Wo sind die Grenzen?

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04.11.2013 13:29
#1
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Hallo liebe community,

eine zeitlang hab ich hier still mitgelesen und mich in einigen Beiträgen wieder erkannt.
Jetzt wirds mal Zeit für ein Outing, wenn auch anonym: Ich bin vermutlich auch Messie. (Puh....)
Ich konnte nie gut aufräumen, das war immer ein Drama mit meiner putzfimmeligen Mutter mit Hang zur Zwangsneurose. Dann die mir liebgewonnen Dinge, die plötzlich von meiner Mutter verschenkt oder weggeschmissen wurden. Kampf und Streit, welche Brille mir gekauft wird, welche Möbel in meinem Zimmer stehen müssen, das endete im Internat. Nur dort hbe ich auch nicht Putzen und Aufräumen gelernt.
In den Wg´s, die danach kamen, gehörte Unordnung und Schmutz mit zum Programm, ich fiel nicht sonderlich auf.
Dann kam das Alleinewohnen. Schlimm. Aber nie so schlimm, wie die Chaos-Wohnungen aus dem Trash-TV. <- ausrede für mich selbst?
Einiges ist schon besser geworden, auch dank der Digitalisierung, ich muss nicht mehr jeden interessanten Artikel aufheben, ich bekomme ihn auch online. Bücher kann ich inzwischen gut aussortieren, 1, 2 mal im Jahr verschenke ich einen Stapel. Klamotten werden auf ebay verkauft oder auf verschenk´s verschenkt oder weggeschmissen. Zeitschriften ins Altpapier oder in die arbeit mitgenommen. (by the way, meine Mum verschnekte mal meine heiß und innig geliebten rosafarbenen Plüsch-Ohrschützer einem Asylanten, ich : heul, rotz, wasser, schlechtes Gewissen, weil ja der arme Asylant und so. Heute arbeite ich selbst mit minderjährigen Flüchtlingen, die sich über meine ausgelesenen NEON´s sehr freuen)
Diese ganzen Verbesserungen kamen ohne große Erkenntniss, einfach so.
Und dennoch:
Aufräumen und Putzen ist immer auch ein Kampf gegen mich selbst.
Grad war es mal wieder schlimm, Chaoswohnung, schmutzig, unordentlich, eklig.
Aber auch:
Wo sind die Grenzen?
Als Kind war ich lange fies krank, viele Krankenhausaufenthalte, Op´s, Chemo, etc. Geblieben ist mir davon ein Widerwille gegen alles besonders Saubere, Weiße, Desinfizierte, Kahle. Erinnerung ans Krankenhaus.
Aber auch eine Körperbehinderung. badewanne putzen, Bettbeziehen, größere Mülltüten weg bringen, das geht schon alles, ist aber anstrengend und dauert länger.
Ich lebe in einer Ein-Zimmer-Wohnung, auch eine gute Ausrede, da wirds halt schnell unordentlich. Kann sein, muss nicht. Differenzierter ausgedrückt: In meinem 2-Türigen Kleiderschrank bekomm ich keine Ordnung mehr rein, deswegen hab ich mir einen Größeren bestellt.
Ich arbeite und studiere berufsbegleitend, das ist eine Doppelbelastung. Alle in meinem Studiengang erzählen, das ihr Haushalt massiv leidet. Und ich denke mir, was heisst das genau? Habt ihr auch seit 4 Wochen das Bad nicht geputzt und seit 3 Wochen nicht gestaubtsaugt?
In meiner alten Arbeit gab es eine Kollegin, die ihren Gruppenraum hat massiv vermüllen lassen, aus deren Backofen hab ich mal "verschimmeltes Etwas gezogen". In der Arbeit mit Kinddern geht das eigentlich nicht. Melden konnte ich es trotzdem nicht. Ich hab sie so gut verstanden.
In der Arbeit bin ich auch nicht die Ordentlichste, aber auch nicht die Unordentlichste, den Titel "Zettelwirtschaftministerin" hat eine andere.
In der Wohnung einer Freundin, die manisch aufräumt und putzt, fühle ich mich nicht wohl, so sehr ich sie mag. Und umgekehrt.
Es gibt also sehr unterschiedliche Auffassungen von Ordnung und Sauberkeit, die alle erst mal berechtigt sind.
Wo fängt nun die Sache mit dem Selbstausreden an und wo endet "einfach unordentlich sein"?
Ich haben eben endlich das Bad geputzt, dabei bedingt durch meine Behinderung einen Krampf im Fuß bekommen und mir den Kopf angehauen. Reicht das umzu sagen, ich putze das Bad seltener?
Grundsätzlich bin ich immer noch dagegen, immer gleich alles weg zuwerfen, anstatt zu flicken, reparieren, etc. Inzwischen weiß ich ja, dass ich nicht aus jeder Schachtel etwas basteln werde oder sie noch benötige, um etwas zu verschicken. Aber wieviele Schachteln sind ok? Und die abgebrochenen Federn eines alten Faschingkostüms? Die Katze liebt es damit zu spielen.
Und die 2 Ordner mit Unterlagen aus meiner Ausbildung (die ich immerhin schon auf 2 von 6 reduziert habe), brauche ich das wirklich noch?
Wo sind die Grenzen?
Jetzt erst mal Altglas wegbringen, glücklicherweise denke ich schon seit Jahren nicht mehr daran, aus Marmaladengläser etwas zu Basteln. In meiner alten Arbeit wären die aber heißbegehrt gewesen, bemalen, bekleben, gravieren. Aber lieber zum Altglascontainer gehen, als das zeug in meine alte Arbeit zu schleppen!
Danke fürs Lesen,
Frau Katze











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04.11.2013 17:52
avatar  bessie
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Hallo Frau Katze,

herzlich willkommen hier in unserer Mitte.

Wo die Grenzen sind möchtest Du wissen? Da gibt's nur eine Möglichkeit, es ist Dein Leben, also bestimmst Du die Grenzen. Das gilt auch für den Haushalt. Solange Du Dich wohlfühlst wenn Du nicht jede Woche den Staubsauger schwingst, ist doch alles ok, Gleiches gilt fürs Bad und alles andere.
Bei mir ist eine Grenze wenn es anfängt mir (in meinem zu Hause) unbehaglich zu werden, wenn ICH es schmutzig oder chaotisch finde, wie andere mein zu Hause beurteilen, ist völlig egal.
Solange ich meinen Werten und Maßstäben gerecht werde, bin ich in meiner Mitte und alles ist gut.
Also, "meine" Liebe, wenn Du Grenzen willst, lote Dir diese aus und setz Dir welche, denn wenn Du keine Grenzen hast, befindest Du Dich in "Schwierigkeiten", Grenzen sind wichtig...*mal kurz für den Hinterkopf*...denk an Deine Arbeit mit Kindern ;-)

Ich freu mich schon auf einen Austausch mit Dir, liebe Grüße, Bessie

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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04.11.2013 18:11
#3
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[Altglas, Altpapier und Müll weggebracht, altes Katzenklo weggeworfen, Neues gekauft, aufgeräumt, gestaubsaugt, Bett frisch bezogen und gewischt [smile]]

Liebe bessie,
danke für deine Antwort! Und du hast soooo recht [wink], gleichzeitig tue ich mich genau damit gerade schwer....meine eigenen Grenzen, Werte, Ansprüche, etc.
eine ganze zeitlang hatte ich so meinen "Takt", Job, Freizeit, aufräumen und Putzen immer samstags.
Mit dem neuen Job ist doch einiges anders geworden, ich arbeite jetzt im Schichtdienst, was ich grundsätzlich okay finde. Nur wenn der Samstag als Putztag nicht geht, wegen Arbeit, geht was gehörig schief. Natürlich habe ich dann nen anderen Tag frei, aber es ist ungemein schwerer an diesem Tag zu putzen.
Klar, zunächst einmal muss ich mich wohl fühlen, bis eben hab ich mich nicht mehr wohl gefühlt und das eine ganze zeitlang. Trotzdem hab ich nichts dagegen getan. Erst heute.(obwohl Montag und nicht Samstag ist [wink].) dafür hab ich ne kleine Beule wegen der Badputzerei, oder weil ich zu ungeschickt bin, das Bad zu putzen?
.....
Ich muss noch ein bißchen nachdenken, bevor ich weiter schreibe...."eigene Ansprüche" arbeitet grad in mir, seltsamerweise mehr als die Grenzsache...
Liebe Grüße
Frau Katze









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04.11.2013 18:12
#4
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Hallo FRauKatze, danke, dass Du hier bist. So ungefähr wie bei Dir sieht es bei mir auch aus,ich befinde mich permanent im Kampf darum, meine Grenzen an Chaos und Unordnung zu finden.....
Ich bin auch gesundheitlich angeschlagen,schwerhörig, EU - Rente, mein Mann ist Spastiker mit Pflegestufe.
Lange habe ich vergeblich versucht, dem gerecht zu werden, was andere von mir wollten, vor allem Mama.
Seit ich da blocke,auf Durchzug schalte ohne schlechtes Gewissen, lebe ich ruhiger.
Trotzdem.......ich hab ja sogar eine wichtige Freundin verloren durch dieses Chaos.
Seit ich hier mitschreibe, ist es nicht mehr ganz so schwer mit dem alltäglichen Kampf. Es geht zwar nur millimeterweise voran, aber was solls.
Also herzlich willkommen in unserer Runde und viel Spass am Austausch.

Grüssele Mausohr


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05.11.2013 09:37
#5
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Danke, Mauseohr, für die nette Begrüßung!
Überhaupt - ich finde das Klima allgemein hier sehr nett und förderlich!
Hatte gestern das Gefühl, allein das Schreiben hier reicht, um nicht nach der Basdputzaktion aufzuhören, sondern weiter zu machen.
Liebe Grüße
Frau Katze


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