Dass Draculara Angst hat, ist irgendwie verständlich, das sollten wir nicht so einfach abtun. Ganze Wirtschaftszweige (vor allem Medien, Banken und Versicherungen) leben davon, dass sie Menschen Angst einflößen. Wer Angst hat, steigert die Auflage von Zeitungen, bringt Sendern Einschaltquoten, kauft Versicherungen, legt Vorräte an - und ist ein braver Untertan, der sich im Namen der Terrorabwehr die Errungenschaften des Rechtsstaats mit Freuden wegnehmen lässt, vor lauter Angst... Angst lähmt. Angst macht dumm. Kein Witz: das Gehirn funktioniert unter Angst nach uralten primitiven Mechanismen, noch aus der Saurierzeit. Nix mehr mit Homo Sapiens. Es gibt etliche Zeitgenossen, die für sich einen Vorteil daraus ziehen, indem sie eine kleine (nomale) Angst zur (vernunftlosen) Panik aufpeitschen. Und sich dann als Retter und Heilsbringer anbieten.
Für Draculara ist die Vorstellung des Eindringens einer islamistischen Kultur ein Horrorszenario. Genau das gleiche macht der IS, nur in umgekehrter Richtung. Viele Muslime empfinden Unbehagen bis Angst davor, dass ihre gewohnte Lebensweise zerstört wird durch das Eindringen der westlichen Kultur. Und seien wir mal ehrlich, nicht alles in unserer Kultur ist gut und schön. Diese Angst machen sich Radikale wie der IS zunutze und werben so neue Anhänger.
Die Religion ist nur vorgeschoben, sonst würden sie nicht in Moscheen, also in Gotteshäusern, Bomben hochgehen lassen. Es geht den IS-Anhängern nicht um Allah, sondern um das Ausleben von Gewaltphantasien, um das Machtgefühl, Herr über Leben und Tod zu sein. Um sich vor ihren Glaubensgenossen zu rechtfertigen, missbrauchen sie den Koran - so wie im Westen jahrhundertelang die Bibel missbraucht wurde. Aber deren Stern ist langsam im Sinken. In meiner Kindheit war "der Russe" die Drohkulisse. Jederzeit konnten "Eckaaat - die Russen kommen!" Und? Sind sie gekommen? Die UdSSR hat sich selbst erledigt, und das wird dem IS genauso gehen.
Wahnsinnige gibt es immer wieder. Ein Amoklauf in den USA ist bei uns kaum eine Schlagzeile wert. Amokläufer wollen sich aber wichtig machen, und deshalb spielen sie sich als islamistische Märtyrer auf, weil das zur Zeit so richtig schön schockiert. Ob's stimmt, steht in den Sternen.
Viele Messies, die ich kenne, sind sehr emotional und leicht beeinflussbar, also ein gefundenes Fressen für die Angstschürer. Wir sollten uns aber nicht vor den Karren der hauptberuflichen Angstmacher spannen lassen, sondern tief Luft holen, und uns fragen: was ist realistisch, und was ist eine "negative Utopie". Wir leben hier in einem der sichersten Länder der Erde. Wenn es hier eine echte Katastrophe in der von Draculara befürchteten Art gibt, hat der gesamte Globus ein Problem, schätze ich.
Geplatzte Sondierungsgespräche sind ab-so-lut kein Grund zur Besorgnis. Gibt es halt Neuwahlen, so what? Diese Möglichkeit ist in der Verfassung ausdrücklich vorgesehen. Klar, dass das nicht zu einfach gehen soll - sonst würde irgendwann solange gewählt werden, bis das gewünschte Ergebnis rauskommt. Und klar, dass das keiner gerne macht: es kostet Geld, birgt Risiken für Politikerpöstchen, nervt die Wähler. Und weil es bisher noch nie nötig war, sind alle ein bisschen unsicher. Aber das ist nicht der Untergang des Abendlandes. Schaun wir doch mal, wie es abläuft. So eine Gelegenheit zum Lernen hatten wir noch nie, und die kommt auch so schnell nicht wieder.
Aber: Hoffentlich haben die Wähler aus dem Verhalten ihrer jeweiligen Lieblingspartei gelernt, und daraus, was passieren kann, wenn man aus Protest extreme Parteien ins Spiel bringt oder gar nicht wählen geht.
