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12.05.2022 21:22
avatar  Gitta
#331
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Ich habe so nachgedacht und mich gefragt, ist es eigentlich normal, wenn in Familien ständig mit dem ‚Du bist mir was schuldig‘ Hammer gewunken wird, wenn jemand etwas will? Zum Beispiel besucht werden oder besuchen? Oder gibt es auch Familien, in denen man sich freut, wenn jemand zu Besuch kommt, weil dieser jemand einfach nett, umgänglich und sogar mitfühlend ist?

Gibt es in Familien noch andere „Argumente“ als ‚Das macht man so.‘, ‚Das weiß man doch.‘, ‚Das darf man nicht.‘ oder ‚Das ist doch verrückt.‘?

Gibt es sowas?


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13.05.2022 05:46
#332
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@Gitta

ja, das gab es auch bei mir. Die Ursache liegt in der H. Zeit. Da mußte man immer machen, was die Oberen vorschrieben. Und das wird dann an die Nachkommen weitergegeben. z.B. zuhause habe ich Brot mit der Hand gegessen, zu Besuch mußte ich Brot mit Messser und Gabel essen. Warum weiß ich bis heute nicht. Muß wohl auch was mit H. zu tun haben.

Wenn wir zu Besuch gingen, haben sich die Großeltern schon gefreut. Für mich war es eher eine Gewohnheit.

viele Grüße
Wolfram


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13.05.2022 18:12
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Hallo @Wolfram
Das kann schon sein mit dem Erbe aus der H. Zeit. Ein merkwürdiges Erbe. Damals mussten sie tun, was die Oberen vorgeschrieben haben. Danach konnten sie das tun, was sie selbst wollten und waren stolz darauf. Aber ihre Kinder durften nicht tun, was sie selbst wollten. Darauf waren sie dann zusätzlich noch stolz und ließen keine Gelegenheit aus, ihren Kindern unter die Nase zu reiben, wie großartig sie wären, weil sie machen konnten, was sie wollten. Und wie dumm ihre Kinder wären, weil die nicht tun durften, was sie wollten.
Ob das auch was mit H. zu tun hat? Wahrscheinlich.


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14.05.2022 17:24
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#334
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Heute zwei Waschmaschinen und ein Geschirrspüler Durchgang. Dazu Müll und einmal wischen. Vom Wäsche zusammenlegen einmal abgesehen. Und Papiere angefangen. Einkaufen. Die führen nicht mehr die richtigen Mülltüten. Mist.


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15.05.2022 10:11
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#335
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Ich habe nochmal nachgedacht. Menschen haben doch immer mal wieder Minderwertigkeitsgefühle. Ich sogar ein relativ Tiefsitzendes, das noch aus der frühen Kindheit stammt. Vielleicht geht es hier einigen im Forum ähnlich. Wenn man sowas hat, verschafft es einem kurzfristige Erleichterung, es gedanklich mit gegenteiligen Annahmen zu kompensieren. Also sich zum Beispiel vorstellt, etwas besser als alle anderen gemacht zu haben. In der Gruppe lässt sich sowas auch machen durch Lästereien über andere Menschen, auf die man im Grunde neidisch ist. Habt ihr bestimmt auch schon oft erlebt und beobachtet. Menschen sitzen zusammen und kritisieren und mutmaßen Blödsinn über nicht anwesende andere, was das Zeug hält. Wirkliche Argumente wollen sie dabei weniger hören, sich auch nicht wirklich mit der Sache auseinandersetzen, es geht mehr um die Kompensation. Die sind alle doof und ich bin schlau(er).

Nun ist die Kompensation in Gruppen vielleicht eher etwas für „Normale“ mit „normalen“ Minderwertigkeitsgefühlen. Die wissen alle, worum/um welche Auslöser es im Grunde geht und können sich so gegenseitig die unsichtbaren Bälle/Gedanken zuwerfen. Für mich (oder uns hier) mit meiner eher „speziellen“ Geschichte bleibt immer der schale Nachgeschmack, die meinen alle etwas anderes als ich meine. Ich gehöre auf eine Weise nicht dazu. Wo sind bloß die anderen? Tatsächlich ist das aber nicht so, das Gefühl ist auf allen Seiten dasselbe.


Hat das auch etwas mit dem H. zu tun? Vielleicht. Wo Liebe und Anerkennung fehlen, werden Lügen gerne geglaubt.

Propaganda funktioniert also in mehreren Schritten. Bei Schritt 1 versuche ich bei den Menschen Minderwertigkeitsgefühle zu erzeugen. Das kann ich zum Beispiel machen, indem ich in einer Gruppe von anderen Menschen erzähle, die so gut oder großartig oder besonders in irgendwas oder auch überhaupt wären. Von diesen Menschen schwärme ich und überschütte sie auf die Ferne mit Liebe und Anerkennung. Und ich versuche auch, andere aus der Gruppe zu motivieren, es mir gleich zu tun („Der Sowieso ist doch ein toller Mensch, gell?“). Wir schwärmen also gemeinsam von diesen beispielhaften, bewunderungswerten Menschen, die allerdings gar nicht anwesend sind und so von ihrem „Glück“ auch gar nichts mitbekommen. Die anwesenden Menschen und ihre Leistung lasse ich fast unbeachtet. Ich lobe höchstens, wenn sie sich in Zukunft „verbessern“ wollen.

Erst bei Schritt 2 überschütte ich die Menschen mit allerlei Lügen. Verpackt in ellenlanges Gerede mit irgendwo dazwischen eingefügten Ungenauigkeiten, schwer nachzuprüfenden wissenschaftlich klingenden Behauptungen und merkwürdig nachzuvollziehenden Schlussfolgerungen. Und geschickt dazwischen versteckt die richtigen Lügen.


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