Um auf den Titel des Threads zurück zu kommen:
Ich finde es gibt viele gute Ideen in vielen Ratgebern, und viele davon helfen nicht, weil sie im Alleingang wenig Wirkung zeigen.
Das Besprechen von Fachbüchern - ich weiss, dass es beispielsweise in Selbsthilfegruppen geschieht - und der gemeinsame Austausch und das gemeinsame Ausprobieren von Übungen halte ich wirksamer.
Klar, der Messie glaubt, vieles Alleine machen zu müssen und es gibt Dinge, die man nur alleine machen kann, aber die Gemeinsamkeit, die sozialen Kontakte sind soooo wichtig, die durch Austausch über bestimmte Themen oder Bücher entstehen können.

Hier entstehen soziale Kontakte. Man kennt sich irgendwie und gleichzeitig sind wir uns unbekannt. Nur wenige zeigen ihre Gesichter auf Fotos - was voll in Ordnung ist - und einige wenige haben sich an vereinbarten Orten persönlich getroffen oder kennen sich aus anderen Kreisen. Dennoch sitze ich ALLEIN vor dem Rechner und tippe hier vor mich hin um zeitversetzt, wenn ich Glück habe, eine Antwort auf meine Worte zu bekommen.

In einem Gespräch am Telefon mit oder ohne Video findet der Austausch zeitnah statt und wenn ich eine direkte Resonanz zu einer Übung bekommen, weil beide sie ausprobierte haben, dann kann es wirksamer sein als die zeitversetzte Resonanz, die derzeit in den Medien stark mit den Chatfunktionen von ....vorangetrieben wird.

Für die Anonymität ist die Plattform von Vorteil für die Wirksamkeit von Übungen aus Ratgebern ist das Miteinander ein wichtiger Faktor aus meiner Sicht.

Wie oft schreiben hier Menschen: Ich habe das und jenes ausprobiert, es funktioniert nicht.

Vieles funktioniert nicht, wenn man die Übungen mit dem inneren Zwangsgefühl macht und glaubt sie machen zu müssen. Denn das Lesen des Ratgebers war meist nicht mit Zwang verbunden, wäre es so, würde er nicht gelesen werden.
Die Motivation, die entsteht, wenn man in der Gruppe etwas liest, ist eine andere und so kann es helfen, an etwas dran zu bleiben und davon zu profitieren.

Kennt jemand den sogenannten Body Scan nach ....(den Namen des Übungserfinders erwähne ich nicht, obwohl er es verdient hätte)?
Eine Übung, mit der man seinen Körper innerlich wahrnimmt.
Die habe ich einige Zeit gemacht und sie funktionierte nicht wirklich, denn entspannt hat sie mich nicht. Dauernd begleiteten mich GEDANKEN, was ist richtig und was ist falsch - echt lästig solche Dauerschleifen - denn keiner hat mir gesagt, dass es kein richtig und falsch gibt und ob ich meinen Zeh heute spüren kann und morgen mal nicht, dass das normal ist, dass man nicht immer jedes Körperteil zu spüren vermag.
Doch weil ich die Übung eine Zeit gemacht habe (ohne den Erfolg der Entspannung, die mir irgendwie "versprochen" wurde), bin ich heute ziemlich gut und schnell darin, mitzubekommen wie sich meine Finger bewegen während ich die einzelnen Tasten betätige, um Worte entstehen zu lassen. Rückblickend war die Übung wichtig und gut, aber damals half sie nicht, weil mir wichtige Dinge nicht erklärt wurden und damit war ich nicht in der LAGE mich entspannen zu können.

Im Hinblick auf Entspannung hat die Übung nicht funktioniert und nicht geholfen, aber im Hinblick auf die Fähigkeit den "verspannten" Körper besser wahrzunehmen, da hat sie sehr wohl geholfen und diese kann ich jetzt besser nutzen, weil ich nach und nach in unterschiedlichen Seminaren und Gruppensettings, diese Infos, die ich vorher nicht hatte, mitgeteilt hat.
Und nun? Ist die Frage, ob Ratgeber helfen oder nicht anhand meines Beispiels beantwortet?

Ein Ratgeber erklärt (für Dummies oder wie auch immer) wie man etwas macht.

Also zB Fahrrad flicken.

Ratgeber:

1. Aufpumpen und versuchen zu hören wo das Loch sitzt.
2. An dieser Stelle Mantel vom Rad hebeln.
3. Wieder pumpen und Loch-suchen.
4. Klebstoff auf Loch.
5. Flicken auf Klebstoff.
6. Warten.
7. Pumpen und gucken ob's hält.
8. Alles wieder zusammen bauen.
9. Aufpumpen und weiterfahren.

Wenn der Ratgeber was taugt kann Dummie- Sybille mit den Anleitungen das Fahrrad flicken und muss nicht heim schieben. #toll
😁😁😁

Ratgeber funktionieren meines Erachtens ganz wunderbar, wenn man "das" Problem hat, was im Ratgeber behandelt wird. (z.B. Platter Reifen plus keine Ahnung oder Kochrezepte oder oder oder)

Andererseits funktionieren Ratgeber überhaupt nicht, wenn das Problem ein anderes ist. (z.B. "Der Schlauch hat 5000 winzige Löcher aber ich habe keinen Ersatzschlauch dabei")

Was heißt das im Bezug auf Wohnungen?
Ich würde behaupten, wenn ich das Problem habe, dass meine Fenster nicht streifenfrei sauber werden. Oder, dass sich irgendwo Kalk abgelagert hat, oder vielleicht sogar, dass ich eine bessere Haushaltsroutine erstellen sollte, damit es bei mir besser aussieht. Dann sind Ratgeber genau richtig. Tipps von Schmierseife über Essigwasser bis hin zu was-weiß-ich und *schwupps* statt drei Stunden scheuern hat Dummie-Sybille in 30 Min blitzblanke Fenster.
#toll.

Andererseits. Was weiß der Ratgeber-Schreiber über meine Kindheitstrauma? Wie will jemand, der mich überhaupt nicht kennt Vorschläge für meine komplexen psychischen Verwicklungen machen? Geht nicht, kann nicht gehen.
Und so liegen Aufräum-Ratgeber nach meiner Erfahrung zu größten Teilen vollkommen neben der Sache. Weil sie ein Problem lösen helfen, was man nicht hat - und bei dem eigentlichen Problem nicht helfen können...