Inzwischen brauche ich nur noch eine Stunde pro Tag für den ganzen Ebay-Handel. Das ist deutlich besser als zwei Stunden. Schon krass. Ich war zwei Jahre damit beschäftigt, die Kleidung meiner Eltern zu waschen, zu bügeln, zu fotografieren und bei Ebay einzustellen. Ich finde es immer noch unverständlich, dass meine Schwester das tatsächlich von mir verlangt hat. Aber sie fühlt sich natürlich unschuldig. Denn erstens mal bringt es ihr nur Nutzen aber keinen Nachteil, wenn sie das fordert, zweitens hat sie ja immer angeboten, dass sie auch einenn Teil verkauft, drittens kann sie die Verantwortung für den Scheiß, den sie macht, immer auf ihren Freund abladen und viertens ist es ja meine freie Entscheidung, wenn ich das mache. Ich hätte doch auch die Sachen einfach hier liegen lassen können und weiterhin in meiner schönen Stadtwohnung leben können.
Wobei ich sagen muss, dass das wirklich nicht gegangen wäre. Wenn man so ein Schimmelhaus nur ein Mal pro Woche lüftet, dann schimmelt es einem einfach zusammen, Inhalt und Mauern. Da war wirklich Gefahr im Verzug.
Ich habe schon mehrfach angekündigt, dass ich nur noch bei Weihnachten Zeug bei Ebay verkaufe. Was dann noch da ist, wird gespendet. Ich habe meinen Anwalt gar nicht erst gefragt, ob ich das darf. Manchmal denke ich, der verarscht mich mit Absicht.

Langsam, langsam geht es voran. Ich war ja bei Ebay schon bei 800 aktiven Artikeln. Momentan nehme ich alles raus, was schon seit einem Jahr drin steht und selbst für 1 Euro niemand wollte. Das bringt es nicht, diese Sachen noch lange zu lagern in der Hoffung, doch noch irgendwann 1 Euro damit einzunehmen. Ich denke, die Unverkäuflichkeit habe ich damit belegt. Ab ins Tauschregal! Da auch ein paar Artikel gekauft wurden, bin ich jetzt bei 768 Artikeln runter. Gestern hat jemand so einen sperrigen Plastikliegestuhl abgeholt. Anlässlich meiner Party hatte ich die Gartenmöbel geputzt und mir dabei mit dem blöden Teil zwei Mal den Finger gequetscht und an den scharfen Kanten die Hand blutig gerissen. Das ist echt nicht mein Stuhl! Und er brauchte so viel Platz, hab das Teil auch noch nie benutzt. Von den Teppichen habe ich leider noch keinen los bekommen. Die Reinigung der Schimmelschränke im Keller schiebe ich immer noch vor mir her, aber immerhin habe ich die klebrigen Gläser herausgenommen und entsorgt. Ich muss mich wirklich überwinden, da irgendetwas anzufassen. Das ist total widerlich! Das Möbelstück vom Dachboden habe ich immer noch nicht herausgezerrt. Ich lasse nach, hab nur noch wenig Energie. Aber immerhin schaffe ich wieder die drei Teile pro Tag. Das ist eine gute Zahl, das kann ich über längere Zeit schaffen. Obwohl meine Schwester im Urlaub ist, komme ich so immerhin etwas voran. Auf keinen Fall darf ich stehen bleiben!

Heute habe ich den Keller gelüftet. Ich denke, es hilft mir dort zu arbeiten, wenn es weniger stinkt. Heute habe ich weitere klebrige Sachen dort entsorgt. Und noch mehr Kleiderbügel gefunden! Kleiderbügel ist gerade das Motto, habe in vier verschiedenen Zimmern Kisten mit wegzuwerfenden Kleiderbügeln bereitgestellt. Da sie so sperrig sind, kann ich nicht alle auf ein Mal wegwerfen, aber es ist schonmal gut zu wissen, dass sie in den nächsten Wochen weg kommen. Da ist noch so ein Korb mit Leinentaschen. Der ist morgen dran. Ich sortiere durch, welche fünf ich behalten will, von dem Rest soll meine Schwester sich welche auswählen und der Rest kommt ins Tauschregal. Das sind ungefähr 20-40, kann das schlecht schätzen. So viele brauche ich im Leben nie!

Das Chaos lebt. In diesem ganzen Durcheinander brüten jede Menge Insekten. Mäuse oder ähnliches Getier habe ich noch nicht gesichtet, aber würde mich nicht wundern. Manche Insekten sind ja recht hübsch wie neulich der Rosenkäfer sowie das Pfauenauge, das ich heute Morgen aus dem Keller an den Sonnenschein getragen habe. Diese haarige Spinne von neulich, die, wenn ich mich recht erinnere, sogar giftig ist, gefiel mir dagegen weniger. Immerhin ließ sie sich friedlich in einem Glas nach draußen transportieren, ohne ein Theater zu veranstalten. Aber so richtig gefällt mir das nicht. Grundsätzlich halte ich durchaus die eine oder andere Spinne in der Wohnung, die mir dann die lästigen und schmuddeligen Fliegen vom Hals hält. Aber normalerweise haben sie sich bei mir angemeldet und ich weiß genau, wer wo wohnt!

Meine wiederholte Hoffnung, ich hätte jetzt wirklich alle Tüten und Kartons auf gehabt, erweist sich immer wieder als Trugschluss. Ich habe noch einen Karton voll Weihnachtsdekoration gefunden!! Er steckte zwischen anderen Kartons, so dass ich ihn übersehen hatte. Immerhin ist nun in Keller und Dachboden dank ausgiebigem Lüften die Luft wieder besser. Umso mehr riecht man jetzt den Eigengeruch der Dinge dort!!

Immerhin fühle ich mich auf der Terrasse noch ein Stückchen wohler. Wie sehr ein Teil stört, das merkt man erst, nachdem es weg ist so richtig. Ich hatte ständig das Gefühl, ich muss um den sperrigen Liegestuhl herumlaufen und fürchtete gleichzeitig, dass er instabil werden und aufklappen könnte. Mir war schon immer klar, dass ich ihn vermutlich nie nutzen werde. Ich bin nicht so der Typ, der sich in die Sonne legt und schläft. Davon bekomme ich einen Sonnenstich und muss mich übergeben. Außerdem gefiel mir das Teil nie. Ich wollte ihn auf den Sperrmüll tun, aber meine Schwester widersprach. Ich weiß gar nicht mehr, mit welcher Begründung. Inzwischen weiß ich ja, dass ich ihre Begründungen getrost in der Pfeife rauchen kann. Das ist irgendwelcher Schall und Rauch. Ihre Gründe sind meist andere. Ich weiß, rein rechtlich müsste ich ihren Wunsch achten, dass dieser Liegestuhl auf meiner Terrasse stehen bleibt, welches auch immer ihre Gründe sind. Aber ich hatte ihr ja angeboten, dass sie ihn mitnehmen darf, aber sie wehrte ab mit der Begründung, dass sie ja keinen Platz dafür habe. Sowas ist auch nur in ihrem egozentrischen Universum logisch, wo ich keine Rechte habe. Sie kriegt die Hälfte vom Verkaufspreis, damit soll sie zufrieden sein.

Mal sehen, was ich als nächstes anstelle...

Hm, was mir gerade so einfällt: Ist meine Schwester Autistin? Messietum und Autismus scheinen oft ja Hand in Hand zu gehen. Ich glaube, weil Autisten oft Probleme haben, zwischen Wichtig und Unwichtig zu unterscheiden. Ich glaube, dass man beim Entrümpeln viel aus dem Bauch raus und emotional entscheiden muss, und das kann der Autist eventuell nicht so spontan.
Neulich habe ich ein Video gesehen über das Thema "Autismus versus ADHS". Also, ich habe eindeutig ADHS. :-)
Bei meiner Schwester sehe ich aber folgende Hinweise auf Autismus:
- Sie mag keine Veränderungen. Im Haus soll möglichst alles so bleiben wie es war.
- Sie mag aber Routinen, z. B. jeden Tag um die selbe Uhrzeit ins Bett gehen, jeden Samstagabend Grillen bei Babsi (Name ist erfunden).
- Sie wirkt oft überfordert und gestresst mit dieser Entrümpelung, mit Entscheidungen, mit Zeitmanagement, mit unerwarteten Themen, ...
- Sie hatte schon immer Konzentrationsschwierigkeiten, z.B. wenn es im Klassenraum laut war. Oder sich auf die Hausaufgaben zu konzentrieren. Dazu ging ihr zu viel im Kopf herum, sagte sie.
- Sie zeigt wenig Empathie. Gerade fiel mir wieder ein, dass sie von mir erwartete, Fleisch zu essen, das in der Gefriertruhe lag, 2017 abgelaufen war und stank. Und dabei wirkte sie nicht wie ein Psychopath, der versucht, mich dazu zu bringen, etwas Ekliges zu essen, sondern eher einfach überfordert mit der Entscheidung, das Fleisch wegzuwerfen.
- Sie wird immer ganz hektisch, aggressiv und verzweifelt, wenn sie etwas Neues machen soll und das nicht gleich kapiert. Ständig hat sie Angst, Fehler zu machen, die schreckliche Auswirkungen haben. Dass ihr Nichthandeln auch schwere Folgen haben kann, ignoriert sie. (Mir wäre ja fast das Haus zusammengeschimmelt, wenn ich nicht bald eingezogen wäre, um täglich zu lüften!)
- Wenn unsere Mutter ein neues Kochrezept probierte, war ich immer total begeistert (typisch ADHS) und sie nörgelte rum, wenn wir Glück hatten. Wenn wir Pech hatten, wurde ein Drama draus.

Was meinen die Experten? @Miranda ? @Fundus ?