@Miranda
Ja, schon als das Handy sich verbreitet hat, habe ich beobachtet, dass die Leute sich nicht mehr verbindlich verabreden. Manchmal wurde ich versetzt mit der Begründung, dass ich ja kein Handy habe, auf dem man mir hätte kurzfristig absagen können. Dabei bin ich damals in die Telefonzelle gegangen und habe versucht, sie auf dem Handy zu erreichen, aber sie nahm nicht ab. Ich würde doch erwarten, dass wenn mich jemand versetzt, diese Person dann wenigstens um die verabredete Zeit erreichbar ist. Mit der blöden Kuh habe ich mich nicht mehr verabredet.
Aber heutzutage wollen sich ja alle nur spontan verabreden, ohne vorher eine Uhrzeit festzulegen. Also, mit mir kann man eine Uhrzeit vereinbaren und dann plane ich den ganzen Rest darum herum.
Ich könnte meine Schwester darum bitten, mich anzurufen, wenn sie sich auf den Weg macht. Sehr viel früher wird sie sich bestimmt nicht festlegen, weil sie erst ausschlafen will und dann mal sehen, wie lange sie für ihre Einkäufe braucht. Also, ich brauche dafür ja immer gleich lang, naja. Aber letztlich bringt es mir relativ wenig, wenn sie mich 10 Minuten vorher anruft nach dem Motto "Ich bin dann gleich da". Ich kann deswegen die Mahlzeiten auch nicht spontan anders planen oder so. Ich könnte aber das, was ich gerade mache, schnell noch fertigstellen und nichts Neues anfangen. Das wäre schonmal was.

Gerade musste ich mal wieder schwer durchatmen. In der Mittagspause krame ich ja immer ein wenig herum. Neben dem Telefon liegt ein Stapel mit Telefonbüchern. Die veralteten Versionen und überflüssige Zettel hatte ich schon vor einem Jahr oder so entsorgt, aber dachte ich, lasse die Telefonbücher mal liegen. Vielleicht benutze ich sie ja. Ich habe in meinem Leben noch keines gebraucht, aber könnte ja sein. Manches benutzt man, wenn es dann da ist. Aber hier war das nicht so. Wenn ich meine Bekannten anrufe, dann habe ich ihre Nummer notiert. Und für Handwerker nehme ich die alte Rechnung oder die Gelben Seiten oder deren Webseite, um an Kontaktdaten zu kommen. Es ist auch noch nie vorgekommen, dass ich eine neue Bekannte aus dem Telefonbuch heraussuche und anrufe. Ich rufe nur Leute an, die mir ihre Nummer persönlich gegeben haben. Darum habe ich jetzt die Telefonbücher aussortiert. Um die großen war so eine Plastikhülle außen herum, die man eventuell noch benutzen könnte. Habe überlegt, ob ich sie gleich ins Tauschregal bringe oder meine Schwester frage, ob sie sie brauchen kann. Und dann sah ich die riesige, zerquetschte, tote Spinne. Uarg! OK, also, lassen wir mal. Klar, man könnte sie wegwischen, aber irgendwie braucht keiner so ein altes, schmuddliges Ding, an dem Tierleichen kleben. Uarg, das ist so gruselig hier!! Je weniger Kram man hat, umso weniger Leichen können sich verstecken.

Mir fiel gerade mit Schaudern ein, dass ich meine Schwester hätte fragen können, ob sie das Telefonbuch will. Ich weiß schon, was dann passiert wäre:
"Ich hab schon eines, müsste ich haben, aber das ist irgendwie untergegangen. Lass das Telefonbuch also mal da liegen für den Fall, dass ich es mal brauche."
"Und wann nimmst Du es mit?"
"Wieso soll ich es mitnehmen? Das lag doch schon immer da, da ist doch Platz dafür. Da liegt es gut."
Genauso wie sie dachte, im Regal bleiben die Kochbücher von meiner Mutter, von denen ich ausdrücklich gesagt hatte, dass ich sie nicht haben will. Und stattdessen werfe ich meine eigenen weg oder was?