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Total überfordert
Hallo erstmal!
Seit ein paar Tagen surfe ich wie wild im Internet und bin auf dieses Forum gestoßen. Ich sehe das als gute Gelegenheit, mich endlich mit anderen auszutauschen.
Angefangen hat das alles bereits in jungen Jahren, ich denke mal aufgrund einiger einschneidender Ereignisse, die ich in meinem frühen Leben bereits durchmachen musste. So langsam aufgefallen ist das aber natürlich erst, als ich von zuhause ausgezogen bin. Ich bin nun 22 Jahre alt und mit 18 ausgezogen. Die ersten paar Monate lief alles sehr gut, doch dann fing ich so langsam an, alles schleifen lassen. Das wurde immer schlimmer und ist mittlerweile nicht mehr so einfach zu bewältigen. So richtig wahrhaben, dass ich ein Problem habe, wollte ich aber nie. Ich habe es einfach verdrängt - so wie ich das irgendwie immer gerne mit meinen Problemen mache - und schön geredet. Vor ein paar wenigen Wochen habe ich es endlich eingesehen und war bereit, mich nicht mehr selbst zu belügen. Ich habe meinen "Tunnelblick" abgelegt und genau hingesehen und musste mir eingestehen, dass ich ein Messie bin. Auch habe ich mich entschlossen, endlich etwas zu tun. Ich wusste nur nicht, wie und der Gedanke daran, diese großen Mengen zu bewältigen hat mich schlichtweg überfordert.
Witzigerweise sind immer dieselben "Phasen", nach denen mein Verhalten abläuft: ich lasse nach und nach mehr Müll hauptsächlich auf dem Boden herumliegen, dieser häuft sich an, irgendwann habe ich die Schnauze voll und mache alles sauber, packe den Müll in Müllsäcke und jetzt kommts => diese Müllsäcke sind zu viele um sie in die kleine Mülltonne zu schmeißen, aber ich möchte die Säcke nicht rumstehen haben, also schaffe ich sie in meine kleinen Kämmerchen (wohne in einer Dachgeschosswohnung mit zwei kleinen Kämmerchen unter dem Dach) und denke bei mir "Die kann ich ja später nach und nach entsorgen" (was ich natürlich aus irgendeinem Grund nie gemacht habe), dann schaffe ich es eine Zeit lang Ordnung zu halten aber danach lasse ich wieder nach und nach mehr Müll auf dem Boden liegen und alles beginnt von vorne. Sprich: da sind nun eine Menge Müllsäcke voller Hausmüll in meinen Kämmerchen gestapelt.
Abgesehen von der Küche, die ich irgendwie immer mehr verkommen lasse als den Rest der Wohnung, sieht meine Wohnung oberflächlich meistens - vor allem, wenn ich Besuch erwarte; schwieriger ist es da häufig mit unangemeldeten Besuchen - sauber und ordentlich aus. Was sie ja aber eigentlich nicht ist!
Schon lange fühle ich mich nicht mehr in dieser Gegend wohl und möchte gerne umziehen, doch ich wusste nicht, wie ich dann den ganzen Müll wegschaffen soll. Also bin ich geblieben.
Und nun mein momentanes Problem, welches mir nun doch den Anstoß gegeben hat, so schnell wie möglich etwas dagegen zu tun: es hat sich herausgestellt, dass eines der beiden Kämmerchen als Zugang für den Schornsteinfeger zum Dach dient. Ich denke, ihr könnt euch jetzt vorstellen, was passiert ist. Der Schornsteinfeger musste da durch und konnte nicht, weil die ganzen Müllsäcke im Weg sind. Am Abend hat mich mein Vermieter angerufen und mir wütend mitgeteilt, dass er Müll im Haus nicht gebrauchen kann und dass ich das alles wegschaffen soll. Er gibt mir einen Monat Zeit, also bis zum17.11.2013. Dann kommt er vorbei und schaut, ob ich auch wirklich keinen Müll mehr in der Wohnung rumliegen habe!
Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll! Das ist ja nun keine unerhebliche Menge. Wie soll ich das nur entsorgen? Ich habe auch nicht gerade viel Geld zu meiner Verfügung. War jemand von euch vielleicht schon in einer ähnlichen Situation und kann mir Tipps geben?
Anvertraut habe ich mich bisher niemandem. Dafür schäme ich mich einfach zu sehr! Ich weiß, dass man das aber eigentlich tun sollte, doch ich kann mich da nicht so einfach überwinden.
Es tut auf jeden Fall schon einmal gut, das hier zu schreiben. Ich habe momentan einfach das Gefühl, da ist eine Riesenlast, die droht, mich zu erdrücken.[frown]
Hallo Jessica!
Willkommen hier bei uns. Na ja, wenn Du schon einges gelesen hast, dann wirst du ja gemerkt haben, dass Du mit Deinem Problem nicht allein dastehst. Zunächst baut es Dich vielleicht ein ganz klein wenig auf, dass Dein Problem, trotz Deiner dramatischen Kindheit, kein Wertbeimessungproblem ist. Darüber definieren die Psychodocs nämlich das "echte" Messiesyndrom, entgegen der Antriebsschwäche, die genau so übel ist, aber besser handhabbar.
Die meisten hier, wie auch ich, haben nicht nur Dein Problem, das Gefühl, totaler Überforderung, sondern sie KÖNNEN Dinge auch schwer wegwerfen, weil sie ja "noch gut" sind, man sie "irgendwann noch gebrauchen könnte" oder einfach Angst haben, sie sich eines Tages nicht mehr leisten zu können.
Trotzdem bist du hier natürlich richtig und willkommen. Nach außen hin macht es ja keinerlei Unterschied, warum man sich einmüllt.
Zunächst vielleicht etwas Prinzipielles. Es mag schlimm sein, was Dein Vermieter Dir an den Kopf geworfen hat und es macht Angst. Aber das ist das Glück oder Pech einer kleinen Wohnung. Sher viele von uns schaffen es jahre-, ja jahrzehntelang, ihr Problem vor der Außenwelt geheim zu halten. In eine größere Wohnung passen verdammt viele Schränke ... da spreche ich aus trauriger Erfahrung. Nun zum praktikablen Teil. Ein Container ist nicht teuer. Bei uns kostet er z.B. c. 50 € plus Transportkosten in der kleinsten Variante (1,5 cbm). Oder frag doch mal ein paar Freunde, ob sie Dir den Kram mal auf Eure zuständige Deponie fahren. Kauf dazu reißfeste große Säclke im Baumarkt, die Du gut verschließt.
Denk nicht über die Nachbarn nach, die was "sehen" könnten. Wie ich bereits sagte, ist die Wahrnehmung unserer Umwelt in hohem Maße abhängig davon, wie wir uns ihnen präsentieren. Wenn Du abends oder nachts mit Säcken durchs Haus schleichst, gibts Gerede. Gehst du, fröhlich vor Dich hinträllernd, mit Dutzenden Säcken durchs Haus, denk jeder, Du hast einen Lottogewinn gemacht und willst Dich neu einrichten.
Den Fehler, das Problem heimlich aus der Welt schaffen zu wollen, hab ich anfangs auch gemacht und damit viel Getuschel auf den Plan gerufen. Als mir das zu mühsam wurde und ich das Zeug einfach am hellichten Tage beseitigt habe und jedem, den ich getroffen habe, gesagt, dass ich am Wohnung entrümpeln bin, kriegte ich nur noch zu hören "Ja,ja. Da sammelt sich über die Jahre schon Vieles an. Können bei mir gleich weitermachen, wenn Sie fertig sind."
Einzig und allein Dein Verhalten entscheidet, wie Dein Umfeld Dich sieht.
Da die Frist sehr kurz ist, hast Du halt nicht viele Möglichkeiten. Den Kram in kleinen Beuteln in den öffentlichen Mülleimern oder auf Arbeit zu entsorgen, scheidet damit aus.
Jessi, jeder Mensch erlebt im Leben Niederlagen und Demütigungen, einige selbstverschuldet, einige ohne eigenes Zutun. Kein einziger, wie sehr er sich auch bemüht, bleibt davon völlig verschont. Es ist wichtig zu lernen, damit um zu gehen. Bauch rein, Brust raus, Kopf hoch und dann nimm das Problem auf die Hörner.
Sowas wird Dir bestimmt nie wieder passieren, Du musst es nur das eine Mal durchstehen.
Viel Erfolg
Kay
#3
Hallo Jessica,
es gibt noch die kaufbaren Müllsacke auf der Gemeinde oder Stadtverwaltung.
Bei uns 3 Euro das STück.
Die kannste dann neben den Mülleimer stellen und wird mitgenommen.
Allerdings darf zu jeder Mülltonne nur ein Sack dazugestellt werden.
Das ist der Haken dran. Also entweder Peu a Peu raus, oder die Säcke in der Stadt verteilen.
Viele Grüsse
Hallo Kayla,
vielen Dank für deine Antwort! Das es da ein solchen Unterschied gibt, wusste ich tatsächlich nicht. In den Medien wird das ja oft nur verallgemeinert.
Ja, seit diesem Anruf kann ich nicht mehr richtig schlafen. Ich wohne in einer ländlichen Gegend, in der "Jeder Jeden kennt" und ich mache mir ständig Sorgen, dass hinter meinem Rücken nun abfällig darüber getuschelt wird.
Das ist wirklich lustig, denn ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, die Säcke nachts heimlich herauszuschaffen, damit das keiner mitbekommt. Auch ein Container kam mir unvorstellbar vor, da meine Nachbarn das ja dann sehen würden. Aber deine Worte haben mir Mut gemacht! Von dieser Seite habe ich das noch nicht betrachtet. Schön, dass man mal mit jemanden reden kann, der einen versteht.
Ich weiß selber nicht, warum ich auf die Meinung anderer einen solchen Wert lege. Einfach so abstellen kann ich das natürlich nicht, aber ich werde auf jeden Fall an meiner Einstellung arbeiten!
Danke für deine Tipps! Ein Container ist bei dieser Frist wohl die schnellste Variante und auch nicht so teuer, wie ich dachte. Vielleicht kann ich mich sogar überwinden, meine Freunde und Familie um Hilfe zu bitten.
Liebe Grüße
Jessi
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