Großmutter ist Messie und zunehmend dement

30.07.2019 16:14
#1
En
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Hallo in die Runde,

wie dem Titel zu entnehmen ist sehen wir uns aktuell damit konfrontiert, dass unsere Großmutter - mittlerweile immerhin 88 Jahre alt - zunehmend dement wird bzw. ist und schon immer einen Hang zu sammeln/aufheben hat.

Wir als Familie haben das Sammeln/Aufheben leider zu lange Zeit sehenden Auges ignoriert, da sie ja im Alltag immer noch zurecht gekommen ist und auch jetzt nicht "dreckig" oder ungepflegt auftritt.

Leider ist es mittlerweile soweit, dass sich auch "echter" Müll in der Wohnung findet und von ihr nicht mehr konsequent entsorgt wird. Auch rennt sie regelmäßig los um vermeintlich benötigte Dinge des Alltags zu kaufen, von denen sich aber noch Unmengen bei befinden, einfach weil sie vergessen hat, dass sie sie noch hat.
Auch die klassischen "Geschenke vom Oma" in Form von Süßigkeiten für die Enkel und Urenkel häufen sich.

Viel aufgehoben haben meine Großeltern schon immer, beide haben den Krieg und anschließend die DDR über- und durchlebt. Als mein Großvater noch lebte hielt sich das aber in einem für die beiden beherrschbaren Rahmen, aber seit er 2010 gestorben ist, ist es langsam aber sicher immer mehr geworden.

Wir haben in der Vergangenheit, als es um ihre geistigen Zustand noch nicht so schlimm bestellt war wie jetzt des Öfteren angeboten ihr beim Aufräumen der Wohnung/des Kellers/der Gartenlaube zu helfen, was sie phasenweise auch begrüßt hat. Wenn es dann aber um konkrete Termine ging oder man es doch einmal geschafft hat mit ihr gemeinsam anzupacken beginnt sie entweder das Entsorgen jedes einzelnen Gegenstandes in Frage zu stellen oder selbst das Entsorgen von alten Zeitungen und Zeitschriften zu blockieren ("Die muss ich noch sortieren").
Auch war es nie möglich größere Mengen auf einmal zu entsorgen, da sie große Sorge davor hatte, "was die Nachbarn davon halten" sollen, wenn auch frustrierend ist das irgendwie verständlich wenn ein ehemaliger IM im Aufgang wohnt, dessen Frau viel von ihm gelernt hat.
Etwaige Erfolge waren dann auch nur von kürzester Dauer und sind nie über Wohnzimmer oder Küche hinausgekommen. Soll heißen wir haben keine Ahnung, wie es in ihrem Schlafzimmer oder im ehemaligen Kinderzimmer aussieht - wir wissen nur, dass sie in keinem der beiden schlafen konnte, weil sie schlicht nicht zugänglich sind.

Zu ihrer Demenz: Zusätzlich zum nicht-mehr-Überblicken der vorhandenen Dinge ist vor allem ihr Kurzzeitgedächtnis belastet. Da geht es soweit, dass sie am Ende einer zweiminütigen Unterhaltung kurz innehält und dann wieder anfängt als hätten die letzten zwei Minuten nicht stattgefunden - und das mehrmals hintereinander.

Als Folge dieses Abbaus ist es teilweise auch schwer sich überhaupt mit ihr zu unterhalten, weil sie entweder spontan anfängt zu weinen oder regelrecht böse/garstig wird.

Aktuell macht sie gerade meiner Mutter jedes Mal Vorwürfe wenn der Zustand ihrer Wohnung zur Sprache kommt. Sie habe in der Vergangenheit ja schon so oft gebeten, dass ihr jemand hilft. Sie kann einfach nicht mehr erfassen, dass es genau anders herum und von wenig Erfolg gekrönt war.
Zur Zeit ist sie nachts nicht mehr in ihrer Wohnung, sondern bei meinen Eltern, was für alle Beteiligten eine enorme Belastung darstellt.

Den besten Draht zu ihr hat zur Zeit noch meine Schwester.

Wir sehen uns hier gerade mit mehreren Baustellen konfrontiert:
1. Zustand der Wohnung (+Keller & Gartenlaube) bei der es nicht den Anschein macht als würde man hier "etappenweise" etwas reißen können
2. ihr geistiger Zustand, der sowohl ihren Alltag erschwert (ständiges Nachkaufen) als auch - das ist zumindest mein Eindruck - verhindert, dass man ihr wirklich verständlich machen könnte, dass etwas passieren muss


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30.07.2019 20:00
#2
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Herzlich willkommen hier im Forum! 🌸

Das Hauptproblem bei der Großmutter ist die Demenz.
Daran lässt sich nichts ändern - die ist da.
Habt ihr einen guten Hausarzt?
Gibt es schon einen Pflegegrad?
Und könnt ihr euch irgendwo zum Thema Demenz ausführlich informieren?

Einfach nicht auf die Aussetzer reagieren - ihr macht die Großmutter nur traurig.
Es ist schrecklich wenn man sich mehr oder weniger selbst verliert.
Fühlt euch in ihre Wirklichkeit ein!

Da ist es auch ziemlich egal, wie ungenutzte Zimmer aussehen.
Und natürlich kann man in den benutzten Räumen wenigstens den untersten Standard der Hygiene herstellen.
„Das hatte ich dir ja versprochen!“

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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01.08.2019 05:44 (zuletzt bearbeitet: 01.08.2019 05:45)
avatar  Vic79
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Deine Großmutter ist Messie, weil sie alt und dement ist. Daran lässt sich leider nicht rütteln.
Wird an euch liegen wie ihr mit eurer Großmutter umgehen wollt.

Zitat
...da sie ja im Alltag immer noch zurecht gekommen ist und auch jetzt nicht "dreckig" oder ungepflegt auftritt.



Ich würde sie wohl einfach machen lassen, öfter mal besuchen, die verbliebene Zeit nutzen und schauen, ob etwas auffällt. Mit der Brechstange, würde zuviel Stress verursachen.
Das diese Generation sammelt ist normal und das sie die Sachen nicht mehr verarbeiten kann wie früher auch.
Vielleicht sind die Zeitschriften auch schon hilfreich "sich zu erinnern", als Stütze für ihr Kurzzeitgedächtnis.


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01.08.2019 13:01 (zuletzt bearbeitet: 01.08.2019 13:01)
#4
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Zitat von EnkelSuchtRat im Beitrag #1
dass sich auch "echter" Müll in der Wohnung findet und von ihr nicht mehr konsequent entsorgt wird. Auch rennt sie regelmäßig los um vermeintlich benötigte Dinge des Alltags zu kaufen, von denen sich aber noch Unmengen bei befinden, einfach weil sie vergessen hat, dass sie sie noch hat.
Auch die klassischen "Geschenke vom Oma" in Form von Süßigkeiten für die Enkel und Urenkel häufen sich.

@EnkelSuchtRat, hoffe dass meine Ideen nicht allzuviel zu lesen wären, jedoch auch tippe ich dir als Minimalist und vlt dass ich "extremer" Möbel und Objekte anders definiere, als vlt "Normalos".

ich denke, dass weniger die Demenz das Hauptproblem wäre - eher welche Inspiration hätte sie, ausser dass sie Objekte bereits besitzt, jedoch nicht findet und sie deshalb neu kaufen mag? - ich vermute eher vlt manche Werbung wirkt als benötigt man das neue oder doch verbesserte Produkt und bei Aktionen dann noch eher mehr kaufend, wegen Vorrat oder so.

ich denke bei den Geschenken wäre vlt es eher Süsses oder Geschenkspapier? - immerhin letzteres vlt weniger Platz benötigend, ersteres eher eine Kühlmöglichkeit im Sommer und auch von Produktionsdatum ablaufbar. wäre es vlt eher dass sie mehr Besuch von Enkel und Urenkel toll fände und deshalb alternativ mehr vorrätig haben mag?

nach welchen Themen oder eher nach Datum wollte sie Zeitschriften / Zeitungen sortieren? bisher kannte ich eher Klischee's von vlt "Diogenes"-Leute, sie würden die Seiten erst noch lesen oder darin spannendes verpassen und erst danach entsorgen.



Zitat von EnkelSuchtRat im Beitrag #1
Auch war es nie möglich größere Mengen auf einmal zu entsorgen, da sie große Sorge davor hatte, "was die Nachbarn davon halten" sollen, wenn auch frustrierend ist das irgendwie verständlich wenn ein ehemaliger IM im Aufgang wohnt, dessen Frau viel von ihm gelernt hat.

wäre denn demnach die Sorge der Grossmutter weniger "Problem" oder welche Argumente gäbe es?, Absätze zuvor beim ursprünglichen Beitrag tippen, es wäre weniger an Menge entsorgt, hingegen auch dass Grossmutter euch rückmeldet, sie hätte Sorgen bezüglich der Nachbarn. könnte hier vlt der Zusammenhang sein, warum sie vlt weniger selbst dem Müll ergänzen mag? (dachte ich als Idee zu tippen, wäre u.A. mein Gedanke beim Lesen der Zeilen)



Zitat von EnkelSuchtRat im Beitrag #1
Zu ihrer Demenz: Zusätzlich zum nicht-mehr-Überblicken der vorhandenen Dinge ist vor allem ihr Kurzzeitgedächtnis belastet. Da geht es soweit, dass sie am Ende einer zweiminütigen Unterhaltung kurz innehält und dann wieder anfängt als hätten die letzten zwei Minuten nicht stattgefunden - und das mehrmals hintereinander.

Als Folge dieses Abbaus ist es teilweise auch schwer sich überhaupt mit ihr zu unterhalten, weil sie entweder spontan anfängt zu weinen oder regelrecht böse/garstig wird.

ich denke, auch hier könnte es weniger "Messie" sein, eher dass es gedanklich bei Gesprächen und auch Objekte des Alltags umgewöhnlich wäre, jedoch spannend: vor dem Kauf wusste sie noch was sie nicht findet und bis am Rückweg kauft sie auch nur diese Objekte oder vlt mehr? - könnte hier vlt ergänzbar sein, dass es bei ihr als Gegenstände mit ihr suchbar wäre, sodass dein Argument wäre: sie spart Geld und guck, noch eins der Objekte entdeckt?, vlt wäre dies ein Lächeln statt Tränen bei ihr ergänzt.



Zitat von EnkelSuchtRat im Beitrag #1
Aktuell macht sie gerade meiner Mutter jedes Mal Vorwürfe wenn der Zustand ihrer Wohnung zur Sprache kommt. Sie habe in der Vergangenheit ja schon so oft gebeten, dass ihr jemand hilft. Sie kann einfach nicht mehr erfassen, dass es genau anders herum und von wenig Erfolg gekrönt war.
Zur Zeit ist sie nachts nicht mehr in ihrer Wohnung, sondern bei meinen Eltern, was für alle Beteiligten eine enorme Belastung darstellt.

Demenz wirkt denke ich, hier eher dass vlt anders vermutet wäre, zB die zuvor-notierten Stimmungsänderungen. wäre vlt als Argument, dass Grossmutter aus ihrer Sicht berichtet, wen hätte sie gefragt und könnte Person-x sie denn die nächsten Tage vlt untersützen? - selbst fände ich "helfen" klingt eher nach dem Klischee: Psychiater-Gespräche wären an einer Couch und die "Klienten" wären "Patienten", eher als würden sie wenger "normal" sein. vlt vermutet Grossmutter u.A. auch diese Klischee's?



Zitat von EnkelSuchtRat im Beitrag #1
Den besten Draht zu ihr hat zur Zeit noch meine Schwester.

Wir sehen uns hier gerade mit mehreren Baustellen konfrontiert:
1. Zustand der Wohnung (+Keller & Gartenlaube) bei der es nicht den Anschein macht als würde man hier "etappenweise" etwas reißen können
2. ihr geistiger Zustand, der sowohl ihren Alltag erschwert (ständiges Nachkaufen) als auch - das ist zumindest mein Eindruck - verhindert, dass man ihr wirklich verständlich machen könnte, dass etwas passieren muss

besucht denn deine Schwester Grossmutter öfters? wie ist es mit den Geschenken an Ur/Enkel - bin nicht sicher von dem Verwandtsein, ist denn deine Schwester ein Ur/Enkel von ihr?

ich denke, eher das Nachkaufen effizienter umzusetzen, würde bisherige Objekte kompakter umsetzen - auch weniger "werde x-Mengen los", eher "wie empfindest du den Neukauf, berichte über deine Gefühle" oder "du suchst vlt grad Objekt-x, vlt findest du ihn hier" - weniger dass es mit Bezug wäre, sie hätte doch viele dieser Objekte. denn sogesehen wirken ihre Gefühle nach/während Gespräche, als auch das Merken der Inhalte aufwändiger, jedoch ich denke hier einfach argumentieren oder ähnliche Objekte zusammenfinden und sie fragen: magst du noch ein zB 5. Teil kaufen? (vlt sieht sie dann die 4 Gegenstände und mag einen dieser nutzen, dein Argument wäre vlt: spart Geld und du könntest das Objekt jetzt nutzen, als erst Hinweg zum Kaufgebäude, suchen, Kassa, retour, etc.)


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