doch wenn ich mal einen leeren Platz habe, kann ich diesen besser (er-)tragen und wenn ich daran gewöhnt bin, belastet mich die Leere emotional weniger. Es ist viel Arbeit, die LEERE, die jetzt sichtbar ist und auslöst von einer sehr frühen Leere emotional zu trennen, weil die Emotion sich im selben Augenblick zeigt.
Die viele Arbeit dauert ihre Zeit und sie ist sehr individuell und ich finde sie sehr lohnenswert.
Denn für meine Verhältnisse weiss ich endlich wie sich Gelassenheit in stressigen Situationen anfühlen kann. Das gab es früher nicht.
Beispiel
Auto bleibt mit Wasserschaden stehen.....früher:Panik, was tun, hyperaktivität....
oder heute: o.k., weiter fahren ist jetzt nicht mehr drin. wen zuerst anrufen, wen als nächstes, wie lange dauert es bis der abschleppdienst kommt...wie lange darf ich parken.....und die Panik kommt vielleicht erst dann, wenn der Akku vom Telefon sich dem Ende zuneigt oder auch nicht, weil alles erledigt ist.
@IBI
Was Du Leere nennst, würde ich Weite nennen oder Platz. Ich mag gerne Räume, die recht leer sind, z.B. wie Hotelzimmer. Denn das gibt Raum für Neues! Und Platz für mich. Um mich zu bewegen und weiterzuentwickeln.
Ich lese hier aber immer mal wieder recht negative Wahrnehmungen von aufgeräumten Wohnungen. :-)
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