Neues aus dem Horrorhaus

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18.11.2023 14:20
avatar  Gitta
#1151
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Anna, ich frage mich, warum Du so wohlwollend mit Deiner Schwester umgehst, obwohl sie es Dir nicht dankt. Ich frage mich überhaupt, wie Du Deine Schwester siehst. Ich selbst war immer sehr neidisch auf die Goldkinder. Okay, ich kannte sie mehr aus der Ferne, weil ich keine Geschwister hatte. Also diese vor (überzogenem) Selbstvertrauen strotzenden (Ekel-) Pakete, denen Lob, Stolz und Anerkennung in den Arsch geblasen wurde. Ich fand es und finde sie wohl immer noch grauenhaft. Vielleicht ist das ein Fehler von mir. Vielleicht kannst Du mich aufklären, wie es diesen (eigentlich) armen Würstchen wirklich innerlich geht.


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21.11.2023 06:48 (zuletzt bearbeitet: 21.11.2023 07:49)
avatar  Wolfram
#1152
Wo
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21.11.2023 16:53
#1153
An
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@Gitta
Tja, unsere Eltern haben uns vollständig unterschiedlich erzogen. Ich wurde darauf getrimmt, Verständnis für andere zu haben und anderen zu helfen, Verantwortung zu übernehmen und so weiter. Das wurde von meiner Schwester alles nicht verlangt.
Leider fallen einem als Kind Widersprüche nicht so gut auf. Einerseits wurde meine Schwester nämlich immer als kleiner und schwächer und empfindsamer dargestellt, die ich schonen und unterstützen muss. Andererseits wurde von ihr egoistisches und schlechtes Verhalten absolut akzeptiert.
Ich glaube, dass es einfach so ist, dass meine Schwester eher die Bedürfnisse meiner Mutter erfüllt hat. Meine Mutter war eine narzisstische Borderlinerin. Und meine Schwester war das ängstliche, anschmiegsame, niedliche Töchterlein, das immer zu weinen anfing, sobald meine Mutter wütend oder traurig war. Das gefiel der Mutter natürlich.
Ich war unabhängiger und weniger manipulierbar. Besonders schlimm war, dass ich schlank und in der Schule erfolgreich war. Beides gefiel meiner Mutter gar nicht. Ich denke, dass meine Schwester genau darum sich eine Wampe angefuttert und schlechte Noten geschrieben hat, weil sie merkte, dass sie das tun muss, um unserer Mutter zu gefallen.
Gitta, ich hoffe, es tröstet Dich, dass diese Goldkinder eigentlich arme Würstchen sind. Sie bekommen zwar Geschenke und öffentliches Lob, aber der Preis dafür ist, dass sie sich vollständig an den Eltern und deren Bedürfnissen orientieren und keine eigene Persönlichkeit entwickeln. Sie geben sich zwar selbstbewusst, sind aber innen ganz unsicher. Genau das macht sie ja so unangenehm im Umgang. Meine Schwester schwankt immer hin und her zwischen Arroganz und Kleinmädchenverhalten. Wenn ich sie mal ein wenig unter Druck setze und etwas von ihr fordere, dann winselt sie mit Kinderstimme und macht auf hilflos.
Da ich etwas von ihr brauche, nämlich dass sie sich weiterhin am Sortieren des Erbes beteiligt, gehe ich immer nur so weit wie es geht mit dem Druckmachen. Ich will ja nicht, dass sie den Kontakt abbricht und gar nicht mehr kommt. Dann bleibt nämlich der ganze Kram hier liegen, weil es ja nicht mein Eigentum ist und ich es aufbewahren muss, bis der Verbleib des Erbes geklärt ist.
Meine Schwester beklagt sich immer, dass die Leute heutzutage alle so ruppig seien. Das kann ich so nicht bestätigen. Aber wenn sie sich den anderen gegenüber genauso egoistisch und pampig verhält wie mir gegenüber, wundert mich das nicht. Sie ist so ein Landei, das immer mit denselben Leuten zu tun hat. Ich bin schon oft umgezogen und habe zahlreiche Jobs gehabt. Da lernt man, nett zu anderen zu sein, damit man mit ihnen klar kommt. Schließlich muss man sich als Neuling und Fremde irgendwie integrieren. Das braucht meine Schwester nie zu tun.
Auf diese Weise haben wir uns auch echt krass auseinander entwickelt. Beispiel Vorurteile: Meine Schwester labert wirklich jeden Mist nach, Verschwörungstheorien, ausländerfeindliche Sprüche, blöde Sprüche gegenüber Bürgergeld-Empfängern. Ich bin schon so viel herumgekommen und habe so viele Leute kennen gelernt, dass ich inzwischen kaum noch Vorurteile habe. OK, ein paar habe ich aus Erfahrung, aber ich weiß, dass es immer auch Ausnahmen gibt.


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21.11.2023 17:00
#1154
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@Wolfram
Vielen Dank, sehr interessant. Dann haben wir das ja auch richtig gemacht. Zum Beispiel wenn man alle Handtaschen auf einen Haufen tut, dann fällt das Entscheiden relativ leicht. Mir war es wichtig, mit den Dingen anzufangen, in denen am stärksten der Schimmel steckte, nämlich Textilien und Bücher.
Wenn ich mir vorstelle, dass meine Eltern mit dabei gewesen wären, oh weh! Da waren ja sehr viele Dinge dabei, die für sie Erinnerungswert hatten und für uns nicht. Ganz viele Reisesouvenirs beispielsweise.
Das mit der Versöhnung hatte ich tatsächlich auch gehofft, aber dazu sind zwei nötig. :-(


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09.02.2024 23:32 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2024 23:34)
#1155
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Hm, also mich gibt es noch. Das Horrorhaus auch. Ich würde gerne mal anfangen, mich hier zu Hause zu fühlen, aber naja... Dazu ist es immer noch zu voll und zu fremdbestimmt. Seit mehreren Jahren sind wir schon am Entrümpeln und meine Prognose lautet konstant "Das dauert noch mindestens ein Jahr". Problem ist, dass wir immer langsamer und langsamer werden. Meine Schwester kommt immer kürzer und immer seltener.
Und jedes Mal wenn sie zu Besuch ist, bringt sie ein oder zwei Klopfer. Das letzte Mal teilte sie mir wütend mit, dass die Leiter, die ich benutze, eigentlich ihre ist. Die hat sie mal unseren Eltern geliehen. Die war teuer. Wie ich überhaupt darauf komme, ihr Eigentum zu benutzen? Na, ich wusste nicht, dass es ihre ist. Ich sagte ihr, sie könne sie sofort mitnehmen. Natürlich ruderte sie wieder zurück und sagte, sie nehme sie das nächste Mal mit. Keine Ahnung, wann das sein sollte. Für morgen hat sie vorhin abgesagt wegen Krankheit. Ich wusste gar nicht, dass sie morgen kommen wollte, weil sie auf meine Mail nicht geantwortet hatte. Hatte aber halb damit gerechnet, dass sie irgendwann am Nachmittag kommt. Meistens kommt sie, falls sie nicht absagt. Uhrzeit kann man mit ihr nicht vereinbaren, macht ja Stress. Sie beklagte sich dann noch, wie schmutzig die Leiter sei. Also versprach ich sie zu putzen. OK, jetzt steht sie also schön sauber hier herum und ich darf sie nicht benutzen, aber meine Schwester wird sie garantiert nie mitnehmen, weil ihr Auto immer zu voll ist, um eine Leiter hinein zu tun. Und solchen Quatsch macht sie jedes Mal. Die blöde Kuh nervt, fühlt sich selbst aber als Opfer. Ihre Unhöflichkeit würde ich ihr am liebsten mal in den Hals stopfen. :-(
Ansonsten geht es mir aber besser. Bin diesen beschissenen Job los, der zu Burnout geführt hatte. Obwohl ich immer noch viel arbeite, wird es gesundheitlich immer besser. Ich mache zwar viel, kann aber selbst entscheiden, habe Spaß dabei und der ganze Psychostress fällt weg. Habe neulich eine Sendung über eine Psychosekte gesehen. Ich lächelte ironisch und dachte: "Hey, so ging es bei mir bei der Arbeit auch zu."


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