Messie und Erwerbsfähigkeit - meine Geschichte

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04.06.2014 15:51
#6
Sc
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Ja, mit so einer Pflege ist man ja auch schon gut beschäftigt.

Also irgendwie bin ich halt schon ziemlich schusselig, kriege tatsächlich nicht viel mit, was um mich herum abgeht... Das ist interessant.

Ich hatte halt auch immer sehr viel Zeit mir selbst und hatte ja sooo nix zu tun. Die Zeit habe ich mir dann mit so unnötigen Dingen gefüllt. Da war ich beschäftigt. Und irgendwie komme ich da nur schlecht wieder raus... Mein fehlendes Sozialleben gleiche ich eben dadurch offensichtlich aus. Und ein Sozialleben würde mich total überfordern und mir irgendwie alles durcheinander bringen... Trotzdem bin ich traurig, dass das Leben an mir vorbeigeht.

Die Musikdateien nehmen nicht zu viel Platz weg. Aber ich habe sehr viele Musiktitel gesammelt. Habe wohl auch so nen Sammeltick. Dann hatte ich vor, mich überall durchzuhören, aber dann wurde es mir auch schon zu viel. Rein zeitlich ist das gar nicht zu schaffen. Okay, ich hätte jetzt alles so lassen können und mich durchhören, wenn ich Zeit und Lust dazu finde. Doch diese Dinge stören mich total, weil sie mir im Nacken sitzen und mir Druck machen: Hör uns, hör uns. Die Sachen, die ich bereits kenne, das geht. Und deshalb habe ich jetzt ziemlich rigoros ausgemistet.

Danach habe ich auch gleich ein neues Projekt gefunden [smokin] Meine Vokabelkarteikästen habe ich entsorgt und dafür gestern und heute stundenlang Apps für mein Tablet zusammengesucht zum Vokabel- und Sprachen lernen usw. Die Kästen lagen auch schon bestimmt 1 - 2 Jahre hier rum und ich komm' irgendwie nicht dazu. So ist es finde ich auch jetzt besser, da manche Apps echt spielerisch und interessant sind und man auch unterwegs mal was lernen kann (wenn man vor lauter anderer Kruschpelzeugs noch dazu kommt [clown] Auch Wörterbücher gibt es fürs Tablet. Sehr praktisch [grin]

Ausmisten macht irgendwie Freude. Ich brauche nur immer so ewig dazu bis ich mal entschieden habe oder nehme mir zuviel auf einmal vor. Das sind dann so Mammutaktionen, weil ich fertig werden will und weil ich sonst vielleicht den Überblick verliere.

Das mit den Rezepten war ja nicht umsonst. Immerhin bin ich schon ein Stück weiter als vorher. Nur rennt einem natürlich die Zeit davon. Bei anderen geht irgendwie alles schneller und die haben dann auch gute Ergebnisse. Bei mir dauert alles irgendwie super lange [oh]

In einer Messie-Doku hat eine Frau gerne Boxen gesammelt, weil man da was reintun kann. Ich habe auch so Bücher gesammelt und auch viel Papier, wo man mal was notieren kann. Das habe ich auch stark abgebaut, weil ich mir ernsthaft überlegt habe, dass ich da ja erfahrungsgemäß (nachdem ich so drüber nachdachte, dass ich die Sachen bereits einige Jahre ungenutzt im Schrank hatte). Diese Collegeblocks gibt's günstig im Discounter und da habe ich jetzt noch ein paar davon. Man merkt dann, dass das vollkommen ausreicht.

Mach dich aber bloß nicht runter, wenn du denkst, dass dein Geschreibsel nicht wertvoll wäre. Wenn du's genau nimmst, brauchst du die Bücher einfach nicht. Das war's auch schon [wink]

Ich hab' auch schon überlegt, dass ich in einem Archiv oder in einer Bücherei bestimmt ganz gut aufgehoben wäre [grin] Aber eigentlich möchte ich schon gerne noch andere Aspekte im Leben haben als das. Das fehlt irgendwie. So ein Hin- und Hergerissensein zwischen der Sortiertante und der zurückgezogenen, kontaktarmen grauen Maus und dem Bedürfnis auch am Leben teilzuhaben und etwas Spaß zu haben, den Jahren ein Gesicht geben können, öfter aus der staubigen Ecke herauszutreten. Zuhause bin ich ja auch die, die sich um die Finanzen kümmert, das Bestellen usw.

Mir klar darüber zu werden, was ich wirklich möchte und mir Spaß macht gegenüber dem, was man machen müsste und sollte. Das finde ich schwer.


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05.06.2014 23:05
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#7
Gast
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mein Vorschlag wäre auch für dich, mal etwas zu tun, das ganz anders verläuft als alles, was du sonst so im Alltag machst. Wenn du meistens drin sitzt, und Dinge sortierst, wäre mein Vorschlag, einfach mal eine halbe Stunde spazieren zu gehen, dir vielleicht ein Eis zu holen und dich in die Sonne zu setzen. Und versuchen, diesen Zeitraum nicht als vertan zu betrachten, sondern sich klar zu sagen: Ich mache das jetzt, weil es für mich wichtig ist, das zu machen. Für mein körperliches Wohlbefinden/meine Gesundheit - ich brauche Sonnenlicht, ich brauche frische Luft, ich brauche mal einen anderen Anblick als meine vier Wände."

Es ist bereits ein Loslösen aus dem Trott, wenn man ganz simpel einfach mal nach links abbiegt, wo man sonst IMMER nach rechts gehen würde, ganz besonders, wenn man nicht genau weiß, wohin dieser Weg führt.


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06.06.2014 12:56
#8
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Wenn man in einer Depression sitzt, ist aber gerade DAS das Schwierige! Sich loslösen von dem ganz normalen Alltagstrott, ist nicht so einfach, wenn man mit Riesenscheuklappen durch die Welt rennt, damit nichts auf einen einprasselt. Ich bin gerade in einer ähnlichen Situation, wenn auch nicht aus Deprigründen, sondern einfach weil ich immer nur müde, müde, müde bin.
Um mich also nun aus dem Trott zu befreien, bin ich mit dem Auto losgefahren zum Supermarkt im nächsten größeren Ort. Ich stand dort auf dem Parkplatz und ....... bin NICHT ausgestiegen, sondern wieder nach Hause gefahren. Mir war es einfach zu viel, die vielen Meter im Markt zu machen. Bin dann zum Discounter um die Ecke gefahren, dort wo es all die schönen Sachen gibt und wo ich nicht so viel laufen muss. Für mich hat dieser Versuch, mich vom Alltagstrott zu lösen, gar nichts gebracht, aber vielleicht jemand anderem, das ist natürlich möglich.
LG Messiemaus


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08.06.2014 11:55
avatar  Bobby
#9
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Ich habe mich stark wiedererkannt in Schlumdidums Geschichte. Ich denke da immer ein bisschen an Bulimie; Dinge, (in meinem fall auch Personen); reinfressen und wieder auskotzen. Ich kaufe (also fresse förmlich) die einkäufe wie bücher wie in einem Freßanfall, dann vergammeln sie zu 90% zuhause. Früher habe ich das mit Personen auch so gemacht. konsumiert und wieder weggestoßen. auch bei liebespartnern. Nähe war und ist mir fremd. Verbindlichkeit auch. Wenn mir was aufgezwungen wird, rebelliere ich. Dann wenn die Personen oder die Situation weg sind, vermisse ich sie regelreicht. Bücher, CDs, Partnerinnen, Orte, Arbeitsplätze. Ich denke hinter so einem Verhalten steckt eine Angststörung und Depression. Fehlendes Vertrauen. Einfach aufräumen brächte mir auch nur begrenzt was. Ich denke zum neuen Verhalten gehört eine ganz neue Einstellung dem Leben gegenüber. Mal dankbar sein für irgendwas, mal was aushalten. Geht halt alles sehr langsam vor sich.


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08.06.2014 11:59
avatar  Bobby
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Ich denke in manchen Fällen, wie bei mir wohl, wäre professionelle Hilfe gut. Jemand der an mir auch dran bleibt. Im Slaa Buch las ich einen tollen Satz, im Entzug von der sex und liebessucht treffen wir uns selbst. Bei mir ist nur so das ich mit so vielen Süchten kämpfe das ich einen vollen Entzug schwer herstellen kann, der mich auf mich zurückwirft, meine Gefühle. In den A Gruppen haben wir zwar den Vorteil das wir der Sucht was entgegensetzen können, Meetings, schritte, höhere Macht, auch schön wenn man das Programm weitergeben kann. Aber ich merke da bei mir halt auch die Begrenztheit. Habe ich an einer Front Ruhe, kommt die nächste noch massiver. Momentan finde ich das ich mit der sexsucht im reinen bin, dafür kaufe wie ein doofer und auch als messie voll drin bin. Besessen. Dann wird Fortschritt mit den gruppen auch schwer. Klar, Profis haben auch ihre Nachteile. Aber ich sehe für mich gerade keine andere Möglichkeit.


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