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Probleme! Messie?
#1
Hallo liebe Leute,
wie alle anderen hier auch, habe ich ein großes Problem mit Ordnung. Das Wort Ordnung mag ich nichtmal mit mir in Verbindung bringen, sauber würde mir fürs erste sogar reichen. Ich war noch nie ordentlich gewesen und schon als Kind war es ein Drama wenn es ans Aufräumen ging. Damals viel es mir in der Tat schwer mich von Dingen zu trennen und ich habe jeden Schnipsel aufgehoben.
Heute sieht die Sache etwas anders aus, aber nicht minder problematisch. Es fällt mir eigentlich nicht schwer mich von Dingen zu trennen, aber durch meine Essstörung und das heimliche Essen im Zimmer sammelt sich SEHR viel Müll an, den ich einfach nicht aufräume. Dadurch, dass ich die letzten Jahre auch mit Depressionen, svv, etc. zu kämpfen hatte war das Aufräumen einfach nicht meine Hauptbaustelle. Aber jetzt da es mir besser geht und ich heute am Aufräumen bin, stehe ich einfach nur schockiert vor dem Chaos und der Selbstverwahrlosung. Nach außen würde das nie jemand von mir vermuten und wenn ich Freundinnen sage, dass ich sie nicht zu mir einladen kann, weil es zu "unordentlich" ist, dann glaubt mir einfach keiner. Jedes Mal sagen sie, dass es ja wohl nicht so schlimm sein kann und sie auch nicht die ordentlichsten wären. Aber DAS ist was anderes. Ich kann euch mal kurz auflisten, wie es gerade bei mir aussieht:
- ich sitze auf meinem Bett, umgeben von Essensresten, Verpackungsmüll, Fruchtfliegen, Büchern, Kucheltieren, Kleinkram
- in meinem Schrank stapeln sich halb-leere Sojamilch-Packungen > es stinkt!
- auch in meinen Schränken befinden sich: leere Alkoholflaschen (aus der depressiven Zeit)
- mein Bett ist meiner Meinung nach recht versifft (ständig ist mir Joghurt auf die Matratze gekippt)
- der Boden ist schmutzig (Krümel, umgekippte Joghurtbecher, umgefallener Saft, etc.)
- Bevor ich angefangen habe aufzuräumen konnte ich nicht mehr durch mein Zimmer laufen; ich musste über Müll und anderen Kram steigen
- auf meinem Sessel türmen sich Kleiderberge
- überall liegt Kleinkram
- NIERGENDS ist Ordnung, nicht in den Schränken, nicht in meinen Schulsachen, nicht in meinem Auto, nicht auf meinem Pc, der Boden nicht, unterm Bett nicht, auf dem Bett nicht, in meinen Taschen nicht
Ich bin schlichtweg verzweifelt. Es war immer wieder sehr chaotisch und auch schmutzig. Dann räume ich auf. Und nach kurzer Zeit sieht es wieder genauso aus. Ich weiß nicht ob das ein Messie-Syndrom ist, aber da ich mich ja von meinen Sachen trennen kann dachte ich bisher eher nicht...? Trotzdem hoffe ich, dass ich in diesem Forum einen Platz finde, weil ich sonst mit keinem darüber reden kann. Nichtmal meiner Therapeutin konnte ich das Ausmaß meines Chaos beichten.
Was mir am meisten auffällt ist, dass ich jedes Mal wenn ich mit dem Aufräumen anfange einen unwiderstehlichen Essdrang bekomme. Dann muss ich erstmal ganz viel Essen. Ich weiß nicht ob das einfach nur das Gefühl der Überforderung auslöst, oder vielleicht die Angst vor der Leere?
Die Vorstellung eines durch und durch ordentlichen Zimmers UND Lebens ist schon verlockend. Ich glaube ich könnte mich endlich wieder kreativ ausleben und hätte wieder mehr Raum für Taten. Aber auf der anderen Seite macht mir dieses "clean- sein" auch Angst. Mein Zimmer ist meine Welt. Dort soll niemand sein, außer mir. Es ist mein Rückzugsort, nur dort gehöre ich wirklich hin. Vermutlich gibt es mir einen Teil Identität. Ich glaube ich brauche Chaos und seelischen Schmerz um irgendwie "etwas zu sein". Die Vorstellung eines leeren Zimmers (ordentlich=leer) ist da einfach beängstigend. Schaffen würde ich es aufzuräumen, keine Frage. Aber könnte ich das dann auf Dauer aus-/halten?
Ich glaube meine Angst vor Veränderungen hindert mich auch gerade. Ich habe Angst mein altes Leben (=Chaos) aufzugeben und zu neuen Horizonten aufzubrechen. Gerne hätte ich alles wieder wie vor ein paar Jahren, egal wie schlecht es mir ging. Ich vermisse einfach vieles. Zeit, Menschen, bestimmte Gefühle, Gedanken, das Lebensgefühl von damals. Alles!
So ich glaube das war es erstmal. Tut mir leid, dass der Text so lang geworden ist, aber es tat gut einfach mal alles los zu werden.
Meine zentrale Frage momentan ist eigentlich: Bin ich Messie?
Und falls nicht, vielleicht gibt es ja trotzdem ein paar Leute, denen es ähnlich geht wie mir.
Liebe Grüße,
Fuchsmädchen
Gold
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Pokal
liebes Fuchsmädchen,
danke für dein Vertrauen in die Forenmitglieder und -leser und schön, dass du dich getraut hast, uns zu schreiben.
Ich finde, du setzt dich sehr intensiv mit dem Thema auseinander und weisst bereits recht viel.
Deinen Worten entnehme ich, dass du recht jung bist und bei deinen Eltern wohnst. Ich nehme an, dadurch bist du auf das heimliche Essen angewiesen?
Denn deine Leute passen da sehr auf dich auf, dass du nicht mehr isst als sie meinen, es sei gut für dich. Auch eine Annahme von mir.
Wenn du dazu ein paar Ergänzungen machen kannst, würde ich mich freuen.
Ich vermute und rate, dass die äusseren Umstände dazu beitragen, dass du die leeren Essenspackungen nicht entsorgst.
Mal eine hypothetische Frage: Wenn du deine eigenen 4 Wände hättest und du für dein Essensverhalten voll und allein verantwortlich wärst, wie würde es bei dir aussehen?
Wärst du in der Lage die leeren Essensbehälter zu entsorgen?
Die Leere kannst du mit Dingen ausgleichen, die weniger stark riechen und die Fliegen nicht anlocken, also da sind viele Möglichkeiten vorhanden.
Was das Essen angeht, dann ist mir der Zusammenhang mit der LEERE vor der du Angst hast bekannt.
Einen weiteren Punkt, den ich kenne: Wenn du als Baby gefüttert worden bist, dann warst du auf dem Arm und konntest dich für einen Augenblick geborgen und wohl fühlen (als Baby sind dir die Worte nicht bekannt) und gleichzeitig hast du mit dieser Geborgenheit den Löffel gespürt und das Essgefühl kennen gelernt. Und wenn du heute isst, könnte es sein, dass du dir unbewusst die Geborgenheit, das Wohlfühlen ebenfalls suchst.
Das Thema mit der LEERE und der Angst und der Scham gegenüber anderen wegen des Chaos sind Indizien, die für mich dafür sprechen, dass du Messie sein könntest.
Viele Betroffene haben ein Thema mit dem Essverhalten und eine voluminöse Figur. Ich glaube, es gibt kaum einen Betroffenen, der sich von der Erfahrung mit Depressionen frei sprechen kann.
Wenn es dich unterstützt zu wissen, dass du Messie bist, dann sei willkommen in diesem Club. Sobald du das als Thema bei dir wahrnimmst, dann ist es so.
Ich habe mal in einem Filmbeitrag ein super-aufgeräumtes Haus gesehen und die Frau bezeichnete sich als Messie, weil sie Geschirr für 18 Personen hatte, obwohl sie zu zweit waren.
Und ich lese aus deinen Worten, dass du den Kern deiner Themen bereits sehr gut kennst und weisst, mit was du dich auseinander setzen kannst, damit du eine Veränderung erlebst. Freue ich, dass du das alles weisst.
Viele Grüsse
Sonja
Hallo Fuchsmädchen!
Erstmal willkommen im Forum. Das Wichtigste hat Sonja ja schon gesagt. Sofern andere Erkrankungen ausgeschlossen wurden (die eine Antriebslosigkeit zur Folge haben), gilt in meinen Augen - im Zweifelsfalle ist man ein Messie. Ich möchte, auch wenn das brutal klingt, erklären, warum. Die Strategien, welche Messis bei der Verbesserung der Selbstorganisation helfen, helfen auch jedem normalen Liederling. Da bekommt man kein Rezept für und keinen Beipackzettel.
Und es hilft, zu wissen, dass die Sache einen Namen hat und andere genau so damit zu kämpfen haben.
Obwohl meine Wohnung nun endlich weitgehend sauber, wenn auch lang noch nicht komplett entrümpelt ist, ist Essen auch ein Thema für mich. Vor allem in der Form: Nach Hause kommen - "Jetzt isst du erstmal was, dann fängst du an, auf zu räumen" - futtern - zu faul sein, um auch nur noch eine Hand zu rühren.
Meine Strategie dagegen ist ledier nicht praktikabel für Dich, da Du ja noch bei Deinen Eltern wohnst. Ich habe mir angewöhnt, prinzipiell nur Dinge ein zu kaufen, die ich zwar esse, aber die nicht unbedingt mein Lieblingsessen sind und vor allem welche, die eine gewisse Zubereitungszeit erfordern.
Dann kann ich anfangen, Essen zu machen und das innere Teufelchen beschwichtigen "Bis das Essen fertig ist, können wir doch noch Dies und Jenes machen". Nicht nur dass das hervorragend klappt, oft stelle ich fest, dass ich, wenn ich mit der Arbeit fertig bin, oft gar keinen oder sehr viel weniger Hunger habe.
Selbstredend kann das Zumüllen Reviermarkierung sein. Übrigens auch, wenn man kein Messie ist. Das habe ich bei meinen eigenen Kindern in milderer Form beobachtet. Als sie in die Pubertät kamen, fingen sie an, in ihren Zimmern Chaos an zu richten, wohl wissend, dass mein Credo ist "Ich räume Jugendlichen nicht ihre Zimmer auf". War das Zimmer dreckig und zugemüllt, waren sie sicher vor meinen Aufräumanfällen. Und das ging hin bis zu wunderschönen bunten Schimmelfeldern auf gebrauchtem Geschirr und Essensresten mit Zuchten von Angelködern. Fußböden, auf denen grüne, rote und gelbe Flüssigkeiten wie abstrakte Gemälde ineinandergelaufen waren, waren auch normal.
Das haben sie nicht von mir gelernt damals, solange sie im Haushalt waren, war ich in der Lage, einen minimalen Ordnungsstatus aufrecht zu erhalten - zumindest war es sauber.
Als meine Kinder auszogen und eigene Wohnungen hatten, endete diese Sauerei schlagartig. Keines von ihnen rümpelt seine eigene Wohnung zu.
Das ist jetzt keine Aufforderung, zu warten, obs bei Dir genau so ist. Wenn es nicht indiskret ist - wurde abgeklärt, woher Deine Depressionen und Deine Essstörung stammen? Denn oftmal (und das betrifft mich selbst auch) bekämpfen wir ein psychisches Problem scheinbar erfolgreich und es manifestiert sich sofort als etwas anderes. Am deutlichsten wird das dort, wo ein Fehlerverhalten ins direkte Gegenteil umschlägt, aber oftmals ist das Problem gar nicht so deutlich ersichtlich.
Zudem ist manchmal die Liederlichkeit generell nur Folge von etwas Anderem. Soziophobie und Agoraphobie führen z.B. schnell zum Vermüllen, da man als Betroffener das Verlassen der eigenen vier (schützenden) Wände als furchteinflößend empfindet.
Aber, seis, wies sei, du bist nicht allein mit dem Problem und ich glaube, Du bist nicht mal der größte Liederling in der Welt, ja, nicht einmal in Deiner Stadt, d.h. du hast nicht mal eine Chance auf einen Eintrag im Guiness Buch - und wozu ist so ein Cahos sonst gut ;-)? Fang ganz sachte an, das zu ändern, Schrittchen für Schrittchen, dann schffst Du das auch.
Kay
#4
Kayla,das hast Du sehr schön ausgedrückt. Ich weiss nicht, ob ich das auch hingekriegt hätte. Ich bin gut im Reagieren auf einen anderen Text, aber meine Anfänge, auch in Leserbriefen......,
das ist entweder in der Art von "mit der Tür ins haus fallen" oder ich finde ewig kein Ende. Mein lieber Pfarrer von dunnemals konnte das wunderbar,auf meine langen Briefe und Faxe hat er sehr schön knapp und deutlich geantwortet. Aber ich tue mich oft schwer, meine Gedankenschritte in wenigen knappen Statements zusammenzufassen,obwohl ich weiss,das nervt andere.
Mir ist auch gesagt worden,ich erzähle immer viel zu viel, das kann oder will der andere oft gar nicht wissen/aufnehmen. Liegt vielleicht mit daran,
dass ich wenig Möglichkeiten habe für stressfreie Gespräche ausserhalb Internet. Mein Teddymän ist da keine Leuchte, eher wie Typ grosses Kind,kann er auch nicht dafür,
aber ansonsten wirklich sehr lieb.
Also ich muss morgen erstmal zum Arzt, habe mir im Urlaub bei einem speziellen Wannenbad - weil ich keine Wanne habe - durch die Verwendung einer Essenz
einen juckenden Ausschlag zugezogen. Ansonsten geht es natürlich hier weiter mit - wer schreibt es so schön ? - Erhaltungsarbeit und dann auch im Arbeitszimmer
einen Anfang finden, das ist Pflicht in dieser Woche. ausserdem kommt Besuch, eine langjährige Bekannte putzt mir die Fenster gegen Geld, weil es mir mittlerweile
über die Kraft geht und mit dem Gleichgewicht ist es auch nicht gut bestellt, das hängt wiederum hauptsächlich mit der Schwerhörigkeit zusammen,genauso wie viele
schwerhörige Kinder Brille brauchen. Ist halt so.
Und so wie ich Zeit und Lust habe,komme ich hier wieder her zum "Reden". Und am WE geht es mit Teddymän auf Kurzreise zu einer Gruppe,
die wir seit 30Jahren kennen. Thema "Vertrauen wagen". Tschüss erstmal Mausohr
Gold
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Hmm, Mauseöhrchen,
da tauchen Hinweise zu Rückmeldungen auf, die mir vertraut sind.
Du redest zu lange und zu viel - ich auch.
du schreibst zu umfangreich - ich auch.
ich finde oft kein ende - meistens am Telefon oder beim verabschieden. kennst du das auch?
ist das unser Phänomen, das wir teilen, oder das der Gattung "Chaoten"?
viele grüsse
sonja
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