Achtung, ich fürchte ich muss mal eben in den Klugscheißer Modus verfallen. Ich hab da nämlich vor ewigen Zeiten Mal ne Vorlesung zu gehört. (Hoffe ich gebe das korrekt wieder)

Art 1 Abs 1 GG ("Die Würde des Menschen ist unantastbar, Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt") ist ein GRUNDRECHT. Die Grundrechte als solche sind Schutzrechte gegen den Staat.
Heißt.
Es geht bei Art1GG darum, dass die Regeln , die der STAAT raushaut nicht entwürdigend sein dürfen. Wenn mein Nachbar (ZUM BEISPIEL!) drauf steht mit einem meterlangen Periskop in mein Badezimmerfenster zu spähen, kann ich das zwar entwürdigend finden. Ich kann ihn aber trotzdem nicht wegen Verstoß gegen Art1GG belangen. Weil sich dieser Artikel nämlich überhaupt nicht an meinen Nachbarn richtet, das ist insbesondere keine Anspruchsgrundlage, auf der ich den Nachbarn auf Schadensersatz oder Unterlassung verklagen kann und kein Straftatbestand für den er in den Knast käme. (Müsste man gucken, was es an passenden Gesetzen im BGB oder StGB gibt)

Wenn die Regierung andererseits ein Gesetz machte, was es der Polizei ohne konkrete Gründe oder richterliche Anordnung erlaubte, ab sofort Kameras in meinem Badezimmer anzubringen und mir zuzugucken, was ich unter der Dusche treibe, wäre die Frage, ob dieses GESETZ vorm Bundesverfassungsgericht Bestand hätte. Weil DAS GESETZ ggfs in meine Rechte und meine Würde eingreift.

Der Gesetzgeber hat einen gewissen Ermessensspielraum, in dem er die Verfassung interpretieren darf. Denn nur, weil ich eine andere Vorstellung von meiner Würde habe, als die Regierung ist ja nicht gleich alles was die tun unzumutbar. Ist halt Pech für mich, wenn ich was anderes besser fände. (Wenn also zB ein Gesetz erginge, dass in Schulen zukünftig Schuluniform getragen werden muss, mag mancher Schüler das Tragen weißer Kniestrümpfe entwürdigend finden - musser dann aber trotzdem durch, weil der Gesetzgeber eben diesen Ermessensspielraum hat. #Pech. Wenn ein Gesetz erginge, dass in Schulen zukünftig in knallpinkem Latexstringtanga und sonst nix herumgelaufen werden muss, hätten Schüler, die das entwürdigend finden mMn Chancen, dass das Gesetz keinen Bestand hat.)

Heißt. Der Grund warum das da steht, ist nicht dass wir nicht ständig und ununterbrochen irgendwelchen Eingriffen in unsere Würde ausgesetzt sind. (Wenn man son Nachbarn hat, dann HAT man den. Der löst sich ja nicht in Luft auf.)
Sondern, dass es Aufgabe der staatlichen Gewalt ist, bei dem was sie tun zu versuchen unser aller Würde bestmöglich zu erhalten und zu schützen. Und wenn der Gesetzgeber das nicht beachtet, sondern Gesetze erlässt, die meiner Würde zuwider laufen, dann (!) kann ich in diesem unserem Rechtsstaat gegen diese entwürdigenden Gesetze vorgehen.

Plakativ ausgedrückt:

Mit dem blöden Nachbarn muss ich leben. Aber gegen ein Gesetz, dass der ohne zu fragen ne Kamera über meiner Badewanne anbringen darf. DAGEGEN bin ich durch Art 1GG geschützt.

(Also, das ist UNGEFÄHR! Okay? Ich bin kein Verfassungsrechtsexperte und das ist auch nur ne Sybille-auf-Couch Zusammenfassung, kein Aufsatz. Also, wenn irgendwer an irgendeiner Formulierung Anstoß nimmt, dann kann der Beitrag meinetwegen auch gelöscht werden, wir brauchen echt keine Diskussion über die Beispiele beginnen, die sind sowieso bloß spontan und von mir. Auf Quellen nachschlagen, Zitate einfügen und Formulierungen auf 100%ige Korrektheit abklopfen hab ich nämlich gerade schlicht und ergreifend keinen Bock. So hab ICH das damals verstanden mit den Grundrechten. Das ist alles.)

#KlugscheißmodusEnde

Geht das?

Gute Frage.

An manchen Tagen denke ich, dass ich den Haushalt im Griff behalten könnte, wenn ich bloß einmal Grund reinbekäme. Aber ich bekomme halt keinen Grund rein, weil ich nicht weiß wie dieser Grund aussehen soll. Kann mir offensichtlich auch keiner sagen. (Schließlich muss ja ICH wissen, wie es werden soll, wer denn sonst?)

Teufelskreis.

Wie durchbricht man einen Teufelskreis? Am schwächsten Punkt. Und der ist bekanntlich immer da, wo es am meisten weh tut.

Ach...