Die Psychologen lernen nur, was sie in den Lehrbüchern gelesen haben. Wenn sie alle selber Ähnliches erlebt hätten, wäre ein Großteil von ihnen kein Psychologe geworden, weil er z. B. entweder nicht studieren konnte, kein Abitur hatte oder weil er der beste Dauerpatient von allen selbst ist. Was in den Büchern steht, hilft aber tatsächlich kaum wirklich einem Patienten weiter. Weil jeder Mensch individuell anders tickt, anders reagiert und auch die Sätze des Psychologen anders aufnimmt. Mir hat einer mal gesagt: "Nehmen Sie Ihr Leben in die eigene Hand", und ich dachte: "Ja, ich werde mir eigenhändig das Leben nehmen." Die Lehrer haben bestimmt, auf welche Schule ich gehe, sie haben mir meinen letzten Funken Selbstachtung genommen, meine Eltern haben täglich Grenzen überschritten und gedacht, ich sei ihr eigen Fleisch und Blut (ihre Leibeigene) und sie dürften das alles. Dass man sich wirklich wehren kann und auch dafür sorgen kann, aus dem krank machenden Umfeld raus zu kommen, indem man mit den richtigen Leuten spricht, das hat mir keiner gesagt. Das erfuhr ich durch Lesen von Readers Digest und anderen Büchern und Zeitschriften. Ich hatte immer das Pech, zu denken, es kommt immer zum Schlimmsten. Mir wird keiner glauben, ich komme nicht zu Wort, meine Eltern sagen, ich sei selbst gegen die Wand gerannt um blaue Flecken vorzuweisen, sie sind so überzeugend, dass ich für eine freche Göre gehalten werde, die nur ein Abenteuer erleben will. Und dann gesagt zu kriegen: "Nehmen Sie Ihr Leben selbst in die Hand", als hätte ich vorher auch schon eine Wahl gehabt, empfand ich als Schlag ins Gesicht.